Nicht nur die Neugründung einer ärztlichen Praxis ist kostenintensiv, auch die laufenden Ausgaben einer Praxis, zu denen unter anderem die Miete der Praxisräume, die Gehälter des Personals oder auch die Kosten für Verbrauchsmaterialen zählen, sind nicht zu unterschätzen. Der folgende Artikel fasst zusammen, welche Einsparmaßnahmen niedergelassene Ärzte treffen, um in ihrer Arztpraxis kosten senken zu können.
Inhaltsverzeichnis
Personalkosten
In kleinen bis mittelgroßen Arztpraxen fallen jährlich Personalkosten in Höhe von etwa bis zu einem Drittel des Gesamtumsatzes an und bedingen somit regelhaft den größten Kostenfaktor. Die konkrete Identifizierung der im jeweiligen Fall vorliegenden Ursachen für die hohen Personalkosten kann langfristig die Entlassung von Mitarbeitern verhindern. Ursächlich für übermäßige Personalkosten können beispielsweise alljährliche Gehaltserhöhungen des Stammpersonals sein oder eine tarifbasierte Vergütung, welche regelmäßige Gehaltssteigerungen automatisch vorsieht. Durch individuelle Gehaltsverhandlungen könnten mit dem Personal stattdessen umsatzbezogene Prämien verhandelt werden, was zugleich einen positiven Einfluss auf die Motivation der Mitarbeiter haben kann.
Wenn unstrukturierte Praxisabläufe für die Einstellung von zusätzlichem Personal und entsprechenden Gehaltszahlungen verantwortlich sind, lohnt sich zur Kosteneinsparung eine Prozessoptimierung sowie die klare Zuweisung von Zuständigkeiten. Personalkosten steigen insbesondere, wenn mehrere Mitarbeitende in Teilzeitanstellung tätig sind, da ihre Teilzeitgehälter in der Summe höher ins Gewicht fallen als die Vergütung einer Vollzeitkraft. Personelle Umstrukturierungen können hier die Kosten senken.
Miet- und Energiekosten
Neben den Lohnzahlungen für das Personal sind die Miet- und Energiekosten oftmals die größten Ausgabenposten einer Arztpraxis. Kurze Mietzeiten von gewerblich genutzten Immobilien bedingen oftmals höhere Mieten, weswegen es sich bei dem Abschluss des Mietvertrags von Praxisräumlichkeiten lohnt, mit dem Vermieter die Möglichkeit einer Mietsenkung bei langjähriger Mietabsicht zu verhandeln.
Bestimmte Umstände wie beispielsweise ein eingeschränkter Zugang zu den Praxisräumlichkeiten durch eine Baustelle oder dauerhafter Lärm können ebenfalls einen Anspruch auf Mietkürzung bedingen, jedoch sollte man in diesen Fällen eine vorherige Absprache mit dem Vermieter treffen. Ebenfalls lohnt sich die jährliche Prüfung der entstandenen Nebenkosten sowie ein Vergleich der unterschiedlichen Anbieter. Möglicherweise können die Wasser- und Stromkosten durch einen Anbieterwechsel reduziert werden.
Materialkosten
Täglich werden in Arztpraxen medizinische Verbrauchsmaterialien wie beispielsweise Tupfer, Kanülen, Spritzen, Desinfektionsmittel aber auch Büromaterialien verbraucht. Die hierdurch entstehenden Kosten machen einen großen Teil des jährlich erwirtschafteten Praxisumsatzes aus. Nicht selten wird der Praxisbedarf spontan eingekauft, wodurch sich höhere Anschaffungspreise und ebenfalls wiederkehrende hohe Lieferkosten ergeben. Eine effiziente Material- und Warenwirtschaft lohnt sich für niedergelassene Ärzte, um unnötige Kosten einzusparen.
In diesem Zusammenhang könnten beispielsweise die Inventur und Beschaffung von medizinischen Materialien und Bürobedarf in die Zuständigkeit eines ausgewählten Mitarbeiters fallen. Dieser ermittelt die Materialbestände, sodass nur bedarfsgerechte Großbestellungen ausgelöst werden, wodurch einerseits kostspielige Spontankäufe vermieden und ebenfalls das unnötige Lagern von übermäßigen Materialen – welche möglicherweise sogar mit einem Verfallsdatum versehen sind – verhindert werden. Wie man beim alltäglichen Praxisbedarf sparen kann, lesen Sie hier:
Arztpraxis: Kosten senken durch Versicherungen
Das Abschließen bestimmter Versicherungen ist für niedergelassene Ärzte unabdingbar. Hierzu gehören unter anderem eine Berufshaftpflichtversicherung, eine Betriebsunterbrechungsversicherung, eine Rechtsschutzversicherung oder auch eine Versicherung, die bei Beschädigung des Praxisinventars greift. Es ist ratsam, die Prämien dieser Versicherungen in regelmäßigen Abständen zu überprüfen, verschiedene Anbieter zu vergleichen und bei Bestehen eines günstigeren Angebotes einen Anbieterwechsel vorzunehmen.
Dienstleistungskosten
Üblicherweise nehmen niedergelassenen Ärzte Dienstleistungen wie die Beratung durch einen Steuerberater oder Rechtsanwalt, Reparaturen und Wartungen von Gerätschaften durch Fachfirmen oder die Erstellung der Rechnungen durch externe ärztliche Abrechnungsstellen in Anspruch. Um die hiermit verbundenen Kosten zu reduzieren, sollten vor Inanspruchnahme Angebote verschiedener Dienstleister miteinander verglichen werden, möglicherweise können Kollegen sogar Empfehlungen aussprechen.
IT-Dienstleister
Zur allgemeinen Organisation der Sprechstunde, zur Vergabe von Terminen oder im Rahmen der Ausstellung von Verordnungen benötigen niedergelassene Ärzte eine geeignete Praxissoftware. Es besteht die Möglichkeit, die Praxissoftware und alle weiteren IT-Prozesse selbstständig zu verwalten, jedoch müssen hierbei eine Vielzahl an Punkten wie beispielsweise Datenverwaltung und Datenschutz, die Sicherheit des verwendeten Netzwerks oder das regelmäßige Durchführen von Softwareupdates beachtet werden, was viel Zeit in Anspruch nehmen kann, die eigentlich in die Behandlung von Patienten investiert werden sollte.
Das Beauftragen von IT-Dienstleistern kann hilfreich sein, sollte jedoch langfristig geplant werden. Das Investieren in eine geeignete Software und die Beratung durch IT-Experten bei Installierung derselben sowie einer Hilfestellung bei Problemen geht zwar initial mit höheren Kosten einher, dennoch ist auf lange Sicht mit einer zeitlichen Entlastung des Arztes sowie des Praxispersonals zu rechnen, was sich auf die allgemeine Wirtschaftlichkeit auswirkt, da langfristig mehr Zeit für Patientenbehandlung bleibt.
Fazit
Eine Arztpraxis kann wirtschaftlich geführt werden, wenn die Einnahmen und Ausgaben vorausschauend geplant werden. Oftmals lohnt sich schon die Beachtung einzelner eingangs genannter Maßnahmen, um am Ende des Jahres in der Arztpraxis Kosten senken zu können. Lesen Sie außerdem: