
Depressionen sind in der heutigen Zeit immer weiter verbreitet. Obwohl es sich um eine häufige Erkrankung handelt, sind sich viele Menschen unsicher und scheuen sich, Symptome für eine Depression frühzeitig richtig einzuordnen. Ist es eine temporäre Traurigkeit oder hat eine Verstimmung schon Krankheitswert? Was ist der Unterschied zwischen der Depression und dem Burnout?
Inhaltsverzeichnis
Der folgende Beitrag zum Thema Depression gibt einen wertvollen Überblick über die Krankheit an sich und welche Anzeichen diese mit sich bringt.
Was ist eine Depression?
Die Depression ist eine psychische Erkrankung, die sich in unterschiedlichen Facetten und Ausprägungsgraden äußern kann. Es handelt sich um ein komplexes Erkrankungsbild, für das eine gedrückte Stimmung, Interesse- und Antriebslosigkeit charakteristische Hauptsymptome sind.
Dies alles sind allerdings auch unabhängig von einer Depression Symptome, die jeder einmal an sich ab und an bemerkt. Die Depression ist jedoch dadurch gekennzeichnet, dass die Anzeichen dauerhaft bleiben und nicht nach kurzer Zeit wieder verschwinden. Kennzeichnend für das Krankheitsbild ist, dass die Frühsymptome mindestens über zwei Wochen bestehen, was ein erster Hinweis auf eine Depression sein kann. Es gibt zudem Depressionsverläufe, die eine konstante Symptomatik haben, aber auch solche Erscheinungsformen, bei denen sich die Symptome einer Depression in Episoden manifestieren.
Auch wenn man im Sprachgebrauch mit einem „depressiven Zustand“ oftmals einfach eine gewöhnliche Stimmungslosigkeit bezeichnet, so ist dies in der medizinischen Sichtweise eine sehr ernstzunehmende Erkrankung. Sie ist für einen großen Teil von Arbeitsunfähigkeiten verantwortlich und bei wiederkehrenden depressiven Phasen begehen etwa 10 bis 15 % aller Betroffenen Suizid.
Depressionen lassen sich traditionell in verschiedene Gruppen einteilen:
- Körperliche Depressionen (symptomatisch)
- Endogene Depressionen
- Neurotische Depressionen (psychosozial)
Bei körperlichen Depressionen liegen die Ursachen in körperlichen Erkrankungen wie beispielsweise Krebs. Bei endogenen Depressionen gehören genetische Vorbelastungen zu den Ursachen. Neurotische Depressionen hingegen sind in Lebensereignissen begründet, welche die betroffene Person nicht verarbeiten kann.
Depression – Formen
Depressionen treten in verschiedenen Formen und Schweregraden auf und entwickeln sich beispielsweise unter bestimmten Umständen. Die unterschiedlichen Formen einer Depression werden in den folgenden Abschnitten vorgestellt.
Unipolare Depression
Die unipolare Depression ist die häufigste Form der Depression und wird damit charakterisiert, dass mehrere depressionstypische Anzeichen über mindestens zwei Wochen anhalten. Zu den typischen Anzeichen gehören Erschöpfung, Niedergeschlagenheit, Freud- und Antriebslosigkeit aber auch Schlafstörungen und Appetitlosigkeit. Man unterscheidet zwischen einer leichten, mittleren und schweren Depression abhängig von der Anzahl der Symptome und deren Stärke.
Chronisch depressive Verstimmung (Dysthymie)
Manche Menschen leiden an chronisch depressiven Verstimmungen, beziehungsweise Dysthymie, also an ausgeprägten Stimmungsveränderungen, die mit Depressionen vergleichbar sind. In diesen Fällen fühlt man sich innerlich unruhig, unzufrieden, bedrückt und melancholisch. Jedoch schwanken diese Beschwerden tagtäglich und erst sobald diese mindestens zwei Jahre andauern, bezeichnet man dies als chronisch depressive Verstimmung. Betroffene sind in ihrem Alltag, verglichen mit depressiven Episoden, nicht so stark beeinträchtigt, jedoch gleichwertig belastet.
Winterdepression
Viele Menschen entwickeln in der Herbst- und Winterzeit eine sogenannte Winterdepression. Eine Hauptursache ist vor allem der Lichtmangel und der daher eingehende Vitamin-D-Mangel. Dies sind saisonal bedingte Depressionen, die im Frühling meist wieder verschwinden.
