Die Zusatz-Weiterbildung Kinder- und Jugend-Endokrinologie und Diabetologie ist eine spezielle Weiterbildung für Ärzte/-innen, die sich auf die Behandlung von hormonellen Störungen und Diabetes bei Kindern und Jugendlichen spezialisiert haben. Während der Zusatzweiterbildung erwerben die Ärzte/-innen Kenntnisse und Fertigkeiten in der Diagnostik und Therapie von Hormonstörungen, Wachstumsstörungen, Pubertätsstörungen, Stoffwechselstörungen, Schilddrüsenerkrankungen und Hormonproduktionsstörungen.
Inhaltsverzeichnis
Hier gibt es alles zu Fachgebiet, Voraussetzungen für die Zusatzweiterbildung, Dauer, Inhalte, Prüfung, Karrieremöglichkeiten und Gehalt.
Kinder- und Jugend-Endokrinologie und Diabetologie im Überblick
- Anzahl Fachärzte/-innen: In Deutschland gibt es rund 450 pädiatrische Endokrinologen/-innen und Diabetologen/-innen, die sich auf die Betreuung von Kindern und Jugendlichen mit Hormon- und Stoffwechselerkrankungen spezialisiert haben.
- Kerngebiet Diabetes: Die Zahl der an Diabetes erkrankten Kinder und Jugendlichen in Deutschland ist in den letzten Jahren gestiegen. Laut einer Studie des Deutschen Zentrums für Diabetesforschung waren im Jahr 2018 etwa 33.000 Kinder und Jugendliche unter 19 Jahren an Typ-1-Diabetes erkrankt.
- Zusatzweiterbildung: Die Zusatzweiterbildung Kinder- und Jugend-Endokrinologie und Diabetologie ist eine relativ seltene Weiterbildung. Im Jahr 2019 haben nur 24 Ärzte/-innen die Prüfung für die Zusatzbezeichnung erfolgreich abgelegt.
Das Fachgebiet Kinder- und Jugend-Endokrinologie und Diabetologie
Das Fachgebiet der Kinder- und Jugend-Endokrinologie und Diabetologie befasst sich mit der Diagnostik und Behandlung von hormonellen Störungen und Diabetes bei Kindern und Jugendlichen. Die häufigsten hormonellen Störungen bei Kindern und Jugendlichen sind Wachstumsstörungen, Pubertätsstörungen, Schilddrüsenerkrankungen, Stoffwechselstörungen wie Diabetes mellitus und Adipositas sowie hormonproduzierende Tumoren.
Die Diagnostik erfolgt durch eine gründliche Anamnese, körperliche Untersuchung und Laboruntersuchungen wie Hormontests und Blutzuckerbestimmung. Die Behandlung umfasst die Verabreichung von Hormonen, Medikamenten oder Insulin, um den Hormonspiegel und den Blutzucker zu normalisieren. Darüber hinaus werden eine engmaschige Überwachung und eine Anpassung der Therapie je nach individuellem Bedarf durchgeführt.
Voraussetzungen für die Zusatz-Weiterbildung Kinder- und Jugend-Endokrinologie und Diabetologie
Die Zusatzbezeichnung Kinder- und Jugend-Endokrinologie und Diabetologie kann von Ärzten/-innen erworben werden, die bereits eine Facharztausbildung in Pädiatrie abgeschlossen haben. Damit brauchen Fachärzte/-innen diese Facharztausbildung:
Dauer der Zusatz-Weiterbildung Kinder- und Jugend-Endokrinologie und Diabetologie
Die Weiterbildungszeit der Zusatzweiterbildung Kinder- und Jugend-Endokrinologie und Diabetologie dauert in der Regel 2 Jahre und umfasst eine praktische Ausbildung in der Diagnostik und Therapie von Kindern und Jugendlichen mit endokrinen Erkrankungen und Diabetes. Nach erfolgreichem Abschluss der Weiterbildung können die Ärzte/-innen die Zusatzbezeichnung Kinder- und Jugend-Endokrinologe/-in und Diabetologe/-in führen.
