Die koronare Herzkrankheit (KHK) ist eine der häufigsten Todesursachen. Sie geht aus einer fortgeschrittenen Arteriosklerose hervor, die die Herzkranzgefäße stark schädigt und zunehmend verkalken lässt. Die Herzkranzarterien sind unsere Lebensadern, die das Herz permanent mit Blut, Sauerstoff und lebensnotwendigen Nährstoffen versorgen. Was passiert also, wenn diese in ihrer Funktion gestört sind und es folglich zu einer Mangeldurchblutung kommt? Welche Komplikationen dadurch entstehen können, welche Symptome und Ursachen dafür vorliegen, welche Therapiemöglichkeiten es gibt und wie man sich effektiv davor schützen kann, um das Herz gesund zu halten gibt es hier zum Nachlesen.
Inhaltsverzeichnis
Was ist die Koronare Herzkrankheit?
Die koronare Herzkrankheit, auch KHK abgekürzt, ist eine Erkrankung der Herzkranzgefäße, die sich über Jahre und Jahrzehnte in der Gefäßwand abspielt. Die Wände der Arterien, die den Herzmuskel mit Blut versorgen, verfetten, verkalken und verdicken so, dass der Blutstrom behindert oder sogar unterbrochen wird. Das nennt man Arterienverkalkung oder Arteriosklerose. Sie entsteht also aus einer zunehmenden Durchblutungsstörung des Herzens, aufgrund einer entzündlichen Verengung der Herzkranzarterien. Man unterschiedet zwischen einer chronischen Form der KHK und akuten Ereignissen, die lebensbedrohlich und unter dem Begriff „Akutes Koronarsyndrom“ zusammengefasst werden. Diese können zu einer akuten Angina Pectoris bis hin zu Herzinfarkt und Herztod führen.
Je nachdem wie viele Gefäße betroffen und geschädigt sind, erfolgt die Einteilung in einen Schweregrad. Dieser entscheidet über die folgenden Behandlungsmaßnahmen der Erkrankung:
- Eingefäßerkrankung: eine oder mehrere hochgradige Stenosen (Engstellen) in einem Hauptast der Koronararterien
- Zweigefäßerkrankung: eine oder mehrere hochgradige Stenosen in zwei Hauptästen der Koronararterien
- Dreigefäßerkrankung: eine oder mehrere hochgradige Stenosen in drei Hauptästen der Koronararterien
Koronare Herzkrankheit – Symptome
Je nach Schweregrad der Verkalkung kann der Herzmuskel bei körperlicher oder psychischer Anstrengung mit zu wenig Sauerstoff und Blut versorgt werden, sodass Beschwerden auftreten. Typisch für diese Erkrankung und klares Leitsymptom ist der Brustschmerz, die sogenannte Angina Pectoris. Wörtlich übersetzt bedeutet dieser Begriff Brustenge und genau so wird dieses Symptom auch von vielen Betroffenen beschrieben. Ein beengender, drückender Schmerz hinter dem Brustbein, oftmals auch mit Ausstrahlung in den Hals, den Arm, Kiefer oder Oberbauch, der zur Übelkeit führt. Der Schmerz wird teilweise mit Schweißausbrüchen, einer starken Unruhe bis hin zur Todesangst begleitet. Betroffene werden kurzatmig, leiden an Luft- und Atemnot, die das lebensbedrohliche Gefühl verstärken.
Stabile Angina Pectoris
Bei der stabilen Angina Pectoris treten die Brustschmerzen häufig ab einer bestimmten Belastungsstufe auf und verschwinden wieder, wenn die Belastung beendet wird. Hier sind die Plaques (Ablagerungen) so groß, dass sie für eine Stenose sorgen. Ohne Belastung reicht der Blutfluss noch aus, bei einer Belastung dann jedoch nicht mehr. Es kommt zur Ischämie im Versorgungsgebiet. Lässt die Belastung nach, weicht der ankommende Sauerstoff wieder in alle Teile des Myokards aus und die Symptome bilden sich zurück.
