Leukozyten oder auch als weiße Blutkörperchen bekannt, dienen der Abwehr von Krankheitserregern und unterstützen das Immunsystem. In diesem Artikel lesen Sie alles wichtige über Leukozyten, deren verschiedenen Formen und Funktionen sowie die Normalwerte.
Inhaltsverzeichnis
Was sind Leukozyten?
Leukozyten bzw. weiße Blutkörperchen werden im Knochenmark hergestellt und finden sich im Blut sowie im Gewebe, in den Lymphknoten und den Schleimhäuten. Ihre Aufgabe ist die Unterstützung des Immunsystems, indem sie helfen Infektionen und andere Krankheiten zu bekämpfen und abzuwehren. Leukozyten haben keinen festen Platz, sondern wandern durch den Körper auf der Suche nach möglichen Viren. Zu hohe oder zu niedrige weiße Blutkörperchen können auf ernsthafte Erkrankungen hindeuten. Zur Analyse der Leukozyten wird ein Blutbild gemacht.
Formen und Funktion
Leukozyten unterteilt man in drei Gruppen, da diese unterschiedlichen Aufgaben nachgehen und unter dem Mikroskop sich ebenfalls optisch unterscheiden. Zu diesen drei Gruppen gehören Granulozyten, Monozyten und Lymphozyten, welche im Folgenden genauer vorgestellt werden.
Granulozyten
Granulozyten tauchen am häufigsten unter den weißen Blutkörperchen auf und sind an den Gefäßinnenwänden sowie im Blut zu finden. In der Regel leben sie etwa sieben Stunden im Blut und werden anschließend abgebaut. Granulozyten im Gewebe und in den Schleimhäuten leben etwa vier bis fünf Tage. Ihre Hauptaufgaben beschäftigen sich mit Allergien und Entzündungen. Auch sie werden in drei weitere Gruppen unterteilt:
- Neutrophile
- Eosinophile
- Basophile
Neutrophile treten am häufigsten auf und können 40 bis 75 % der weißen Blutkörperchen ausmachen. Kommt es zu einer Infektion, sind Neutrophile zuerst zur Stelle. Eosinophile und Basophile tauchen später auf und sind für die Reaktionen und Regulierungen bei Entzündungen zuständig.
Monozyten
Monozyten machen lediglich 2 bis 8 % der weißen Blutkörperchen aus. Während sie in der Milz abgespeichert sind oder durch das Blut wandern, sind sie auf der Suche nach Infektionsherden. Wurde eine solche Infektion entdeckt, entwickeln sich Monozyten zu Makrophagen, sogenannte Fresszellen, welche zur direkten Zerstörung von Krankheitserregern sowie der Beseitigung der Überbleibsel beitragen. Im Vergleich zu Neutrophilen sind Makrophagen langlebiger und um einiges größer.
Lymphozyten
Lymphozyten werden unterteilt in B- und T-Zellen und haben einen Anteil von etwa 20 bis 45 % unter weißen Blutkörperchen. Besonders wichtig sind sie in der Immunabwehr, denn sie erkennen Fremdstoffe, wie Viren und Bakterien im Körper und entfernen diese. B-Lymphozyte entfernen mittels Antikörper Fremdstoffe, die sich an Mikroorganismen im Körper binden, während T-Lymphozyte Viren und krebsartige Zellen erkennen und anschließend zerstören. Daneben helfen T-Zellen den B-Zellen bei der Produktion von Antikörpern. Manche Lymphozyten haben ein Gedächtnis und sind in der Lage sich bestimmte Eigenschaften von Erregern einzuprägen. Aufgrund dessen leidet man an manchen Krankheiten nur einmal im Leben oder es besteht ein großer zeitlicher Abstand zwischen den Erkrankungen.
Was können die Leukozyten beeinflussen?
Über den Tag hinweg schwankt der Wert der Leukozyten meist. Verschiedene Ursachen lösen eine zu hohe oder eine zu niedrige Produktion der Leukozyten aus, dazu gehören:
- Infektionen
- Entzündungen
- Verletzungen
- Arthritis
- Reaktion auf Medikamente
- Emotionaler Stress
- Körperlicher Stress
- Rauchen
- Milzentfernung
- Allergie
- Keuchhusten
- Leukämie
- Parasitische Infektion
- Manche Hautkrankheiten
- Lymphom
- Autoimmunkrankheiten
- Knochenkrebs
- Körperliche Überanstrengung
- Schwangerschaft
- Geburt
Wann wird der Leukozytenwert bestimmt?
Der Wert der Leukozyten im Blut wird dann bestimmt, wenn der Arzt/die Ärztin eine Infektionskrankheit vermutet. Eine bakterielle Infektion gehört zu den häufigsten Ursachen für einen hohen Leukozytenwert. In folgenden Situationen werden die Leukozyten-Werte bestimmt:
- Blutkontrolle
- Infektionsverdacht
- Entzündungsverdacht
- Blutarmut
- Verdacht auf Leukämie
- Verdacht auf myeloproliferative Neoplasien
- Vor und nach einer Strahlentherapie sowie Chemotherapie
- Bei der Einnahme bestimmter Medikamente
- Nach einem Infarkt
- Nach einer Verbrennung
- Nach einer Vergiftung
- Um Krankheitsverläufe bei Bindegewebskrankheiten zu kontrollieren
- Um den Verlauf von Autoimmunkrankheiten zu kontrollieren
In der Regel reicht es aus, wenn die gesamte Leukozytenzahl bestimmt wird. In manchen Fällen muss dies jedoch differenziert werden, um die Anzahl der einzelnen Typen zu überprüfen. Dieser Vergleich nennt sich auch Differentialblutbild.
