Die periphere arterielle Verschlusskrankheit (kurz: PAVK) ist eine Durchblutungsstörung der arteriellen Blutgefäße. In neun von zehn Fällen sind die Gefäße der unteren Extremität betroffen. In über 90 Prozent liegt die gestörte Durchblutung in einer Atherosklerose begründet. Eine Vielzahl von Risikofaktoren beeinflusst das Auftreten der PAVK, wobei der Konsum von Nikotin als Hauptrisikofaktor angesehen wird. In Deutschland sind 4,5 Millionen Menschen an einer PAVK erkrankt, wobei bei den über 65- Jährigen etwa jede/r Vierte betroffen ist.
Inhaltsverzeichnis
Symptomatik
Im Allgemeinen geht die PAVK mit den folgenden Symptomen im Bereich der unteren Extremität einher.
- Muskelschmerzen
- blasse, kühle und trockene Haut
- Kribbelparästhesien
- ausgeprägte Verhornung der Fußsohlen
- langsam wachsende und verformte Fußnägel
- wenig oder fehlender Haarwuchs
- schlechte Wundheilung
Stadieneinteilung
Die PAVK lässt sich anhand der jeweils vorliegenden Krankheitssymptome nach Fontaine in die folgenden 4 Stadien einteilen.
Stadium I (betrifft etwa 75 Prozent aller Fälle)
Die Gefäße sind bereits verengt, verursachen jedoch noch keine Beschwerden. Meist wird die PAVK in diesem Stadium nur zufällig diagnostiziert.
Stadium II
Betroffene haben Schmerzen bei Belastung und müssen regelmäßig das Gehen für kurze Zeit unterbrechen. In diesem Zusammenhang spricht man von der sogenannten Claudicatio intermittens (Schaufensterkrankheit). Beim Stadium IIa kann noch eine schmerzfreie Gehstrecke von über 200 Meter zurückgelegt. werden. Beim Stadium IIb beträgt die schmerzfreie Gehstrecke weniger als 200 Meter.
Stadium III
Betroffene haben bereits in Ruhe stärkste Muskelschmerzen, die in der Nacht von besonders hoher Intensität sind.
Stadium IV
Die Blutversorgung ist so beeinträchtigt, dass die Füße blass und kühl sind und offene Wunden (Nekrosen, Gangrän, Ulzera) an den Beinen entstehen.
Risikofaktoren
Folgende Risikofaktoren stehen im Zusammenhang mit der Entstehung der PAVK.
- Nikotinkonsum (über 80 Prozent der Betroffenen sind (ehemalige) Raucher/innen)
- höheres Lebensalter
- fettreiche Ernährung
- Mangel an Bewegung
- Übergewicht
- Diabetes mellitus
- Hyperlipoproteinämie
- hoher Blutdruck
Diagnostik
Die Diagnostik beginnt mit dem Anamnesegespräch, wobei Patienten/-innen zumeist von belastungsabhängigen Schmerzen in den Beinen berichten. In der körperlichen Untersuchung fällt eine Veränderung der Hautfarbe sowie der -temperatur auf. Die Sensibilität der unteren Extremität ist eingeschränkt. In fortgeschrittenen Stadien können bereits chronische Wunden und/oder Nekrosen auffallen. Bei einer Gefäßlumenverengung von über 90 Prozent ist der Puls distal der Verengung nicht mehr tastbar. Bei einem Stenosierungsgrad von 60 bis 70 Prozent ist bei der Auskultation (Abhören) der Gefäße zudem ein systolisches Geräusch hörbar.
Darüber hinaus beinhaltet die Diagnostik der PAVK folgende Maßnahmen:
- Analyse der maximalen Gehstrecke
- Bestimmung des Knöchel-Arm-Index (normale Werte 0,9-1,2)
- Farbduplexsonographie zur genauen Lokalisation der Stenosen (Goldstandard)
- MR-, CT- und digitale Substraktionsangiographie nur wenn eine therapeutische Intervention geplant ist
Therapie
Die PAVK ist grundsätzlich nicht heilbar. In jedem Fall sollte nach Diagnosestellung – unabhängig vom Stadium der Erkrankung – eine Optimierung des Lebensstils erfolgen. Die weitere Therapie der PAVK ist abhängig vom jeweiligen Krankheitsstadium.
Reduzierung der Risikofaktoren
Veränderte Lebensgewohnheiten können das Fortschreiten einer PAVK verlangsamen und in frühen Stadien Symptome effektiv lindern. Folgende Maßnahmen sollten von Patienten/-innen getroffen werden.
- Sport oder regelmäßige Bewegung
- Reduzierung des Körpergewichts
- Nikotinverzicht
- Optimierung der Blutzuckerwerte
- Optimierung der Blutdruckwerte
- LDL-Cholesterinwerte von unter 70 mg/dl erreichen
Konservative Therapie
In den Stadien I und II ist ein tägliches Gehtraining empfohlen, welches die Durchblutung über die Bildung von neuen Blutgefäßen (Kollateralisation) fördert. Um eine Wundbildung an den Füßen zu vermeiden, sollten Erkrankte regelmäßig eine professionelle medizinische Fußpflege durchführen lassen. Wunden sollten aufgrund der Gefahr der Chronifizierung rechtzeitig behandelt werden.
Medikamentöse Therapie
Grundsätzlich sollte allen Patienten/-innen Cholesterinsenker (sogenannte Statine) verschrieben werden. Ab Stadium II ist zudem eine Therapie mit Thrombozytenaggregationshemmern empfohlen.
Interventionelle und operative Therapie
Folgende Interventionen und operative Verfahren stehen zur Verfügung:
- Perkutane transluminale Angioplastie (PTA) mit gleichzeitiger Implantation eines Stents (je nach Lokalisation)
- Thrombolyse oder Thrombendarteriektomie
- Bypass
In seltenen Fällen muss als Ultima Ratio eine Amputation der betroffenen Gliedmaße vorgenommen werden.