Die Hälfte aller Jobsuchenden schreibt keine Bewerbung für eine interessante Stelle, wenn ihnen wichtige Informationen in der Stellenanzeige fehlen. Das hat die Studie „Kandidaten im Fokus“ bereits 2017 herausgefunden. Eine Stellenanzeige muss inhaltlich und optisch einige Kriterien erfüllen, um den gewünschten Bewerberpool zu erreichen. Vor allem im medizinischen Bereich wollen potenzielle Bewerber schnell erfassen können, ob die ausgeschriebene Stelle mit ihren Anforderungen und Aufgaben zu ihnen passt und ob sie im Gegenzug zum Unternehmen passen. Daher sollten Personaler im medizinischen Bereich mit ihren Anzeigen nicht nur das Interesse der Leser wecken, sondern auch möglichst viele Fragen zur ausgeschriebenen Stelle und dem Unternehmen auf die richtige Art und Weise beantworten.
1. Übersichtlicher Aufbau
Eine übersichtlich aufgebaute Stellenanzeige sollte in dieser Reihenfolge verfasst sein:
- aussagekräftige Stellentitel
- treffende, aber kurze Unternehmensvorstellung
- detaillierte Aufgabenbeschreibung
- vollständiges Anforderungsprofil
- unternehmensinterne Leistungen
Diese Kernpunkte sind unverzichtbar und sollten von einer konkreten Kontaktmöglichkeit (Name des zuständigen Personalers mit Telefondurchwahl und/oder E-Mail) und ggf. zusätzlichen Informationen (z.B. Klinikstandort oder herausragende Behandlungsangebote) im letzten Absatz ergänzt werden. Die einzelnen Punkte sollten jeweils in strukturierte Blöcke aufgeteilt und optisch voneinander durch Überschriften und Absätze getrennt sein. Vor allem der Stellentitel sollte typographisch hervorgehoben werden, z.B. mit Fettdruck.
2. Aussagekräftige Stellentitel
Da der Stellentitel das Wichtigste für den Bewerber ist, entscheidet seine aussagekräftige Formulierung darüber, wie zielsicher die Anzeige die richtigen Kandidaten erreicht. Daher sollte er so konkret wie möglich sein, z.B. „Fachkrankenpfleger Psychiatrie“ statt „Pflegekraft für unsere psychiatrische Station“. Vermeiden sollte man auch leere Worthülsen wie „Wir suchen“ oder „Ihre Chance bei uns als XY“ sowie die Nennung von Soft Skills wie „teamfähig“ oder „engagiert“, da sie nichts aussagen. Hinzu kommt, dass nicht nur Menschen, sondern auch die Algorithmen von Jobbörsen konkrete Stellentitel bevorzugen und diese Keywords zur Suchmaschinenoptimierung einsetzen. Sucht jemand also eine Anstellung als Hygienefachkraft, wird dieser Begriff auch von der Suchmaschine bevorzugt.
3. Treffende, aber kurze Unternehmensvorstellung
Standardfloskeln wie z.B. „innovative Behandlungsmethoden“ und „führend auf dem Gebiet der Rehabilitation“ bringen eher wenig, um die Bewerberaufmerksamkeit einzufangen. Die Unternehmensbeschreibung sollte so aussagekräftig und präzise wie möglich sein, weshalb Angaben zur Unternehmensgröße (z.B. „Klinik mit 15.000 Mitarbeitern“) und den wichtigsten Besonderheiten (z.B. „unser Rehabilitationszentrum hat sich auf Orthopädie und Unfallchirurgie spezialisiert“) hier völlig genügen. Wer das Leitbild der Klinik sowie Unternehmenswerte mit angeben möchte, um dem Kandidaten ein Bild von der Unternehmenskultur zu vermitteln, sollte dies extrem kurz formulieren oder lieber unterlassen. StepStone hat herausgefunden, dass Bewerber dies nicht nur als weniger wichtig, sondern sogar als abschreckend bewerten. Ist ein Kandidat interessiert, informiert sich dieser lieber auf der Unternehmenshomepage über die Betriebsphilosophie.
