
Obwohl mittlerweile seit mehr als 60 Jahren eine wirkungsvolle Impfung gegen Gelbfieber verfügbar ist, stellt diese Tropenkrankheit nach wie vor ein ernst zu nehmendes Gesundheitsproblem für die Welt dar. Laut WHO sind die Zahlen an Erkrankungen in den letzten zwei Jahrzehnten sogar sichtbar angestiegen.
Inhaltsverzeichnis
Diese Virusinfektion wird durch Steckmücken übertragen und taucht dabei hauptsächlich in den tropischen Regionen der Erde auf. Gerade die schwere Verlaufsform geht mit einer sehr hohen Sterblichkeitsrate einher und erfordert eine intensive medizinische Betreuung.
In diesem Artikel gibt es alle wichtigen Informationen rund um die Tropenkrankheit Gelbfieber: Wo und wie erfolgt eine Ansteckung, welchen Verlauf nimmt die Erkrankung und wie kann man sich effektiv davor schützen?
Was ist Gelbfieber?
Gelbfieber ist eine Viruserkrankung, die durch Mücken übertragen wird. Risikogebiete für eine Infektion finden sich auf der ganzen Welt, dabei jedoch fast ausschließlich in den Tropen. Eine Infektion mit dem Virus kann recht unterschiedlich verlaufen, wobei auch lebensbedrohliche Verläufe möglich sind. Eine spezifische Therapie gegen Gelbfieber gibt es zwar nicht, allerdings stehen wirkungsvolle Impfstoffe zur Verfügung.
Gelbfieber – Erreger und Übertragung
Das Gelbfieber-Virus gehört zur Gruppe der Flaviviren („flavus“ bedeutet im Lateinischen „gelb“). Hierzu zählen auch andere häufige Viruserkrankungen, wie zum Beispiel FSME, Denguefieber, Japanische Enzephalitis sowie das Zikavirus.
Die Übertragung von Gelbfieber erfolgt durch Mücken. Hierbei spielt vor allem die Gelbfiebermücke „Aedes aegypti“ eine ausschlaggebende Rolle. Sie ist überwiegend tagaktiv, wobei es in naturnahen Regionen, wie etwa in Wäldern oder im Dschungel, auch nachtaktive Exemplare gibt.
Die Aedes aegypti selbst erkrankt allerdings nicht an Gelbfieber, sondern dient vielmehr als Vektor für die Übertragung der Erkrankung. Sie infiziert demnach Affen und Menschen, indem sie das Virus im Rahmen einer Blutmahlzeit überträgt.
Unterscheidung von 2 Arten der Infektion
Prinzipiell lassen sich zwei Arten von Gelbfieber-Infektionen unterscheiden. Dies ist zum einen das Dschungel-Gelbfieber, wobei das Virus von einem in der Natur lebenden Primaten über eine Mücke auf den Menschen übertragen wird. Im Gegensatz dazu erfolgt bei der urbanen Variante des Gelbfiebers eine Übertragung von einer infizierten Person über Aedes aegypti wieder auf einen Menschen, wie es vor allem in tropischen Risikogebieten mit hohen Fallzahlen vorkommt.
Es ist jedoch in diesem Zusammenhang wichtig zu betonen, dass eine Infektion lediglich über einen Mückenstich erfolgen kann. Eine Übertragung direkt von Mensch zu Mensch ist nicht möglich, sondern es wird stets die Mücke als Vektor benötigt.
Gelbfieber – Verbreitung und Vorkommen
Betrachtet man die Weltkarte im Ganzen hinsichtlich ihrer Risikogebiete für Gelbfieber, so lässt sich in gewisser Weise ein „Gelbfiebergürtel“ ausmachen. Dieser erstreckt sich streifenartig über die tropischen Regionen von Afrika und Südamerika, wo das Risiko einer Erkrankung als hoch einzustufen ist.
Beispiele für Risikogebiete auf dem afrikanischen Kontinent sind etwa die Länder Äthiopien, Ghana, Kenia und Uganda. In Südamerika hingegen sind aktuell zwölf Länder sowie einige vereinzelte Inseln in der Karibik betroffen. Auffällig viele Fälle von Gelbfieber treten in dieser Region in Bolivien, Brasilien, Ecuador, Kolumbien und Peru auf.
Obwohl sich in Asien auch viele Gebiete prinzipiell in der tropischen Zone befinden, gibt es dort bisher keine dokumentierten Fälle dieser Viruserkrankung.
Auch wenn die Zahl an Risikogebieten einigermaßen überschaubar ist, so häufen sich in diesen Ländern die Fallzahlen stark. Schätzungen der WHO zufolge gibt es jedes Jahr rund 200.000 Gelbfieber-Fälle weltweit. Darüber hinaus ist die Krankheit für 60.000 Todesfälle pro Jahr verantwortlich.