Es gibt folgende Unterteilung in vier Schweregrade nach der Canadian Cardiovascular Society:
- Stadium 1: Schmerzen treten nur bei längerer Belastung auf
- Stadium 2: Treppensteigen, Kälte, Laufen, emotionale Belastungen etc. rufen Brustschmerzen hervor
- Stadium 3: Schmerzen durch leichte Anstrengungen (Gehen, Ankleiden) oder bei Aufregung und psychischem Stress
- Stadium 4: Schmerzen können bereits in Ruhe bestehen, jegliche Aktivitäten lösen Brustschmerzen aus
Instabile Angina Pectoris
Diese Form der Symptomatik mit dem akuten Myokardinfarkt (beziehungsweise dem großen Risiko eines Infarktes) gehört zum akuten Koronarsyndrom und ist lebensbedrohlich. Sie weist kein konstantes Beschwerdebild auf. Die Schmerzen können von Mal zu Mal intensiver werden und länger anhalten.
Sie wird in drei Schweregrade eingeteilt:
- Stadium 1: neu aufgetretene Brustschmerzen, die von Mal zu Mal zunehmen
- Stadium 2: Brustschmerzen in Ruhe innerhalb des letzten Monats, aber nicht in den letzten 48 Stunden
- Stadium 3: Schmerzen in Ruhe in den letzten 48 Stunden
Wie entsteht die Koronare Herzkrankheit?
Damit der Herzmuskel gut arbeiten kann, benötigt er Energie – also eine Durchblutung und eine Ernährung. Sauerstoff und Nährstoffe werden durch die Kranzgefäße, durch die Adern des Herzens an den Kranzmuskel herangeführt. Jede Herzmuskelzelle hat ein eigenes Gefäß, mit dem es selbst mit Sauerstoff und Nährstoffen versorgt wird. Indem es diese Stoffe verbrennt, kann der Herzmuskel daraus Energie gewinnen, mit dem er in der Lage ist, sich zusammenzuziehen und gegen einen Widerstand, den Blutdruck, das Blut zu bewegen. So werden die Organe im Körper mit genügend Blut versorgt.
Kommt es zu einer Verengung dieser Gefäße spricht man von einer koronaren Herzerkrankung. Es kommt also zu einer Mangeldurchblutung der Herzmuskelzellen, die zu jenen Brustschmerzen führen. Schuld an der Verengung sind die arteriosklerotischen Veränderungen der Herzkranzgefäße. Diese entstehen durch die Funktionsstörung des Endothels, wodurch es folglich zu Entzündungen in der Intima, der inneren Herzwandschicht, kommt. Dort bilden sich dann fibröse Plaques (Ablagerungen), die den Durchmesser der Gefäße verkleinern und sie zunehmend verengen. Dadurch wird die Durchblutung erheblich gestört. Wenn diese Plaques aufreißen, bildet sich ein Thrombus, der das Gefäß vollständig blockieren kann.
Koronare Herzkrankheit – Risikofaktoren
Für eine koronare Herzkrankheit gibt es sowohl beeinflussbare als auch nicht beeinflussbare Risikofaktoren. Die Erkrankung ist ein schleichender Prozess, oft über viele Jahre, sodass viele Faktoren, die durch eine ungesunde Lebensführung entstehen, zu dieser Herzerkrankung führen. Das Gute dabei ist: Man kann diese Faktoren einstellen und somit das Risiko deutlich dämpfen.
Sauerstoffmangel im Herzen (Ischämische Herzkrankheit)
Durch die arteriosklerotischen Kalkablagerungen werden die Herzkranzgefäße verengt und das Herz nicht mehr mit genügend Sauerstoff versorgt. Das kann auf Dauer zur chronischen ischämischen Herzkrankheit führen, die schwerwiegende Folgen hat – Herzschwäche, Herzrhythmusstörungen, Herzinfarkt oder den plötzlichen Herztod. Das Risiko, daran zu erkranken, steigt mit einer ungesunden Lebensweise.
