Du hast dich entschlossen ein PJ-Tertial oder sogar das gesamte praktische Jahr im Ausland zu verbringen? Herzlichen Glückwunsch!
Inhaltsverzeichnis
Im Vorfeld gibt es jedoch eine Menge zu bedenken. Mit diesem Artikel möchten wir dich bei der Planung unterstützen und dir sagen, vorauf du im Speziellen achten musst.
Planungsbeginn
Ein Jahr vorher solltest du mit der Planung für dein Auslandstertial beginnen.
Die Bewerbung um eine Stelle, die Beschaffung aller notwendigen Unterlagen und die Organisation von Unterkunft, Transport und Freizeitaktivitäten sind sehr zeitaufwändig.
Der Zeitpunkt
Je weiter es in die Ferne gehen soll, desto besser will der Zeitpunkt des Auslandstertials geplant sein. Auf der Südhalbkugel ist Sommer, wenn in Deutschland Winter ist und umgekehrt. In manchen Ländern herrscht während einiger Monate Regenzeit oder es treten vermehrt Stürme und Taifune auf. Große Ereignisse wie Fußball-Weltmeisterschaften oder Olympische Spiele können ein Land in Ausnahmezustand versetzen. Stehen familiäre Ereignisse an oder wollt ihr Weihnachten unbedingt mit der Familie in Deutschland verbringen? Besonders wenn ihr zusätzlich Zeit zum Reisen eingeplant habt, solltet ihr auf diese Punkte achten.
Der Zeitraum
Soll es ein komplettes Auslandstertial werden oder willst du ein Tertial splitten und nur eine Hälfte davon im Ausland verbringen? Dann musst du dich genau an die Regeln halten!
Es darf nur eines der drei Tertiale in 2x 8 Wochen gesplittet werden, an verschiedenen Unis ist keine Splittung möglich. Generell darf man Tertiale nur in der Konstellation Extern-Extern, Extern-Heimatuniversität oder Heimatuniversität-Extern splitten. Hier ist wieder eine genaue Absprache mit dem Dekanat wichtig.
Das Fach
Je nach Zielland kann ein Fach mehr oder weniger sinnvoll sein.
Falls du in ein AIDS-Endemie-Gebiet reisen möchtest, überlege dir gut, ob Chirurgie hier für dich eine Option darstellt und ob du unter diesen Bedingungen überhaupt chirurgisch tätig werden möchtest.
Innere Medizin kann je nach Land aus endlosen Visiten mit wenig persönlichen Entwicklungsmöglichkeiten bestehen. Hier sind Erfahrungsberichte von Vorgängern von großem Wert. Mehrere Erfahrungsberichte findest du am Ende dieses Artikels.
Falls du schon weißt, in welchem Fach du später beruflich tätig werden möchtest, empfiehlt es sich dieses Fach in Deutschland zu absolvieren. Zum einen kannst du dann relevante berufliche Kontakte knüpfen, zum anderen lernst du das Fach unter deutschen Bedingungen kennen.
Genehmigte Kliniken im Ausland
Die meisten Dekanate führen Listen über Kliniken, in welchen PJ-Auslandstertiale in der Vergangenheit bereits genehmigt wurden. Hier kann man sich auf Erfahrungswerte und eine reibungslose Anerkennung des Auslandstertials verlassen. Falls ihr euch für Häuser interessiert, die auf diesen Listen nicht auftauchen, müsst ihr die Möglichkeiten unbedingt mit ausreichendem Vorlauf mit eurem Landesprüfungsamt abklären und von eurem Dekanat bestätigen lassen. Die Übersicht der Landesprüfungsämter findest Du hier.
Suche des geeigneten Praktikumsplatzes
Bei der Suche nach einem geeigneten Praktikumsplatz hilft die Bundesvertretung der Medizinstudierenden in Deutschland (www.bvmd.de).
Außerdem haben die meisten Medizinischen Fakultäten Abkommen mit bestimmten ausländischen Kliniken ihrer Partneruniversitäten. Meist gibt es eine Liste dieser Kliniken auf der Homepage eurer Fakultät oder beim Landesprüfungsamt.
Land und Sprache
Wenn du wirklich etwas lernen und dich auf einen Berufsalltag als Arzt vorbereiten willst, solltest du die Landessprache deines Ziellands fließend beherrschen.
Für die meisten kommt somit nur ein deutsch- oder englischsprachiges Land in Frage. Doch nur weil du deine Lieblingsserie regelmäßig im O-Ton schaust, heißt das noch nicht, dass du im Krankenhaus problemlos zurechtkommst. Im Englischen gibt es einen regelrechten Krankenhaus-Slang mit unzähligen Abkürzungen, von denen man als deutscher Medizinstudent logischerweise noch nie etwas gehört hat.