Erkrankungen in Deutschland
In Deutschland stellt die Erkrankung nach wie vor eine Rarität dar. Dies ist natürlich zum einen darauf zurückzuführen, dass es aufgrund der klimatischen Bedingungen keine Mückenpopulationen von Aedes aegypti hierzulande gibt. Zum anderen sind aber auch Reisende beziehungsweise Reiserückkehrer aus Risikogebieten so gut wie nie von Gelbfieber betroffen. Das liegt hauptsächlich an der äußerst effektiven Impfung gegen diese Krankheit, die für die Einreise in viele dieser Länder verpflichtend ist (weitere wichtige Informationen rund um die Impfung gibt es im letzten Abschnitt). Die letzten dokumentierten Fälle von Gelbfieber in Deutschland bei Reiserückkehrern gab es 2018 und 1999.
Verlauf und Beschwerden bei Gelbfieber-Erkrankung
Die Inkubationszeit, also die Zeitspanne zwischen Infektion mit dem Virus und dem Auftreten der ersten Symptome, beträgt bei Gelbfieber drei bis sechs Tage. Der genaue Verlauf der Infektion ist variabel; bei einem Großteil der Betroffenen verläuft sie sogar komplett asymptomatisch oder lediglich mit einer milden Symptomatik. Dies ist vor allem bei infizierten Kindern der Fall.
Zwei Phasen des Symptom-Verlaufs
Daneben kann Gelbfieber jedoch auch mit deutlichen Symptomen einhergehen. Typisch ist dabei ein Verlauf in zwei Phasen: Während zunächst einige unspezifische Beschwerden auftreten, kommt es in circa 15 Prozent der Fälle (nach einer kurzen Periode der Besserung) zu einer drastischen Verschlechterung des Gesundheitszustandes.
In der ersten Phase kommt es in der Regel zu einem plötzlichen Symptombeginn mit Fieber, Schüttelfrost, Muskelschmerzen (Myalgie) und Übelkeit / Erbrechen. Des Weiteren können auch Kopfschmerzen, Nasenbluten sowie eine relative Bradykardie (Abnahme der Schlagfrequenz des Herzens) auftreten. Meist bilden sich diese Beschwerden allerdings innerhalb von drei bis vier Tagen wieder zurück. Beim überwiegenden Teil der Erkrankten stellt sich zudem nach dem Überstehen dieser Phase eine Genesung ein.
Phase 2: Toxischer Verlauf
Bei ungefähr 15 von 100 Personen schließt sich allerdings an diese erste Phase noch eine zweite, sogenannte „toxische“ Phase an. Oftmals bilden sich die Symptome zunächst kurz zurück, bevor es dann zum schweren Krankheitsbild kommt. Die toxische Phase beim Gelbfieber kennzeichnet sich durch einen erneuten, starken Fieberanstieg mit einem begleitenden Abfall des Pulses. Es kommt außerdem zum „hämorrhagischen Fieber“, also Fieber mit einer generalisierten Blutungsneigung (ähnlich wie beim schweren Verlauf des Denguefiebers). Hierbei kann es zu Blutungen nahezu im gesamten Körper kommen, beispielsweise im Rachenraum, im Magen-Darm-Trakt, in der Haut oder in anderen Organen. Je nach Lokalisation der Blutungen tritt dementsprechend etwa Nasenbluten, Bluterbrechen oder blutiger Stuhl auf.
Ist die Leber im Rahmen der toxischen Phase betroffen, so stellt sich ein Ikterus ein. Die gelben Skleren der Augen waren ursprünglich verantwortlich für die Namensgebung „Gelbfieber“. Die Leberbeteiligung kann bis hin zum akuten Leberversagen verlaufen. Auch Nierenfunktionsstörungen sind möglich. Manchmal treten darüber hinaus Störungen des Zentralen Nervensystems auf. Hierbei zeigen Erkrankte beispielsweise Sprachschwierigkeiten, Bewegungsstörungen oder einen Tremor (Zittern).
Die Letalität der toxischen Phase des Gelbfiebers liegt zwischen 20 und 60 Prozent. Aus diesem Grund steigt die Gesamtsterblichkeit dieser Tropenkrankheit auf zehn bis 20 Prozent. Nach einer durchgemachten Infektion besteht eine lebenslange Immunität.
Wie wird Gelbfieber diagnostiziert?