Beeinflussbare Risikofaktoren
Die eigenen Lebensumstände tragen maßgeblich zur Gesundheit bei. Die beeinflussbaren Risikofaktoren, die bei der Entstehung der Koronaren Herzkrankheit eine wichtige Rolle spielen, sind ein ungesunder Lebensstil, der von Bewegungsarmut, Rauchen, Übergewicht, Bluthochdruck und Stress begleitet wird. Daraus können sich Erkrankungen wie Diabetes mellitus, Nieren- oder rheumatologische Erkrankungen bilden und zur Ursache für die KHK werden.
Bluthochdruck
Besonders Stress löst Bluthochdruck hervor. Wer also ein permanentes hohes Stresslevel hat, bei dem ist der Blutdruck ständig erhöht. Es kommt zu enormen Spannungen in den Wänden der Blutgefäßleitungen, die die Blutgefäße schließlich verengen. Durch ständig erhöhte Blutdruckwerte werden die Gefäßinnenwände stark geschädigt, sodass es zu Ablagerungen an den Wänden kommt. Diese fördern die Entstehung der Arteriosklerose.
Diabetes mellitus
Sehr viele Menschen sind von der chronischen Stoffwechselerkrankung Diabetes mellitus betroffen – je älter man ist, desto höher ist die Wahrscheinlichkeit, daran zu erkranken. Bei Patienten, die unter einer Diabetes leiden und eine Insulinresistenz haben, kann das Hormon Insulin nicht mehr ausreichend arbeiten und die wichtige Funktion kommt nicht mehr zum Tragen. Insulin ist dafür zuständig, dass der Zucker, den man über die Ernährung aufnimmt, aus dem Blut in bestimmte Organe wie Leber, Niere, aber auch Muskeln und Gehirn transportiert wird. Ist dieser Umstand nicht mehr gegeben, dann verbleibt der Zucker in den Blutgefäßen. Das kann zu einer Verengung und Verstopfung der Blutgefäße, zur Durchblutungsstörung und zu Nervenschädigungen führen, die wiederum brennende, stechende Schmerzen auslösen.
Erhöhter Cholesterinspiegel
Ein erhöhter Cholesterinspiegel kann ernsthafte Folgen für die Gesundheit haben und zur koronaren Herzerkrankung, Herzinfarkt, Diabetes und Arteriosklerose führen. Besonders das erhöhte Cholesterin und hohe Werte des Bluttransportproteins LDL-Cholesterin werden durch eine ungesunde Lebens- und Ernährungsweise verursacht und fördern die Plaquebildung. Das LDL-Cholesterin lagert sich an den Blutgefäßen ab, besonders an den Herzkranzgefäßen.
Stress
Stress macht das Herz krank, es schädigt auf Dauer das Herz-Kreislauf-System. Über direkte und indirekte Signalwege erhöht Stress die Entzündungsaktivität im Körper und führt dadurch zu einer Beschleunigung der Arteriosklerose. Unter Stress hat man zusätzlich erhöhte Blutdruckwerte, was Herz und Arterien sehr stark belastet. In Stresssituationen legt man außerdem ungesündere Verhaltensweisen an den Tag – die Ernährung ist unbedacht und man kommt seltener zur Ruhe.
Übergewicht
Dieser Risikofaktor kommt nicht alleine, sondern bedingt auch andere Faktoren (Blutzucker, Bewegung, Insulin, Stoffwechsel). Die Folgen sind ein steigender Blutzucker- und Insulinspiegel, die wiederum Auslöser für eine Diabetes sind und sich belastend auf das Herzkreislaufsystem auswirken. Das Übergewicht wirkt sich auf den Bewegungsapparat und die Gelenke aus. Besonders im Fettgewebe befinden sich entzündungsfördernde Hormone, die dazu führen, dass ein Knorpel zerstört werden kann. Folglich schmerzt jede Art von Bewegung, sodass Betroffene seltener körperlichen Aktivitäten nachgehen.
