Thrombozyten werden auch als Blutplättchen bezeichnet und sind Zellfragmente, die im Blut zirkulieren. Sie sind sehr nützlich bei Verletzungen und haften sich an die Wunde oder den Wänden beschädigter Gefäßen an, um sie zu schließen und das Blut zu stillen. Allerdings können sie auch an der Bildung von gefährlichen Blutgerinnseln beteiligt sein.
Inhaltsverzeichnis
Wann Thrombozyten bestimmt und untersucht werden, welche Werte als normal gelten und was genau abweichende Thrombozytenzahlen bedeuten – ein Überblick.
Was sind Thrombozyten?
Thrombozyten, auch Blutplättchen genannt, sind winzige, scheibenförmige, aber wichtige Zellen im Blut, die für die Blutgerinnung im Körper zuständig sind. Neben den Erythrozyten (rote Blutkörperchen) und Leukozyten (weiße Blutkörperchen) sind Thrombozyten eine weitere Form von Blutzellen. Obwohl sie viel zahlreicher als die Leukozyten sind, nehmen sie eine geringere Menge Blut auf, aufgrund ihrer kleinen Größe. Wie auch den Erythrozyten, fehlt es den Thrombozyten an einem Zellkern. Sie sind nicht in der Lage, sich zu teilen, dennoch haben sie eine komplexere Struktur und Stoffwechsel als die Erythrozyten.
Thrombozyten – Funktion und Aufgabe
Thrombozyten spielen eine wichtige Rolle bei der Blutstillung. Sie verdichten und reparieren geschädigte Blutgefäße, um Blutverlust sowie Thrombenbildung und Gerinnung in der normalen Blutbahn zu verhindern und somit die Blutstauung zu begrenzen. Ist die Endotheloberfläche eines Blutgefäßes verletzt, sendet es Signale an die Blutplättchen. Thrombozyten lösen die Freisetzung einer Reihe von Gerinnungsfaktoren aus, die primär der Fibrinbildung in den Plättchenthromben dienen. So erhalten die Thrombozyten erst ihre nötige Festigkeit, um das Blut zu stillen.
Thrombozyten werden durch verschiedene Substanzen aktiviert – dem Kollagen aus geschädigtem Gewebe sowie ADP (Adenosindiphosphat) und Thrombaxan A2, die von aktivierten Blutplättchen abgesondert werden. Durch diese Aktivierung werden die Blutplättchen klebend, was die Anhaftung an beschädigtes Gewebe und die Klumpenbildung erleichtert. Der nächste Schritt der Blutstillung ist die Bildung von Fibrin (Speicherstoff der Granula) aus Fibrinogen. Fibrinfilamente verflechten die Blutplättchen, rote und weiße Blutkörperchen zu einem Pfropfen, der sich zu einem Gerinnsel zusammenzieht. So können sich auch weitere aktivierte Blutplättchen an den Kreuzungsstellen der Fibrinfasern anlagern, die durch das Filopodien zusammengezogen werden. Andere Substanzen, die Blutplättchen ebenfalls aktivieren, sind Thrombin, Adrenalin, Serotonin und Vasopressin.
Sind keine Blutplättchen vorhanden, kann diese wichtige Abwehrreaktion und Blutstillumg nicht eintreten und es kommt zu einer verlängerten Blutungszeit. Der normale Widerstand der Kapillarmembranen gegen das Austreten roter Blutkörperchen hängt von den Blutplättchen ab. Ein starker Mangel an Blutplättchen verringert den Widerstand der Kapillarwände und es kommt zu abnormalen Blutungen aus den Kapillaren, entweder spontan oder als Folge einer Verletzung.
