Als Kinderarzt/-ärztin (Pädiater/in) ist man Facharzt/-ärztin für Kinder- und Jugendmedizin. Zu den Patienten/-innen gehören demnach Neugeborene, Säuglinge, Kleinkinder, Kinder und Jugendliche, von Beginn bis zum Abschluss ihrer körperlichen Entwicklung. Neben Prävention und Vorsorgen, behandelt er/sie entsprechend kranke Kinder und Jugendliche oder untersucht mögliche Entwicklungsstörungen.
Inhaltsverzeichnis
- Was ist ein/e Kinderarzt/-ärztin? - Aufgaben und Zuständigkeit
- Was macht ein/e Kinderarzt/-ärztin? - Untersuchungen und Behandlungen
- Krankheitsbilder im Bereich der Kinder- und Jugendmedizin
- Wie wird man Facharzt/-ärztin für Kinder- und Jugendmedizin?
- Karriere als Kinderarzt/-ärztin in Deutschland
- Was verdient ein/e Facharzt/-ärztin für Kinder- und Jugendmedizin
Was neben Kinderkrankheiten und Vorsorgeuntersuchungen zum Berufsalltag der Facharztrichtung Kinder- und Jugendmedizin gehört erläutern wir hier.
Was ist ein/e Kinderarzt/-ärztin? – Aufgaben und Zuständigkeit
Der/die Facharzt/-ärztin für Kinder- und Jugendmedizin befasst sich mit der Erkennung, Behandlung und Nachsorge aller körperlichen, psychischen und psychosomatischen Erkrankungen von Säuglingen, Kleinkindern, Kindern und Jugendlichen.
Die Spezialisierung in dieser Facharztrichtung ist notwendig, weil Kinder und Jugendliche ganz anders auf Medikamente und Behandlungen reagieren als Erwachsene.
Zu den Aufgaben von Kinderärzten/-innen gehören außerdem die Prävention und Rehabilitation entsprechender Krankheiten sowie die Therapie von Entwicklungsstörungen und Behinderungen der jungen Patienten/-innen. Hinzu kommen der medizinische Bereich vorgeburtlicher (pränataler) Erkrankungen, die Neugeborenenmedizin (Neonatologie) sowie das Fachgebiet Sozialpädiatrie.
Erkrankungen bei Kindern und Jugendlichen verlangen besondere therapeutische Kenntnisse und Erfahrungen. Zudem sollten Fachärzte/-innen für Kinder- und Jugendmedizin und ihr Team von Fachangestellten nicht zuletzt ein Gespür für die Sorgen und den Umgang mit Eltern und Angehörigen haben. Das Praxisteam muss in diesem Bereich deutlich mehr Zeit investieren als Kollegen/-innen anderer Fachbereiche, um den jungen Patienten/-innen Behandlungen zu erklären.
Was macht ein/e Kinderarzt/-ärztin? – Untersuchungen und Behandlungen
Auch ein/e Kinderarzt/-ärztin greift auf die drei grundlegenden Säulen der ärztlichen Behandlung zurück: Anamnese, Diagnose und Therapie. So unterschiedlich die Ansprüche der jungen Patienten/-innen sind, so vielfältig sind die Behandlungen und Untersuchungen, die eine Kinderarztpraxis durchführt. Grundlegende Untersuchungsmethoden, die dabei zum Einsatz kommen:
Hinzu kommen neben Verwaltungsaufgaben und Telefon-Sprechstunden spezielle wiederkehrend Handlungsfelder. Eine Auswahl der wichtigsten:
Früherkennungsuntersuchungen
Die Früherkennungsuntersuchungen zwischen dem Zeitpunkt der Geburt und dem sechsten Lebensjahr gehören zu den bekanntesten Untersuchungen des/der Kindesarztes/-ärztin. Die sogenannte U1 bis U9 umfassen insgesamt zehn Termine, in denen Pädiater/innen mögliche Gesundheitsauffälligkeiten und Entwicklungsstörungen erkennen, behandeln oder ausschließen. Die U-Untersuchungen sind kostenlos, wenn sie in der vorgeschriebenen Zeitspanne erfolgen. Eine Dokumentation erfolgt im gelben Kinderuntersuchungsheft.
Impfberatung
Die umfassende Impfberatung, die Kontrolle der Abfolge sowie die Durchführung vorgeschriebener Impfungen sind für Kinderärztin und Kinderarzt ein wichtiger Bereich der Vorsorge. Gemäß der STIKO-Empfehlungen angewandt, schützen Impfungen vor schweren Erkrankungen.
Kindergartenuntersuchung
Bei der Kindergartenuntersuchung geht es, neben der regelrechten, körperlichen Entwicklung der kleinen Patienten/-innen, vor allem um den sprachlichen und motorischen Entwicklungsstand. Der/die Facharzt/-ärztin für Kinder- und Jugendmedizin unterstützt Eltern auf Wunsch bei dieser freiwilligen Kontrolle.