Bewegungsmangel
Zu wenig Bewegung gefährdet die Herzgesundheit. Es kann das Wohlbefinden beeinträchtigen und Schmerzen auslösen. Jede Bewegung trainiert das Herzkreislaufsystem und stärkt das Herz. Es kann mehr Blut pumpen, ohne, dass es sich öfter zusammenziehen muss. Sport wirkt sich zudem auf die Psyche aus – die Ausschüttung der Glückshormone steigert das Wohlbefinden und ist ein gutes, vorbeugendes Mittel gegen Depressionen. Wer hingegen wenig Sport treibt und sich viel zu wenig bewegt, hat einen Serotoninmangel. Kaum Bewegung führt auch dazu, dass das Immunsystem und die Widerstandsfähigkeit gegenüber Infekten geschwächt ist. Der Verbrauch der Kalorien findet viel langsamer statt und wird in Fett umgewandelt.
Rauchen
Nikotin ist ein Risikofaktor für Herzkreislauf-Erkrankungen und hat weitreichende Folgen. Es lässt die Gefäße verengen, führt zu Bluthochdruck und die Herzfrequenz erhöht sich. Die Herzmuskelzellen werden nicht ausreichend mit Sauerstoff versorgt. Das führt dazu, dass das Blut dickflüssiger wird und das Thrombose-Risiko erhöht ist. Außerdem begünstigt Rauchen auch das Risiko einer chronischen Arterienverkalkung, aus der sich langsam eine Arteriosklerose bildet.
Nicht beeinflussbare Risikofaktoren
Zu den nicht beeinflussbaren Faktoren zählt die erbliche Vorbelastung. Die Wahrscheinlichkeit für eine Herzerkrankung und die koronare Herzkrankheit steigt, wenn Familienmitglieder ebenfalls darunter leiden. Daher sollte man die familiäre Häufung von Gefäßerkrankungen als wichtigen Risikofaktor immer mit berücksichtigen. Hinzu kommt, dass man ab einem höheren Alter anfälliger für Herzschwäche und Herzerkrankungen ist. Auch das Geschlecht spielt eine Rolle, Männer erkranken etwas mehr an der KHK als Frauen.
Koronare Herzkrankheit – Diagnose und Untersuchungen
Um die KHK zu diagnostizieren, gibt es neben dem ausführlichen Gespräch unterschiedliche Untersuchungen und bildgebende Verfahren, die einen genauen Einblick in die Herzkranzgefäße liefern, um so die Engstellen aufzuspüren und zu behandeln.
Anamnese
Die Diagnostik der Erkrankung basiert auf einem ausführlichen Gespräch, bei dem auf die Krankengeschichte, Risikofaktoren und Beschwerden eingegangen wird. Der Arzt erkundigt sich über die Lebensweise des Patienten und familiäre Vorerkrankungen, um dadurch ein mögliches Risikoprofil erstellen zu können. Patienten sollten den Arzt außerdem über aktuelle Medikamente informieren, die eingenommen werden – rezeptpflichtige, Nahrungsergänzungsmittel und pflanzliche Präparate. Der Arzt wird gezielt nach dem seelischen Befinden und psychosozialen Belastungen fragen, um herauszufinden, ob es eventuell einen Unterstützungsbedarf gibt. Dieser Aspekt sollte nicht unterschätzt werden, die Psyche kann den Verlauf einer KHK erheblich beeinflussen.
Körperliche Untersuchung
Nach dem Gespräch folgt die körperliche Untersuchung samt Abhören des Herzens, Blutdruck-, Gewicht- und Pulsmessung sowie einem Ruhe-EKG mit Darstellung von Herzrhythmusstörungen. Gegebenenfalls wird anschließend direkt ein Belastungs-EKG durchgeführt und Blut abgenommen.
Laboruntersuchung
In einer gezielten Laboruntersuchung, bei der die Blutwerte sowie der Zucker- und Fettstoffwechsel oder auch herzspezifische Marker ermittelt und überprüft werden, kann herausgefunden werden, ob eventuell andere Krankheiten vorliegen und diese Ursachen der Beschwerden sind.
