
Acetylsalicylsäure, kurz ASS, geht zurück auf die seit einigen tausend Jahren bekannten Eigenschaften der Salicylate: fiebersenkend, schmerzlindernd und entzündungshemmend. Deswegen ist der Wirkstoff in einer Vielzahl von Medikamenten enthalten, die eine oder mehrere dieser Wirkungen erzielen sollen.
Abgesehen davon ist der Arzneistoff Acetylsalicysäure ASS häufig frei verkäuflich in der Apotheke erhältlich. Am bekanntesten ist das Schmerzmittel in Form von Aspirin. Anwender/-innen sollten also unbedingt darüber Bescheid wissen, wie ASS wirkt, welche Nebenwirkungen zu erwarten sind und wann Acetylsalicylsäure auf keinen Fall angewendet werden sollte. Alles Wissenswerte gibt es im folgenden Artikel.
Was ist Acetylsalicylsäure?
Die Acetylsalicylsäure soll zu ersten Mal vom Chemiker und Apotheker Felix Hoffmann chemisch rein dargestellt worden sein und zählt zu den nicht-steroidalen Antirheumatika/Antiphlogistika (NSAR). Es entfaltet eine entzündungshemmende Wirkung, ist aber kein Kortisonpräparat. Der Wirkstoff des Schmerzmittels hemmt pharmakologisch die Cyclooxygenase, die als Enzym im Körper zum Beispiel an Entzündungsprozessen und der Schmerzentstehung beteiligt ist.
Darüber hinaus wird über die Hemmung der Cyclooxygenase auch die Thrombozytenaggregation, also die Zusammenlagerung von Blutplättchen (sprich: die Blutgerinnung) beeinflusst.
Acetylsalicylsäure – Wirkung
Die Wirkungen von Acetylsalicylsäure basieren auf der Hemmung eines Enzyms, der Cyclooxygenase. Diese ist an der Herstellung von Prostaglandinen maßgeblich beteiligt. Die verschiedenen Prostaglandine wiederum steuern im Körper beispielsweise Entzündungs- und Schmerzprozesse, wirken als Mediatoren für Hormone und regulieren die Entstehung von Fieber. Durch die Hemmung der Cyclooxygenase, wird die Prostaglandinsynthese maßgeblich gehemmt. Auf diesem Mechanismus basieren die anti-entzündlichen, schmerzstillenden und fiebersenkenden Wirkungen von Acetylsalicylsäure.
Die Cyclooxygenase ist ebenfalls an der Synthese von Thromboxanen beteiligt, die in der Folge unter anderem Gefäße eng stellen und das Verkleben von Blutplättchen (Thrombozytenaggregation) bei Blutungen fördern. Auch hier hat Acetylsalicylsäure einen Effekt durch die Hemmung der Cyclooxygenase. ASS wirkt als Thrombozytenaggregationshemmer also auch blutverdünnend.
Acetylsalicylsäure – Anwendung und Dosierung
Je nach Indikation und gewünschter Wirkung, wird Acetylsalicylsäure ASS unterschiedlich dosiert und angewendet.
Bereits niedrige Dosen wirken blutverdünnend. ASS wird daher in der Dauertherapie zur Prävention kardiovaskulärer Ereignisse eingesetzt. Damit sind vor allen Dingen Herzinfarkte, Schlaganfälle oder andere arterielle Verschlüsse gemeint. Die übliche Dosis liegt dabei hierzulande bei ein Mal täglich 100mg Acetylsalicylsäure. Acetylsalicylsäure wird in diesem Zusammenhang auch bei Personen mit erhöhtem Thrombosen-Risiko (Bildung von Blutgerinnseln) eingesetzt.
In höherer Dosierung kommt Acetylsalicylsäure am häufigsten bei Fieber, als Entzündungshemmer bei Erkrankungen wie Rheuma, oder in der Schmerz-Therapie zum Einsatz. Die tägliche Höchstdosis von 3000mg sollte dabei nicht überschritten werden. Hohe Dosen ASS sind für die dauerhafte Anwendung, wegen unerwünschter gastrointestinaler Wirkungen, nicht geeignet.
