
Acetylsalicylsäure, kurz ASS, geht zurück auf die seit einigen tausend Jahren bekannten Eigenschaften der Salicylate: fiebersenkend, schmerzlindernd und entzündungshemmend. Deswegen ist der Wirkstoff in einer Vielzahl von Medikamenten enthalten, die eine oder mehrere dieser Wirkungen erzielen sollen.
Inhaltsverzeichnis
Das Wichtigste in Kürze:
- Acetylsalicylsäure zählt zu den nicht-steroidalen Antirheumatika/Antiphlogistika (NSAR).
- Am bekanntesten ist das Schmerzmittel in Form von Aspirin.
- Der Wirkstoff des Schmerzmittels hemmt die Cyclooxygenase, die als Enzym im Körper zum Beispiel an Entzündungsprozessen und der Schmerzentstehung beteiligt ist
- Darüber hinaus wird über die Hemmung der Cyclooxygenase auch die Blutgerinnung beeinflusst.
- Acetylsalicylsäure sollte nicht zur Langzeitbehandlung von Schmerzen eingesetzt werden.
Acetylsalicylsäure – Wirkung
Die Wirkungen von Acetylsalicylsäure basieren auf der Hemmung eines Enzyms, der Cyclooxygenase. Diese ist an der Herstellung von Prostaglandinen maßgeblich beteiligt. Die verschiedenen Prostaglandine wiederum steuern im Körper beispielsweise Entzündungs- und Schmerzprozesse, wirken als Mediatoren für Hormone und regulieren die Entstehung von Fieber. Sie wirken über G-Protein gekoppelte Rezeptoren und sorgen beispielsweise für eine Erhöhung der Sensibilität von Schmerzrezeptoren. Darüber hinaus sorgen sie für eine Vasodilatation der Gefäße und vermitteln Entzündungsreaktionen.
Der Mechanismus wird vor allem durch die Cyclooxygenase-(COX)-2vermittelt. Eine viel höhere Affinität hat Acetylsalicylsäure jedoch zur Cyclooxygenase-1. Diese ist an der Synthese von Thromboxanen beteiligt, die als Gegenspieler der Prostaglandine fungieren, da sie eine Vasokonstriktion machen. Zusätzlich dazu ist Thromboxan an der Thrombozytenaggregation (also dem Verkleben der Blutplättchen) beteiligt und ist so insgesamt an der Blutstillung beteiligt. Geht das Gleichgewicht zwischen Thromboxanen und Prostaglandinen verloren, kann es zu Veränderungen der Gefäße kommen, durch die beispielsweise Arteriosklerose entsteht. ASS blockiert diesen Prozess und hemmt über die COX-1 die Thrombozytenaggregation, wirkt also als Blutverdünner.
Acetylsalicylsäure – Anwendung und Dosierung
Je nach Indikation und gewünschter Wirkung, wird Acetylsalicylsäure ASS unterschiedlich dosiert und angewendet. Normalerweise erfolgt die Darreichung von Acetylsalicylsäure in Tablettenform oder als Brausetablette. Grundsätzlich sollten die ärztlichen Hinweise bzw. die Informationen der Apotheker/innen oder der Packungsbeilage beachtet werden.
Im Rahmen einer Schmerzbehandlung ist ASS nur für die kurzzeitige Anwendung geeignet. Im Falle einer Operation oder eines Unfalls, müssen die behandelnden Ärzte wegen der blutverdünnenden Wirkung darauf hingewiesen werden, dass eine Behandlung mit Acetylsalicylsäure erfolgt ist. Es sollte daher mehrere Tage vor Operationen oder beispielsweise zahnchirurgischen Eingriffen abgesetzt werden.
Wann wird Acetylsalicylsäure eingesetzt?
- Dauertherapie zur Prävention kardiovaskulärer Ereignisse wie Herzinfarkte, Schlaganfälle oder andere arterielle Verschlüsse
- erhöhtes Thrombose-Risiko
- Entzündungshemmer bei Erkrankungen wie Rheuma, oder in der Schmerz-Therapie zum Einsatz.
- gegen Kopfschmerzen, Gelenk- und Muskelschmerzen oder bei fieberhaften Erkältungsbeschwerden angewendet.
- im Notfall gemeinsam mit anderen Medikamenten zur Behandlung des akuten Herzinfarktes eingesetzt.
- zur Vorbeugung von kardiovaskulären Ereignissen, wie beispielsweise Herzinfarkten oder Schlaganfällen.
Acetylsalicylsäure ist nicht immer Aspirin
Eine der bekanntesten Marken, unter der Acetylsalicylsäure-haltige Medikamente vertrieben werden, heißt Aspirin. Aspirin ist eine weltweit so erfolgreiche Marke, dass sie häufig synonym für Acetylsalicylsäure verwendet wird. Unter der Marke Aspirin werden eine Vielzahl von Medikamenten angeboten, die ASS enthalten. Neben Schmerzmitteln in Tablettenform gibt es u.a. auch Brausetabletten oder Kautabletten mit dem Wirkstoff.