Ultraschall
Mittels eines Herzultraschalls kann man Wandbewegungsstörungen bei der koronaren Herzerkrankung erkennen. Bei dieser sogenannten Echokardiografie kann festgestellt werden, ob eine Unterversorgung der Herzmuskulatur mit Blut und Sauerstoff vorliegt, aber auch, wie die Herzkammern arbeiten, ob Flüssigkeit im Herzbeutel ist und, ob die vier Herzklappen vollständig öffnen und schließen. So können auch gleichzeitig Herzklappenfehler aufgespürt und eine Herzschwäche festgestellt werden.
Herz MRT
Bei hoher Wahrscheinlichkeit, dass es sich um die koronare Herzerkrankung handelt, kann eine weitere bildgebende Diagnostik durch eine MRT Herz erfolgen. Damit lassen sich mittels Radiowellen und Magnetfelder Narben in der Herzmuskulatur feststellen, die durch Infarkte verursacht werden. Dafür wird das Kontrastmittel Gadolinium eingesetzt. Anhand dieser Untersuchung sieht der Arzt, in welchen Herzregionen eine Bypass-Versorgung sinnvoll ist und, ob Narbengewebe aus der Herzwand entfernt werden muss.
Diese genannten Verfahren ermöglichen jedoch nur indirekt den Nachweis einer koronaren Herzerkrankung, weil sie die Herzkranzgefäße selbst nicht darstellen. Das wird aber durch die beiden Hauptverfahren ermöglicht – die Herzkatheteruntersuchung (Koronarangiografie) und das Herz-CT.
Herzkatheter (Koronarangiografie)
Der Standard bei den Untersuchungen ist die Koronarangiografie. Mit dieser Herzkatheteruntersuchung kann definitiv festgestellt werden, ob wirklich eine koronare Herzerkrankung und damit relevante Stenosen und Engstellen an den Koronararterien vorliegen. Ein Vorteil gegenüber anderen bildgebenden Verfahren ist der, dass man während der Untersuchung auch direkt behandeln kann. Diese Engstelle und Stenose wird mit einem Ballon erweitert und schließlich mit einem Stent (Gefäßgerüst) dauerhaft stabilisiert.
In der Regel findet die Herzkatheteruntersuchung bei vollem Bewusstsein statt. Der Patient kann also den Eingriff die ganze Zeit über den Monitor mitverfolgen. Der Ablauf sieht wie folgt aus: Die Arterie wird mit einer Kanüle punktiert. Über einen kleinen Metalldraht wird dann eine sogenannte Schleuse in die Arterie eingeführt, die aus einem kleinen Plastikschlauch besteht. An ihrem Ende befindet sich ein kleines Ventil, über dem nacheinander verschiedene Herzkatheter eingeführt und zum Herzen vorgeschoben werden – bis an die Stelle, an der aus der linken Herzkammer die Hauptschlagadern entspringen. Dort wird dann durch gezielte Bewegung der Abgang der Herzkranzarterien aufgesucht und ein Röntgenkontrastmittel in die Herzkranzarterien eingespritzt. Unter einer Röntgenbeleuchtungsanlage kann man dann ganz genau die Struktur und den Verlauf der Arterien nachvollziehen. Das Gute an dieser Schleuse ist, dass beim Herausziehen der Katheter keinerlei Blut austritt.
Herz-CT
Das Herz-CT, also die Computertomografie, ist ein Schnittbildverfahren, mit dem viele dünne Schichten vom Herzen aufgenommen und Bildrekonstruktionen vorgenommen werden können. Es ist für Patienten geeignet, die unter Risikofaktoren leben und Symptome aufweisen, jedoch kommt diese Untersuchung nicht zum Einsatz, wenn Betroffene mit den typischen Brustschmerzen oder einem akuten Herzinfarkt vorstellig werden. Dann muss schnell gehandelt werden, sodass direkt der Herzkatheter gelegt wird.
