Die Arbeit in Kliniken und Praxen ist insbesondere bei hohen Temperaturen ...

Einen Sonnenstich riskiert man leicht, wenn man bei hohen Temperaturen zu lange der Sonne ausgesetzt ist. Die Wärmestrahlen des Sonnenlichts können leicht eine Reizung der Hirnhäute auslösen und zu Kopfschmerzen und Schwindel führen. Besonders häufig von einem Sonnenstich betroffen sind Menschen, die zur Mittagszeit im Sommer lange der direkten Sonnenstrahlung ausgesetzt sind und sich nicht beispielsweise durch eine Kopfbedeckung oder einen Schattenplatz schützen. Doch auch diese Vorsichtsmaßnahmen schützen einen nicht unweigerlich vor dem unangenehmen Sonnenstich – besonders an Orten mit hoher Sonneneinstrahlung wie südlichen Urlaubsländern.
Wenn man selbst oder jemand im direkten Umfeld einen Sonnenstich hat, sollte man die Warnzeichen nicht auf die leichte Schulter nehmen: Besonders bei gefährdeten Personen wie alten Menschen oder kleinen Kindern können aus den lästigen Symptomen ernst zu nehmende Krankheitszustände werden. Unter Umständen kann der in Fachkreisen auch als Insolation bezeichnete Sonnenstich beispielsweise zu Bewusstseinsstörungen und cerebralen Krampfanfällen führen. Mit der richtigen Vorsorge und ein wenig Sensibilität für die Symptome lassen sich solche Komplikationen jedoch vermeiden.
Symptome
Symptome für einen Sonnenstich können manchmal noch während des Aufenthalts in der Sonne, manchmal auch erst einige Stunden später auftreten. Meist ist die Voraussetzung für das Entwickeln einer Symptomatik der längere Aufenthalt (meist über mehrere Stunden) in der Sonne, wobei Nacken und Kopf der Strahlung ausgesetzt waren.
Bei den meisten Betroffenen tritt in Kombination mit einem Sonnenstich auch Sonnenbrand auf, tendenziell auf Nacken und Kopfhaut. Auch unabhängig von Sonnenbrand kann das Gesicht von Betroffenen gerötet sein. Klassischerweise treten Schwindel und Kopfschmerzen in Kombination mit Übelkeit auf. Letztere kann auch zu Erbrechen führen. Der Kreislauf reagiert mit Herzrasen (Tachykardie) und beschleunigtem Atem (Tachypnoe). Zeichen der Reizung des ZNS und der Hirnhäute (Meningen) können darüber hinaus Desorientierung, Verwirrtheit und eingetrübtes Bewusstsein bis hin zur Bewusstlosigkeit sein. Zudem können Nackensteifigkeit und weitere Meningismus-Zeichen auftreten.
Meningismus
Als Meningismus bezeichnet man eine Überempfindlichkeit der Hirnhäute, die häufig bei Hirnhautentzündung (Meningitis), systemischen Entzündungen (beispielsweise Systemischer Lupus erythematodes) oder eben durch einen Sonnenstich auftreten. Klassischerweise tritt eine reflektorische Muskelanspannung auf, die zu Nackensteifigkeit und -Schmerzen – in extremen Fällen mit einer zusätzlichen Überdehnung des Kopfes nach hinten – führt.
Sonnenstich: Was tun?
Wenn man bei sich selbst oder einer anderen Person Symptome feststellt, die für einen Sonnenstich sprechen, sollte man diese ernst nehmen und umgehend Maßnahmen ergreifen, die schwerere Konsequenzen verhindern.
Der erste Schritt ist hierbei die betroffene Person aus der Sonne in den Schatten zu bringen und Maßnahmen zur Abkühlung einzuleiten. Hierbei sollte es sich am besten um die Kühlung von Kopf und Nacken mit feuchten Tüchern handeln. Auch die korrekte Lagerung kann zur Kreislaufstabilisierung beitragen: Am besten sollten Betroffene mit leicht erhöhtem Oberkörper gelagert werden. Bei Bewusstseinsverlust ist die stabile Seitenlage Mittel der Wahl. Personen, die bei Bewusstsein sind, sollten sich Volumen zuführen, also möglichst viel trinken – am besten Getränke mit Elektrolyten, wie Elektrolyt-Drinks, alkoholfreies Bier oder Fruchtschorle (eventuell mit ein wenig Salz). Hierbei sollte man darauf achten, dass die Getränke nicht zu kalt sind.
Bei einem Kreislaufstillstand sollte man als Ersthelfer umgehend mit der Herzdruckmassage und Beatmung anfangen. Wichtig: Hitze gehört zu den sogenannten „vier Hs“, die einen reversiblen Kreislaufstillstand auslösen können, die Kühlung sollte also auf keinen Fall unterbrochen werden.
Sonnenstich bei Kindern
Ein Sonnenstich bei Kindern kann schnell gefährlich werden, denn bei ihnen entsteht der Meningismus um einiges schneller. Außerdem können sie meist ihren Zustand nicht adäquat kommunizieren. Fällt bei einem Kind ein Sonnenstich auf, sollte man umgehend die genannten Erste Hilfe Maßnahmen einleiten. Zeichen dafür, kann neben Klagen über die klassischen Symptome auch beispielsweise Unruhe sein. Sinkt die Körperkerntemperatur auch nach einigen Minuten der Kühlung nicht oder tritt besonders starkes Erbrechen auf, sollte man umgehend den Rettungsdienst verständigen.
Sonnenstich: Risiken
Erhöhtes Risiko, einen Sonnenstich zu erleiden, haben unter anderem Senioren/-innen und Kinder. Doch auch der Aufenthalt in der Sonne erhöht die Chance, einen Sonnenstich zu erleiden, stark. Dabei sind besonders Menschen mit Glatze – bei denen also der natürliche Sonnenschutz durch die Kopfhaare wegfällt – betroffen.
Sonnenstich: Wann zum Arzt?
Prinzipiell ist ein Sonnenstich nicht bedrohlich und kann durch simple Erste-Hilfe-Maßnahmen in den Griff bekommen werden. Problematisch wird die Symptomatik dann, wenn sich Kopfschmerzen, Schwindel oder Erbrechen nach einigen Minuten der Behandlung nicht mildern. In diesem Fall sollte man wenn möglich eine/n nahegelegenen Arzt/Ärztin aufsuchen oder sogar den Notruf wählen. Noch kritischer ist der Zustand von Sonnenstich-Patienten/-innen, wenn diese das Bewusstsein verlieren oder unter besonders starkem Erbrechen leiden. In diesem Fall sollte man als Laie besser direkt den Rettungsdienst konsultieren. Das Gleiche gilt selbstverständlich bei einem Kreislaufstillstand.
Sonnenstich oder Hitzeschlag?
Während es sich bei einem Sonnenstich um eine milde Symptomatik handelt, ist ein Hitzschlag ein medizinischer Notfall, bei dem unter allen Umständen ein/e Notarzt/-ärztin konsultiert werden sollte. Doch wie unterscheidet man als Laie einen Sonnenstich von einem Hitzeschlag? Zunächst tritt letzterer meist akut noch während des Aufenthalts in der pralle Sonne auf, während sich die Sonnenstich-Symptomatik auch erst nach Stunden einstellen kann. Darüber hinaus kann beim medizinischen Akutfall erhöhte Körpertemperatur auftreten (40 Grad Celsius und höher), die die Symptomatik verschlimmern kann. Auch die Blutdruck-Zustände beider Krankheiten unterscheiden sich: Beim Sonnenstich verhält sich dieser meist normal oder schwankt leicht, während beim Hitzeschlag normalerweise initial eine starke Hypertonie mit anschließender Hypotonie auftritt. Die Haut dieser Patienten/-innen ist feucht und heiß, später dann trocken. Der Kreislaufkollaps bei einem Hitzeschlag führt zunächst zur schnelleren Atmung, die nach und nach zu einem Zustand der Hyperventilation werden kann. Bei einem Hitzeschlag kann es Leben retten, umgehend die 112 zu rufen!