Auch in der Akutmedizin wird Acetylsalicylsäure angewendet. Beispielsweise wird in der Behandlung akuter Herzinfarkte ASS gemeinsam mit anderen Medikamenten eingesetzt.
Wann wird Acetylsalicylsäure eingesetzt?
Acetylsalicylsäure wird wegen seiner Wirkung gegen Schmerzen, Fieber und Entzündungen eingesetzt. Arznei-Produkte mit dem Inhaltsstoff ASS werden meist gegen Kopfschmerzen, Gelenk- und Muskelschmerzen oder bei fieberhaften Erkältungsbeschwerden angewendet.
Im Notfall wird Acetylsalicylsäure wegen seiner gerinnungshemmenden Wirkung gemeinsam mit anderen Medikamenten zur Behandlung des akuten Herzinfarktes eingesetzt. Ein weiteres sehr verbreitetes Einsatzgebiet ist die Vorbeugung von kardiovaskulären Ereignissen, wie beispielsweise Herzinfarkten oder Schlaganfällen. Wer ASS zur Schmerztherapie anwendet, sollte sich daher über das Risiko im Klaren sein, dass eine erhöhte Blutungsgefahr besteht.
Eine der bekanntesten Marken, unter der Acetylsalicylsäure-haltige Medikamente vertrieben werden, heißt Aspirin. Aspirin ist eine weltweit so erfolgreiche Marke, dass sie häufig synonym für Acetylsalicylsäure verwendet wird. Unter der Marke Aspirin werden eine Vielzahl von Medikamenten angeboten, die ASS enthalten. Neben Schmerzmitteln in Tablettenform gibt es u.a. auch Brausetabletten oder Kautabletten mit dem Wirkstoff.
In geringerer Dosierung stehen ebenfalls Präparate zur Blutverdünnung zur Verfügung. Darüber hinaus wird Aspirin in Kombination mit anderen Wirkstoffen, wie zum Beispiel Vitamin C oder Koffein angeboten. Aspirin zählt zu den beliebtesten Schmerzmitteln der Welt.
Wie wird Acetylsalicylsäure richtig eingenommen?
Normalerweise erfolgt die Darreichung von Acetylsalicylsäure in Tablettenform oder als Brausetablette. Die kleine Tablette wird im optimalen Fall mit einem Schluck Wasser eingenommen. Die Brausetablette wird vor der Einnahme in etwas Wasser aufgelöst. Beides sollte nicht auf nüchternen Magen zu sich genommen werden, damit das Medikament besser vertragen wird. Grundsätzlich sollten die ärztlichen Hinweise bzw. die Informationen der Apotheker/innen oder der Packungsbeilage beachtet werden.
Was gibt es bei Einnahme von Acetylsalicylsäure noch zu beachten?
Im Rahmen einer Schmerzbehandlung ist ASS nur für die kurzzeitige Anwendung geeignet. Außerdem sollten, im Falle einer Operation oder eines Unfalls, die behandelnden Ärzte/-innen darauf hingewiesen werden, dass eine Behandlung mit Acetylsalicylsäure erfolgt ist, denn das Medikament wirkt blutverdünnend. Es sollte daher mehrere Tage vor Operationen oder beispielsweise zahnchirurgischen Eingriffen abgesetzt werden.
Acetylsalicylsäure – Nebenwirkungen
Acetylsalicylsäure verursacht einige Nebenwirkungen. Die häufigsten unerwünschten Wirkungen betreffen den Magen-Darm-Trakt. Der Grund liegt im Wirkmechanismus des Medikaments.
Durch die Hemmung der Prostaglandinsynthese, ist die Produktion von Magenschleim und damit der schützende Effekt auf die Magenschleimhaut herabgesetzt. Deswegen kann es zu Nebenwirkungen wie Sodbrennen, Übelkeit, Erbrechen, Magenschmerzen oder Durchfall kommen. Dies kann so weit ausgeprägt sein, dass eine Magenschleimhautentzündung entsteht.