Koronare Herzkrankheit – Therapie
Ist die Diagnose erfolgt, wird die entsprechende Therapie veranlasst. Neben der Umstellung der Lebensweise, um die Risikofaktoren möglichst gering zu halten, können Medikamente eingesetzt werden. Sollten diese beiden Wege nicht zum Erfolg führen, gibt es zusätzlich noch die Möglichkeit, operativ einzugreifen, um die Beschwerden des Patienten zu lindern und schwerwiegende Folgeerkrankungen zu verhindern.
Medikamentöse Therapie
Es können mehrere Medikamente bei der Behandlung der Koronaren Herzerkrankung zum Einsatz kommen – Thrombozytenaggregationshemmer, Statine, Betablocker, ACE-Hemmer sowie Medikamente zur symptomatischen Behandlung und Vorbeugung der Angina Pectoris.
Thrombozytenaggregationshemmer
Patienten mit stabiler KHK wird Acetylsalicylsäure empfohlen. Dadurch wird die Fähigkeit der Blutplättchen reduziert, sich schon an bestehende Ablagerungen in den Arterienwänden anzulagern, wodurch die Wahrscheinlichkeit des Auftretens eines Herzinfarktes deutlich reduziert werden kann.
Statine
Die Cholesterinsenker wirken über eine effektive Absenkung des LDL-Cholesterins (das „schlechte“ Cholesterin), indem sie dessen Bildung in der Leber eindämmen können. Sie haben außerdem eine plaque-stabilisierende Wirkung. Über eine Entzündungshemmung werden diese Plaques dann gar nicht erst instabil und reißen auf. Dadurch sollen Patienten eine deutlich verbesserte Lebenserwartung haben.
Betablocker
Diese Medikamente wirken über eine Blockade der Beta-Rezeptoren. Das sind Bindungsstellen von Stresshormonen, wie beispielsweise Adrenalin. Dadurch wird das Herz von einem zu starken Stresshormon-Einfluss abgeschirmt. Das Herz kann langsamer und regulierter arbeiten, wodurch es auch weniger Sauerstoffbedarf hat. Wenn das Herz weniger Sauerstoff benötigt, dann treten auch Angina Pectoris-Brustschmerzen sehr viel seltener auf. Durch die dämpfende Wirkung der Betablocker auf die Herztätigkeit fällt gleichzeitig der Blutdruck ab und durch die Abschirmung des Stress treten Herzrhythmusstörungen seltener auf. Zu Anfang der Behandlung kann es sein, dass Patienten über Müdigkeit und Abgeschlagenheit klagen.
ACE-Hemmer
Die Medikamente werden bei Herzschwäche und vielen unterschiedlichen Herzerkrankungen sowie Bluthochdruck eingesetzt. Sie hemmen die Bildung eines Hormons, das über eine Gefäßverengung zu einem Bluthochdruck führt. Das bewirkt eine Blutdruckabsenkung und entlastet das Herz und die Blutgefäße. ACE-Hemmer können außerdem Aufbau- oder Umbauprozesse im Herzmuskel günstig beeinflussen.
Reduktion von Risikofaktoren
Zur Verbesserung der Prognose müssen die Risikofaktoren eingestellt werden. Dies kann in einigen Fällen auch in Verbindung mit Medikamenten erfolgen. Eine Umstellung der Lebensweise ist hierbei unumgänglich. Besonders die Reduktion des Nikotinkonsums, mehr körperliche Bewegung, eine gesunde Ernährung und Stressabbau haben positive Effekte und stärken das Herz.
Operative Therapie
Reichen diese Therapieformen bei den vorliegenden Beschwerden und dem Krankheitsbild des Patienten nicht aus, werden operative Eingriffe durchgeführt – das Einsetzen eines Stent oder die Bypass-Operation. Beide Interventionen führen zu einer höheren Sauerstoffversorgung im ischämie-gefährdeten Areal und haben unterschiedliche Vor- und Nachteile. Die Bypass-OP sichert dabei den besseren Langzeiterfolg, hat aber auch ein deutlich größeres Eingriffsrisiko.
