Antibiotic Stewardship (ABS) steht für Strategien, die den rationalen Einsatz von Antibiotika fördern. Ziel ist es, einerseits Resistenzen zu minimieren und gleichzeitig die Patientensicherheit zu maximieren. Die Fortbildung zum ABS-Experten oder ABS-beauftragten Arzt hilft medizinischen Fachkräften, Antibiotika nicht nur optimal einzusetzen, sondern auch die Qualität der Behandlung zu verbessern.
Inhaltsverzeichnis
Die Fortbildung richtet sich an Ärztinnen und Ärzte, die in der Klinik tätig sind. Für die Teilnahme an Modul I benötigt man dabei keine speziellen Vorkenntnisse. Um jedoch ABS-Experte zu werden, ist eine abgeschlossene Facharztweiterbildung erforderlich. Die Fortbildung kann als Präsenzkurs, Blended Learning oder durch Online-Module absolviert werden, wobei der E-Learning-Anteil maximal 40 Prozent betragen sollte.
Was ist Antibiotic Stewardship?
Antibiotic Stewardship umfasst alle Maßnahmen, die darauf abzielen, Antibiotika nur dann einzusetzen, wenn sie notwendig sind, in der richtigen Dosierung und für die passende Dauer. Das Programm wurde im Rahmen der deutschen Antibiotika-Resistenzstrategie DART 2030 entwickelt, um sowohl den Einsatz von Antiinfektiva zu verbessern als auch Resistenzentwicklungen wirksam vorzubeugen. Dies geschieht nicht nur durch Schulungen, sondern auch durch Leitlinien sowie den Aufbau interdisziplinärer Teams.
Inhalte der Fortbildung
Die Fortbildung im Bereich Antibiotic Stewardship (ABS) bietet ein strukturiertes Curriculum der Bundesärztekammer, das Ärzten sowohl umfassendes Wissen als auch praxisrelevante Fähigkeiten vermittelt. Die Module bauen gezielt aufeinander auf und decken dabei alle wesentlichen Bereiche des rationalen Antibiotikaeinsatzes umfassend ab.
Modul I: Grundlagen zu Antibiotika, Pharmakologie und Mikrobiologie
Das erste Modul der Antibiotic Stewardship Fortbildung legt den Grundstein für das Verständnis der rationalen Anwendung von Antibiotika und die Etablierung entsprechender Leitlinien in der Praxis.
- Antiinfektiva:
- Grundlagen der Antibiotikaklassen, Wirkmechanismen und Pharmakokinetik
- Wechselwirkungen und unerwünschte Wirkungen von Antiinfektiva
- Bedeutung von Dosierungsstrategien, Bioverfügbarkeit und Dosisindividualisierung
2. Mikrobiologie:
- Einführung in die medizinische Mikrobiologie und Diagnostik
- Grundlagen der Resistenztestung und Interpretation von Antibiogrammen
- Praxisorientierte Übungen zu klinischen Fallbeispielen
3. Infektionsmanagement:
- Einsatz von Biomarkern und Entzündungsparametern
- Leitlinienbasiertes Management von Infektionskrankheiten
- Sicherheit und Präzision bei der Therapieplanung
Modul II: Diagnostik, Therapie und Prävention von Infektionskrankheiten
Dieses Modul vertieft das Wissen über spezifische Infektionskrankheiten und deren Behandlung. Es behandelt:
- Infektionsdiagnostik und Epidemiologie:
- Interpretation von Laborbefunden und epidemiologischen Daten
- Bedeutung nationaler und internationaler Leitlinien
2. Organspezifische Infektionen:
- Atemwegsinfektionen, Harnwegsinfektionen und ZNS-Infektionen
- Diagnostik und Therapie von Bauch- und Hautinfektionen sowie opportunistischen Infektionen
3. Multiresistente Erreger (MRE):
- Strategien zur Behandlung von Infektionen mit multiresistenten Keimen
- Management von Clostridium-difficile-Infektione
4. Prophylaxe:
- Einsatz perioperativer Antibiotikaprophylaxe
- Impfungen mit Relevanz für bakterielle Infektionen
Modul III: Überwachung und Qualitätsmanagement von Antibiotikaverordnungen
Das dritte Modul konzentriert sich auf die Implementierung und Überwachung von Antibiotic Stewardship-Maßnahmen in klinischen Einrichtungen. Es umfasst:
1. Surveillance-Methoden:
- Erfassen und Analysieren von Antibiotikaverbrauch und Resistenzstatistiken
- Nutzung von überregionalen Surveillance-Systemen
2. ABS-Werkzeuge:
- Entwicklung von Antibiotika-Hauslisten und Sonderrezepten
- Einführung elektronischer Expertensysteme und Qualitätsindikatoren
3. Interventionsstrategien:
- Erstellung von Maßnahmen zur Therapieoptimierung
- Implementierung von deeskalierenden Therapiekonzepten und Dosierungsstrategien
4. Qualitätsmanagement:
- Planung und Durchführung von Verordnungsanalysen
- Entwicklung von Strategien zur Minimierung von Antibiotikaresistenzen
Die Inhalte dieses Moduls ermöglichen es den Teilnehmenden, nachhaltige ABS-Systeme in ihrer Einrichtung zu etablieren und kontinuierlich zu verbessern.