Inhalte der Zusatz-Weiterbildung Kinder- und Jugend-Endokrinologie und Diabetologie
Hier gibt es eine Übersicht über die Weiterbildungsinhalte der Zusatzweiterbildung Kinder- und Jugend-Endokrinologie und Diabetologie gemäß Musterweiterbildungsordnung der Bundesärztekammer (MWBO). Werte in Klammern sind Richtzahlen.
Unterschiede zwischen den Ärztekammern
Die MWBO dient den Länderkammern aus Orientierung. Diese sind aber an diese Ordnung nicht gebunden. Da sich die Voraussetzungen und Inhalte je nach Bundesland unterscheiden können, empfehlen wir eine individuelle Anfrage zu den spezifischen Anforderungen über die zuständigen Landesärztekammern.
Übergreifende Inhalte der Zusatz-Weiterbildung Kinder- und Jugend-Endokrinologie und Diabetologie
- Prinzipien der endokrinen Regulation
- Molekulargenetische und immunologische Mechanismen endokriner und diabetologischer Erkrankungen
- Indikationsstellung zur genetischen Diagnostik
- Koordination der interdisziplinären und interprofessionellen Zusammenarbeit
- Einleitung von präventiven und rehabilitativen Maßnahmen bei chronischen Erkrankungen
- Langzeitversorgung in Kooperation mit spezialisierten Einrichtungen
- Ernährungsberatung
- Schulungsmaßnahmen unter Einbindung von Bezugspersonen
- Indikationsstellung zur psychosozialen Therapie
- Palliativmedizinische Versorgung
- Indikationen für Impfungen unter Immunsuppression
- Indikationsstellung und Befundinterpretation
- labormedizinischer Untersuchungen unter Berücksichtigung alters- und entwicklungsspezifischer Referenzbereiche
- Durchführung endokriner Funktionstests
Hypothalamo-hypophysäre Erkrankungen
- Weiterführende Diagnostik und Therapie bei hypothalamisch-hypophysären Erkrankungen, auch Langzeitversorgung
Schilddrüsenerkrankungen
- Weiterführende Diagnostik und Therapie bei Erkrankungen der Schilddrüse
- Interdisziplinäre Indikationsstellung zu chirurgischen Behandlungsverfahren
Nebennierenerkrankungen
- Weiterführende Diagnostik und Therapie bei Erkrankungen der Nebennieren
Pubertät und gonadale Störungen
- Fertilität, Fertilitätserhalt, Oozytenspende, Spermienspende
- Weiterführende Diagnostik und Therapie bei Erkrankungen der Pubertätsentwicklung und der Geschlechtsentwicklungsstörungen, auch Langzeitversorgung
- Indikationsstellung zur interdisziplinären und interprofessionellen Zusammenarbeit bei Geschlechtsdifferenzierungsstörungen und Geschlechtsidentifikationsstörungen
Wachstumsstörungen
- Weiterführende Diagnostik und Therapie bei primären und sekundären Formen des Kleinwuchses und Hochwuchses sowie ossären Formen des Kleinwuchses, auch Langzeitversorgung
Knochen- und Mineralstoffwechselstörungen
- Weiterführende Diagnostik und Therapie von hereditären, erworbenen Störungen des Vitamin D-Stoffwechsels und Phosphat-Stoffwechsels sowie Erkrankungen der Nebenschilddrüse, primären und sekundären Osteoporoseformen, auch Langzeitversorgung
Diabetes mellitus
- Ätiologie, Differentialdiagnose, Verlauf, Therapieoptionen, Prognose bei Diabetesformen im Kindes- und Jugendalter
- Weiterführende Diagnostik und Therapie des Typ 1 und 2 Diabetes, Maturity Onset Diabetes of the Young bei Patienten/-innen, davon
- Ersteinstellung Typ 1 Diabetes (25)
- Betreuung von Patienten mit Insulinpumpentherapie (25)
- Therapieeinstellung und Therapieanpassung bei kontinuierlicher Blutzuckermessung, z. B. sensorunterstützte Pumpen- und Insulintherapie, sensorintegrierte Pumpentherapie (10)
- Langzeitversorgung mit einer intensivierten konventionellen Insulin-Therapie/Insulinpumpentherapie einschließlich Beratung hinsichtlich Therapie, Sport und Ernährung (50)