Thrombozyten – Lebensdauer
Blutplättchen werden im Knochenmark durch die Segmentierung des Zytoplasmas von Zellen gebildet, die als Megakaryozyten (die größten Zellen des Marks) bekannt sind. Innerhalb des Marks teilen sie sich in viele kleine Segmente, die abbrechen und als Thrombozyten in das zirkulierende Blut freigesetzt werden. Nach etwa zehn Tagen im Blutkreislauf werden sie entfernt und zerstört. Es gibt keinen Speicherplatz für Thrombozyten, außer in der Milz – dort wird eine gewisse Menge behalten und somit kommen sie dort in höherer Konzentration vor als im peripheren Blut.
Wann bestimmt man Thrombozyten?
Bei Symptomen wie starken Blutungen, häufigem Nasenbluten und Blutergüssen werden die Thrombozyten in einer Blutuntersuchung bestimmt. Ebenfalls bei Thrombose-Patienten, vor und nach Operationen und Therapien mit blutverdünnenden Medikamenten.
Thrombozyten – Normalwerte
Mithilfe eines einfachen Bluttests kann herausgefunden werden, ob sich die Thrombozytenzahl in einem normalen Bereich befindet. Eine normale Thrombozytenzahl (PLT) bei Erwachsenen beträgt 150.000 bis 450.000 Thrombozyten pro Mikroliter im Blut.
Die Normwerte bei Kindern und Jugendlichen sind wie folgt:
- bis zum 9. Monat: 100 bis 250 /nl (pro Nanoliter)
- 1 bis 6 Jahre: 150 bis 350 /nl
- 7 bis 17 Jahre: 200 bis 400 /nl
Neben dem PLT-Wert (Thrombozytenzahl), der die tatsächliche Anzahl der Blutplättchen wiedergibt, die im Blut vorhanden sind (pro Mikroliter), gibt es noch weitere Laborparameter, die Zusatzinformationen über die Blutplättchen liefern. Diese werden bei der normalen Zählung mitgemessen.
MPV-Wert (mittleres Thrombozytenvolumen)
Das mittlere Blutplättchenvolumen (MPV) ist die durchschnittliche Größe der Blutplättchen. Jüngere Blutplättchen sind größer als ältere. Eine erhöhte Anzahl bedeutet, dass sie schnell produziert und freigesetzt werden, während eine niedrige Anzahl eine veränderte Produktion im Knochenmark bedeutet. Normwerte liegen bei 8 bis 12 fL (fL = Femtoliter).
PDW (Thrombozytenverteilungsbreite)
PDW zeigt die Verteilungsbreite der Blutplättchen an und kann auf Bedingungen hinweisen, die die Blutplättchen beeinflussen. Im Normalfall liegt dieser Wert bei 9 bis 14 fL, eine Erhöhung kann eine starke Größenschwankung der Thrombozyten bedeuten.
P-LCR (Anteil großzelliger Thrombozyten)
Der P-LCR gibt den Wert der großen Thrombozyten mit einem Volumen über 12fL an. Er wird im Verhältnis zur Gesamt-Thrombozytenzahl in Prozent angegeben, der Normbereich beträgt 15 bis 35 %.
PCT (Plättchenkrit)
Der PCT-Wert gibt die Summe der einzelnen Plättchenvolumina wieder. Er ist das Äquivalent zum Hämotokrit-Wert der Erythrozyten.
Blutplättchen – wann zu hoch?
Befinden sich zu viele Blutplättchen im Blut kann das zu einer abnormalen Blutgerinnselbildung führen, die schwerwiegend und in einigen Fällen auch lebensbedrohlich sein kann. Folgende Faktoren können dazu beitragen:
- essentielle Thrombozythämie: Bei diesem Erkrankungsbild werden zu viele Thrombozyten gebildet, manche Menschen weisen in diesem Zustand eine Zahl von mehr als eine Million auf. Das führt zu einer erhöhten Blutungsneigung, aber es können auch Blutgerinnsel entstehen, die die Blutversorgung des Gehirns und des Herzens blockieren.
- Chronische Entzündungen im Körper: Entzündliche Erkrankungen wie rheumatoide Arthritis und entzündliche Darmerkrankungen können erhöhte Werte verursachen, da das Knochenmark mehr produziert, um Zellschäden zu bekämpfen.
