
Der Chirurg (Facharzt für Chirurgie) hat als Kernaufgabe die Durchführung von Operationen, also der operativen Behandlung von Krankheiten und Verletzungen. Dies lässt sich auch schon aus der Herkunft des Wortes Chirurgie ableiten, welches aus dem griechischen “cheirurgía” abstammt und Handarbeit oder Handwerk bedeutet.
Inhaltsverzeichnis
Was ist ein Chirurg?
Ein Chirurg behandelt Krankheiten, Verletzungen oder Fehlbildungen des Körpers, deren Therapie eine Operation oder einen chirurgischen Eingriff notwendig machen. Die Indikationen reichen von Knochenbrüchen, über die Blinddarmentzündung (Appendizitis) bis hin zu Bandscheibenvorfällen oder den Einsatz von Gelenkprothesen.
Der Facharzt für Chirurgie begleitet seine Patienten sowohl vor als auch nach dem operativen Eingriff. Er klärt über die vorzunehmenden Maßnahmen, das Behandlungsziel und die Folgen der Operation auf. Gemeinsam mit anderen Fachärzten bespricht er die anschließende Therapie und die erforderlichen Maßnahmen zur Rehabilitation.
Neben der Allgemeinen Chirurgie, die sich vor allem mit Gefäßerkrankungen sowie Krankheiten und Verletzungen der inneren Organe sowie des Brustraums beschäftigt, gibt es für den Facharzt für Chirurgie verschiedene Spezialgebiete, dazu gehören folgende:
- Gefäßchirurgie
- Herzchirurgie
- Kinderchirurgie
- Orthopädie und Unfallchirurgie
- Plastische und Ästhetische Chirurgie
- Thoraxchirurgie
- Viszeralchirurgie
Was macht ein Chirurg?
Operationen stellen nur einen Teil der Untersuchungs- und Behandlungsmethoden des Facharztes für Chirurgie dar. Doch sein Spektrum ist deutlich breiter gefächert. Folgenden Methoden kommen zum Einsatz:
1. Chirurgische Diagnostik
Neben der Anamnese wird im Rahmen der Untersuchung des Patienten vom Chirurgen einschließlich die Ultraschalldiagnostik eingesetzt. Dabei können fast alle chirurgischen Krankheitsbilder sicher diagnostiziert werden. Bei der Ultraschalluntersuchung handelt es sich um ein bildgebendes Verfahren, bei dem die menschlichen Organe untersucht werden. Die Ultraschall Diagnostik bei chirurgischen Erkrankungen und Verletzungen ermöglicht eine gezielte Vorbereitung des erforderlichen Eingriffs. Die Methode wird zum Beispiel häufig bei Erkrankungen der Bauchorgane wie Leber, Milz und Nieren vorgenommen.
Falls nötig, werden weitere bildgebende Verfahren wie die Computertomographie (CT) oder die MRT (Magnetresonanztomographie) im Rahmen der Diagnose vom Facharzt für Chirurgie eingesetzt.
2. Palpation
Neben der computergestützten Diagnostik, kann durch die Palpation die Untersuchung des Körpers durch Tasten erfolgen. Dabei untersucht der Chirurg alles was direkt an der Körperoberfläche und indirekt darunter zugänglich ist. Die Methode kommt zum Beispiel bei der Untersuchung des Abdomens (Bauchdecke zwischen Brustkorb und Becken) zum Einsatz. Vorab sollte der Patient nach Schmerzen befragt werden, damit der Chirurg an nicht-schmerzhaften Bereichen beginnt. Unterschieden werden die oberflächliche und die tiefe Palpation. Bei der tiefen Palpation können auch Abmessungen und Veränderungen der inneren Organe festgestellt werden.
3. Konservative Behandlung – Wundversorgung und Wundbehandlung
Nicht alle Erkrankungen benötigen eine Operation. Auch die konservative Behandlung gehört zum Aufgabenspektrum des Chirurgen. Der Chirurg erkennt, reinigt und versorgt verschiedene Wundtypen entsprechend ihres Umfangs, der Art und ihrer Ausprägung. Mittel der Wahl sind beispielsweise Pflaster und Verbände, Wundauflagen und Binden, Klammern oder Nähte. Einen wichtigen Bereich nimmt die Wundversorgung bei Weichteilverletzungen ein. Zu den Maßnahmen zählen die Deckung von Haut- und Weichteildefekten. Ein weiteres Gebiet ist die Behandlung chronischer Wunden, meist ausgelöst durch Geschwüre (Ulzera) oder tiefgehende Gewebeschäden. Ziel ist es hierbei, nicht betroffenes, gesundes Gewebe möglichst ausreichend zu erhalten und eine Ausbreitung der Wunde zu vermeiden.