4. Detaillierte Aufgabenbeschreibung
Die Hauptaufgabenbeschreibung ist unverzichtbar und sollte so detailliert und eindeutig wie möglich beschrieben werden. Fünf bis acht zentrale Stichworte sollte die Tätigkeitsbeschreibung umfassen und in einer Rangordnung von extrem wichtig bis eher nebensächlich angeordnet sein. Besonders wichtig sind der Grad an Eigenverantwortung (z.B. „hohes Maß an Selbständigkeit“) sowie aktuelle Aufgaben, die auf die zukünftigen Angestellten zukommen (z.B. „Aufgrund der aktuellen Pandemie wird von der Hygienefachkraft die Erarbeitung eines Hygienekonzeptes zu COVID-19 erwartet.“). Ob es sich um eine Voll- oder Teilzeitstelle handelt und wann das Einstiegsdatum ist, sollte man auch nicht vergessen.
5. Vollständiges Anforderungsprofil
Die geforderten Fachkenntnisse, ggf. Berufserfahrung sowie Qualifikationen (z.B. Ausbildung, Fachweiterbildung oder Studium) müssen klar aus dem Anforderungsprofil hervorgehen. Ebenso sollte ein Hinweis erfolgen, sofern z.B. Berufserfahrung ausdrücklich nicht notwendig ist (z.B. „geeignet für Berufseinsteiger“). Besonderes Augenmerk sollte darauf liegen, die Anforderungen weder zu niedrig noch zu hoch anzusetzen, da beides Bewerber abschreckt. Floskeln wie „teamfähig“, „kommunikativ“ oder „belastbar“ sollten hingegen komplett vermieden werden, da es heutzutage vermutlich keine Stelle gibt, die diese Eigenschaften nicht benötigt.
6. Unternehmensinterne Leistungen
Wenn die Klinik z.B. Fortbildungen bezuschusst oder besondere Zulagen bietet, sollte dies unbedingt in der Stellenanzeige auftauchen. Schließlich sollte der Bewerber nicht nur wissen, was von ihm erwartet wird, sondern auch, was er im Gegenzug vom Unternehmen erwarten kann. Unbedingt erwähnt werden sollten die folgenden Leistungen: betriebliche Altersvorsorge, unternehmenseigene Kantine, kostenfreie Getränke oder Essenszuschuss, Sportkurse, Mitarbeiterevents oder Kinderbetreuung.
7. Die große Gehaltsfrage
Eine Analyse hat ergeben, dass sich rund 60 Prozent der Jobsuchenden in Stellenanzeigen konkrete Informationen zum Gehalt wünschen. Eine entsprechende Gehaltsangabe kann daher eher nützen als schaden.
8. In der Kürze steckt die Würze
Die Jobplattform LinkedIn hat ermittelt, dass sich bis zu 20 Prozent mehr Kandidaten auf Stellenanzeigen mit 150 oder weniger Wörtern als auf Stellenanzeigen mit 450 bis 600 Wörtern bewerben. Wer kurz und präzise formuliert, hat also mehr Chancen, den richtigen Bewerber zu erreichen.
9. Lockere, aber professionelle Formulierung
StepStone hat ermittelt, dass eine zu informell formulierte Stellenbeschreibung von Bewerbern bis zu viermal schlechter bewertet wird als eine im üblichen Geschäftsjargon aufgesetzte Anzeige. Hierzu wurden drei Versionen einer Jobbeschreibung für denselben Beispiel-Job verfasst; eine generell übliche, eine im höheren Geschäftsjargon formulierte und eine umgangssprachliche. Die umgangssprachliche Variante fiel überdurchschnittlich schlecht auf und bei den beiden anderen lag die generell üblich formulierte Anzeige knapp vorn. Ein lockerer Ton in der Stellenbeschreibung ist also sinnvoll, allerdings sollte der professionelle Grundton erhalten bleiben.
