
Das Praktische Jahr (PJ) stellt den letzten Abschnitt des Medizinstudiums dar und dient der Vertiefung und Anwendung des bisher erlernten Wissens. Es umfasst 48 Wochen praktischer Tätigkeit und ist eine verpflichtende Phase der ärztlichen Ausbildung, die entscheidend für den Übergang vom Studium in den Berufsalltag ist. In diesem Artikel erhältst du eine umfassende Übersicht über Aufbau, Bedeutung, Herausforderungen und die neuen Regelungen des PJ, ergänzt durch praktische Tipps für ein erfolgreiches Praktisches Jahr.
Inhaltsverzeichnis
Praktische Jahr (PJ)
Das Praktische Jahr dauert 48 Wochen und findet im letzten Jahr des Medizinstudiums, nach dem zweiten Staatsexamen statt. Momentan ist das PJ in drei Tertiale zu je 16 Wochen unterteilt, wobei ein Tertial in der Inneren Medizin und eines in der Chirurgie absolviert werden müssen. Mit der neuen Approbationsordnung wird das PJ in Quartale strukturiert sein. Nach dem PJ schließt man das Medizinstudium mit dem dritten Staatsexamen ab.
Praktisches Jahr: Aufbau und Organisation
Das PJ gliedert sich in drei sogenannte Tertiale mit einer Dauer von jeweils 16 Wochen. Diese umfassen:
- PJ Innere Medizin (Pflicht)
- PJ Chirurgie (Pflicht)
- Wahltertial, das in einem Fachgebiet Deiner Wahl absolviert werden kann. Beliebte Wahlfächer sind Allgemeinmedizin, Pädiatrie, Anästhesiologie oder Radiologie.
Es besteht zudem oft die Möglichkeit, eines von den drei Tertialen zu splitten in jeweils zweimal 8 Wochen. Dies kann sinnvoll sein, um unterschiedliche Kliniken oder Fachrichtungen kennenzulernen. Ebenso besteht die Option, ein Tertial oder Teile davon im Ausland zu absolvieren. Solche Pläne sollten jedoch frühzeitig mit dem zuständigen Landesprüfungsamt und der Universität abgestimmt werden. Weitere Informationen findest Du hier:
Zeitlicher Ablauf
Das PJ beginnt in der Regel zweimal jährlich – im Mai oder November. Die genauen Termine variieren leicht zwischen den Universitäten. Hier eine Übersicht:
Vergütung im Praktischen Jahr
Die Vergütung im PJ ist nicht gesetzlich geregelt und variiert stark zwischen den Kliniken. Während einige Krankenhäuser eine Aufwandsentschädigung von bis zu 597 Euro im Monat zahlen, erhalten Studierende in anderen Einrichtungen keine finanzielle Unterstützung. Daher ist es wichtig, sich im Vorfeld über die Bedingungen der jeweiligen Klinik zu informieren. Unsere Übersicht gibt hierzu weitere Einblicke:
Bedeutung des PJ im Medizinstudium
Während des PJs steht die praktische Anwendung im Vordergrund. Die Medizinstudenten werden in den Stationsalltag eingebunden und lernen Anamnesen durchzuführen, Diagnosen zu stellen und Behandlungspläne zu entwickeln. Unter Aufsicht erfahrener Ärzte werden so wichtige Erfahrungen im direkten Patientenkontakt gesammelt.
Das Wahltertial bietet außerdem eine ausgezeichnete Gelegenheit, verschiedene Fachrichtungen kennenzulernen und die eigene spätere Spezialisierung zu finden. Viele Studierende entscheiden sich nach den Erfahrungen im PJ für ihre Facharztausbildung.
All in all dient das PJ als Brücke zwischen Studium und Beruf. Es bereitet auf die Aufgaben und Herausforderungen des ärztlichen Alltags vor. Das PJ dient auch dazu, Fachexpertise unter Anleitung und Kompetenzen wie Teamarbeit, Zeitmanagement und den Umgang mit Patienten zu entwickeln. Weitere Informationen findest Du außerdem hier:
- Der erste Tag in Famulatur und PJ
- PJ als Berufseinstieg
- PJ Berichte – Erfahrungsberichte aus Inland und Ausland
Neue Approbationsordnung 2025: Was ändert sich für das PJ?
Die ab Oktober 2025 geltende neue Approbationsordnung bringt entscheidende Änderungen für das Praktische Jahr (PJ). Statt drei Tertialen wird das PJ künftig in vier Quartale à 12 Wochen aufgeteilt, wobei die Ausbildungszeit von 48 Wochen unverändert bleibt.
Ein wesentlicher Schwerpunkt liegt auf ambulanten Pflichtquartalen. Mindestens eines der Wahlquartale muss im ambulanten Bereich absolviert werden, beispielsweise in Hausarztpraxen oder Gesundheitsämtern.
Zudem wird die Allgemeinmedizin ein verpflichtendes Prüfungsfach im dritten Staatsexamen. Die Reform zielt darauf ab, die Ausbildung praxisnäher und zukunftsfähiger zu machen, während gleichzeitig die Herausforderungen des Gesundheitssystems, wie der Hausärztemangel, adressiert werden.