Wochenbettdepression
Viele Mütter bekommen nach einer Geburt Stimmungsschwankungen und fühlen sich niedergeschlagen. Dies kann sich zum sogenannten „Baby Blues“ entwickeln, was eine Wochenbettdepression oder postpartale Depression ist. Die Symptome gleichen denen einer klinischen Depression.
In manchen Fällen sind die Mütter nicht in der Lage, sich um ihr Kind zu kümmern und werden mit Unverständnis behandelt, da erwartet wird, dass eine Mutter nach der Geburt ihres Kindes glücklich sein sollte. Daraufhin steigen Selbstvorwürfe und Schuldgefühle gegenüber der Mutter selbst und dem Baby.
Bipolare Störung
Depressionen können auch in Kombination mit einer bipolaren Störung entstehen. Eine bipolare Störung ist eine manisch-depressive Erkrankung, bei der Betroffene extreme Stimmungsschwankungen in wechselnden Phasen durchleben. Eine der Phasen besteht aus typischen Symptomen einer Depression, während in anderen Phasen eine euphorische Hochstimmung präsent ist.
Depression – Ursachen
Depressionen haben vielfältige Ursachen und entwickeln sich nicht nur bei Menschen in schweren Lebenssituationen. Eine Depressionen kann unabhängig von Alter, Gesundheitszustand, sozialem Umfeld oder Status entstehen. Depressionen können durch innere und äußere Faktoren ausgelöst werden.
Innere Belastungsfaktoren können sein:
- Unverarbeitetes Trauma (Misshandlung, Tod, Krankheit)
- Angeborene Störung (Hirnstoffwechselstörung)
- Seelische Verletzbarkeit
Äußere Belastungsfaktoren können sein:
- Übermäßige Belastung / Stress in Arbeit oder Schule
- Beziehungsprobleme
- Krankheit
- Verluste (Unfälle / Tod von Nahestehenden)
- Wetterbedingt durch Umschwünge, Jahreszeiteneinflüsse
- Medikamente (Falscheinnahme)
Genetische Ursachen
Eine Depression kann auch genetische Ursachen haben und durch erbliche Vorbelastung entstanden sein. Depressionen treten in belasteten Familien häufiger auf. Ein genetischer Faktor ist vorhanden und kann eine Empfindlichkeit gegenüber psychosozialen Belastungen erhöhen. Wenn ein Verwandter ersten Grades an einer Depression erkrankt ist, liegt das Risiko selbst an einer Depression zu erkranken bei 15%. Handelt es sich um eineiige Zwillinge liegt das Erkrankungsrisiko von beiden bei 50%.
Veränderungen der Systeme der Botenstoffe und Hormone
Depressionen können auch durch Veränderungen von Botenstoffen im Gehirn entstehen. Diese Botenstoffe geraten in ein Ungleichgewicht. Hier handelt es sich um bestimmte Botenstoffe, wie:
- Serotonin
- Dopamin
- Noradrenalin
- Acetylcholin
- Gamma-Aminobuttersäure
Serotonin und Noradrenalin sind für die Kommunikation der Nervenzellen verantwortlich und unterstützen die Verarbeitung von Sinneseindrücken. Bei depressiven Patienten ist die Aktivität von Dopamin, Serotonin und Noradrenalin niedriger und beeinflusst die Gefühle und Gedanken der Betroffenen.
Weitere Veränderungen, die Depressionen auslösen können, finden im limbischen System statt. Dieses ist für die Stressregulierung sowie teilweise das Empfinden und Verarbeiten von Gefühlen verantwortlich. Verändert sich diese Aktivität, beispielsweise durch Schicksalsschläge, kann das zu einer erhöhten psychischen Verletzlichkeit führen.
Körperliche Erkrankungen
Körperliche Erkrankungen können ebenfalls Depressionen auslösen. Dazu gehören:
- Schmerzen
- Krebserkrankungen
- Herz-Kreislauf-Erkrankungen
- Demenz-Erkrankungen
- Parkinson
- Schilddrüsenunterfunktion
- Hormonstörungen
Oft kann man jedoch nicht genau sagen, ob eine körperliche Erkrankung die Depressionen ausgelöst hat oder die Depression als Reaktion auf die Erkrankung entstanden ist.