Ein Kurs in Medical English ist sehr zu empfehlen, ebenso die Bücher „Medizin im Ausland“ (ISBN: 3-540-23778-X) und das „Oxford Handbook of Clinical Medicine“ (ISBN: 978-0199609628). Sollte es (wie in vielen afrikanischen Ländern) neben Englisch noch eine zweite Landessprache geben, kann man enorme Pluspunkte sammeln, indem man sich auch ein paar Worte in dieser Sprache aneignet.
Finanzierung des praktischen Jahres im Ausland
Ein Auslandstertial kann ganz schön ins Geld gehen. Folgende Institutionen bieten Förderungen für PJ-Studenten im Ausland an:
- ERASMUS+
Ein Auslandstertial kann als Praktikum im Rahmen des Erasmus-Programms gefördert werden. Dafür muss das Tertial in einem der 28 Mitgliedsstaaten der Europäischen Union oder den Ländern Norwegen, Island, Liechtenstein oder Türkei absolviert werden. Mindestdauer des Praktikums sind 60 Tage. Genauere Informationen gibt es unter ERASMUS+
- PROMOS
Tertiale in außereuropäischen Ländern können durch PROMOS gefördert werden. Die Mindestdauer liegt hier bei 6 Wochen. Genauere Informationen gibt es auf der PROMOS Seite des DAAD.
- Medizinernachwuchs.de
Diese Plattform bietet schon seit einigen Jahren Stipendien für Medizinstudenten an, die sich auf den Weg ins Ausland machen. Im Gegenzug soll danach ein Bericht über die Erlebnisse und Erfahrungen geschrieben werden.
- Auslands-Bafög
Auch wer in Deutschland nicht Bafög-berechtigt ist, kann unter Umständen für das Auslandstertial Bafög beziehen. Ein in Deutschland laufendes Bafög kann jedoch nicht ohne weiteres mit ins Ausland genommen werden. Was es bei diesem Thema genau zu brachten gibt, findet man auf Auslands-Bafög beim DAAD.
- Schweiz
Natürlich ist die Schweiz kein Stipendiengeber, jedoch werden PJ-Studenten hier als sogenannte Unterassistenten eingestellt und verdienen etwa 1000 CHF im Monat. Da die Schweiz ein teures Pflaster ist, besteht die Herausforderung darin, mit dem Verdienst zu haushalten. Die Lehre in der Schweiz genießt jedoch einen hervorragenden Ruf.
Versicherungen
Eine Auslandskrankenversicherung ist ein absolutes Muss! Eure gesetzliche Krankenversicherung reicht in keinem Fall aus. Achtet darauf, dass die Versicherungsleistung einen Rücktransport in die Heimat einschließt. Außerdem braucht ihr eine Berufshaftpflichtversicherung, die ihr beispielsweise kostenfrei vom Hartmann-Bund erhaltet. Kümmert euch hier um Dokumente in englischer Sprache, die ihr mitnehmen könnt. Manche Länder wie die USA und Kanada fordern eine besonders hohe Deckungssumme in der Berufshaftpflicht.
Reiseimpfungen und Stand-by-Medikation
Etwa ein halbes Jahr vor Antritt des Auslandstertials solltet ihr damit beginnen, euch um die Reiseimpfungen zu kümmern. Informiert euch beim Robert Koch Institut (RKI), welche Reiseschutzimpfungen ihr für euer Auslandstertial benötigt und lasst euch in einem Institut für Tropenmedizin beraten.
Wenn ihr Afrika bereist ist eine Gelbfieber-Impfung fast immer sinnvoll. Es gibt Länder in Gelbfieber-Endemiegebieten, die die Impfung nicht verlangen. Versucht ihr jedoch, von diesen Ländern aus in andere Länder einzureisen, kann es vorkommen, dass man euch ohne Impfung die Einreise verweigert. Manche Länder verlangen einen Röntgen Thorax oder einen Mendel-Mantoux-Test zum Ausschluss von TBC, bevor ihr im Krankenhaus tätig werden dürft. Falls ihr in ein Malaria-Endemiegebiet reist ist es ratsam, eine Stand-by-Medikation in ausreichender Menge im Gepäck zu haben.
Erfahrungsberichte PJ im Ausland
Wir haben für Euch eigene Erfahrungsberichte aus interessanten Ländern erstellt, die euch bei der Auswahl unterstützen können. Einfach das Land anklicken und Ihr kommt zum entsprechenden Erfahrungsbericht:
- Australien
- Burkina Faso
- Frankreich – Lille
- Frankreich – Paris
- Iran
- Neuseeland
- Österreich – Dornbirn
- Österreich – Wien
- Papua – Neuguinea
- Schweiz – Allgemein
- Schweiz – St. Gallen
- Spanien
- USA – Illinois
- USA – Omaha
- Vietnam
Und nun wünschen wir euch viel Spaß bei der Planung und Durchführung eures Auslandstertials!
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