Leukopenie bedeutet, dass der Körper zu wenig weiße Blutkörperchen produziert. Diese sind für das Immunsystem besonders wichtig. Leukopenie kann viele verschiedene Ursachen haben und wird daher individuell behandelt.
Inhaltsverzeichnis
Was ist eine Leukopenie?
Bei einer Leukopenie ist der Wert der weißen Blutkörperchen, oder auch Leukozyten genannt, geringer als der Normwert. Leukozyten findet man im Blut sowie im Knochenmark. Der Normwert liegt bei Erwachsenen zwischen 4.000 und 10.000 Leukozyten pro Mikroliter Blut. Häufig wird dies auch mit *10³/ µl abgekürzt. Ein zu geringer Wert erhöht das Infektionsrisiko, denn die Hauptaufgabe der Leukozyten besteht darin, das Immunsystem aufrecht zu erhalten und den Körper vor Viren und Bakterien zu schützen. Es gibt allerdings keine speziellen Symptome. Oftmals bemerkt man einen geringen Wert der weißen Blutkörperchen durch typische Symptome einer Infektion. Dazu gehören Fieber, Schüttelfrost und Schwitzen. Auffällig ist auch, dass man häufiger an Infektionen leidet.
Leukopenie – Ursachen
Ein zu geringer Wert an Leukozyten ist nicht immer direkt ein Grund zur Sorge. Wichtig ist es, den Wert über längere Zeit im Auge zu behalten, um mögliche Ursachen, welche im Folgenden vorgestellt werden, feststellen zu können.
Blutzellen oder Knochenmark
Ein zu geringer Wert kann auf Probleme bei den Blutzellen oder im Knochenmark zurückzuführen sein. Beispielsweise sind das aplastische Anämien, eine überaktive Milz, das myelodysplastische Syndrom, eine Myelofibrose oder das myeloproliferatives Syndrom.
Krebs oder Krebstherapie
Bei manchen medizinischen Behandlungen oder Medikamenten kommt es zu einer geringen Anzahl an Leukozyten. Vor allem Chemo- und Strahlentherapien können dazu führen. Daneben kann Leukämie oder eine Knochenmarkstransplantation zu einer Verminderung der weißen Blutkörperchen kommen.
Angeborene Probleme
Es gibt auch einige Störungen der Bildung von Leukozyten im Knochenmark, die angeboren sind. Sie können eine Leukopenie auslösen. Dazu gehören beispielsweise das Kostmann-Syndrom oder Myelokathexie.
Infektionskrankheiten
Zu typischen Infektionskrankheiten, die ein Mangel an weißen Blutkörperchen auslösen kann, gehören HIV beziehungsweise AIDS sowie Tuberkulose. Für Betroffene ist es hier besonders wichtig auf Infektionen aufzupassen. Gründliches Händewaschen und das Tragen eines Mundschutzes können hier hilfreich sein.
Autoimmunerkrankungen
Einige Autoimmunkrankheiten, wie beispielsweise Lupus oder rheumatoide Arthritis können zu einer zu geringen Leukozytenanzahl führen. Dies liegt daran, dass Autoimmunkrankheiten das Immunsystem angreifen und die weißen Blutkörperchen abtöten.
Mangelernährung
Ein Mangel an Vitamin B-12, Folsäure, Kupfer und Zink kann zu einer zu niedrigen Leukozyten-Zahl führen, da alle an der Bildung von Leukozyten beteiligt sind. Mittels eines Bluttests kann man diese Werte überprüfen und unter Umständen dann Nahrungsergänzungsmittel zu sich nehmen, um den Defizit auszubessern. Daneben kann eine chronische Unterernährung sowie Alkoholismus zu einem zu geringen Wert führen.
Medikamente
Manche Medikamente lösen als Nebenwirkung eine Leukopenie aus. Dazu gehören unter anderem:
- Interferone, um Multiple Sklerose zu behandeln
- Lamotrigin und Natriumvalproat, bei der Behandlung von Epilepsie
- Bupropion, ein Antidepressivum und Mittel zur Raucherentwöhnung
- Clozapin, ein Antipsychotika
- Minocyclin, Antibiotika
- Immunsuppressiva, beispielsweise Sirolimus, Mycophenolatmofetil, Tacrolimus und Cyclosporin
- Steroide
- Penizillin
- Virusinfektionen
Manche Virusinfektionen können mehrere Monate oder noch länger andauern und so zu einem niedrigen Spiegel der weißen Blutkörperchen führen. Dazu gehören, neben HIV und Tuberkulose auch Hepatitis B und Hepatitis C. Aber auch akute Virusinfektionen, Erkältungen und die Grippe können zu einer kurzzeitigen Leukopenie führen. Die Schwierigkeit bei diesen Infektionen besteht darin, dass sie nicht mit einem Bluttest festgestellt werden können.
Weitere Ursachen
Zu weiteren Ursachen gehört beispielsweise Sarkoidose. Hierbei handelt es sich um eine systemische Erkrankung, welche durch eine extreme Immunreaktion entstanden ist und sich nun Granulomen oder kleine Entzündungsherden im Körper bilden. Diese Granulome können, wenn sie sich im Knochenmark bilden, Leukopenie auslösen.