Stent
Ein Stent ist ein kleines Röhrchen aus Metallgeflecht, das an die betroffene Engstelle geschoben wird. Dort kann er sich entfalten und das Gefäß dauerhaft offen halten. Wie funktioniert das? Der behandelnde Arzt verschafft sich über eine Arterie Zugang zum Blutsystem (meist die Armarterie). Über eine Schleuse wird dann ein Katheterschlauch eingeführt, der mit vorsichtigen Drehbewegungen bis zur Engstelle in die Herzkranzgefäße vorgeführt wird. Damit der Arzt sieht, wo der Stent genau platziert werden muss, spritzt er auch hier ein Kontrastmittel ein. Der Stent, der eingeführt wird, sitzt auf einem zweiten Katheter. Er ist noch zusammengefaltet, um sich besser platzieren zu lassen. Unter dem Metallgeflecht hat der Katheter einen länglichen Mini-Ballon.
Durch den ersten Katheter schiebt der Arzt den Stent-Katheter zum betroffenen Ort der Engstelle. Direkt dort tritt dann der Stent aus dem Katheter und wird vorsichtig mitten in die Verengung vorgeschoben. Der Ballon im Inneren des Stents wird nun mit Kontrastmittel aufgeblasen. Der Stent entfaltet sich und drückt sich eng an die Gefäßwand. Somit erweitert sich die Engstelle und der normale Durchmesser des Herzkranzgefäßes wird wieder hergestellt. Gleichzeitig werden die Ablagerungen fixiert. Während der nächsten Wochen oder auch Monate verwächst der Stent mit der Gefäßwand. Bei manchen Patienten besteht die Gefahr, dass die Gefäßwand zu wuchern beginnt. Um das zu verhindern, gibt es Stents, die mit Medikamenten beschichtet sind, die die Zellbildung hemmen. Dennoch bleibt dabei ein Fremdkörper im Blutgefäß.
Bypass
Bypass bedeutet übersetzt Umgehung. Sie ist die chirurgische Überbrückung der Gefäße, um die Durchblutung des Herzens wieder herzustellen. Diese Operation wird durchgeführt, wenn alle drei Hauptgefäße des Herzmuskels betroffen sind oder die Engstellen sehr nah am Ursprung der Kranzgefäße in der Nähe der Hauptschlagader liegen. Der Brustkorb wird geöffnet und das Herz freigelegt – während der OP wird das Herz dann an eine Herz-Lungenmaschine angeschlossen, die die Funktion des Herzens übernimmt. Mit einer Klemme wird das Herz vom Körperkreislauf abgeklemmt und über eine Kanüle eine Kaliumlösung durch die Herzkranzarterien gepumpt, die das Herz für die Dauer der Operation zum Stillstand bringt. Diese Lösung ist gleichzeitig auch eine Schutzlösung, damit das stillstehende Herz während des Eingriffs keinen Schaden nimmt.
Als Bypass-Gefäße werden körpereigene Blutgefäße des Patienten benutzt, die entweder mehrfach vorhanden sind oder deren Versorgungsgebiet auch von anderen Blutgefäßen mit übernommen werden kann. Dabei können sowohl Arterien als auch Venen genutzt werden. Das Blutgefäß wird zunächst aus seinem natürlichen Verlauf heraus präpariert. Das betroffene Herzkranzgefäß wird hinter der Verengung geöffnet und die Brustwandarterie mit einer feinen Naht auf die geschaffene Anschlussstelle genäht. Das Blut strömt aus dem Bypass-Gefäß nun direkt in das Herzkranzgefäß. Durch diese Umleitung ist die Durchblutung des Herzens jetzt wiederhergestellt.
