Diabetologie als ärztliche Zusatz-Weiterbildung umfasst, in Ergänzung zu einer Facharztkompetenz, die Erkennung, Behandlung und Rehabilitation aller Formen der diabetischen Stoffwechselstörung einschließlich ihrer Komplikationen sowie die Beratung und Schulung von Menschen mit Diabetes.
Inhaltsverzeichnis
- Das Fachgebiet Diabetologie
- Voraussetzungen und Dauer der Zusatz-Weiterbildung Diabetologie
- Inhalte der Zusatz-Weiterbildung Diabetologie
- Prüfung und Abschluss in Diabetologie
- Karriereaussichten mit Zusatzbezeichnung Diabetologe/-in
- Gehaltsperspektiven mit Zusatzbezeichnung Diabetologe/-in
- Passende Jobs in der Diabetologie
Fachärzte/-innen, die nicht ohnehin schon im Rahmen ihrer Facharztausbildung die Zusatzbezeichnung „Diabetologie“ erworben haben, können die Zusatzweiterbildung Diabetologie absolvieren.
Diabetologie im Überblick
- 3.931 Ärzte/-innen hatten zum 31.12.2022 die Zusatzweiterbildung „Diabetologie“ erworben
- 2.438 Ärzten/-innen mit der Zusatzweiterbildung Diabetologie arbeiteten 2022 im ambulanten Bereich. Das entspricht knapp zwei Dritteln aller Diabetologen/-innen.
Das Fachgebiet Diabetologie
Die Diabetologie umfasst die verschiedenen metabolischen Erkrankungen aus der Gruppe des Diabetes mellitus. Hierzu zählen der angeborene Typ 1 Diabetes, der meist im Kindesalter auftritt, der Typ 2 Diabetes, der auch als Altersdiabetes bezeichnet wird, sowie die weniger bekannten Typ 3 und Typ 4, wie der Gestationsdiabetes.
Diabetes ist eine bislang nicht heilbare Erkrankung und fordert die lebenslange Therapie durch Experten/-innen, um schwerwiegende Folgeschäden zu vermeiden. Diese Rolle erfüllen ausgebildete Diabetologen/-innen.
Voraussetzungen und Dauer der Zusatz-Weiterbildung Diabetologie
Die Inhalte der Zusatz-Weiterbildung Diabetologie sind integraler Bestandteil der Weiterbildung Facharzt/-ärztin für Innere Medizin und Endokrinologie und Diabetologie sowie der Zusatz-Weiterbildung Kinder- und Jugend-Endokrinologie und Diabetologie. Wir geben hier die allgemeinen Informationen der Musterweiterbildungsordnung der Bundesärztekammer (MWBO) wieder. Diese können sich je nach Bundesland unterscheiden, die die Facharztaus- und Weiterbildungen in der Verantwortung der einzelnen Länderkammern liegen. Wir empfehlen eine individuelle Anfrage.
Mehrere Wege zum/zur Diabetologen/-in
Neben der oben erwähnten Facharzt-Ausbildung bzw. Zusatzweiterbildung erfolgt die Weiterbildung gängigerweise über die Ärztekammer, die sich an Fachärzte/-innen mit diesen abgeschlossenen Facharztausbildungen richtet:
- Weiterbildung Facharzt Allgemeinmedizin
- Weiterbildung Facharzt Innere Medizin
- Weiterbildung Facharzt/-ärztin Kinder- und Jugendmedizin
Die Zusatz-Weiterbildung Diabetologie dauert mindestens 18 Monate. Es gibt aber eine weiter Möglichkeit, die evtl. zu Verwirrung führen kann:
Weiterbildung der Deutschen Diabetes Gesellschaft (DDG)
Diese Weiterbildung richtet sich an Fachärzte/-innen und Fachärzte für Innere Medizin, Kinder- und Jugendmedizin, Endokrinologie und Diabetologie oder Allgemeinmedizin. Mit der Zusatzbezeichnung „Diabetologin DDG / Diabetologe DDG“ erlangen Sie eine ärztliche Qualifikation, die zur Sicherstellung der Behandlung von Menschen mit Diabetes mellitus beiträgt. Diese Qualifizierung ist an eine dauerhafte Mitgliedschaft in der DDG gebunden und zieht eine jährlichen Fortbildungsverpflichtung nach sich. Die Dauer beträgt 2 Jahre.
Inhalte der Zusatz-Weiterbildung Diabetologie
Die Zusatz-Weiterbildung Diabetologie umfasst laut MWBO gemeinsame Inhalte sowie spezifische Inhalte für Allgemeinmediziner/innen und Fachärzte/-innen für Innere Medizin sowie Kinder- und Jugendmedizin.
Gemeinsame Weiterbildungsinhalte der Zusatz-Weiterbildung Diabetologie
Übergreifende Inhalte
- Differentialdiagnose des Diabetes mellitus sowie der Begleit- und Folgeerkrankungen, auch bei Kindern und Jugendlichen
- Wirkungen, Interaktionen, Nebenwirkungen von Medikamenten bei Diabetes mellitus, auch unter Berücksichtigung des Ernährungszustandes
- Diabetologische Notfälle
- Indikationsstellung und Befundinterpretation von Labor-Diagnostik unter Berücksichtigung von Screening und Differentialdiagnostik sowie der Diagnostik von Folgeschäden
- Durchführung des oralen Glukose-Toleranztests
- Durchführung von Assessments einschließlich Beratung unter Berücksichtigung kultureller Besonderheiten, Reisen, Sport, Ernährungs- und Lebensweise, Beruf, Fahrtauglichkeit, Schwerbehinderung einschließlich Selbstmanagementfähigkeit
- Maßnahmen der Primär-, Sekundär- und Tertiärprävention bei Diabetes mellitus und dessen Folgeerkrankungen
- Grundzüge der Dialyse und Nierenersatztherapie
- Vorbereitung und Nachsorge bei Transplantationen, insbesondere bei Niere und Pankreas einschließlich der Indikation zur Pankreas- und Inselzell-Transplantation
- Transition einschließlich psychologischer und sozialmedizinischer Aspekte
- Auswirkungen der Diabeteserkrankung auf die Sexualität
- Auswahl und Durchführung standardisierter Schulungen, davon
- Hypoglykämieschulungen
Sekundäre und monogenetische Diabetesformen
- Klassifikation der Formen des sekundären und monogenetischen Diabetes
- Indikationsstellung zur genetischen Untersuchung und zur Beratung bei genetischen Diabetesformen
- Indikationsstellung und Durchführung der spezifischen Therapie bei sekundären Diabetesformen
Psychodiabetologie
- Partizipative Therapieplanung, Therapiemotivation, ressourcenorientierte Patientenansprache und Angehörigenberatung
- Erkennung von psychischen Komorbiditäten und Anpassung der Diabetestherapie, z. B. bei Essstörungen und Depressionen
- Erkennung von Hypoglykämie- und Hyperglykämie-Akzeptanzproblemen sowie Folgeerkrankungen und Anpassung der Diabetestherapie
- Psychosoziale Beratung bei mangelnder Diabetesintegration und Diabetesakzeptanz sowie zu Berufswahl und Schwerbehindertenrecht
Spezifische Inhalte für die Facharzt-Weiterbildung Allgemeinmedizin oder für die Facharzt- Weiterbildungen im Gebiet Innere Medizin
Typ 1 und Typ 2 Diabetes sowie sekundäre Diabetesformen
- Ersteinstellung mittels intensivierter Insulintherapie, Therapiefortführung und Therapieanpassung bei Typ 1 Diabetes (50)
- Therapieeinstellung und Therapieanpassung bei kontinuierlicher Blutzuckermessung (CGM) und Pumpen bei Typ 1 Diabetes (10)
- Diagnostik, Therapieanpassung und Nachsorge von Notfällen bei Hypoglykämien mit und ohne Bewusstseinsverlust, Ketoazidosen sowie bei diabetischem Koma
- Diabetes bei Kindern und Jugendlichen
- Nicht-medikamentöse und medikamentöse Therapieoptionen des Typ 2 Diabetes, z. B. OAD, GLP-1-Analoga, Insulintherapieregime
- Diagnostik und Therapie bei Typ 2 Diabetes, metabolischem Syndrom und Adipositas
- Prä-, peri- und postoperatives Diabetesmanagement
- Indikationsstellung, prä- und postoperative Betreuung von Patienten bei bariatrischer Operation einschließlich Beratung zur Anpassung der Diabetestherapie und Ernährung
- Interdisziplinäre Differentialdiagnostik und Therapie bei Folge- und Begleiterkrankungen, insbesondere
- koronare Herzkrankheit und periphere arterielle Verschlusskrankheit
- Hypertonie und Gefäßkrankheiten
- Hyperlipoproteinämie
- Gicht und Hyperurikämie
- nicht-alkoholische und alkoholische Fettleber
- metabolisches Syndrom
- Nephropathie
- periphere und autonome Neuropathie
- Retinopathie
- entzündliche urologische und gynäkologische Erkrankungen
- Dermopathie
- Pankreatitis
- Umstellung intensivierter Diabetestherapie bei Demenz und in Palliativsituationen
- Langzeitbetreuung von Typ 1 und Typ 2 Diabetikern einschließlich Heimbetreuung, auch interprofessionell
- Schulungen zu digitalen Anwendungen und aktuellen Diabetestechnologien
- Diagnostik und Therapie des diabetischen Fußsyndroms einschließlich Schulung, Wundversorgung, Schuhversorgung, Prothetik
Diabetes und Schwangerschaft
- Schwangerschaft bei Typ 1 oder Typ 2 Diabetes
- Screening, Diagnostik, Schulung und Therapie des Gestationsdiabetes bzw. des Diabetes während der Schwangerschaft einschließlich der Anpassung der Medikation an die postpartale Stoffwechselsituation
- Teratogeniätsrisiko der Medikamente und der Folgen von Hyperglykämie
- Kontrazeption bei Diabetes Polyzystisches Ovar-Syndrom
- Fetale und maternale Risiken und Hinweiszeichen von akuten und Folgeerkrankungen, z. B. postpartale Depression
Spezifische Inhalte für die Facharzt-Weiterbildung Kinder- und Jugendmedizin
Diabetesformen im Kinder- und Jugendalter
- Ätiologie, Differentialdiagnose, Verlauf, Therapieoptionen und Prognose bei Diabetesformen im Kindes- und Jugendalter
- Langzeitversorgung von Kindern und Jugendlichen mit medizinischen, psychologischen und sozialen Bedürfnissen während der verschiedenen Krankheitsphasen, insbesondere in der Initial-, Remissions- und Postremissions-, Pubertäts- und Transitionsphase einschließlich Erstgespräch bei Manifestation des Diabetes mellitus
- Ersteinstellung von Kindern und Jugendlichen mit Typ 1 Diabetes mittels intensivierter Insulintherapie, Therapiefortführung und Therapieanpassung (25)
- Betreuung von Patienten mit Insulinpumpentherapie (25)
- Langzeitversorgung mit einer intensivierten konventionellen Insulin- Therapie/Insulinpumpentherapie einschließlich Beratung hinsichtlich Therapie, Sport und Ernährung (50)
- Therapieeinstellung und Therapieanpassung bei kontinuierlicher Blutzuckermessung, z. B. sensorunterstützte Pumpen- und Insulintherapie, sensorintegrierte Pumpentherapie (10)
- Diagnostik sowie Therapieanpassung und Nachsorge bei Komplikationen und Notfällen unter Berücksichtigung von Risikofaktoren sowie von assoziierten Autoimmunerkrankungen (10)
- Prä-, peri- und postoperatives Diabetesmanagement (5)
- Betreuung und Beratung der Kinder und Jugendlichen und deren Eltern in Alltagssituationen
- Umgang mit Diabetestechnologien im Kindes- und Jugendalter (5)
- Interdisziplinäre Behandlung bei Diabetes Typ 2, insbesondere im Hinblick auf die Transition
- Molekulargenetische und immunologische Mechanismen diabetologischer Erkrankungen
- Weiterführende Diagnostik und Therapie bei Diabetes Typ 3, z. B. monogentische Erkrankungen (Maturity Onset Diabetes of the Young, neonataler Diabetes)
- Indikationsstellung zur weiterführenden Diagnostik bei Erkrankungen der Schilddrüse, Zöliakie, Adipositas und weiteren seltenen assoziierten Erkrankungen
- Diagnostik und Therapie bei Hyperlipidämien und anderen metabolischen Risikofaktoren, z. B. Hypertonie
Prüfung und Abschluss in Diabetologie
Am Ende der Weiterbildungszeit ist eine in der Regel mündliche Abschlussprüfung zu meistern. Diese erfolgt in der Regel als Fachgespräch, in dem relevante Ausbildungsinhalte oder Fallbeispiele besprochen werden. Je nach Prüfungskommission werden auch praktische Aufgaben gestellt. Die Abschlussprüfung hat eine Mindestdauer von 30 Minuten.
Das Logbuch in der Weiterbildung Diabetologie
Für die Zusatzweiterbildung Diabetologie ist eine Logbuch verpflichtender Bestandteil der Ausbildung. Hierin werden alle relevanten Ausbildungsinhalte festgehalten und von der befugten Weiterbildungsstätte gegengezeichnet. Ohne komplett ausgefülltes Logbuch ist eine Prüfungsanmeldung nicht möglich.
Karriereaussichten mit Zusatzbezeichnung Diabetologe/-in
Die Diabetologie bietet hervorragende Karrieremöglichkeiten. Prinzipiell sind hoch qualifizierte Fachärzte/-innen in vielen Regionen Mangelware. Besonders ausgeprägt ist dieser Effekt im ländlichen Bereich zu spüren. Dem gegenüber steht eine älter werdende Bevölkerung, bei der Krankheiten wie beispielsweise der Diabetes mellitus Typ 2 gehäuft auftreten.
Die meisten Diabetologen/-innen arbeiten im ambulanten Bereich oder sind selbst mit eigener Praxis niedergelassen. Allerdings bietet die Zusatzweiterbildung Diabetologie auch im ambulanten Sektor hervorragende Karrieremöglichkeiten.
Gehaltsperspektiven mit Zusatzbezeichnung Diabetologe/-in
Das Gehalt von Fachärzten/-innen ändert sicht nicht allein durch eine erworbene Zusatzbezeichnung. Das Facharzt-Gehalt schwankt je nach Erfahrung zwischen 6.196 Euro und 8.078 Euro brutto Basisgehalt im Monat. Bei angestellten Ärzten/-innen ergibt sich dies in der Regel über die gültigen Tarifverträge für Ärzte/-innen.
Fachärzte/-innen mit eigener Praxis können mit Zusatzbezeichnungen je nach Fachbereich ein Vielfaches der üblichen Einkünfte erwirtschaften. Außerdem steigen mit Weiterbildungen die Chancen auf Leitungspositionen und dadurch auch auf einen bessere Entlohnung.
Passende Jobs in der Diabetologie
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