Im Jahr 2021 wurde der Wirkstoff Metoprolol allein in Deutschland rund 2,4 Millionen Mal verschrieben. Als ein Vertreter der Betablocker findet Metoprolol hauptsächlich Anwendung bei Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Diese zählen weltweit zu den am häufigsten auftretenden Gesundheitsproblemen. Jährlich versterben weltweit etwa 17,3 Millionen Menschen aufgrund von kardio-vaskulären Erkrankungen. Alarmierend ist die Prognose, dass diese Zahl bis zum Jahr 2030 auf bis zu 23,6 Millionen ansteigen könnte. Dies verdeutlicht die dringende Notwendigkeit effektiver Behandlungsoptionen für diese Erkrankungen. Der nachfolgende Beitrag behandelt daher die Wirkung von Metoprolol, die Nebenwirkungen, Wechselwirkungen sowie Kontraindikationen.
Inhaltsverzeichnis
Was ist Metoprolol?
Metoprolol ist ein Wirkstoff aus der Gruppe der β1-selektiven Betablocker, der gezielt auf die Beta1-Rezeptoren im Herzen und anderen Geweben wirkt. Dies macht Metoprolol zu einer wichtigen Ressource bei der Behandlung von verschiedenen Herzerkrankungen. Chemisch betrachtet handelt es sich bei dem Wirkstoff um ein Racemat. Dabei handelt es sich um eine Zusammensetzung, bei der sich zwei Moleküle im Verhältnis 1:1 befinden. Diese Moleküle verhalten sich also ähnlich wie ein Bild und sein Spiegelbild zueinander. In Arzneimitteln liegt Metoprolol als Metoprololsuccinat oder als Metoprololtartrat vor.
Metoprolol – Wirkung
Die Wirkung von Metoprolol beruht im Allgemeinen auf einer Blockade der β1-Rezeptoren. Der Wirkstoff blockiert am Herzen den G-Protein-gekoppelten Beta1-Adrenorezeptor und unterbindet dadurch die Bindung von Adrenalin und verhindert folglich die Wirkung des Stresshormons.
Über die β-Adrenozeptoren erfolgt allgemein die Steuerung zahlreicher Funktionen in sympathisch innervierten Organen, insbesondere im kardiovaskulären System. Hierbei haben β1-Rezeptoren, die von Metoprolol blockiert werden, Einfluss auf die Herzaktivität v.a. im Sinusknotenbereich und in der Arbeitsmuskulatur des Herzens sowie auf die Ausschüttung von Renin in der Niere. Dabei beeinflussen β2-Rezeptoren die Regulation des Gefäßsystems. Mithilfe des Sympathikus vermitteln Beta1-Rezeptoren also positiv chronotrope Effekte. Die Unterdrückung dieser Rezeptoren führt folglich zu einer Verringerung der Erregungsleitungsgeschwindigkeit, der Herzschlagfrequenz und der Kontraktionskraft des Herzens.
Wann wird Metoprolol eingesetzt?
Der Wirkstoff wird eingesetzt bei/als:
• Bluthochdruck (arterielle Hypertonie)
• Erkrankungen der Herzkranzgefäße (koronare Herzkrankheit)
• funktionellen Herzbeschwerden (hyperkinetisches Herzsyndrom)
• Herzrhythmusstörungen mit erhöhter Schlagzahl (tachykarde Herzrhythmusstörungen)
• Langzeitbehandlung nach einem Herzinfarkt (Reinfarktprophylaxe)
• Prophylaxe von Migräne
Vorteil durch Retard-Tabletten
Arzneimittel mit Metoprolol sind verschreibungspflichtig und in verschiedenen Arzneiformen erhältlich, darunter Tabletten, Infusions- und Injektionslösungen. Besonders relevant für die Blutdrucksenkung sind die sogenannten Retardtabletten, die eine verzögerte Freisetzung des Wirkstoffs ermöglichen. Diese bestehen aus zahlreichen Pellets, die Metoprololsuccinat enthalten und von tablettenbildenden Substanzen umgeben sind. Dadurch wird eine nahezu konstante Freisetzung über etwa 20 Stunden hinweg gewährleistet, unabhängig von Nahrungsaufnahme, pH-Wert und anderen physiologischen Faktoren. Berücksichtigt man die Halbwertszeit von Metoprolol, ergibt sich so eine gleichmäßige Plasmakonzentration über den Zeitraum von 24 Stunden bei einer einmal täglichen Einnahme.
