
Ein Fieberkrampf, auch Fieberanfall genannt, ist ein häufiges Phänomen bei Säuglingen und Kleinkindern. Eltern empfinden einen solchen Anfall oft als erschreckend und bedrohlich, jedoch hat ein Krampfanfall bei Kindern meist keine gesundheitlichen Folgen und wird im medizinischen Bereich als harmlos eingestuft. Im weiteren Verlauf finden Sie einige Informationen zum Thema Fieberkrämpfe, wie diese erkannt werden und inwiefern erste Hilfe geleistet werden muss.
Inhaltsverzeichnis
Was ist ein Fieberkrampf?
Ein Fieberkrampf ist ein altersgebundener Krampfanfall. Dieser tritt bei Fieber auf und wird vom Gehirn des Kindes ausgelöst. 2 bis 5% aller Kinder zwischen dem 6. Lebensmonat und dem 5. Lebensjahr erleben einen solchen Krampfanfall. Besonders häufig ist er im Alter von 1 bis 3 Jahren. Als Auslöser gelten fieberhafte und meist virale Infekte. Ein Fieberkrampf kann sich bei 30% der Betroffenen nach dem ersten Anfall in den ersten sechs bis zwölf Monaten wiederholen. Bei Babys kann ein Fieberkrampf auch schon ab einer Körpertemperatur von 38 Grad Celsius vorkommen.
Was sind Anzeichen für einen Fieberkrampf?
Ein Fieberkrampf geht mit Bewusstseinsverlust einher. Oft kann das Kind auch einfach nur abwesend wirken. Die Lippen oder auch das Gesicht des Kindes können sich zudem blau färben und es hat Muskelverspannungen sowie Muskelzuckungen in Armen und Beinen. Der Körper ist unnatürlich gestreckt und steif. Es kann auch sein, dass der Körper des Kindes während dem Krampfen komplett erschlafft. Bei vielen Kindern kommt es ebenfalls vor, dass sie ihre Augen verdrehen, erweiterte Pupillen haben oder einen starren Blick haben.
Ein Fieberkrampf wirkt zwar erschreckend, jedoch erholt sich ein Kind davon recht schnell, da der Krampfanfall in der Regel immer auch von selbst wieder aufhört.
Was sind die Ursachen für einen Fieberkrampf?
Die genauen Ursachen für das Auftreten eines Fieberkrampfes sind weitestgehend ungeklärt. Fieberkrämpfe sind auf bestimmte Veranlagungen des Gehirns zurückzuführen, die dann in einer bestimmten Entwicklungsphase mit Krampfanfällen auf Fieber reagieren. Es ist bekannt, dass diese oft bei mehreren Familienmitgliedern auftreten können und vermutlich eine geerbte Anfälligkeit von den Eltern sind.
Häufig entsteht ein Fieberkrampf, wenn die Temperatur des Kindes zu schnell und zu stark ansteigt. Daher können alle Krankheiten, die Fieber als Begleitsymptom haben, theoretisch bei Kindern einen Krampfanfall auslösen. Bei diesen Infekten handelt es sich meistens um einen harmlosen Infekt, wie beispielsweise ein Infekt in den oberen Luftwegen. Nur selten liegt es an einer schwerwiegenden Infektion. Allerdings weiß man jedoch noch nicht, ob der Krampf auf das Fieber zurückzuführen ist oder auf den Infekt, der das Fieber ausgelöst hat.
Das Alter spielt auch eine Rolle, denn Kinder können im Alter zwischen 6 Monaten und dem 5. Lebensjahr Fieberkrämpfe bekommen. Am häufigsten trifft es Kinder im Alter von 1 bis 3 Jahren. Zwei Drittel der betroffenen Kinder bekommen einen Fieberkrampf nur ein einziges Mal, das andere Drittel hat meistens noch einen weiteren Krampf und lediglich 5% haben mehr als drei Anfälle in ihrer Kindheit.
Eine ernsthafte Erkrankung, wie beispielsweise eine Gehirnhautentzündung, ist im sehr seltenen Fall die Ursache eines Fieberkrampfes. Auch Reaktionen auf Impfungen sind selten die Ursache. Außerdem ist ein Fieberkrampf kein Hinweis auf eine mögliche Epilepsie des Kindes.
Wie lange dauert ein Fieberkrampf?