4. Repositionen
Eine Reposition ist das Zurückbringen von Knochen, Gelenken oder Organen in ihre Normalposition. Bei Frakturen muss der Chirurg die richtige Stellung der Gelenke bzw. Knochen wiederherstellen. Dabei unterscheidet man zwischen einer offenen und geschlossenen Reposition. Bei einfachen Brüchen erhält der Patient eine lokale Anästhesie in Form eines Betäubungsmittels, bei komplexeren Sachverhalten erhält der Patient eine Vollnarkose. Im Anschluss wird die Verletzung durch Kompressions-, Stütz-, Schienen- und herkömmliche Verbände fixiert, um einen nachhaltigen Heilungsprozess zu gewährleisten.
5. Operative Eingriffe
Eine der Hauptaufgaben des Chirurgen ist das Durchführen von operativen Eingriffen. Diese werden heute entweder stationär im Krankenhaus aber auch ambulant in einer Praxis für Chirurgie durchgeführt. Eine Operation wird in drei Phasen unterteilt. Zunächst erfolgt bei den meisten Operationen ein Hautschnitt, mit welchem der Chirurg sich Zugang zum Operationsgebiet verschafft. Anschließend erfolgt die eigentliche Operation und am Ende der OP erfolgt der Verschluss des Zugangs.
Wichtige Krankheitsbilder des Chirurgen
Das Behandlungsspektrum eines Chirurgen ist weit gefächert. Ein Allgemeinchirurg verfügt über ein sehr breites Wissen, was auch die Bereiche Unfall-, Viszeral- und die Gefäßchirurgie umfasst. Als Experte in seinem Fachgebiet Chirurgie behandelt er Patienten nach der ersten Diagnostik wie beispielsweise durch den Hausarzt.
Einsatzgebiete sind zum Beispiel die chirurgische Ambulanz sowie die chirurgische Station im Krankenhaus oder die eigene Praxis als Chirurg. Der Allgemeinchirurg hat dabei das breiteste Behandlungsspektrum der Chirurgie. Der menschliche Körper und seine verschiedenen Organe führt zu einer Vielzahl von Krankheitsbildern, die er in ihrer Komplexität und ihrem Zusammenhang kennen und erkennen muss. Hierzu zählen folgende Operationen.
1. Operationen am Darm
Operationen am Darm gehören zu den häufigsten Operationen in Deutschland. Hierzu zählen eine Reihe von verschiedenen Operationen, zum Beispiel die Divertikulitis oder die Appendizitis.
Bei der Divertikulitis handelt es sich um eine Darmerkrankung, hervorgerufen durch kleine Ausstülpungen der Darmwand (Divertikel), in denen sich Stuhlreste einnisten. Divertikel sind oft harmlos, können jedoch zu Schmerzen und Darmbeschwerden durch Entzündungen bis hin zu chronischen Verdauungsbeschwerden führen. Führen Medikamente zu keiner Besserung, kann der betroffene Teil des Dickdarms durch eine Operation entfernt werden.
Bei einer Appendizitis handelt es sich um eine Entzündung des Darms. Genauer gesagt ist ein kleiner Teil eines Darmabschnitts betroffen, der sogenannte Wurmfortsatz (Appendix vermiformis). Ausgelöst wird die Appendizitis durch Keime, die bei einem verlegten Darmlumen entstehen oder durch Erreger auf dem Blutweg. Bei der Behandlung entfernt der Chirurg den Wurmfortsatz.
2. Operationen an der Wirbelsäule
Neben den Operationen am Darm gehören Operationen an der Wirbelsäule zu den häufigsten Operationen in Deutschland. Grund hierfür ist beispielsweise ein Bandscheibenvorfall. Bei einem Bandscheibenvorfall haben sich die Bandscheiben in der Wirbelsäule verformt und drücken auf Nerven. Wenn die betroffene Bandscheibe auf eine Nervenwurzel oder das Rückenmark drückt, kommt es zu deutlichen Beschwerden bei den Patienten. Zunächst wird der Chirurg versuchen, den Bandscheibenvorfall konservativ zu versorgen (z. B. durch Schmerzmittel, Physiotherapie). Bleibt eine Verbesserung aus, kommt eine Operation in Frage und das ausgetretene Bandscheibengewebe wird durch den Chirurgen entfernt.
3. Leisten- und Narbenbrüche
Auch Leisten- und Narbenbrüche gehören zu häufigen Befunden in der Chirurgie. Leistenbrüche sind in den meisten Fällen erworben oder angeboren. Beim Leistenbruch handelt es sich um einen sogenannten Eingeweidebruch, bei dem die vordere Bauchwand an einer Schwachstelle in der Leistengegend beschädigt ist. Narbenbrüche treten hingegen als Folge von Bauchoperationen auf. Sie können Monate oder Jahre nach einer Operation entstehen im Bereich einer Operationsnarbe. Bei der Operation wird meist ein Netz zu Stabilisierung eingesetzt und der Bruchinhalt zurück in den Bauchraum verlagert.