Außerdem kann Acetylsalicylsäure kleine Einblutungen in der Magen-Darm-Schleimhaut oder Magengeschwüre begünstigen oder verursachen. In seltenen fällen kann ASS allergische Hautreaktionen auslösen.
Acetylsalicylsäure – Wechselwirkungen
In Kombination mit anderen Medikamenten, kann die Einnahme von Acetylsalicylsäure zu gefährlichen Wechselwirkungen führen. Dies betrifft vor allem erhöhtes Blutungsrisiko durch eingeschränkte Blutgerinnungseffekte.
Erhöhtes Blutungsrisiko bei Einnahme von Phenprocumon und Clopidogrel
Eine davon ist das erhöhte Blutungsrisiko. Patienten/-innen die beispielsweise regelmäßig Phenprocumon (Falithrom) oder Clopidogrel anwenden, sollten unbedingt vermeiden, ASS-haltige Medikamente zusätzlich einzunehmen. Zum Beispiel Schmerzen oder Erkältungsbeschwerden sollten in diesen Fällen nicht mit Acetylsalicylsäure, sondern mit einem der verfügbaren Ausweichpräparate erfolgen.
Blutgerinnung eingeschränkt bei Kombination mit anderen NSAIDs
Eine weitere Kombination, die vermieden werden sollte, ist die gleichzeitige Einnahme von ASS und anderen NSAIDs (non-steroidal anti-inflammatory drugs). Dazu zählen zum Beispiel Ibuprofen, Naproxen oder Diclofenac. Während einerseits das Blutungsrisiko steigt, wird andererseits der thrombozytenaggregationshemmende Effekt der Acetylsalicylsäure herabgesetzt. Das kann besonders für die Patienten/-innen gefährlich werden, die ASS als Dauermedikament zur Herzinfarkt- oder Schlaganfallprophylaxe einnehmen müssen.
Gastrointestinale Nebenwirkungen bei Einnahme von Cortison oder Alkohol
Die Kombination von ASS und kortisonhaltigen Medikamenten ist ebenfalls bedenklich, da sich dabei die gastrointestinalen Nebenwirkungen verstärken können. Das gleiche trifft auf den Konsum von Alkohol zu.
Auch ASS kann Wirkung anderer Medikamente beeinflussen
Auch Acetylsalicylsäure selbst kann die Wirkung anderer Medikamente abschwächen. Beispielsweise können Gichtmittel oder bestimmte Blutdrucksenker in ihrer Wirksamkeit herabgesetzt werden, wenn sie kombiniert mit ASS eingenommen werden.
Acetylsalicylsäure – Kontraindikationen
Die Einnahme von Acetylsalicylsäure ist für bestimmte Personengruppen kontraindiziert, da lebensbedrohliche Komplikationen die Folge sein können. Im folgenden sind die absoluten und relativen Kontraindikationen sowie Anwendungshinweise für ASS aufgeführt.
Schwangerschaft und Stillzeit
Im letzten Schwangerschaftsdrittel sollte Acetylsalicylsäure nicht eingenommen werden. Der vorzeitige Verschluss des Ductus arteriosus Botalli im kindlichen Kreislauf könnte die Folge sein. Außerdem ergibt sich mit steigendem Schwangerschaftsfortschritt ein Risiko für Nierenfunktionsstörungen beim Ungeborenen.
Für die Stillzeit werden Einzelgaben zum Zwecke der Schmerzstillung zwar als vertretbar beschrieben, aber es wird eher empfohlen auf Ausweichpräparate zurückzugreifen. Besonders bei Früh- oder Neugeborenen ist besondere Vorsicht empfohlen.
Kinder unter 15 Jahren
Die Einnahme von Acetylsalicylsäure bei Kindern unter 15 Jahren, geht mit dem Risiko des lebensbedrohlichen Reye-Syndroms einher. Daher sollte ASS nur unter strenger Indikationsstellung an jüngere Kinder verordnet werden. Durch die Einhaltung der Sicherheitsempfehlungen, bezogen auf die Anwendung von ASS-haltigen Präparaten in der Pädiatrie, ist das Reye-Syndrom selten. Es handelt sich dabei um eine Enzephalopathie, die infolge der Behandlung viraler Infekte mit ASS-haltigen Medikamenten auftritt.