Psychische Belastungen
Chronischer Stress, akute psychische Traumata oder Infektionserkrankungen, bei der das Stresshormon Cortisol vermehrt ausgeschüttet wird, können ebenfalls eine Ursache für Depressionen sein. Eine erhöhte Stresshormon-Konzentration kann zu depressionstypischen Verhaltensänderungen führen:
- Konzentrationsschwierigkeiten
- Denkstörungen
- Appetitlosigkeit
- Verlust von sexuellen Verlangen
- Verstärkte Angstreaktionen
Viele Betroffene haben vor dem Ausbruch ihrer Depression psychisch belastenden Lebensereignissen, wie Verlust, Rollenwechsel oder Konflikten, erlebt.
Vulnerabilität – Anfälligkeit für Depression
Vulnerabilität bedeutet Verwundbarkeit oder Verletzbarkeit. Es bedeutet, dass Menschen anfälliger sind, an speziellen psychischen Erkrankungen zu erkranken und ist von verschiedenen Faktoren, wie genetische Ursachen oder psychosoziale Einflüsse, abhängig. Jeder Mensch erlebt vulnerable Phasen, wie Adoleszenz, in seinem Leben. In diesen Phasen ist das Risiko eine psychische Störung zu bekommen höher.
Weitere Risikofaktoren
Es gibt noch viele weitere Faktoren, die eine Depression begünstigen können:
- Frauen
- Leben in der Großstadt
- Alleinstehend
- Wenig gesellschaftliche Kontakte
- Arbeitslosigkeit
- Alkohol-Missbrauch
- Niedriger Ausbildungsgrad
Auch Ereignisse in der Kindheit können zu Depressionen führen. Ein überbehüteter Umgang mit Kindern durch einen ängstlich und fürsorglichen Elternteil kreiert Risikofaktoren, wie Hilflosigkeit und schlechte Stressbewältigung, die Depressionen auslösen können.
Verliert ein Kind früh ein Elternteil, hat eine gestörte Mutter-Kind-Beziehung, leidet an Traumata oder kämpft seit jungen Jahren mit einem mangelnden Selbstwertgefühl fördert dies ebenfalls Depressionen.
Es gibt Menschen, deren Persönlichkeit „Typus melancholicus“ genannt wird und von Selbstunsicherheit, Ordentlichkeit, Überkorrektheit, Aufopferungsbereitschaft und Leistungsbetonung charakterisiert wird – diese sind besonders gefährdet, eine Depression zu entwickeln.
Depression – Symptome
Frühsymptome einer Depression
Erste Anzeichen für eine Depression werden als Frühsymptome bezeichnet. Diese sind oftmals sehr unspezifisch, d.h. sie können auf eine Depression hindeuten, müssen es aber nicht. Beispielsweise können belastende Lebensereignisse wie der Verlust eines nahestehenden Menschen, das Ende einer Beziehung oder auch der Verlust des Arbeitsplatzes Auslöser sein. Diese können sich dann über mehrere Wochen zu einer Depression entwickeln. Insbesondere wenn die Anzeichen länger als zwei Wochen anhalten und sich eine Vielzahl an verschiedenen Symptomen zeigt, kann es sich um erste Anzeichen einer Depression handeln.
Körperliche Frühsymptome
- Ständige Müdigkeit
- Energielosigkeit
- Schlafstörungen
- Appetitlosigkeit
- Nachlassende Sexualfunktion
- Kopfschmerzen
- Bauchschmerzen
Geistige Frühsymptome
- Traurigkeit
- Apathie
- Lustlosigkeit
- Starke Stimmungsschwankungen
- Reizbarkeit
- Angst
- Mangelndes Selbstwertgefühl
Einteilung von Depressionen nach ICD-10
Nach der ICD (International Classification of Diseases) lassen sich Depressionen in drei Gruppen einteilen:
- Leichte Depression
- Mittelgradige Depression
- Schwere Depression
Die Einordnung in die jeweilige Gruppe erfolgt anhand von Haupt- und Zusatzsymptomen.
Die Hauptsymptome beziehen sich dabei auf eine Veränderung der Stimmung der jeweiligen Person und die Zusatzsymptome beziehen sich auf weitere Anzeichen einer Depression.
Die Einteilung in die drei Gruppen erfolgt dabei anhand der Häufigkeit der Anzahl der Haupt- und Zusatzsymptome:
Typ | Hauptsymptome | Zusatzsymptome |
Leichte Depression | 2 | 2 |
Mittelgradige Depression | 2 | 3-4 |
Schwere Depression | 2 | >= 4 |
Treten also beispielsweise über mindestens zwei Wochen zwei Hauptsymptome auf und zwei Zusatzsymptome, spricht man von einer leichten Depression. Treten 4 oder mehr Zusatzsymptome auf, spricht man von einer schweren Depression.