4. Gallensteine
Rund ein Fünftel aller Deutschen besitzt mindestens einen Gallenstein. Gallensteine sind feste Ablagerungen in der Gallenblase oder in den Gallengängen. Allerdings kommt es nicht bei allen Betroffenen zu behandlungswürdigen Beschwerden. Beim Eingriff wird der Chirurg entweder die Gallensteine zerstören oder die Gallenblase entfernen. Dies geschieht fast ausschließlich im Rahmen eines minimal-invasiven Eingriffs, d.h. mit kleinster Verletzung der Haut des Patienten.
5. Weichteiltumore
Unter dem Begriff Weichteiltumore sind Tumore von Muskulatur, Fett- und Bindegewebe zusammengefasst. Bei der Behandlung wird der Chirurg den Tumor entfernen. Dazu wird der Chirurg in der Regel über dem Weichteiltumor ein Hautschnitt machen und anschließend den Tumor samt samt Kapsel herausschälen und entfernen.
Facharzt für Chirurgie – Ausbildung
Nach Abschluss des grundlegenden Medizinstudiums, beginnt die Weiterbildung zum Facharzt für Chirurgie. Diese umfasst einen Zeitraum von 72 Monaten. Von diesen müssen 24 Monate als Basisweiterbildung im Gebiet der Chirurgie erfolgen, in weiteren 48 Monaten erfolgt die Spezialisierung zum Allgemeinchirurgen. Diese Zeit kann eine Weiterbildung von jeweils zwölf Monaten in der Orthopädie und Unfallchirurgie sowie der Viszeralchirurgie umfassen.
Alle Information und Inhalte der Ausbildung zum Facharzt für Chirurgie gibt es unter Facharztausbildung Chirurgie.
Passende Stellenangebote als Chirurg gibt es bei praktischArzt unter Chirurgie Stellenangebote, Nachwuchsmediziner finden direkt passende Jobs unter Assistenzarzt Chirurgie Stellenangebote.
Chirurgen in Deutschland
Von den insgesamt 416.120 Ärztinnen und Ärzten in Deutschland, arbeiten im Jahr 2022 insgesamt 40.194 als Facharzt für Chirurgie. Das geht aus der Statistik der Bundesärztekammer von 2022 hervor.
Über 60 Prozent der Chirurgen sind stationär in Kliniken und Krankenhäusern angestellt, der übrige Teil ist im ambulanten Bereich in eigener Praxis oder angestellt in einer Gemeinschaftspraxis tätig. Nur knapp 1.800 Chirurgen in Deutschland arbeiten in sonstigen Bereichen, wie Behörden oder Ämtern.
Facharzt für Chirurgie – Gehalt
Der Chirurg mit eigener Praxis verdient in Deutschland pro Jahr im Durchschnitt rund 209.000 Euro. Die Höhe des Einkommens einer eigenen Praxis ist vorwiegend abhängig von der Lage. Je nach Bundesland und Lage auf dem Land oder in der Stadt können die Praxiseinnahmen stark variieren.
Das Gehalt von Chirurgen in einer Klinik ist abhängig vom Arbeitgeber (privat, öffentlich oder kirchlich) sowie der Berufserfahrung in Jahren. Als Facharzt für Chirurgie in der Klinik kommt man auf ein Gehalt von 75.000 bis 95.000 Euro.
Arzt Gehälter im Überblick
Häufige Fragen
- Was ist ein Chirurg?
- Wie lange dauert es um Chirurg zu werden?
- Was macht ein Chirurg?
- Wie viel verdient ein Chirurg?
Ein Chirurg ist ein Facharzt für Chirurgie. Er hat zur Ausübung seines Berufs zuvor ein Medizinstudium absolviert und anschließend eine Facharztausbildung zum Chirurgen.
Um Chirurg zu werden, muss man zunächst ein Medizinstudium absolvieren mit einer Dauer von 6 Jahren. Danach ist eine Facharzt Weiterbildung Chirurgie zu absolvieren, welche auch 6 Jahre dauert.
Ein Chirurg führt operative Eingriffe an Patienten durch. Zu seinem Aufgaben zählen jedoch weitere Tätigkeiten wie Repositionen, Wundversorgung und Wundbehandlung.
Ein Chirurg verdient als angestellter Facharzt in einem Krankenhaus zwischen 75.000 Euro und 98.000 Euro brutto pro Jahr.