Acetylsalicylsäure – Nebenwirkungen
Durch die Hemmung der Prostaglandinsynthese, ist die Produktion von Magenschleim und damit der schützende Effekt auf die Magenschleimhaut herabgesetzt. Daraus können folgende Nebenwirkungen entstehen:
- Sodbrennen
- Übelkeit
- Erbrechen
- Magenschmerzen
- Magenschleimhautentzündung entsteht.
- Einblutungen in der Magen-Darm-Schleimhaut
- Magengeschwüre
In seltenen Fällen kann ASS allergische Hautreaktionen auslösen. Wer höhere Aspirin-Dosen über einen längeren Zeitraum einnimmt, muss außerdem mit folgenden Nebenwirkungen rechnen:
- Ohrensausen
- vermindertes Hörvermögen
- Schwindel
- stärkere Blutungen des Gastrointestinaltrakts
- tiefe Ulzerationen
Vergiftungen mit ASS können bei akut toxischen Dosen von etwa 10g (oder 200 mg pro kg Körpergewicht) auftreten. Sie sind durch anfängliche Hyperventilation, starkes Schwitzen und Reizbarkeit charakterisiert. Im Verlauf kann es zu Atemlähmung kommen.
Acetylsalicylsäure – Wechselwirkungen und Kontraindikationen
In Kombination mit anderen Medikamenten, kann die Einnahme von Acetylsalicylsäure zu gefährlichen Wechselwirkungen führen. Dies betrifft vor allem erhöhtes Blutungsrisiko durch eingeschränkte Blutgerinnungseffekte.
Patienten, die beispielsweise regelmäßig Phenprocoumon (Falithrom) oder Clopidogrel anwenden, sollten unbedingt vermeiden, ASS-haltige Medikamente zusätzlich einzunehmen.
Eine weitere Kombination, die vermieden werden sollte, ist die gleichzeitige Einnahme von ASS und Ibuprofen. Während einerseits das Blutungsrisiko steigt, wird andererseits der thrombozytenaggregationshemmende Effekt der Acetylsalicylsäure herabgesetzt. Das kann besonders für die Patienten gefährlich werden, die ASS als Dauermedikament zur Herzinfarkt- oder Schlaganfallprophylaxe einnehmen müssen.
Die Kombination von ASS und kortisonhaltigen Medikamenten ist ebenfalls bedenklich, da sich dabei die gastrointestinalen Nebenwirkungen verstärken können. Das gleiche trifft auf den Konsum von Alkohol zu.
Auch ASS kann Wirkung anderer Medikamente beeinflussen
Auch Acetylsalicylsäure selbst kann die Wirkung anderer Medikamente abschwächen. Beispielsweise können Gichtmittel oder bestimmte Blutdrucksenker in ihrer Wirksamkeit herabgesetzt werden, wenn sie kombiniert mit ASS eingenommen werden.
Die Einnahme von Acetylsalicylsäure ist für bestimmte Personengruppen kontraindiziert, da lebensbedrohliche Komplikationen die Folge sein können. Im folgenden sind die absoluten und relativen Kontraindikationen sowie Anwendungshinweise für ASS aufgeführt:
- letztes Schwangerschaftsdrittel
- in der Stillzeit werden Ausweichpräparate empfohlen
- Kinder unter 15 Jahren (Risiko eines Reye-Syndroms)
- postoperative Schmerztherapie
- aktives Magengeschwür oder Magen-Darm-Blutungen
- vorherigen Asthmareaktionen auf die Einnahme
- Blutgerinnungsstörungen
Häufige Fragen
- Was macht Acetylsalicylsäure?
- Ist in Paracetamol und Ibuprofen Acetylsalicylsäure?
- Ist Acetylsalicylsäure blutverdünnend?
- Wie stellt man Acetylsalicylsäure her?
- Wie wirkt Acetylsalicylsäure?
Acetylsalicylsäure wirkt entzündungshemmend, schmerzstillend und fiebersenkend. Außerdem verhindert es die Thrombozytenaggregation und wirkt daher blutverdünnend.
In Paracetamol und Ibuprofen ist keine ASS. Es sind zwei eigenständige Wirkstoffe. Der Wirkmechanismus ist zwar jeweils ähnlich, aber es handelt sich um drei verschiedene Substanzen.
Ja, Acetylsalicylsäure wirkt dosisabhängig blutverdünnend, da es das Verkleben der Blutplättchen (Thrombozytenaggregation) hemmt.
Natürlicherweise ist Acetylsalicylsäure in der Rinde des Weidenbaums enthalten, die deswegen in der frühen Heilkunde eine große Bedeutung hatte. In modernen Medikamenten wird die Kolbe-Schmitt-Reaktion angewendet. Dabei handelt es sich um eine bestimmte chemische Reaktion zur Herstellung von Acetylsalicylsäure.
Acetylsalicylsäure hemmt das Enzym Cyclooxygenase. Auf diesem Wirkmechaninsmus basiert die entzündungshemmende, schmerzlindernde und fiebersenkende Wirkung.