10. Richtiges Timing nutzen
Laut Statistik sind Montag, Dienstag oder Mittwoch die Tage, an denen sich Kandidaten am häufigsten bewerben, wobei Montag der Tag ist, an dem die meisten Stellenanzeigen angesehen und Bewerbungen eingereicht werden. Die optimal getimte Stellenanzeige sollte daher am Wochenanfang geschaltet werden und nicht wie oftmals angenommen am Wochenende.
11. Geschlechtsneutrale Formulierungen
Über den grammatikalischen Sinn des Genderns kann man geteilter Meinung sein, man läuft jedoch Gefahr, dass Stellenbeschreibungen mit maskulinen Begriffen, wie z.B. „Chirurg (m/w/d)“, Frauen von einer Bewerbung abschrecken. Geschlechtsneutrale Begriffe wie „Chirurgische Fachkräfte (m/w/d)“ schließen hingegen niemanden aus. Diese Formulierung entspricht dem Allgemeinen Gleichbehandlungsgesetz (AGG) – umgangssprachlich als Antidiskriminierungsgesetz bekannt – und verhindert Benachteiligungen aufgrund der Rasse oder der ethnischen Herkunft, des Geschlechts, der Religion oder Weltanschauung, einer Behinderung, des Alters oder der sexuellen Identität.
12. Firmenzeichen und Bilder
Wenn eine Klinik ein Logo hat, sollte es auch prominent am oberen Rand der Stellenanzeige platziert werden, ganz besonders wenn dieses Logo in der Medizinbranche bekannt ist. Auch Bilder können einen guten Eindruck des Unternehmens vermitteln; Stellenanzeigen mit Bildern fallen sogar häufiger ins Auge und sind damit erfolgreicher. Auf Gruppenbilder oder Fotos des Gebäudes sollte man jedoch verzichten und eher branchenspezifische Fotos verwenden, z.B. Ärzte oder Pflegekräfte.
13. Natürliches Leseverhalten beachten
Stellenanzeigen werden kaum im eigentlichen Sinn gelesen, sondern in einem dreistufigen Leseverhalten erfasst: Skimming, Scanning und Reading. Beim Skimming sucht das Auge nach hervorstechenden Textpassagen wie Überschriften, Aufzählungen oder fett markierten Wörtern. Haben diese markanten Punkte überzeugt, folgt das Scanning und man liest die Absätze rund um die markanten Punkte kurz an. Erst dann folgt das Reading, sprich die Gesamtaufnahme des Textes. Daher sollte man möglichst viele Überschriften, Aufzählungen oder fett markierte Wörter und möglichst wenige längere Passagen in Form von Fließtexten verwenden.
14. Konkurrenz-Recherche betreiben
Vor allem im medizinischen Bereich, in dem das Personal immer knapper wird, lohnt es sich, einen Blick auf die Nebenbuhlerschaft zu werfen und zu untersuchen, wie konkurrierende Kliniken ihre Anzeigen schalten. Diese Recherche kann man dann in die eigenen Stellenanzeigen mit einfließen lassen und Funktionierendes übernehmen und weiterentwickeln. Bei der Konkurrenz-Recherche kann man außerdem sehr gut die gängigen Stellenbezeichnungen herausfinden oder wie viel Berufserfahrung in der Regel gefordert wird.
Fazit
Gerade im medizinischen Bereich wollen potenzielle Bewerber schnell erfassen können, ob die ausgeschriebene Stelle mit ihren Anforderungen und Aufgaben zu ihnen passt. Die Entscheidung, ob man sich auf eine entsprechende Position bewirbt, treffen Kandidatinnen und Kandidaten in wenigen Augenblicken. Daher ist es wichtig, dass Personaler in ihren Stellenanzeigen möglichst viele Fragen zur ausgeschriebenen Stelle und dem Unternehmen beantworten. Gefahren lauern viele, aber mit etwas Übung und den richtigen Tipps gelingt es, alle relevanten Fragen der Bewerber in der Anzeige auf die richtige Art und Weise zu beantworten. So hebt man sich von der Masse der Mitbewerber ab und generiert mehr Bewerbungen.