Zur Feststellung einer Depression und vor dem möglichen Start einer Therapie ist es wichtig, bezüglich einer Depression die Symptome richtig zu deuten. Die zehn Haupt- und Nebensymptome sind in folgendem Überblick im Detail beschrieben.
Hauptsymptome einer Depression
Die ICD-Klassifizierung definiert die folgenden 3 Hauptsymptome einer Depression.
Antriebslosigkeit und erhöhte Müdigkeit
Das Symptom der Antriebslosigkeit beschreibt den Zustand, bei dem die Betroffenen sich antriebs- und energielos fühlen und selbst einfachste Tätigkeiten zu anstrengend sind. Man fühlt sich permanent müde und erschöpft, selbst einfache Tätigkeiten wie Einkäufe erledigen, Essen zubereiten, sich waschen oder Putzen werden als anstrengend empfunden. Am liebsten wollen Patienten den ganzen Tag im Bett oder auf dem Sofa liegen. Auch das Pflegen von sozialen Kontakten und Verabredungen wird als anstrengend empfunden. Oft werden die Betroffenen in ihrer Stimmung noch gedrückt, wenn ihnen von ihrer Umwelt dafür wenig Verständnis entgegengebracht wird.
Interessenverlust und Freudlosigkeit
Zu den Hauptsymptomen zählt auch der Interessenverlust, welcher das Desinteresse an Dingen wiederspiegelt, die dem Patienten vorher Spaß gemacht haben. Hobbys machen keine Freude mehr und der Patient vernachlässigt diese nicht selten. Aber auch andere Alltagsbereiche sind betroffen wie Beruf und Haushalt.
Depressive Verstimmung
Was jeder ab und zu kennt, ist bei Depressiven oft ein Dauerzustand: Eine konstante Niedergeschlagenheit und Traurigkeit, die sich oft nicht an bestimmten Dingen erklären lässt, ist ein typisches Hauptsymptom für eine Depression. Hält dies dauerhaft an, führt dies zu Verzweiflung und Hoffnungslosigkeit.
Auch Gefühlskälte und innere Leere können sich zeigen. Dabei bezeichnen sich die Betroffenen nicht selten als unfähig, Emotionen zu haben. Weder positive noch negative Ereignisse beeinflussen das Gefühl der Gefühlslosigkeit, das heißt weder Freude noch Traurigkeit werden durch solche Ereignisse ausgelöst, sondern sie werden emotionslos hingenommen.
Zusatzsymptome einer Depression
Insgesamt existieren laut ICD-Klassifizierung 7 Zusatzsymptome, die auf eine Depression hindeuten.
Mangelnde Konzentrationsfähigkeit
Verminderte Konzentration und Aufmerksamkeit führt dazu, dass man sich nicht mehr auf eine Aufgabe fokussieren kann, sei es im Beruf oder im Alltag. Alltagsaufgaben, die bisher als leicht wahrgenommen wurden, erscheinen plötzlich als schwierig. Leistungen in Schule oder Beruf werden schlechter. Die Konzentrationsschwierigkeiten führen zu verlangsamten Denken und auch zu einer verstärkten Entscheidungslosigkeit. Dies wiederum führt zu Selbstzweifeln und Grübeleien, was wiederum die weiteren Symptome verstärkt.
Vermindertes Selbstwertgefühl und reduziertes Selbstvertrauen
Bei Depressiven kommt es häufig zu einer starken Herabsetzung des Selbstwertes. Die Patienten machen sich dafür verantwortlich, nicht zu funktionieren. Die Betroffenen fühlen sich nutzlos und wertlos und als Belastung für das persönliche Umfeld. Die Unwissenheit der Umwelt mit ihren komplexen Anforderungen verstärkt dies häufig noch. Die Betroffenen lehnen sich selbst ab, das Selbstwertgefühl wird herabgesetzt und entsprechend ist das Selbstvertrauen gering. Den Patienten ist es nicht bewusst, wie viel Schaden sie sich selbst durch die ablehnenden Gedanken machen.
Schuldgefühle und Gefühle von Wertlosigkeit
Schuldgefühle und Gefühle von Wertlosigkeit entstehen oftmals, da Betroffene viele Dinge des normalen Lebens nicht mehr durchführen können. Nicht nur für sich, sondern auch für andere nicht. Schuldgefühle gegenüber Familie und Partnern sind keine Seltenheit. Auch dies führt dazu, dass die depressive Stimmung sich bei den Patienten oft so hartnäckig manifestiert. Selbst Personen, die vorher ein hohes Selbstvertrauen hatten, fühlen sich plötzlich wert- und nutzlos. Dies ist darin begründet, da Dinge, die bisher als einfach und selbstverständlich angesehen wurden in Beruf, Freizeit und sozialen Umfeld, plötzlich schwierig sind oder nicht mehr bewältigt werden können.