Die Gefäße werden wie Rohrverbindungen an die Hauptschlagader angeschlossen und überbrücken so die Engstellen in den Koronararterien. Das Blut strömt also von der Hauptschlagader über die Gefäßumleitung in die Endstrombahn der Koronargefäße. Die Anzahl der Anschlüsse richtet sich nach der Zahl der verengten Gefäße, die wichtig für die Durchblutung der Herzgefäße sind. So können also auch während einer Operation fünf oder sechs Bypässe angelegt werden. Nach der OP bleibt der Patient noch weitere zwei bis sechs Stunden in tiefer Narkose, bis sich die Körperfunktionen normalisiert haben. Damit Wund- und Blutsekrete abfließen können, werden unterhalb des Brustbeins Dränage-Schläuche angelegt, die nach wenigen Tagen entfernt werden.
Koronare Herzkrankheit – Lebenserwartung
Die Lebenserwartung und Prognose bei der KHK hängt von dem Krankenstand des Patienten ab sowie von dem Stenosierungsgrad der betroffenen Gefäße. Schon bestehende Schädigungen des Myokards können Begleiterkrankungen, wie beispielsweise Herz- und Niereninsuffizienz begünstigen, die die Prognose wiederum beeinträchtigen. Jedoch spielt der eigene Wille und das Selbstmanagement des Patienten eine sehr große Rolle bei der Lebenserwartung. Wer konsequent die Risikofaktoren gering hält, seine Lebensweise verändert, psychosozialen Belastungen entgegenwirkt und Stress abbaut und sich gesund ernährt, kann trotz koronarer Herzerkrankung ein langes Leben führen.
Patienten sollten außerdem regelmäßig zu ärztlichen Kontrollen gehen. So können jederzeit Veränderungen des Krankheitsbildes festgestellt werden. Darüber hinaus hilft es, sich mit anderen Betroffenen in ambulanten Herzgruppen auszutauschen und gemeinsam zu trainieren, um daraus Kraft und Ratschläge für das eigene Leben und Umsetzung neuer Verhaltensweisen zu gewinnen. Diese Gruppen werden von kardiologisch erfahrenen Ärzten geleitet. Neben Herzgruppen können auch Selbsthilfegruppen helfen, um mit der Erkrankung und den alltäglichen Beeinträchtigungen besser klar zu kommen und positiver in die Zukunft zu blicken. Mit dieser gewonnenen Zuversicht schöpfen Patienten Mut und Ängste werden überwunden.
Koronare Herzkrankheit – Vorbeugung
Die eigene Lebensweise steht bei der Prophylaxe im Vordergrund. Eine gesunde Lebensführung mit ausreichend Bewegung und einer ausgewogenen, frischen Ernährung mit viel Obst und Gemüse, wenig gesättigten Fettsäuren, Zucker sowie Alkohol und Tabak beugt der Erkrankung effektiv vor. Wer ein besonderes Risikoprofil hat, weil innerhalb der Familie einige Gefäß- und Herzerkrankungen bestehen oder schon in einem höheren Alter ist, sollte regelmäßig zu Vorsorge- und Herzkreislaufuntersuchungen gehen. Außerdem ist es wichtig, selbst wachsam zu sein und seinen Körper zu beobachten.
Bei ungewöhnlichen Schmerzen sollte immer ein Arzt aufgesucht werden und es ist ratsam, erste Symptome unbedingt ernst zu nehmen. Eine bestehende Diabetes, Übergewicht, zu hohes Cholesterin oder psychische Belastungen sollten frühestmöglich behandelt werden. Stress sollte kein Dauerzustand sein, die Psyche hat einen enormen Einfluss auf das Herz und jede Form der Unruhe ist eine zusätzliche Belastung.
Weitere Erkrankungen am Herz
1. Lehnert, H., Werdan, K.: Innere Medizin – essentials, Thieme Verlag, 4. Auflage, 2006
2. Piper, W.: Innere Medizin, Springer Medizin Verlag, 1. Auflage, 2007
3. Beise, U., Heimes, S., Schwarz, W.: Gesundheits- und Krankheitslehre, Springer Medizin Verlag, 2. Auflage, 2009
4. ESC Pocket Guidelines, Management der arteriellen Hypertonie, leitlinien.dgk.org (Abrufdatum: 21.09.2020)
5. Koronare Herzkrankheit (KHK), www.kbv.de (Abrufdatum: 22.09.2020)