- Diagnostik, Therapieanpassung und Nachsorge bei Komplikationen und Notfällen unter Berücksichtigung von Risikofaktoren sowie assoziierten Autoimmunerkrankungen (10)
- Psychosoziale Beratung bei mangelnder Diabetesintegration/Adhärenz, Verdacht auf Depression oder Essstörung, Inklusion in Kindergarten/Schule, Diabetes und Berufswahl sowie zum Schwerbehindertenrecht
- Prä-, peri- und postoperatives Diabetesmanagement (5)
- Durchführung von Schulungskursen für Typ 1 und Typ 2 Diabetiker unter Einbezug von Bezugspersonen
Adipositas
- Weiterführende Diagnostik und Therapie von syndromalen und monogenen Formen der Adipositas sowie metabolischer und psychiatrischer Komorbiditäten der Adipositas
Endokrinologische und diabetologische Notfälle
- Addison-Krise, hyperthyreote Krise, diabetische Ketoazidose, hyperosmolares Koma, schwere Hypoglykämie, hypo/-hyperkalzämische Krise
- Diagnostische und therapeutische Notfallmaßnahmen bei Patienten/-innen mit akuten Entgleisungen, endokrinen Notfällen sowie perioperatives Management bei Patienten/-innen mit Endokrinopathien in kooperativer Betreuung gemeinsam mit Intensivmedizin/Neonatologie, z.B. Hypophysen- oder Nebenniereninsuffizienz, Diabetes mellitus (10)
Bildgebende Verfahren
- Bildgebende Untersuchungsverfahren, z.B. Röntgen, Szintigraphie, CT, MRT, Positronen-Emissions-Tomographie
- Sonographie einschließlich Dopplertechnik von Schilddrüse (100), Nebennieren (40), männlichen und weiblichen Genitalorganen (50), Pankreas (20)
- Befundinterpretation bildgebender Untersuchungen zur Bestimmung der Skelettreifung und Berechnung von Endlängenprognosen (50)
Prüfung / Abschluss Kinder- und Jugend-Endokrinologie und Diabetologie
Die Facharztprüfung in Kinder- und Jugend-Endokrinologie und Diabetologie ist eine mündliche Prüfung und dauert zwischen einer halben und einer Dreiviertelstunde. Ein/e Prüfungsvorsitzende/r und zwei Beisitzer/innen bilden gemeinsam das Prüfungskomitee. Die mündliche Prüfung ist ein Fachgespräch zwischen dem Prüfling und dem/-r Prüfungsvorsitzenden. Meist wird ein bestimmter Fall eines/-r hypothetischen Patienten/-in erörtert, den der Prüfling vorstellen, erläutern und „therapieren“ muss. Mit bestehen ist das Weiterbildungsziel erreicht.
Logbuch Kinder- und Jugend-Endokrinologie und Diabetologie
Das Logbuch für die Zusatz-Weiterbildung Kinder- und Jugend-Endokrinologie und Diabetologie dient der Dokumentation der theoretischen und praktischen Ausbildungsinhalte während der Weiterbildung. Das Logbuch sollte während der gesamten Ausbildungsdauer sorgfältig geführt und regelmäßig aktualisiert werden. Es umfasst in der Regel folgende Angaben:
- Theoretische Ausbildung: Hier werden die Fortbildungskurse und -veranstaltungen aufgeführt, die im Rahmen der Zusatzweiterbildung absolviert wurden.
- Praktische Ausbildung: Hier werden alle Tätigkeiten aufgelistet, die im Rahmen der Zusatzweiterbildung absolviert wurden.
- Supervision: Hier sollten die Namen der betreuenden Ärzte/-innen, deren Fachrichtung sowie Dauer und Häufigkeit der Supervision angegeben werden.
- Nachweise über abgeschlossene Tätigkeiten: Hier können Nachweise über abgeschlossene Tätigkeiten, wie z.B. die Durchführung von Hormontests und Insulintherapie oder die Betreuung von Patienten/-innen mit bestimmten Erkrankungen, eingefügt werden.
Das Logbuch sollte während der Ausbildung regelmäßig überprüft und von dem/der betreuenden Arzt/Ärztin unterzeichnet werden. Es dient als Nachweis für die absolvierte Ausbildung und ist für die Beantragung der Zusatzbezeichnung verpflichtend bei der zuständigen Landesärztekammer einzureichen.