Negative und pessimistische Zukunftsperspektiven
Das Gefühl, ein Vorhaben wird zu keinem positiven Ergebnis führen, hindert Depressive häufig daran, mit etwas überhaupt anzufangen. Sie sehen die Sachverhalte nicht mehr logisch, sondern sehr pessimistisch und unrealistisch negativ. Alles wird negativ bewertet. Diese Einstellung hindert den Patienten in der Regel auch daran, die für ihn wichtigen positiven Erfahrungen zu machen, die dabei helfen, die Depression zu überwinden. Viele Patienten haben dabei auch eine negative Erwartung bezüglich der Prognose, dass die Depression sich bessern kann und sie wieder gesunden können. Dadurch wird die Heilung der Depression wiederum enorm erschwert.
Schlafstörungen
Im Reigen der Depression-Symptome befinden sich auch die Schlaflosigkeit sowie andere Schlafprobleme. Hierzu zählen insbesondere Durchschlafstörungen und ein sehr frühes Erwachen am Morgen. Auch Einschlafstörungen zählen zu den Schlafproblemen. Diese Anzeichen treten zum einen auf, weil die Patienten oft über ihre Problematik nachgrübeln. Zum anderen auch deshalb, weil sie tagsüber weniger aktiv sind und daher auch nicht richtig müde werden.
Verminderter Appetit
Häufig werden bei einer Depression Symptome festgestellt, die mit der Ernährung zusammenhängen. Dazu gehört die Appetitlosigkeit, aber auch Lustlosigkeit, überhaupt etwas einzukaufen oder sich etwas zu kochen. Die nicht ausgewogene Ernährung kann dazu führen, dass zur Depression noch Verdauungs- und Kreislaufprobleme hinzukommen, die die Stimmung des Patienten dann natürlich ebenfalls trüben können. Manche Menschen mit einer Depression müssen sich regelrecht zum Essen zwingen. Dies alles kann auch zu einem enormen Gewichtsverlust führen.
Suizidgedanken
Der Suizid ist die Komplikation einer Depression, die es unbedingt zu vermeiden gilt. Zwischen 40 % und 70 % der Patienten mit Depression berichten, dass sie schon einmal Suizid Gedanken hatten. Es ist daher immer wichtig, bei Verdacht auf eine Depression Symptome ernst zu nehmen – insbesondere dann, wenn der Patient Suizidgedanken äußern sollte. Dabei fühlen sich viele unwohl, offen über die Suizidgedanken zu sprechen. Dennoch ist es das Beste, offen darüber zu sprechen. Angehörige, die einen solchen Verdacht haben, sollten sich vertrauensvoll an den Hausarzt wenden und sich professionelle Unterstützung holen, wenn dies der Patient selbst nicht kann.
Häufigkeit von Depressionen
Studien besagen, dass etwa eine Depression beim Menschen wesentlich öfter vorkommt, als man vermuten mag. Die Krankheit wird immer noch unterschätzt, obwohl die Komplikationen sogar den möglichen Suizid beinhalten können. Wer daher bei sich oder anderen bezüglich einer Depression Symptome feststellt oder vermutet, sollte handeln.
Eine Studie des Robert-Koch-Instituts, die zwischen 2008 und 2011 erhoben wurde, nach welcher Depressionen zu den häufigsten und folgenreichsten psychischen Störungen gehören, hat über 8.000 Befragungen, Untersuchungen und Tests unterzogen, um die Häufigkeit der Depression zu untersuchen. Dabei haben sich folgende Ergebnisse gezeigt:
- Von allen Erwachsenen zwischen 18 und 79 Jahren weisen 8,1 % eine depressive Symptomatik auf
- Frauen weisen mit 10,2 % eine deutlich höhere Quote auf als Männer mit 6,1 %
- Ältere Menschen über 70 Jahre weisen eine geringere Depressionsquote auf als jüngere Menschen (Männer 4,2 % / Frauen 7,7 %)
Häufigkeit einer Depression nach Alter und Geschlecht in Prozent
Geschlecht / Alter | 18 bis 29 | 30 bis 39 | 40 bis 49 | 50 bis 59 | 60 bis 69 | 70 bis 79 |
Frauen | 11,8 % | 10,5 % | 9,9 % | 10,4 % | 9,8 % | 7,7 % |
Männer | 8 % | 5,3 % | 7 % | 6,1 % | 4,5 % | 4,2 % |
Gesamt | 9,9 % | 7,9 % | 8,4 % | 8,2 % | 7,2 % | 6,1 % |
Depression – Diagnose
Lieber einmal zu viel zum Arzt als zu wenig. Das gilt selbstverständlich auch für die Depression und die Symptome, die diese Erkrankung mit sich bringen kann. Immer mehr Fehlzeiten am Arbeitsplatz resultieren heute auch durch psychische Erkrankungen. Wichtig ist, dass sich Betroffene und deren Angehörige klar machen, dass es keine Verstimmung ist, bei der man sich “zusammenreißen” sollte, sondern dass die Depression eine häufige Erkrankung ist, die in therapeutische Hände gehört und dort auch gut behandelt werden kann.