Sonnenstich: Diagnostik
Die Sonnenstich-Diagnostik lässt sich meist schon anhand der Anamnese vollziehen. Dabei können folgende Fragen Aufschluss über den Zustand des/-r Patienten/-in geben.
- Hat er/sie sich zuvor über einen längeren Zeitraum (bis zu mehreren Stunden) in der Sonne aufgehalten?
- Ist die Person dehydriert und hat nicht ausreichend Flüssigkeit zugeführt?
- Treten klassische Symptome wie Schwindel, Übelkeit und Kopfschmerzen auf?
Darüber hinaus kann eine körperliche Untersuchung Aufschluss über den Zustand des/-r Patienten/-in geben: Neben der Hautfarbe (bei Sonnenstich: fiebrig rot) und den Vitalzeichen (Temperatur, Blutdruck und Puls) sollten Sonnenstich-Patienten/-innen stets auf Meningismus-Zeichen überprüft werden. Eine Möglichkeit dafür ist, den/die Patienten/-in gerade auf den Rücken zu legen. Der/die Untersucher/in beugt nun passiv den Kopf des/-r Patienten/-in nach vorn. Positiv ist das Zeichen, wenn er/sie bei der Beugung auch die Beine flexiert.
Hat der/die Untersucher/-in Verdacht auf ein Hirnödem beim/-bei der Patienten/-in sollte darüber hinaus ein bildgebendes Verfahren in Form eines MRT eingeleitet werden.
Behandlung
Als erste Maßnahme sollte einem/-r Patienten/-in mit Verdacht auf schweren Sonnenstich oder Hitzeschlag umgehend Volumen im Sinne von NaCl-Lösung gegeben werden, um den Blutdruck auf ein normales Niveau zu bringen und den wahrscheinlich bestehenden Flüssigkeitsverlust auszugleichen. Anschließend an die erste Hilfe Maßnahmen sollte man die Körpertemperatur möglichst senken, Richtwert ist dabei 1 Grad Celsius alle zehn bis fünfzehn Minuten. Achtung: Wenn man die 38 Grad-Grenze unterschreitet, sollte man umgehend die Kühlmaßnahmen stoppen, um eine Unterkühlung zu vermeiden. Darüber hinaus sind auch fiebersenkende Mittel kontraindiziert. Während die Vitalparameter vom Personal weiterhin dauerhaft überprüft werden sollten, erhalten Betroffene Sauerstoff, um das Risiko eines möglichen Schocks zu senken. Bei möglichen Komplikationen wie Krampfanfällen, muss das Rettungs- oder Klinikpersonal entsprechen Medikation verabreichen, um die Symptomatik zu lindern. Im genannten Fall kann Lorazepam oder andere Antikonvulsiva das Mittel der Wahl sein.
Prävention
Einen Sonnenstich zu vermeiden, ist glücklicherweise mit wenig Aufwand verbunden. Natürlich ist am wichtigsten, die direkte Sonneneinstrahlung, gerade zur Mittagszeit, zu vermeiden. Generell kann man durch einen Schatten- statt eines Sonnenplatzes die unangenehme Symptomatik leicht verhindern. Eine Kopfbedeckung, wie eine Mütze oder ein Kopftuch, kann ebenfalls bei der Vorsorge helfen. Zudem sollte man an heißen Tagen möglichst noch mehr als die empfohlene Trinkmenge an Flüssigkeit zu sich nehmen.
- Wetsch et al., Kurzlehrbuch Anästhesie, Intensivmedizin, Notfallmedizin und Schmerztherapie, Thieme (Verlag), 2. Auflage, 2018
- Hahn et al., Checkliste Innere Medizin, Thieme (Verlag), 9. Auflage, 2023
- Hitzeschlag und Sonnenstich, https://next.amboss.com/... , (Abrufdatum 28.07.2023)
- Meningismus und Nervendehnungszeichen, https://viamedici.thieme.de/... , (Abrufdatum 28.07.2023)