- Infektionen: Auch hier produziert das Knochenmark zu viele Leukozyten und Thrombozyten, um die Infektion zu bekämpfen.
- Eisenmangelanämie: Es kann eine reaktive oder sekundäre Thrombozytose auftreten, wenn es zu einem Abbau an roten Blutkörperchen im Körper kommt.
- Milzentfernung: Da eine gewisse Menge an Thrombozyten in der Milz gespeichert werden, kann die Entfernung der Milz zu einer erhöhten Konzentration im Blutkreislauf führen.
- Krebs: Erhöhte Thrombozyten Werte finden sich auch bei einigen Krebsarten wieder, besonders bei Magen-Darm-Krebs sowie Lungen-, Eierstock und Brustkrebs. Dies lässt sich auf eine Entzündung zurückführen, die die Produktion der Thrombozyten im Knochenmark stimuliert.
- nach großen Operationen und Traumas kann es zu einer vorübergehenden Erhöhung der Werte kommen
Blutplättchen– wann zu niedrig?
Wenn die Thrombozytenzahl niedrig ist, steigt das Risiko einer unkontrollierten und anhaltenden Blutung. Diesen Zustand nennt man Thrombozytopenie, in dem das Knochenmark zu wenig Blutplättchen bildet oder sie zerstört werden. Ist die Thrombozytenzahl zu wenig, können Blutungen unter der Haut als Blutergüsse auftreten. Es kann dann durch eine Schnittverletzung zu unstillbaren Blutungen kommen sowie zu nicht aufhörendem Nasenbluten. Zu den Ursachen gehören Medikamente, Krebs, Erkrankung der Leber, Schwangerschaft, Infektionen oder ein gestörtes Immunsystem.
Einige Erkrankungen sind auch mit einer schlechteren Thrombozytenfunktion verbunden. Die Anzahl der Blutplättchen ist dabei normal, nur die Funktion ist gestört. Medikamente wie Aspirin führen beispielsweise dazu, daher ist es wichtig zu wissen, welche Arzneimittel diese Reaktionen verursachen und bei welchen ein erhöhtes Blutungsrisiko besteht.
Thrombozyten – Was tun bei Abweichungen?
Bei Abweichungen der Thrombozyten Werte sollte die Ursache dafür herausgefunden werden. Wird diese behandelt und klingt wieder ab, pendelt sich meist auch die Thrombozytenzahl wieder ein. Liegt sie unter 20.000 besteht ein lebensbedrohliches Risiko, da spontane Blutungen auftreten können und schwer zu stoppen sind. In diesem Zustand erhalten Patienten meist eine Thrombozyten-Transfusion.
Thrombozyten spenden
Wer Thrombozyten spenden will, sollte selbst genügend im Blut haben. Spendern wird Vollblut entnommen, aus dem die Blutplättchen separiert und einbehalten werden. Die restlichen Blutbestandteile kommen danach wieder zurück in den Körper. Eine Spende dauert meist 90 bis 120 Minuten.
Mehr zu Thrombozyten
- Kohse, K. (Hrsg.): Taschenlehrbuch Klinische Chemie und Hämatologie. Thieme, 9., vollständig überarbeitete Auflage, 2019
- Lohmann, M.: Laborwerte verstehen, Mankau Verlag, 6. Auflage, 2020
- Classen, M. et al.: Innere Medizin. Urban & Fischer Verlag, 6. Auflage, 2009
- Beise, U., Heimes, S., Schwarz, W.: Gesundheits- und Krankheitslehre, 2. Auflage, Springer Medizin Verlag, 2009
- Platelets (thrombocytes), www.britannica.com (Abrufdatum: 18.01.2021)
- BLOOD | Cellular Composition of the Blood, www.sciencedirect.com (Abrufdatum: 18.01.2021)
- What Are Platelets?, www.urmc.rochester.edu (Abrufdatum: 18.01.2021)