Karrieremöglichkeiten als Kinder- und Jugend-Endokrinologe/-in und Diabetologe/-in
Als Kinder- und Jugend-Endokrinologe/-in und Diabetologe/-in gibt es verschiedene Karrieremöglichkeiten in der klinischen Praxis, Forschung oder Lehre.
In der klinischen Praxis kann man sich beispielsweise auf eine bestimmte Altersgruppe spezialisieren, wie Säuglinge und Kleinkinder oder Adoleszenten. Es gibt auch die Möglichkeit, sich auf bestimmte Erkrankungen innerhalb des Fachgebiets zu spezialisieren, wie Diabetes mellitus, Schilddrüsenerkrankungen oder Wachstumsstörungen.
Weiterhin können Kinder- und Jugend-Endokrinologen/-innen und Diabetologen/-innen auch in der Forschung tätig sein. Hierbei geht es darum, neue Erkenntnisse im Bereich der Kinder- und Jugend-Endokrinologie und Diabetologie zu gewinnen, um die Patientenversorgung zu verbessern. Es können auch klinische Studien durchgeführt werden, um neue Therapieansätze zu testen.
Eine weitere Karrieremöglichkeit ist die Lehre. Kinder- und Jugend-Endokrinologen/-innen und Diabetologen/-innen können als Dozenten/-innen an Universitäten oder medizinischen Schulen tätig sein und den medizinischen Nachwuchs ausbilden. Sie können auch Vorträge auf Konferenzen halten oder Fachartikel in medizinischen Fachzeitschriften veröffentlichen.
Gehaltsperspektiven als Kinder- und Jugend-Endokrinologe/-in und Diabetologe/-in
Das Gehalt als Kinder- und Jugend-Endokrinologe/-in und Diabetologe/-in kann je nach Tätigkeitsfeld und Erfahrung sehr unterschiedlich ausfallen. Es ist zu beachten, dass das Facharzt-Gehalt vor allem von anderen Faktoren wie Erfahrung, Qualifikationen und Arbeitszeit abhängen kann. Zumindest bei angestellten Medizinern/-innen, die in der Regel nach einem Tarifvertrag bezahlt werden.
In der klinischen Praxis kann das Gehalt als angestellte/r Arzt/Ärztin bei einem öffentlichen Träger oder in einer Klinik zwischen 60.000 und 150.000 Euro brutto pro Jahr liegen. Als selbstständiger Kinder- und Jugend-Endokrinologe/-in und Diabetologe/-in kann das Einkommen entsprechend höher ausfallen, hängt jedoch meist von der Anzahl der Patienten/-innen und den abrechnungsfähigen Leistungen ab.
In der Forschung und Lehre kann das Gehalt als wissenschaftliche/r Mitarbeiter/in an einer Universität oder einer Forschungseinrichtung zwischen 45.000 und 85.000 Euro brutto pro Jahr liegen.
Häufige Fragen zu Kinder- und Jugend-Endokrinologie und Diabetologie
- Was ist Kinder- und Jugend-Endokrinologie und Diabetologie?
- Wie erhält man die Zusatzbezeichnung Kinder- und Jugend-Endokrinologe/-in und Diabetologe/-in?
- Wie lange dauert die Zusatzweiterbildung Kinder-Endokrinologie und Diabetologie?
Die Kinder- und Jugend-Endokrinologie und Diabetologie ist ein Spezialgebiet der Medizin, das sich mit Erkrankungen des Hormon- und Stoffwechselsystems bei Kindern und Jugendlichen beschäftigt. Hierzu gehören unter anderem Erkrankungen der Schilddrüse, der Nebennieren, der Hypophyse, der Geschlechtsorgane, des Wachstumshormon-Systems sowie Erkrankungen des Blutzuckerstoffwechsels.
Um die Zusatzbezeichnung Kinder- und Jugend-Endokrinologe/-in und Diabetologe/-in zu erwerben, muss man zunächst ein Medizinstudium abschließend und anschließend einen Facharzttitel als Kinderarzt/-ärztin erwerben. Anschließend kann die Zusatz-Weiterbildung Kinder- und Jugend-Endokrinologie und Diabetologie erfolgen.
Die Zusatzweiterbildung Kinder- und Jugend-Endokrinologie dauert 2 Jahre.