Der Hausarzt ist dafür bereits der richtige Ansprechpartner, er stellt in der Regel direkt eine Krankschreibung bei Depressionen aus. Aber auch ein Psychotherapeut kann aufgesucht werden, ohne dass hierfür eine Überweisung erforderlich wäre. Hierzu am besten telefonisch mit einem Therapeuten in Kontakt treten und einen Termin anfragen. Je frühzeitiger eine Behandlung eingeleitet werden kann, umso eher kann die Lebensqualität der Patienten verbessert werden.
Psychiatrisch-Psychotherapeutisches Gespräch
Um eine Diagnose zu stellen, ist ein psychiatrisch-psychotherapeutisches Gespräch hilfreich. Hier werden psychische Befunde erhoben und ein ausführliches Gespräch geführt, das sich zum Beispiel mit aktuellen belastenden Situationen und Beschwerden aus Vorerkrankungen auseinander setzt. Oftmals kommen hier standardisierte Fragebögen zum Einsatz oder auch Angehörige werden in die Befragen eingebunden, falls der Betroffene damit einverstanden ist. Es muss auch die Frage geklärt werden, ob eine familiäre Belastung vorliegt, sprich ob es schon zuvor Fälle mit Depressionen in der Familie gab.
Körperliche Untersuchung
Um eine sichere Diagnose zu erhalten, muss der Betroffene körperlich untersucht werden. So werden organische Krankheiten, die depressive Symptome auslösen können, ausgeschlossen. Zu diesen Krankheiten gehören unter anderem:
- Hirntumore
- Hirnhautentzündung
- Morbus Parkinson
- Multiple Sklerose
- Migräne
- Epilepsie
- Schilddrüsenerkrankung
- Nebennierenfunktionsstörungen
- Bei älteren Menschen: Demenz
Auch muss abgeklärt werden, ob der Patient bestimmte Medikamente oder Suchtstoffe einnimmt, die Depressionen auslösen können. Zu diesen Medikamenten gehören beispielsweise:
- Herz-Kreislauf-Medikamente
- Steroidhormone
- Antibiotika
- Zytostatika
Differentialdiagnose
Bei einer Differentialdiagnose geht es darum, die Depressionen von anderen psychischen Krankheitsbildern, wie Schizophrenie oder Angststörungen, abzugrenzen und zu überprüfen, ob eventuell eine bipolare Störung damit in Verbindung gebracht werden kann.
Krankheitsverlauf und Prognose
Der Verlauf einer depressiven Erkrankung verläuft oft in verschiedenen Phasen. Zwei Drittel der Betroffenen schwanken zwischen depressiven Phasen und weitestgehender Gesundheit. Diese Phasen haben keine festgelegte zeitliche Dauer. Das andere Drittel erlebt eine teilweise Besserung, jedoch bleiben rund 15% nach der ersten depressiven Episode chronisch an Depressionen erkrankt. Viele der depressiven Episoden bilden sich, wenn sie entsprechend behandelt werden, auch wieder zurück. Daher sind die Heilungschancen in vielen Fällen gut. Nur 15 bis 20% erleben eine Depression, die mindestens 12 Monate andauert.
Allerdings besteht oft ein Rückfallrisiko. Ein Rückfall bedeutet, dass Krankheitsanzeichen erneut auftreten, während die Genesung noch nicht ganz erreicht wurde. Nach der ersten Episode liegt das Risiko bei 50%, wenn nicht vorgesorgt wird und bei schweren Depressionen liegt es bei 75%. Da es verschiedene Formen der Depression gibt, werden in den nächsten Abschnitten drei der Formen und deren Verlauf vorgestellt. Die Abbildung bietet eine grafische Übersicht.