Eltern sollten ihre Kinder in keinem Fall ohne ärztlichen Rat mit Acetylsalicylsäure behandeln. Das Reye-Syndrom tritt wenige Tage nach Einnahme von ASS bei einer Infektion der oberen Atemwege auf. Der eigentliche Infekt scheint bei Auftreten der ersten Symptome eigentlich bereits ausgestanden zu sein. Zunächst äußert sich das Reye-Syndrom dann durch Erbrechen, Schläfrigkeit und ständiges Schreien. Die Symptome können in der Folge eine intensivmedizinische Behandlung nötig machen und führen in bis zu 40 Prozent der Fälle zum Tod. Daher sollte die Indikation zur ASS-Gabe im Kindesalter grundsätzlich sehr streng gestellt werden.
Aktives Magengeschwür oder Magen-Darm-Blutungen
Die Herabsetzung der Prostaglandinsynthese bewirkt einen verminderten Schleimhautschutz im Bereich des Magens und des Darms. Daher ist Acetylsalicylsäure kontraindiziert, wenn ein aktives Magengeschwür oder eine gastrointestinale Blutung diagnostiziert wurden. Das Risiko einer Verschlechterung bis hin zum Magendurchbruch besteht.
Asthmaanfälle in der Anamnese
Acetylsalicylsäure kann das Auftreten von Asthmaanfällen begünstigen oder Asthmaanfälle auslösen. Für Patienten/-innen, die bereits einmal einen durch ASS oder NSAID ausgelösten Asthmaanfall erlitten haben ist ASS daher kontraindiziert.
Blutgerinnungsstörungen
Bei Störungen der Blutgerinnung ist die Einnahme von Acetylsalicylsäure kontraindiziert. Basierend auf dem blutverdünnenden Effekt von ASS könnte es bei andernfalls zu lebensbedrohlichen Blutungen kommen.
Häufige Fragen
- Was macht Acetylsalicylsäure?
- Ist in Paracetamol und Ibuprofen Acetylsalicylsäure?
- Ist Acetylsalicylsäure blutverdünnend?
- Wie stellt man mit Acetylsalicylsäure her?
- Wie wirkt Acetylsalicylsäure?
Acetylsalicylsäure wirkt entzündungshemmend, schmerzstillend und fiebersenkend. Außerdem verhindert es die Thrombozytenaggregation und wirkt daher blutverdünnend.
In Paracetamol und Ibuprofen ist keine ASS. Es sind zwei eigenständige Wirkstoffe. Der Wirkmechanismus ist zwar jeweils ähnlich, aber es handelt sich um drei verschiedene Substanzen.
Ja, Acetylsalicylsäure wirkt dosisabhängig blutverdünnend, da es das Verkleben der Blutplättchen (Thobozytenaggregation) hemmt.
Natürlicherweise ist Acetylsalicylsäure in der Rinde des Weidenbaums enthalten, die deswegen in der frühen Heilkunde eine große Bedeutung hatte. In modernen Medikamenten wird die Kolbe-Schmitt-Reaktion angewendet. Dabei handelt es sich um eine bestimmte chemische Reaktion zur Herstellung von Acetylsalicylsäure.
Acetylsalicylsäure hemmt das Enzym Cyclooxygenase. Auf diesem Wirkmechaninsmus basiert die entzündungshemmende, schmerzlindernde und fiebersenkende Wirkung.
- Rothwell PM, et al. Effects Of Aspirin On Risks Of Vascular Events And Cancer According To Bodyweight And Dose: Analysis Of Individual Patient Data From Randomised Trials. Lancet, 2018.
- Spektrum.de, Acetylsalicysäure, https://www.spektrum.de/... (Abrufdatum 02.11.2022)
- Chemie.de, Acetylsalicysäure, https://www.chemie.de/... (Abrufdatum 02.11.2022)
- AOK, Wie wirkt eigentlich Acetylsalicylsäure (ASS)?, https://aok-erleben.de/... (Abrufdatum 02.11.2022)