Die neue Approbationsordnung für Ärzte tritt dabei am 1. Oktober 2025 in Kraft. Studierende, die ab November 2025 einen neuen Studienabschnitt beginnen, werden nach der neuen ÄApprO ausgebildet. Dies bedeutet, dass Universitäten bis dahin ihre Curricula entsprechend anpassen müssen, um den neuen Anforderungen gerecht zu werden. Ab dann gilt für das PJ:
- Innere Medizin (Pflicht)
- Chirurgie (Pflicht)
- Ambulanter Bereich
- Wahlquartal
Herausforderungen und Chancen im Praktischen Jahr
Das Praktische Jahr (PJ) ist das letzte Jahr im Medizinstudium, das sowohl fordernd als auch bereichernd ist. Es bietet die Möglichkeit, theoretische Kenntnisse in der Praxis anzuwenden, die ärztlichen Kompetenzen zu vertiefen und den Übergang in den Berufsalltag vorzubereiten. Dennoch ist diese Phase oft mit Herausforderungen verbunden, die körperliche und mentale Belastbarkeit erfordern. Gleichzeitig eröffnet das PJ zahlreiche Chancen, die die berufliche und persönliche Entwicklung maßgeblich fördern können.
Herausforderungen im PJ
Das PJ bringt einige anspruchsvolle Herausforderungen mit sich, die den Alltag prägen können. Eine der größten Belastungen ist die reguläre Arbeitszeit von bis zu 40 Stunden pro Woche, was man, abgesehen von Famulaturen, meist nicht gewohnt ist. Viele Kliniken fordern von PJ-Studierenden auch administrative Aufgaben, was schnell zu Überforderung führen kann.
Finanziell stellt das PJ ebenfalls eine Herausforderung dar. Es gibt keine einheitliche Regelung zur Vergütung. Viele Kliniken zahlen eine geringe Aufwandsentschädigung, die oft nicht ausreicht, um die Lebenshaltungskosten zu decken. Dies führt dazu, dass einige Studierende während des PJ auf Unterstützung durch die Familie oder Nebenjobs angewiesen sind.
Ein weiteres Problem ist die oft unzureichende Supervision. In einigen Einrichtungen werden PJ-Studierende als günstige Arbeitskräfte betrachtet und nicht ausreichend betreut. Dies erschwert das Lernen und führt zu Frustration. Diese Herausforderungen machen das PJ zu einer fordernden, aber auch lehrreichen Phase.
Chancen
Trotz der Herausforderungen bietet das PJ viele wertvolle Chancen, die die berufliche Entwicklung voranbringen. Es ist die perfekte Gelegenheit, praktische Fähigkeiten zu vertiefen. Ihr könnt unter Anleitung erfahrener Ärzte Diagnosen stellen, Therapien planen und wichtige Fertigkeiten im Patientenkontakt erlernen. Diese Erfahrungen stärken euer Vertrauen in die eigene ärztliche Kompetenz.
Das PJ ist auch eine Zeit, um wertvolle Netzwerke zu knüpfen. Kontakte zu Ärzten und Kollegen können euch bei der späteren Stellensuche oder Karriereplanung enorm helfen. Diese Beziehungen können euch Türen öffnen, die sonst verschlossen geblieben wären.
Praktische Tipps für ein erfolgreiches PJ
- Frühzeitige Planung: Recherchiert frühzeitig die besten Kliniken und Bewerbungsfristen. Viele Universitäten und Kliniken bieten Informationsveranstaltungen an. Die Bewerbungsfrist endet in der Regel sechs Monate vor PJ-Beginn, im Ausland solltet ihr Euch ggf. sogar früher bewerben.
- Effektive Nutzung der Fehltage: Die erlaubten 30 Fehltage (Urlaub inbegriffen) sollten strategisch eingesetzt werden, z.B. zur Vorbereitung auf das dritte Staatsexamen.
- Aktives Lernen: Nutzt jede Gelegenheit, um praktische Fähigkeiten zu üben. Fragt aktiv nach Feedback und Aufgaben, die euch weiterbringen.
- Netzwerken: Baut Kontakte zu Fachärzten und Mentoren auf. Diese können euch wertvolle Tipps und Unterstützung bieten.
- Selbstorganisation: Ein gutes Zeitmanagement ist entscheidend, um Arbeit, Lernen und Freizeit in Einklang zu bringen.
Fazit
Das Praktische Jahr ist eine intensive, aber auch enorm bereichernde Phase des Medizinstudiums. Es bietet euch die Möglichkeit, eure praktischen Fähigkeiten zu entwickeln, verschiedene Fachgebiete kennenzulernen und euch auf den Berufsalltag vorzubereiten. Mit der richtigen Vorbereitung, einer positiven Einstellung und klarem Fokus könnt ihr diese Herausforderung meistern und gestärkt in eure medizinische Karriere starten. Nutzt diese Zeit, um eure Stärken zu entdecken, Kontakte zu knüpfen und wertvolle Erfahrungen zu sammeln.
Passenden Praktikumsplatz im PJ-Portal finden
praktischArzt bietet Dir eine große Auswahl an Praktikumsstellen. Hier gelangst Du direkt zur Suche der passenden Praktikumsstelle: