
Das Gesundheitswesen in Deutschland steht vor großen Herausforderungen: Der Fachkräftemangel in Krankenhäusern, Arztpraxen und Pflegeeinrichtungen verschärft sich zunehmend. In diesem Kontext wird der Recruiting-Prozess zu einem der wichtigsten Bausteine für eine nachhaltige Personalstrategie. Doch trotz hoher Dringlichkeit schleichen sich oft Fehler ein, die qualifizierte Bewerber abschrecken. Hier erfahren Sie, welche Fehlerquellen im Recruiting besonders häufig auftreten – und wie Sie diese speziell im Gesundheitswesen vermeiden können.
Häufige Fehlerquellen im Recruiting: Unklare Stellenbeschreibungen
Im Gesundheitswesen ist die Stellenanzeige oft die erste Kontaktmöglichkeit, um qualifizierte Fachkräfte zu gewinnen. Unklare oder oberflächliche Stellenbeschreibungen führen jedoch häufig zu Verwirrung bei den Bewerbenden. Wird nicht klar, welche Aufgaben, Qualifikationen und Rahmenbedingungen die Stelle umfasst, wenden sich Kandidaten schnell ab.
Formulieren Sie daher präzise und praxisnahe Stellenanzeigen. Betonen Sie spezielle Anforderungen, wie Schichtarbeit, Umgang mit spezifischen Patientengruppen oder Fachkenntnisse. Heben Sie gleichzeitig die Vorzüge Ihrer Einrichtung hervor, etwa Fortbildungsmöglichkeiten, familienfreundliche Arbeitszeiten oder tarifliche Vergütungen. Vermeiden Sie Fachjargon, um auch Quereinsteiger oder internationale Fachkräfte anzusprechen. Weitere Informationen und hilfreiche Tipps zum Thema Stellenanzeigen, finden Sie hier:
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Zu lange und komplizierte Bewerbungsprozesse
In der Medizin zählt Zeit – das gilt nicht nur für den Arbeitsalltag, sondern auch für den Bewerbungsprozess. Lange Entscheidungswege oder ein umständliches Bewerbungsverfahren können qualifizierte Fachkräfte, die sich oft auf mehrere Stellen gleichzeitig bewerben, dazu bewegen, den Prozess vorzeitig abzubrechen.
Beschleunigen Sie den Bewerbungsprozess, indem Sie digitale Tools wie Bewerbermanagementsysteme einsetzen. Automatisieren Sie Rückmeldungen, reduzieren Sie die Anzahl der Bewerbungsgespräche und kommunizieren Sie klar, wann Bewerbende mit einer Entscheidung rechnen können. Lesen Sie hierzu außerdem:
- Chatbots im Bewerbungsprozess
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Mangelnde Candidate Experience
Die Candidate Experience beschreibt die Erfahrungen, die Bewerbende während des gesamten Bewerbungsprozesses mit einem Unternehmen machen. Sie umfasst alle Interaktionen und Berührungspunkte – von der ersten Wahrnehmung der Stellenanzeige bis hin zur finalen Entscheidung und darüber hinaus. Eine positive Candidate Experience vermittelt Wertschätzung und hinterlässt auch bei abgelehnten Bewerbenden einen guten Eindruck. Eine negative hingegen führt häufig dazu, dass sich Bewerbende enttäuscht abwenden und dies womöglich auch in ihrem Netzwerk kommunizieren. Im Gesundheitswesen, wo der Fachkräftemangel besonders akut ist, hat die Candidate Experience eine noch höhere Bedeutung. Bewerbende, die schlechte Erfahrungen machen, bewerben sich selten erneut – ein Risiko, das sich Kliniken und Praxen in der aktuellen Arbeitsmarktsituation nicht leisten können. Fachkräfte, die in stressigen Arbeitsumfeldern tätig sind, schätzen eine transparente und wertschätzende Kommunikation. Lange Funkstille nach der Bewerbung oder unpersönliche Antworten schrecken schnell ab.
Stellen Sie daher eine kontinuierliche und transparente Kommunikation sicher. Begrüßen Sie Bewerbende persönlich bei Interviews, zeigen Sie Interesse an ihren Erfahrungen und informieren Sie sie zeitnah über den Fortschritt ihrer Bewerbung. Auch bei einer Absage sollten Sie konstruktives Feedback geben, um einen positiven Eindruck zu hinterlassen. Auch interessant:
Fehlende Digitalisierung im Recruiting
Im Gesundheitswesen hinken viele Arbeitgeber bei der Digitalisierung hinterher. Bewerbungsprozesse werden oft noch manuell abgewickelt, was Zeit kostet und die Fehleranfälligkeit erhöht. Dies schreckt vor allem jüngere Bewerber und international erfahrene Fachkräfte ab.