Unipolare Depression
Bei einer unipolaren Depression kann eine depressive Episode unterschiedlich lang sein. Es kann sich um ein paar Wochen oder um mehrere Monate handeln und ist davon abhängig, wann mit einer Behandlung begonnen wird.
Hat ein Betroffener mehrere depressive Episoden in seinem Leben, nennt man das „rezidivierende unipolare Depression“ und betrifft die Mehrheit der Betroffenen. Zwischen den Episoden selbst, sind die Betroffenen gesund und auch dieser Zeitraum kann unterschiedlich lang sein. Als Betroffener ist es nur wichtig, darauf zu achten, einen Rückfall oder das Wiederauftreten der depressiven Episode zu verhindern.
Bipolare Depression
Bei bipolaren Depressionen kommt es zu depressiven und manischen Episoden. In den manischen Phasen ist die Person gut gelaunt und ruhelos. Jedoch kann diese Phase schnell in eine depressive wechseln, weshalb eine schnelle und dauerhafte Behandlung mit Medikamenten hier nötig ist. Eine bipolare Depression ist um einiges seltener als eine unipolare Depression.
Dysthymie
Eine Dysthymie, oder eine chronisch depressive Verstimmung, hat zwar depressive Symptome, allerdings sind diese nicht stark ausgeprägt. Sie bleiben für einen langen Zeitraum und werden, sobald die Betroffenen zwei Jahre darunter leiden, erst als Dysthymie bezeichnet.
Depression – Behandlung
Über 80 % der Betroffenen können mit modernen Therapieformen erfolgreich behandelt werden. Die Behandlung fällt je nach Schwere der Störung aus. Wie lange besteht der Zustand bereits? Ist es eine einmalige Störung oder verläuft die Depression in sich wiederholenden Phasen?
- Zum Einsatz kommen häufig Antidepressiva um den Zustand der Depression zu hemmen.
- Seit einiger Zeit gibt es Online-Therapieprogramme, die bei der Bekämpfung der Depression helfen.
- Eine gemeinsame Psychotherapie ist die intensivere Form, wenn die Störung bereits verankert ist.
- Je Schweregrad werden auch Einzeltherapien herangezogen um eine optimale Behandlung durchführen zu können.
Wichtig ist an erster Stelle das rechtzeitige Heranziehen eines Arztes. Da Depressionen jeden treffen kann und die Symptome oftmals nicht eindeutig sind, ist es umso wichtiger sensibel und aufmerksam sich selbst und anderen gegenüber zu sein. Auch Ärzte ordnen die Symptome oftmals nicht richtig zu.
Psychotherapie
Bei einer Psychotherapie handelt es sich um intensive Gespräche und Verhaltensübungen. Am häufigsten wird bei Depressionen eine kognitive Verhaltenstherapie eingesetzt, die sich mit Tiefenpsychologie, analytischer Psychotherapie und systemischer Therapie auseinandersetzt. Hier werden in Gesprächen unbekannte Zusammenhänge herausgearbeitet und verarbeitet. Man muss bereit sein, sich intensiv mit seiner Vergangenheit und schmerzhaften Erinnerungen und Erfahrungen zu befassen.
Handelt es sich um eine akute depressive Erkrankung ist eine kurzfristige Psychotherapie, auch in Kombination mit Medikamenten, möglich. Danach kann eine ambulante Psychotherapie in Anspruch genommen werden.
Selbsthilfegruppe
Eine Selbsthilfegruppe bietet die Möglichkeit, sich mit anderen Menschen mit ähnlichen Problemen und Erkrankungen zu treffen und auszutauschen. Betroffene geben sich gegenseitig Halt, unterstützen sich, spenden Trost und machen Mut. Es gibt keine professionelle Anleitung und kann eine hilfreiche Ergänzung zu der Behandlung mit Medikamenten und Psychotherapie sein. Außerdem sind die meisten Gruppen offen und anonym, sprich man kann immer einer solchen Gruppe beitreten.
Ein weiterer Vorteil einer Selbsthilfegruppe ist, dass es aktiv macht. Depressionen lösen oft Antriebslosigkeit aus und Betroffene ziehen sich zurück. Mit einer Selbsthilfegruppe nehmen die Betroffenen aktiver am Leben teil.
