
Das Katecholamin Adrenalin (auch: Epinephrin) kommt im Körper als Neurotransmitter in den adrenergen Synapsen des Zentralnervensystems (ZNS) vor. Prominenter ist jedoch seine Rolle als Hormon, da es aus dem Nebennierenmark direkt ins Blut ausgeschüttet wird und über sogenannte Adrenozeptoren in fast jedem Organsystem eine Wirkung hat. Anders als das strukturverwandte Noradrenalin wirkt Adrenalin dabei auf alle Rezeptoren, was seine vielfältige Wirkung erklärt.
Inhaltsverzeichnis
Adrenalin – Wirkung
Adrenalin ist ein wichtiges Hormon im Körper, das auf mehrere Organsysteme wirkt. Es steigert die Herzfrequenz, den Blutdruck und den Gefäßtonus. Darüber hinaus aktiviert es die Energiereserven des Körpers, indem es den Abbau von Kohlenhydraten, Glykogen und Triglyceriden (Fettgewebe) fördert. Darüber hinaus hemmt es die Ausschüttung von Insulin, während die Glukagon-Freisetzung erhöht wird. Das verstärkt den Effekt des Hormons und beugt gleichzeitig einer Hypoglykämie vor.

Stress ist eine der Hauptursachen für hohe Konzentrationen von Adrenalin.
Blutwert Adrenalin – Indikation und Normwerte
Vor allem durch seine Wirkung auf das Herz-Kreislauf-System kann Epinephrin Beschwerden verursachen. Liegt beispielsweise bei Bluthochdruck oder Tachykardie der Verdacht auf Adrenalin als Ursache nah, untersucht man die Werte.
Das Hormon lässt sich nicht-invasiv durch seine Abbauprodukte – wie die Vanillinmandelsäure – im 24 Stunden Sammelurin bestimmen. Die Normwerte sollten hier bei unter 20 Mikrogramm pro Tag liegen. Die Konzentration kann aber auch direkt im Plasma gemessen werden. Da sich der Epinephrinspiegel schnell verändern kann – etwa beim Schmerz durch das Einstechen einer Nadel oder durch das Wechseln der Körperhaltung – sollte man die Nadel bereits 30 Minuten vor der eigentlichen Messung einstechen und den/die Patienten/-in über diese Zeit ruhig liegen lassen. Die physiologischen Adrenalin-Werte liegen dann bei unter 50 Piktogramm pro Milliliter Plasma.
Erniedrigte und erhöhte Adrenalin-Werte
Adrenalin lässt sich auch als Stresshormon einordnen und kann bei erhöhten Blutwerten unangenehme Nebenwirkungen hervorrufen. Konzentrationen über den Normwerten haben häufig Stress als Ursache. Doch auch intrinsische Ursachen wie Unterzuckerung oder Bluthochdruck können sie hervorrufen. Von außen verändern vor allem Koffein oder Alkohol den Spiegel nach oben. Der erhöhte Blutwert kann aber auch ärztlich verursacht (iatrogen) sein: Medikamente wie L-Dopa, Tetrazykline, Theophyllin und MAO-Hemmer können der Grund für die Veränderung sein. Bei erhöhten Adrenalin-Werten sollte man auch immer die Möglichkeit eines Phäochromozytoms bedenken. Hierbei handelt es sich um einen Adrenalin-produzierenden Tumor des Nebennierenmarks, der meist benigne ist und sich gut operativ entfernen lässt.
Erniedrigte Adrenalin-Werte sind normalerweise klinisch unbedeutend. Medikamentös wird Epinephrin fast nur in Notfallsituationen (etwa bei einem Anaphylaktischen Schock) verabreicht.
Erhöhtes Adrenalin – Was tun?
Ist der Wert des Adrenalins erhöht, ist das häufig ein Symptom eines anderen grundlegenden Leidens. Deshalb führt der/die Arzt/Ärztin eine Ursachenforschung durch und klärt typische Gründe für die Veränderung ab. So reicht manchmal bereits die Reduktion des Alkohol- oder Kaffeekonsums, um die Werte zu normalisieren. Im Falle eines Tumors muss dieser entfernt.
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- Horn et al., Biochemie des Menschen, Thieme (Verlag), 8. Auflage, 2020
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