Daneben können zu wenig Schlaf, Rauchen, zu hohes Körpergewicht und Ausdauersport ebenfalls zu einer Leukopenie führen.
Leukopenie – Therapie
Da eine Leukopenie viele verschiedene Ursachen haben kann, ist es wichtig diese zunächst festzustellen und im Anschluss eine Therapiemaßnahme zu beginnen. In den nächsten Abschnitten stellen wir Ihnen mögliche Maßnahmen vor.
Stress reduzieren
Mentaler, emotionaler und physischer Stress sorgen dafür, dass die Immunabwehr des Körpers schwächer wird und der Körper sich abgenutzt und gestresst fühlt. Indem man Stress in seinem Umfeld reduziert, gibt man dem Körper Zeit die Leukozytenanzahl zu regenerieren.
Ausreichend Schlaf
Zu wenig Schlaf führt zu einer geringen Zahl der weißen Blutkörperchen. Es empfiehlt sich nachts 6 bis 8 Stunden zu schlafen, sodass sich die Werte wieder normalisieren können. Hierbei hilft auch gutes Zeitmanagement, indem man darauf achtet, anstrengende Tätigkeiten während aktiven Stunden zu erledigen.
Bewegung und Sport
Die Beziehung zwischen Sport und den Leukozyten ist schwierig. Zu viel Sport kann zudem einen Mangel an Leukozyten auslösen und das Infektionsrisiko steigt, aber mäßig intensives Training unterstützt wiederum die Produktion. Wichtig ist es zwischen den Trainingseinheiten Ruhetage einzulegen.
Gesunde Ernährung
Um gegen die Leukopenie vorzugehen, ist eine gesunde Ernährungsweise auch besonders wichtig. Achten Sie auf Obst und Gemüse mit vielen Vitaminen, Mineralien, Antioxidantien und sekundären Pflanzenstoffen. Speziell sollten Sie auf die Vitamine A, C, E und Selen achten. So wird das Immunsystem geschützt und die Leukozytenproduktion angekurbelt.
Gesundes Körpergewicht
Mit einer gesunden Ernährung geht auch ein gesundes Körpergewicht einher. Ein zu hohes Körpergewicht kann dazu führen, dass der Körper zu wenig weiße Blutkörperchen produziert. In manchen Fällen empfiehlt sich eine immungeschwächte Diät, sodass keine Keime über die Nahrung aufgenommen werden können.
Mit dem Rauchen aufhören
Das Rauchen verursacht eine ständige Entzündung im Körper und wird durch den Tabak beschädigt. Dadurch entstehen zunächst mehr weiße Blutkörperchen, jedoch kann der Körper nicht konstant nachproduzieren, sodass es letztendlich zu einer zu geringen Leukozytenzahl kommt. Mit dem Rauchen aufzuhören hilft somit, die Leukozytenanzahl zu regenerieren.
Aufmerksam sein
Es ist wichtig aufmerksam durchs Leben zu gehen. Vor allem bei Autoimmunkrankheiten können kleine Kratzer schon besonders gefährlich sein. Auch ist es wichtig besonders hygienisch zu sein. Das bedeutet regelmäßiges Händewaschen und das Verwenden von Desinfektionsmittel, aber auch Abstandhalten und eventuell Maske tragen, um sich vor Keimen zu schützen.
Medikamente
Manche Medikamente können dem Körper helfen, die Produktion der weißen Blutkörperchen anzuregen. Andere sind in der Lage die Ursache der Leukopenie zu bekämpfen.
Behandlungen beenden
In manchen Fällen muss eine Chemotherapie unterbrochen werden, damit der Körper die Zeit hat wieder mehr Leukozyten zu bilden. Die Anzahl kann auch erneut zwischen den Therapien ansteigen. Dies ist von Mensch zu Mensch unterschiedlich und sollte von den betreuenden Ärzten und Ärztinnen überwacht werden.
Leukopenie – Folgen
Sofern die Leukopenie aufgrund einer Erkrankung entstanden ist, werden die Blutwerte zukünftig regelmäßig untersucht, um zu verhindern, dass es erneut zu einem zu niedrigen Wert kommt und mögliche Folgen und Komplikationen ausgeschlossen werden können.
Unbehandelt kann Leukopenie auch schwerwiegende Folgen und Komplikationen mit sich bringen:
- Das Aufschieben einer Krebstherapie aufgrund von leichten Infektionen
- Lebensbedrohliche Infektionen
- Tod
Mehr zu Leukozyten
1. Classen, M. et al.: Innere Medizin, Urban & Fischer Verlag, 6. Auflage, 2009
2. Piper, W.: Innere Medizin, Springer Medizin Verlag, 1. Auflage, 2007
3. What Is Leukopenia?, www.healthline.com (Abrufdatum: 12.01.2021)
4. What is leukopenia?, www.medicalnewstoday.com (Abrufdatum: 12.01.2021)
1. Sakurra/shutterstock.com