Ein Fieberkrampf dauert in der Regel weniger als eine Minute bis zu fünf Minuten. 90 % der Krämpfe hören nach wenigen Minuten von selbst auf. Danach schläft das Kind meist oder ist verlangsamt und schläfrig und braucht einige Stunden, um wieder zu Kräften zu kommen.
Bei kurzen Fieberkrämpfen spricht man von einem „einfachen Fieberkrampf“. Sollte der Krampf jedoch länger dauern, handelt es sich um einen „komplizierten Fieberkrampf“. Beide werden im Folgenden kurz erläutert.
Einfacher Fieberkrampf
Zu 70% haben Kinder einen einfachen Fieberkrampf. Dies ist ein generalisierter und symmetrischer Krampfanfall, der weniger als 15 Minuten andauert und nur einmal innerhalb von 24 Stunden auftritt. In der Regel dauert ein solcher Fall höchstens drei bis vier Minuten.
Komplizierter Fieberkrampf
Zu 30% kann ein Kind einen komplizierten Fieberkrampf durchleben. Dieser hat einen fokalen Anfallsverlauf und zeigt sich durch eine vorübergehende Lähmung (postiktale Lähmung) oder Sprechstörungen. Die Muskelkrämpfe sind hier meist auf eine Körperseite begrenzt. Dieser Anfall dauert länger als 15 Minuten und kann sich während der nächsten 24 Stunden wiederholen. Sobald eines der genannten Kriterien erfüllt ist, sprechen Ärzte von einem komplizierten Fieberkrampf. Bei diesem und allgemein bei Babys unter drei Monaten sollte der Notruf dringendst kontaktiert werden. Der Notarzt, die Notärztin geben dem Kind dann krampflösende Medikamente, die den Krampf schnell abklingen lassen.
Wie gefährlich ist ein Fieberkrampf?
Auch wenn ein Fieberkrampf für Eltern beängstigend und erschreckend wirkt, ist er in den meisten Fällen komplett harmlos und hat keinerlei gesundheitliche Folgen für das Kind.
Kann ein Fieberkrampf tödlich verlaufen?
Fieberkrämpfe sind in der Regel nicht tödlich und selbst Kindern, die ein hohes Risiko der Beeinträchtigung durch einen Krampfanfall haben, passiert nichts. Wie bereits erwähnt ist ein Fieberkrampf harmlos und das Kind trägt keinen gesundheitlichen Schaden davon.
Fieberkrampf Folgen
Obwohl ein Fieberkrampf oft bedrohlich wirkt, hat dieser in aller Regel keine Folgen. Kinder, die einen solchen Krampfanfall erlebt haben, entwickeln sich genau so normal wie Kinder, die keinen hatten. Das Gehirn wird nicht geschädigt. Es kann nur sein, dass ein Drittel der Kinder, die bereits eine Fieberkrampf hatten, auch weitere in der Folgezeit haben werden. Spätestens wenn die Kinder das Schulalter erreichen, werden diese jedoch aufhören. Auch Epilepsie, also das wiederholte Auftreten von Krampfanfällen ohne wirklichen Auslöser, kann als Folge ausgeschlossen werden.
Es ist wichtig zu erwähnen, dass durch Maßnahmen wie die Gabe von Medikamenten Fieberkrämpfe nicht verhindert werden kann.
Was tun bei einem Fieberkrampf?
Auch wenn eine panische Reaktion auf einen Fieberkrampf natürlich ist, ist es sinnvoll Ruhe zu bewahren. In den nächsten Abschnitten informieren wir Sie über die mögliche erste Hilfe bei einem Fieberkrampf und was nach einem Anfall zu beachten ist.
Erste Hilfe bei einem Fieberkrampf
Wie bereits erwähnt ist es sehr wichtig Ruhe zu bewahren, wenn das Kind einen Fieberkrampf hat. Auch sollte das Kind nicht allein gelassen werden. Ist es der erste Krampfanfall des Kindes oder ist das Kind noch unter 3 Monaten alt, sollte unbedingt ein (Not-)Arzt, unter der 112, verständigt werden. Auch sollte man auch den Anfall beobachten. An welchem Körperteil findet der Krampf statt? Auf welcher Seite hat er begonnen? Und wie lang war der Krampf? Hier könnte ein kurzes Video mit dem Smartphone hilfreich sein.