Das Wirkungsmaximum wird erst nach Tagen oder Wochen erreicht, weshalb die Dosis durch den / die behandelnde/n Arzt/Ärztin nur langsam gesteigert werden sollte.
Wie ist das Medikament einzunehmen?
Die Dosierung von Metoprolol sollte individuell, insbesondere unter Berücksichtigung des Behandlungserfolgs, festgelegt werden. Richtdosen für verschiedene Indikationen sind die folgenden:
• Arterielle Hypertonie (Bluthochdruck): Täglich 100 mg
• Koronare Herzkrankheit: Täglich 100 – 200 mg
• Hyperkinetisches Herzsyndrom: Täglich 50 – 100 mg
• Tachykarde Herzrhythmusstörungen: Täglich 100 – 200 mg
• Reinfarktprophylaxe: Metoprolol 100 retard – 1 A Parma® bei geeigneten Patienten/-innen
• Erhaltungstherapie nach Herzinfarkt: Täglich 100 – 200 mg
• Migräneprophylaxe: Täglich 100 – 200 mg
Im Falle eines akuten Herzinfarkts beginnt die Therapie mit fünf mg Metoprololtartrat intravenös unter kontinuierlicher Überwachung von EKG und Blutdruck im Krankenhaus. Die maximale Gesamtdosis kann bis zu 15 mg Metoprololtartrat betragen.
Was gibt es bei der Einnahme zu beachten?
Die orale Einnahme erfolgt unabhängig von einer Mahlzeit mit Flüssigkeit. Bei Unterbrechung oder Absetzen der Behandlung sollte dies allmählich erfolgen, um negative Auswirkungen wie Angina pectoris, Herzinfarkt oder Hypertonie zu vermeiden.
Durch individuelle Reaktionen auf das Arzneimittel wie Schwindel, Müdigkeit oder verschlechtertes Sehvermögen, kann das Reaktionsvermögen beeinträchtigt sein. Dadurch könnte die Fähigkeit zur aktiven Teilnahme im Straßenverkehr als auch zur Bedienung von Maschinen eingeschränkt sein. Außerdem kann Alkohol Einfluss auf die Wirkung von Metoprolol haben. Die Einnahme kann zudem zu positiven Ergebnissen bei Dopingkontrollen führen.
Metoprolol – Nebenwirkungen
Zu den häufigen Nebenwirkungen (größer als 1/100 bis kleiner als 1/10) von Metoprolol zählen:
- Müdigkeit
- Somnolenz
- Schwindelgefühl
- Kopfschmerzen
- Erschöpfungszustände
- Bradykardie (langsamer Herzschlag)
- Orthostase-Syndrom
- Belastungsdyspnoe
- Übelkeit
- Erbrechen
- Abdominalschmerz
Gelegentliche Nebenwirkungen (≥ 1/1.000 bis < 1/100) sind:
- Depression
- Verwirrtheitszustände
- Albträume
- Halluzinationen
- Fehlempfindungen
- Benommenheit
- Schlafstörungen
- Obstipation
- Diarrhö
Eher selten auftretende Nebenwirkungen (≥ 1/10.000 bis < 1/1.000) sind die folgenden:
- getrübter Bewusstseinszustand
- Konjunktivitis
- verminderter Tränenfluss
- Arrhythmie
- Überleitungsstörungen
- Ödeme (siehe auch Geschwollene Füße durch Blutdrucksenker)
- Kältegefühl an den Extremitäten
- Raynaud-Syndrom
- schlechte periphere Durchblutung
Es gibt außerdem unerwünschte Wirkungen die unter eine/n von 10.000 Behandelten betrifft:
- Libidoverlust
- Errektionsstörungen
- Gewichtszunahme
- Leberentzündung
- Sehverschlechterung
- Tinnitus
- Persönlichkeitsveränderungen
Metoprolol – Kontraindikationen
Bei bekannter Überempfindlichkeit gegenüber Metoprolol, anderen Beta-Rezeptoren-Blockern oder gegenüber Bestandteilen dieser Arzneimittel sollte der Arzneistoff nicht eingenommen werden.
Zudem ist die Anwendung kontraindiziert bei dekompensierter oder ausgeprägter Herzinsuffizienz, kardiogenem Schock, AV-Block 2. oder 3. Grades, Sinusknoten-Syndrom, Sinuatrialblock, Ruhepuls unter 50 Schlägen pro Minute vor Behandlungsbeginn, Hypotonie, Azidose, Asthma bronchiale, schweren peripheren Durchblutungsstörungen, unbehandeltem Phäochromozytom (Nierentumor) oder vorherigem Auftreten von Bronchospasmen. Die gleichzeitige Verabreichung von MAO-Hemmstoffen (außer MAO-B-Hemmstoffen) ist ebenfalls kontraindiziert.