Neben dem Blutbild werden Leukozyten auch im Urin überprüft. Dies ist besonders bei Harnwegsinfekten der Fall. Weiterführende Informationen können Sie in unserem Artikel zum Thema Leukozyten im Urin entnehmen.
Leukozyten – Normalwerte
Im Folgenden finden Sie zwei Tabellen zu den Normwerten der Leukozyten. Die Einheit der Leukozyten wird häufig in Millionen pro Mikroliter angegeben und mit *10³/ µl abgekürzt. Zunächst befassen wir uns mit den altersbedingten Unterschieden:
Alter | Normwert (*10³/ µl) |
Neugeborene: bei Geburt | 9 – 30 |
Kinder: 1 Jahre – 3 Jahre | 6 – 17,5 |
Kinder: 4 Jahre – 7 Jahre | 5,5 – 15,5 |
Kinder: 8 Jahre – 13 Jahre | 4,5 – 13,5 |
Erwachsene | 4,3 – 10 |
Frauen in Schwangerschaft | 10,0 – 16,0 |
Frauen während Geburt | bis zu 25,0 |
Die Werte der Leukozyten vergleicht man häufig auch untereinander mit den anderen Werten im sogenannten Differenzialblutbild:
Zelltyp | Absolut (*10³/ µl) | Relativ (%) |
Lymphozyten | 1,5 – 3,5 | 20 – 45 |
Neutrophile | 2,5 – 7,5 | 40 – 75 |
Eosinophile | 0,04 – 0,4 | 1 – 6 |
Basophile | 0 – 0,1 | 0 – 1 |
Monozyten | 0,2 – 0,8 | 2 – 8 |
Leukozyten erhöht
Eine erhöhte Anzahl an Leukozyten wird in der Fachsprache Leukozytose genannt. Vor allem bei Infektionen, Tumorerkrankungen und entzündlichen Erkrankungen steigt der Wert der Leukozyten an. Aber auch Rauchen, Stress, Schwangerschaften, Medikamente oder körperliche Belastung können hohe Leukozyten-Werte zur Folge haben.
Leukozyten zu niedrig
Sind die Leukozyten-Werte im Blut zu niedrig, nennt sich das Leukopenie oder auch Leukozytopenie. Vor allem wenn die Anzahl der Granulozyten verringert ist, kommt es zu diesem Wert. Die restlichen Leukozytentypen liegen dennoch im Normbereich. Dies könnte ein Hinweis auf Autoimmunerkrankungen, Krebserkrankungen, Virusinfektionen oder Erkrankungen im Knochenmark sein.
Was tun, wenn der Leukozytenwert verändert ist?
Mittels einer Untersuchung des Blutes kann meist bereits festgestellt werden, ob es sich um zu wenige oder zu viele Leukozyten im Blut handelt. In recht seltenen Fällen muss die Blutprobe in einem Labor analysiert werden oder gar das Knochenmark im Labor untersucht werden. In vielen Fällen hilft es abzuwarten, um beispielsweise Infektionen abklingen lassen. Oftmals gibt es auch keinen bedingten Grund für die erhöhte Leukozytenzahl, dies nennt sich in der Fachsprache idiopathische Leukozytose. Sofern allerdings die Vermutung besteht, dass es sich um eine gefährlichere Erkrankung, wie beispielsweise Blutkrebs oder eine Autoimmunerkrankung handelt, folgen weitere Untersuchungen der Organe.
Häufige Fragen
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Bei Erwachsenen liegt der Wert zwischen 4.300 und 10.000 Leukozyten pro Mikroliter. Kinder haben in der Regel höhere Werte. Bei Neugeborenen liegt der Wert bei 30.000 und bei älteren Kindern bei bis zu 13.500 Leukozyten pro Mikroliter.
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Da ein erhöhter Leukozyten-Wert viele verschiedene Ursachen haben kann, ist es zunächst wichtig, diese zu erkennen und daraufhin gezielt zu behandeln. Mögliche Behandlungswege sind beispielsweise Allergiemittel, Antibiotika oder entzündungshemmende Medikamente. Zu den wichtigsten vorbeugenden Maßnahmen gehören ein gesunder Lebensstil, Stressreduktion und regelmäßiges Händewaschen.
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Leukozyten schützen das Immunsystem und helfen, Infektionen abzuwehren. Ist die Produktion der weißen Blutkörperchen gestört, kann sich der Körper nicht mehr ausreichend vor Krankheitserregern schützen. Dies kann Autoimmunerkrankungen, Krebserkrankungen, virale Infekte oder Erkrankungen im Knochenmark verursachen.
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Sind zu wenige Leukozyten im Blut vorhanden, können einige Lebensmittel dabei helfen, die Produktion der weißen Blutkörperchen zu steigern. Dazu gehören unter anderem grüner Tee, Brokkoli, Spinat, Avocado, Walnüsse, Bananen, Zitrusfrüchte, Joghurt und Lachs.
Mehr zu Leukozyten
- Kohse, K. (Hrsg.): Taschenlehrbuch Klinische Chemie und Hämatologie. Thieme, 9., vollständig überarbeitete Auflage, 2019
- Lohmann, M.: Laborwerte verstehen, Mankau Verlag, 6. Auflage, 2020
- Beise, U., Heimes, S., Schwarz, W.: Gesundheits- und Krankheitslehre, 2. Auflage, Springer Medizin Verlag, 2009
- Classen, M. et al.: Innere Medizin, Urban & Fischer Verlag, 6. Auflage, 2009
- White blood cell, www.britannica.com (Abrufdatum: 12.01.2021)
- Why are there leukocytes in my urine?, www.medicalnewstoday.com (Abrufdatum: 12.01.2021)
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