Das Kind sollte sich in stabiler Seitenlage befinden und das Gesicht sollte gut sichtbar sein. In dieser Position kann Speichel, und eventuell auch Erbrochenes, leichter aus dem Mund herauslaufen. In dieser Zeit darf keine Nahrung oder Flüssigkeit dem Kind gegeben werden und Mund- und Rachenraum sollten komplett in Ruhe gelassen werden. Wichtig ist, dass das Kind NICHT GESCHÜTTELT WIRD. Hierbei kann das Kind schnell verletzt werden. Die Kleidung des Kindes sollte gelockert werden, sodass das Kind frei atmen kann.
Ist der Anfall vorüber, wird die Körpertemperatur des Kindes gemessen und sofern eine erhöhte Temperatur besteht, sollten dem Kind fiebersenkende Medikamente, wie Ibuprofen– oder Paracetamol-Zäpfchen verabreicht werden. Wadenwickel können auch behilflich sein. Weitere Informationen zu fiebersenkenden Maßnahmen bei Erwachsenen und Kindern, finden Sie unter dem gleichnamigen Artikel Fieber senken.
Falls der (Not-)Arzt eintrifft und der Fieberkrampf des Kindes noch weiterhin andauert, verabreicht dieser ein Notfallmedikament, dass den Anfall stoppt. Nach jedem Fieberkrampf sollte das Kind von einem Arzt begutachtet werden, um eine Hirnhautentzündung oder andere schwerwiegende Erkrankungen ausschließen zu können.
Ist der Anfall nicht der erste des Kindes, kann mit dem Kinderarzt, der Kinderärztin besprochen werden, ob ein Notfallmedikament sinnvoll wäre, das von den Eltern verabreicht wird. Das Medikament wird vom Arzt festgelegt. Häufig werden kleine Recitolen (meist Diazepam) verschrieben, die in den Po eingeführt werden. Auch eine Möglichkeit sind Tabletten, die unter die Zunge gelegt werden und sich schnell auflösen. Sofern die wiederkehrenden Fieberkrämpfe bei dem Kind schnell unterbrochen werden können, muss es nicht bei jedem Krampf in die Klinik. Dennoch ist es ratsam, nach jedem Fieberkrampf einen Arzt aufzusuchen, um schwerwiegende Auslöser ausschließen zu können.
Was tun nach dem Anfall?
Wichtig nach einem Anfall ist ein aufklärendes Gespräch der Eltern mit dem betreuenden Kinderarzt, der Kinderärztin. Denn nach jedem Fieberkrampf sollte ein Kind ohne große zeitliche Verzögerung von einem Arzt untersucht werden. Der Arzt entscheidet dann, ob das Kind in ein Krankenhaus eingewiesen werden muss, um es hier weiterhin zu Überwachen. Dies kann der Fall sein, wenn das Kind noch sehr schläfrig ist und weitere Untersuchungen, wie Blutentnahme, Nervenwasserentnahme, EEG oder Bildgebung notwendig sind.
Auch sollten alle Personen, die das Kind betreuen, informiert werden, dass ein weiterer Fieberkrampf auftreten könnte und was in diesem Fall getan werden muss. Diese Personen müssen auch darüber informiert werden, dass ein Krampfanfall zwar beeindruckend und erschreckend ist, aber letztlich ein recht ungefährliches Ereignis für das Kind darstellt.
Fieberkrampf vorbeugen – was kann man tun?
Die Vermeidung weiterer Anfälle oder eine Vorbeugung allgemein ist nicht möglich. Es gibt kein Mittel, dass einem Fieberkrampf vorbeugen kann. Ein Krampfanfall ist nicht vorhersehbar und auch eine konsequente Fiebersenkung bei einem fieberhaften Infekt, ist keine sichere Schutzmaßnahme. Daher ist es wichtig, dass Eltern sich danach keine Vorwürfe machen und auch keine Schuldgefühle haben, da sie den Krampf nicht vorhersehen können und auch nichts zur Vorbeugung unternehmen können.
Fieber im Überblick
1. Sitzmann, Friedrich Carl: Duale Reihe Pädiatrie, Thieme (Verlag), 4.Auflage, 2012
2. Speer, Gaar: Pädiatrie, Springer (Verlag), 3. Auflage, 2009
3. What Are Febrile (Fever) Seizures, www.webmd.com (Abrufdatum: 09.04.2020)