Weitere Psychotherapieformen
Neben den bereits genannten Therapieformen gibt es noch weitere Möglichkeiten, Depressionen zu behandeln:
- Kognitive Verhaltenstherapie
- Systemische Therapie
- Yoga und Entspannungsverfahren
- Bewegung und Sport
- Lichttherapie
- Wachtherapie
- Elektrokrampftherapie
Medikamentöse Behandlung
Handelt es sich nur um leichte Depressionen, sind Medikamente nicht sonderlich hilfreich. Außerdem sollte man zunächst auf Medikamente verzichten, da die Beschwerden einer Depression auch oft nach kurzer Zeit aufhören oder abnehmen und diese Medikamente ebenfalls Nebenwirkungen mit sich bringen.
Sofern es sich um stärkere Symptome handelt, können Medikamente selbstverständlich sinnvoll sein. Das betrifft vor allem diejenigen, die an schweren und wiederkehrenden Depressionen leiden und Selbstverletzung praktizieren oder an Suizid denken. Oftmals kann man erst eine Psychotherapie beginnen, wenn durch die Medikamente, die Beschwerden abgeschwächt wurden.
Um Depressionen mit Medikamenten zu behandeln, setzt man Antidepressiva, oft in Kombination mit einer Psychotherapie, ein. Diese heben die Stimmung und steigern den Antrieb. Nach Beginn der Einnahme dauert es oft mehrere Tage bis Wochen, bis sie wirken und werden für mehrere Wochen bis Monate täglich eingenommen. Die Einnahmedauer ist von der Entwicklung der Beschwerden und den Risiken von erneuten depressiven Episoden abhängig. Sobald die Einnahme gestoppt wird, folgt eine 4- bis 9-monatige Erhaltungstherapie. Zunächst wird die Einnahme verringert, da ein abruptes Absetzen zu Schlafstörungen, Unruhe und Übelkeit führen kann. Das eigenständige Absetzen, erhöht das Risiko für einen Rückfall.
Antidepressiva hat eine Reihe an Nebenwirkungen, die meist in den ersten Wochen der Einnahme auftreten. Wie häufig und welche Nebenwirkungen genau auftreten, ist von dem Wirkstoff und der Dosierung abhängig. Zu möglichen Nebenwirkungen gehören:
- Mundtrockenheit
- Kopfschmerzen
- Innere Unruhe
- Kreislaufprobleme
- Störungen der Sexualität
Statt Antidepressive zu nehmen, gibt es auch pflanzliche Arzneimittel, die bei Depressionen helfen können. Häufig wird Johanniskraut bei leichten und manchmal bei mittelschweren Depressionen verwendet. Die Medikamente für mittelschwere Depressionen sind manchmal rezeptpflichtig. Allerdings gibt’s es auch eine Menge an rezeptfreien Arzneimitteln, die eine sehr geringe Dosis enthalten.
Auch pflanzliche Medikamente können Nebenwirkungen und Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten hervorrufen, daher ist es wichtig, die Einnahme mit Ärzten und Ärztinnen abzusprechen.
Notrufnummern für Selbstmordgefährdete bieten Unterstützung und Hilfe für Personen, die selbst an Suizid denken oder sich um nahestehende Menschen sorgen. Die Nummer der Telefonseelsorge in Deutschland lautet: 0800 111 0 111. Statt zu telefonieren, kann man in diesem Notfall-Chat auch schreiben. Bei Fragen zu Depressionen und Anlaufstellen in Ihrer Nähe, gibt folgende Hotline Auskunft: 0800 33 44 533
Burnout und Depression
1. Depression Verlaufsformen, www.deutsche-depressionshilfe.de (Abruf: 12.03.2020)
2. Depressionen und depressive Zustände, www.psychiatriegespraech.de (Abruf: 12.03.2020)
3. Suizidrisiko einschätzen, www.ifightdepression.com (Abruf: 12.03.2020)
4. Merkblatt: Abhängigkeit und Missbrauch, www.zi-mannheim.de (Abruf: 13.03.2020)
5. Anzeichen und Symptome von Depressionen, www.psychische-hilfe.wien.gv.at (Abruf: 13.03.2020)
6. Unipolare Depression, www.leitlinien.de (Abruf: 13.03.2020)
7. McCarron RM, Vanderlip ER, Rado: Depression, annals.org (Abruf: 13.03.2020)
8. M.A. Busch, U.E. Maske, L. Ryl: Prävalenz von depressiver Symptomatik und diagnostizierter Depression bei Erwachsenen in Deutschland, www. edoc.rki.de (Abruf: 13.03.2020)