Setzen Sie auf jeden Fall auf moderne Technologien wie Bewerbermanagementsysteme, die Automatisierung, effiziente Terminplanung und eine übersichtliche Verwaltung ermöglichen. Eine optimierte Karriereseite mit klaren Informationen und einfachen Bewerbungsmöglichkeiten steigert Ihre Attraktivität als Arbeitgeber.
Häufige Fehlerquellen im Recruiting: Keine Anpassung an internationale Bewerbende
Der Fachkräftemangel im Gesundheitswesen wird zunehmend durch internationale Fachkräfte ausgeglichen. Allerdings erschweren viele Einrichtungen den Zugang für ausländische Bewerber durch sprachliche Barrieren oder fehlende Unterstützung bei der Anerkennung von Abschlüssen.
Erleichtern Sie unbedingt internationalen Fachkräften den Einstieg, indem Sie mehrsprachige Stellenanzeigen schalten und bei der Anerkennung von Qualifikationen helfen. Bieten Sie Unterstützung bei der Wohnungssuche oder der sprachlichen Integration, um Ihre Einrichtung für ausländische Fachkräfte attraktiver zu machen. Lesen Sie hierzu außerdem:
Zu hohe Anforderungen in Stellenanzeigen
Krankenhäuser und Praxen suchen oft nach „Perfektkandidaten“, die alle fachlichen und persönlichen Anforderungen erfüllen. Diese unrealistischen Erwartungen führen dazu, dass potenzielle Kandidaten sich nicht bewerben – besonders in einem ohnehin knappen Bewerbermarkt.
Fokussieren Sie sich auf die wirklich notwendigen Qualifikationen. Bieten Sie Weiterbildungen an, um die Kompetenzen der neuen Mitarbeitenden zu erweitern. Ein Ansatz, der auf langfristige Entwicklung setzt, ist oft erfolgreicher als das Warten auf den perfekten Bewerber.
Ignorieren des Fachkräftemangels in der Planung
Der Fachkräftemangel wird von vielen Einrichtungen nicht ausreichend in der Recruiting-Strategie berücksichtigt. Langfristige Personalplanung fehlt oft, sodass dringende Vakanzen unter großem Druck besetzt werden müssen – häufig mit suboptimalen Ergebnissen.
Erstellen Sie eine langfristige Personalstrategie, die den zukünftigen Bedarf an Fachkräften berücksichtigt. Investieren Sie in Talentpools und bauen Sie eine Pipeline mit potenziellen Kandidaten auf, um auf Engpässe besser reagieren zu können. Kooperationen mit Hochschulen und Ausbildungseinrichtungen können ebenfalls helfen, Nachwuchs zu sichern.
Häufige Fehlerquellen im Recruiting: Schlechtes Onboarding neuer Mitarbeitender
Das Onboarding wird im Gesundheitswesen häufig vernachlässigt, obwohl der Einstieg in eine neue Einrichtung besonders wichtig ist. Ohne ausreichende Einführung fühlen sich neue Mitarbeitende schnell überfordert, was zu einer höheren Fluktuation führt.
Entwickeln Sie daher ein strukturiertes Onboarding-Programm, das neue Mitarbeitende schrittweise an die Aufgaben und das Team heranführt. Stellen Sie Mentoren oder Ansprechpartner bereit, die die Integration erleichtern. Ein gutes Onboarding erhöht die Zufriedenheit und Bindung des medizinischen Fachpersonals. Mehr zu Thema Onboarding erfahren Sie hier:
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Fazit
Das Gesundheitswesen steht unter enormem Druck, qualifiziertes Personal zu gewinnen und langfristig zu binden. Durch die Vermeidung der häufigsten Recruiting-Fehler können Krankenhäuser und Arztpraxen ihre Prozesse optimieren und sich als attraktive Arbeitgeber positionieren. Der Schlüssel liegt in einer klaren Kommunikation, modernen Technologien und einer wertschätzenden Behandlung der Bewerbenden – so können Sie im Wettbewerb um Fachkräfte die Nase vorn haben.