Zu Beginn des diagnostischen Prozesses sollte man zunächst andere in Frage kommende Erkrankungen ausschließen, die eine ähnliche Symptomatik hervorrufen können. Mögliche Differentialdiagnosen sind beispielsweise Hepatitis, Malaria, Denguefieber oder andere Verursacher von hämorrhagischen Fieber (zum Beispiel Lassafieber, Ebolafieber). Aufgrund der geografischen Verbreitung dieser Tropenkrankheiten ist auch eine genaue Reiseanamnese unerlässlich.
In labordiagnostischer Hinsicht bietet sich in der akuten Phase einer Erkrankung mit Gelbfieber eine PCR an, um Virusbestandteile im Blut nachzuweisen. In der etwas „späteren“ akuten Phase kann man zudem auch Antikörper gegen den Erreger zur Diagnostik anwenden, etwa durch einen ELISA-Test. Um die Diagnose post mortem als Todesursache zu bestätigen wird außerdem das Gelbfieberantigen nachgewiesen.
Blutdiagnostik
Typische Laborveränderungen, die sich bei Erkrankten finden lassen, sind:
• Initiale Leukopenie (Abfall weißer Blutzellen), später Leukozytose (Anstieg weißer Blutzellen)
• Abfall der Thrombozyten (Thrombozytopenie)
• Pathologische Gerinnungstests
• Erhöhung der Transaminasen ALAT und ASAT (je nach Schweregrad)
• Albumin im Urin
Gelbfieber – Therapie
Für Gelbfieber gibt es keine kausale Therapie, was die Problematik dieser Tropenkrankheit verdeutlicht und eine der wichtigsten Ursachen für die hohe Letalität der Erkrankung darstellt. Dementsprechend erfolgt die Behandlung in erster Linie symptomorientiert. Hierbei kommen beispielsweise Schmerzmittel oder Substanzen zur Fiebersenkung zum Einsatz. Wichtig ist jedoch: Aufgrund der generalisierten Blutungsneigung sollte auf Medikamente verzichtet werden, welche das Blutungsrisiko weiter erhöhen. Hierzu zählen zum Beispiel ASS oder Ibuprofen.
Vor allem bei toxischen Verläufen von Gelbfieber kann eine intensivmedizinische Betreuung erforderlich sein. Doch auch bei Aufnahme auf eine Intensivstation bleibt die Letalität der toxischen Phase sehr hoch.
In jüngster Zeit wurden Tests zur Verwendung von Interferon alpha bei einer Infektion durchgeführt. Ob dies sinn- und wirkungsvoll ist, wurde bisher aber noch nicht genau geklärt.
Impfung und Vorbeugung
Die wichtigste Maßnahme zur Vorbeugung von Gelbfieber besteht in einer Impfung. Empfohlen wird sie in Deutschland bei Reisen in Risikogebiete. Manche der Länder mit erhöhtem Risiko fordern eine dokumentierte Gelbfieber-Impfung sogar als Einreisebedingung für Touristen/-innen. Bei dieser Impfung handelt es sich um einen Lebendimpfstoff, der ausschließlich in speziellen Gelbfieber-Impfstellen verabreicht werden darf.
Die Grundimmunisierung mit einer Dosis entfaltet in der Regel nach zehn Tagen ihre volle Wirkung und sollte dementsprechend rechtzeitig vor Reisebeginn verabreicht werden. Der Schutz hält ungefähr zehn Jahre lang an. Eine Auffrischung bei erneuter Risikoexposition sollte demnach nach diesem Zeitraum einmalig erfolgen. Im Anschluss ist von einer lebenslangen Immunität auszugehen.
Säuglinge unter sechs Monate sowie stillende Frauen sollten keine Impfung erhalten. Da der Impfstoff einen großen Anteil an Hühnereiweiß enthält, sollte auch bei einer Allergie gegen dieses Produkt auf eine Impfung verzichtet werden.
Mückenschutz als präventive Maßnahme
Weitere wichtige Maßnahmen zur Prävention von Gelbfieber-Infektionen zielen auf die Vermeidung von Mückenstichen ab. Bei Aufenthalt in einem Risikogebiet sollte man auf lange Kleidung achten und sich selbst darüber hinaus mit Mückenschutzmitteln einsprühen. Auch Mückengitter /-netze an Bett und Fenster sind effektive Maßnahmen der Vorbeugung.
In Risikogebieten kann die Prävention schließlich auch durch die Bekämpfung des Vektors erfolgen. In dieser Hinsicht steht die Ausrottung der Brutstätten von Aedes aegypti im Vordergrund.
Fieber im Überblick
Dieser Artikel ist nur zu Information bestimmt. Der Inhalt kann und darf nicht verwendet werden, um selbst Diagnosen zu stellen sowie Behandlungen anzufangen oder abzusetzen. Die Informationen können keinen Arztbesuch ersetzen. Die Beantwortung individueller Fragen ist leider nicht möglich.