Sporttauglichkeitsuntersuchung
Immer mehr Kinder und Jugendliche haben Spaß am Sport. Doch Sportarten können sich negativ auf die Gesundheit und Entwicklung auswirken, oder bedeuten ein Risiko, falls das Kind bestimmte Vorerkrankungen besitzt. Der/die Pädiater/in stellt im Rahmen einer Tauglichkeitsuntersuchung fest, ob und welcher Sport für seine Patienten/-innen am besten geeignet ist.
ADHS-Therapie
Innere Unruhe, Konzentrationsschwäche und ein gesteigerter Bewegungsdrang können Symptome für ADHS sein. Gemeinsam mit einem/-r Psychologen/-in und den Eltern des Kindes stellt der/die Kinderarzt/-ärztin die entsprechende Diagnose und entwickelt die bestmögliche Therapie und Hilfe.
Krankheitsbilder im Bereich der Kinder- und Jugendmedizin
Der Aufgabenbereich, dem ein/e Facharzt/-ärztin für Kinder- und Jugendmedizin in seiner täglichen Praxis begegnet, ist vielfältig. Hinzu kommt das breite Spektrum möglicher Erkrankungen und Therapieformen, von denen wir nachfolgend die wichtigsten zusammengestellt haben:
Aufmerksamkeits-Defizit-Hyperaktivitäts-Syndrom
ADHS gehört mittlerweile zu den häufigsten psychischen Störungen im Kindes- und Jugendalter. Betroffen sind in Deutschland, laut Experten-Schätzungen, rund 500.000 junge Menschen im Alter zwischen sechs und 18 Jahren.
Die Aufmerksamkeitsstörung wirkt sich auf Familie, soziale Kontakte und die Schule aus. Der/die Kinderarzt/-ärztin sucht nach individuellen Therapiemaßnahmen, um den Leidensdruck auch innerhalb der Familie zu mindern.
Adipositas
Bewegungsmangel und falsche, einseitige Ernährung führen dazu, dass Kinder und Jugendliche oft ihr Normalgewicht überschreiten. Der/die Kinderarzt/-ärztin unterscheidet zwischen Übergewicht und der Fettsucht. Gemeinsam mit Betroffenen werden Gegenmaßnahmen entwickelt, um diese behutsam an neue Essgewohnheiten heranzuführen.
Grippaler Infekt
Während es Erwachsene zwei- bis dreimal pro Jahr “erwischt”, können vor allem Kleinkinder durchschnittlich sechs- bis zehnmal jährlich einen grippalen Infekt erleiden. Der/die Facharzt/-ärztin für Kinder- und Jugendmedizin lindert die schlimmsten Beschwerden wie Husten (s.a. Hausmittel gegen Husten) und beugt Begleiterkrankungen, wie beispielsweise einer Nasennebenhöhlenentzündung, vor.
Halsschmerzen
Gerade Kinder fühlen sich oft machtlos gegen Entzündungszeichen. Der/die Kinderarzt/-ärztin klärt differentialdiagnostisch, ob es sich um eine Entzündung des Rachens (Pharyngitis), die klassische Mandelentzündung (Angina), oder eine Entzündung des Kehlkopfes (Laryngitis) handelt. Er kann auch erkennen, ob es sich bei den Halsschmerzen um Symptome einer anderen Erkrankung handelt.
Kopflausbefall (Pedikulose)
Kopfläuse haben nichts mit mangelnder Hygiene zu tun. Die besten Bedingungen finden die Krabbeltierchen in Kindergärten, Kindertagestätten, oder Grundschulen, da sie dort durch den engen Kontakt beim Spielen leicht übertragen werden können.
Betroffen sind deshalb vor allem Kinder im Vorschul- oder Grundschulalter. Der/die Pädiater/in findet die geeigneten Mittel und Maßnahmen gegen Kopflausbefall und gibt Tipps zur Vorbeugung.
Keuchhusten (Pertussis)
Keuchhusten ist eine bakterielle Erkrankung, die seit März 2013 meldepflichtig ist. Der/die Kinderarzt/-ärztin muss sich in diesem Fall mit einer überaus ansteckenden Infektionskrankheit befassen, die häufig Kinder betrifft, aber nicht mehr zu den klassischen Kinderkrankheiten gehört. Vorbeugung besteht in der rechtzeitigen Impfung.
Mumps (Parotitis epidemica)
Umgangssprachlich “Ziegenpeter” genannt, handelt es sich bei Mumps um eine Virusinfektion, die im Kindesalter zwar harmlos verläuft, sich allerdings auf das Gehör auswirken kann. Aus diesem Grund ist der/die Kinderarzt/-ärztin gefordert, auf die rechtzeitige Impfung hinzuweisen und sie durchzuführen, und im Falle einer Infektion Folgeschäden zu vermeiden.
Scharlach
Bei Scharlach hat es ein/e Facharzt/-ärztin für Kinder- und Jugendmedizin mit Streptokokken zu tun. Das sind Bakterien, die vor allem im Kinder- und Vorschulalter verbreitet sind. Bislang gibt es keine Impfung, so dass sich der/die Kinderarzt/-ärztin auf die Linderung und Heilung der Symptome konzentriert.
Windpocken (Varizellen)
Windpocken gehören zu den weltweit häufigsten Infektionskrankheiten von Kindern. Fachärzte/-innen für Kinder- und Jugendmedizin führen die von der Ständigen Impfkommission (STIKO) am Robert-Koch-Institut empfohlene Varizellen-Impfung für alle Kinder im Alter zwischen 11 bis 14 Monaten durch. Seit 2009 werden zwei Impfungen im Abstand von wenigstens vier Wochen vorgenommen.
Drei-Tage-Fieber (Exanthema subitum / Roseola infantum)
Das Drei-Tage-Fieber ist eine hochansteckende, aber harmlose Viruserkrankung. Der/die Facharzt/-ärztin für Kinder- und Jugendmedizin konzentriert sich auf die Behandlung der Symptome, wie Fieber und anschließenden Hautausschlag. Betroffen sind vor allem Säuglinge und Kleinkinder im Alter bis zu drei Jahren.
Wie wird man Facharzt/-ärztin für Kinder- und Jugendmedizin?
Die erforderlichen Kenntnisse und Facharztkompetenzen erlangt ein/e Kinderarzt/-ärztin, nach dem abgeschlossenen Medizinstudium, durch eine Weiterbildung zum/zur Facharzt/-ärztin. Je nach Facharztrichtung und Facharztausbildung unterscheidet sich die Dauer. Die Weiterbildungszeit für Kinderärzte/-innen umfasst insgesamt 60 Monate. Dies kann man aber erst mit erworbener Approbation beginnen.
Sie endet mit bestandener Facharztprüfung. Auch eine Doktorarbeit bietet sich an, um den prestigeträchtigen Titel Dr. med. zu tragen.
Wichtige Kenntnissen und Fähigkeiten der Kinderarzt Ausbildung
- Beurteilung der körperlichen, sozialen, psychischen und intellektuellen Entwicklung des Säuglings, Kleinkindes, Kindes und Jugendlichen
- Erkennung und koordinierte Behandlung von Verhaltensauffälligkeiten im Kindes- und Jugendalter
- Gesprächsführung mit Kindern und Jugendlichen zur Gesundheitsberatung und -vorsorge einschließlich ihrer Bezugspersonen
- Vorsorgeuntersuchungen und Früherkennungsmaßnahmen einschließlich orientierende Hör- und Sehprüfungen
Mehr zu den Inhalten der Facharztausbildung für Kinderärzte/-innen hier: Weiterbildung zum/zur Facharzt/-ärztin für Kinder- und Jugendmedizin
Karriere als Kinderarzt/-ärztin in Deutschland
Von den insgesamt über 416.000 Ärztinnen und Ärzten in Deutschland arbeiteten im Jahre 2022, laut Bundesärztekammer, 16.078 als Facharzt/-ärztin für Kinder- und Jugendmedizin. Von ihnen waren 7.357 als ambulante Ärzte in eigener Praxis, oder Angestellte in fremder Praxis tätig, 6.089 arbeiteten stationär. Die übrigen Pädiater/innen übten ihren Beruf bei Behörden, Körperschaften, oder in sonstigen Bereichen aus.
Wo arbeiten Kinderärzte/-innen?
Übliche Arbeitsorte eines/-r Facharztes/-ärztin für Pädiatrie sind u.a.:
- Krankenhäuser und Hospize
- Facharztpraxen
- Pflege-Einrichtungen
- Labore
- Universitäten
Kompetenz verbessern
Nach der Weiterbildung zum Facharzt für Kinder- und Jugendmedizin kann man sich als Kinderarzt/-ärztin noch stärker fachlich vertiefen. Die Weiterbildungsordnung der Ärztekammer bietet in der Pädiatrie vier Schwerpunktkompetenzen:
- Kinder- und Jugend-Hämatologie und Kinderonkologie
- Kinder- und Jugend-Kardiologie
- Neonatologie
- Neuropädiatrie
Außerdem gibt es folgende Zusatzweiterbildungen:
- Kinder- und Jugend-Endokrinologie und Diabetologie
- Kinder- und Jugend-Gastroenterologie
- Kinder- und Jugend-Nephrologie
- Kinder- und Jugend-Orthopädie
- Kinder- und Jugend-Rheumatologie
Jobs als Kinderarzt/-ärztin
Passende Ausbildungsstellen gibt es direkt bei uns unter Assistenzarzt Stellenangebote Pädiatrie / Kinder- und Jugendmedizin. Alle Jobs in diesem Fachbereich für Facharzt bis Chefarzt gibt es unter Arzt Stellenangebote Pädiatrie / Kinder- und Jugendmedizin.
Was verdient ein/e Facharzt/-ärztin für Kinder- und Jugendmedizin
Das Kinderarzt Gehalt in Deutschland liegt zwischen 50.344 und 122.289 Euro im Jahr. Grundlegend ist das Facharzt-Gehalt leicht planbar, wenn der Arbeitgeber nach Tarif bezahlt. Kliniken in öffentlicher Trägerschaft als auch private Träger haben normalerweise Tarifverträge für Ärzte/-innen. Abhängig von Erfahrung und Position steigt das Gehalt regelmäßig an.