Besondere Vorsicht ist geboten bei Patienten/-innen mit Myokardinfarkt, die eine Herzfrequenz von unter 45 bis 50 Schlägen pro Minute, ein PR-Intervall von über 0,24 Sekunden, einen systolischen Blutdruck von unter 100 mmHg oder eine schwere Herzinsuffizienz aufweisen.
Es ist außerdem zu beachten, dass die intravenöse Verabreichung von Kalzium-Antagonisten des Verapamil- oder Diltiazem-Typs sowie anderer Antiarrhythmika (wie Disopyramid) bei Patienten/-innen, die ebenso mit Metoprolol behandelt werden, untersagt ist (außer in der Intensivmedizin).
Einnahme von Metoprolol mit anderen Medikamenten
Die Wirkung von Metoprolol mit anderen Blutdrucksenkern kann sich verstärken. Bei gleichzeitiger Einnahme von anderen Betablockern (einschließlich Augentropfen), MAO-Hemmern, sympathikushemmenden Medikamenten oder Katecholamin-Spiegel-senkenden Arzneimitteln ist eine sorgfältige Überwachung unumgänglich.
Folgende Medikamente verstärken die Wirkung:
• Kalzium-Antagonisten wie Verapamil oder Diltiazem und vom Nifedipin-Typ
• Arzneimittel gegen Herzrhythmusstörungen (z.B. Amiodaron, Propafenon)
• Sphingosin-1-Phosphat-Rezeptor-Modulatoren (z. B. Fingolimod)
• Narkosemittel
• Arzneimittel gegen Depressionen, Beruhigungsmittel, Glyceroltrinitrat
• harntreibende Mittel (Diuretika) und gefäßerweiternde Mittel (Vasodilatatoren)
Arzneimittel, die die Wirkung verringern:
• Schmerzmittel (nicht steroidale Antiphlogistika wie Indometacin)
• Enzyminduzierende Medikamente wie Rifampicin
Einfluss von Metoprolol auf die Wirkung anderer Medikamente:
• Prazosin, Digitalis, Reserpin, Alpha-Methyldopa, Guanfacin oder Clonidin
• periphere Muskelrelaxanzien wie Suxamethonium oder Tubocurarin
• Monoaminoxidase (MAO)-Hemmer
• Insulin und Sulfonylharnstoffe
• Ergotalkaloide und Dipyridamol.
Einnahme während der Schwangerschaft
Für Schwangere liegen umfassende Erfahrungen mit Metoprolol vor. Beobachtungen im ersten Trimenon zeigen kein erhöhtes Fehlbildungsrisiko. Die Einnahme während des ersten Schwangerschaftsdrittels ist daher bei medizinischem Bedarf und minimaler Dosierung möglich. Neugeborene von Frauen, die in späteren Stadien der Schwangerschaft Metoprolol einnahmen, können ein erhöhtes Risiko für Bradykardie, Hypoglykämie und Hypotonie haben. Daher ist nach der Entbindung eine sorgfältige ärztliche Überwachung der Neugeborenen empfohlen.
Metoprolol kann dennoch die Plazentadurchblutung mindern und Wachstumsstörungen beim Fötus verursachen. Zudem wurden andere Beta-Rezeptor-Blocker mit Frühgeburten, Fehlbildungen und fötalem Tod in Verbindung gebracht.
Häufige Fragen
- Wie wirkt Metoprolol?
- Was macht Metoprolol?
- Welche Nebenwirkungen hat Metoprolol?
Die Wirkung beruht auf einer Blockade der β1-Rezeptoren. Metoprolol blockiert am Herzen den G-Protein-gekoppelten Beta1-Adrenorezeptor und unterbindet dadurch die Bindung von Adrenalin und verhindert folglich die Wirkung des Stresshormons.
Der Wirkstoff senkt den Blutdruck, die Schlagfrequenz und das Schlagvolumen des Herzens und entlastet somit das Herz.
Zu den häufigen Nebenwirkungen des Blutdrucksenkers zählen Müdigkeit, Somnolenz, Schwindelgefühl, Kopfschmerzen, Erschöpfungszustände, Bradykardie (langsamer Herzschlag), Orthostase-Syndrom, Belastungsdyspnoe, Übelkeit, Erbrechen und Abdominalschmerz