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Modul IV: Praxisprojekt zur Umsetzung von ABS-Maßnahmen
In Modul IV wenden die Teilnehmenden ihre erworbenen Kenntnisse in einem praktischen Projekt an. Das Projekt wird in der eigenen Klinik oder Einrichtung durchgeführt und bietet den Teilnehmenden die Möglichkeit, praktische Erfahrungen zu sammeln und Antibiotic Stewardship-Strukturen nachhaltig zu implementieren. Mögliche Themen sind:
1. Entwicklung und Implementierung von ABS-Strategien:
- Erstellung von Antiinfektiva-Hauslisten und Leitlinien
- Analyse von Verordnungen und Ableitung von Maßnahmen
2. ABS-Interventionen:
- Durchführung von Interventionen, z. B. zur Optimierung des Antibiotikaverbrauchs
- Implementierung von Maßnahmen zur Minimierung von Resistenzen
Modul V: Präsentation der Praxisprojekte
Im letzten Modul stellen die Teilnehmenden ihre Projekte in einem Kolloquium vor. Die Präsentationen werden anschließend gemeinsam reflektiert. Dabei bietet sich die Möglichkeit, Erfahrungen auszutauschen und gleichzeitig voneinander zu lernen. Die Lernerfolgskontrolle erfolgt durch die Bewertung der Projekte. Dieses Modul schließt die Fortbildung ab und qualifiziert die Teilnehmenden als Antibiotic Stewardship-Experten.
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Kosten und Veranstalter der ABS Fortbildung
Die Fortbildung wird von Ärztekammern bundesweit angeboten und entspricht dem Curriculum der Bundesärztekammer. Renommierte Anbieter wie die ABS Initiative und die Deutsche Gesellschaft für Infektiologie (DGI) bieten strukturierte Programme an, die verschiedene Module des ABS-Curriculums abdecken. Auch regionalen Landesärztekammern, wie die Bayerische Landesärztekammer (BLÄK) oder die Akademie Nordrhein, veranstalten Seminare und Zertifikatskurse, die speziell auf die Bedürfnisse von Kliniken zugeschnitten sind.
Für flexible Lernmöglichkeiten stehen Anbieter wie meduplus mit zertifizierten E-Learning-Kursen zur Verfügung. Große Klinikverbünde, darunter Helios Gesundheit, organisieren ebenfalls praxisorientierte Fortbildungen, oft im Blended-Learning-Format. Die Teilnahme an Antibiotic Stewardship-Kursen wird häufig von Kliniken gefördert, die Gebühren werden teils übernommen. Mit diesen vielseitigen Angeboten kann die Fortbildung optimal in den Arbeitsalltag integriert werden, während die Inhalte wissenschaftlichen Standards entsprechen.
Die Kosten variieren je nach Anbieter und Kursumfang:
- Grundkurs (Modul I): 500–1.000 Euro.
- Gesamtausbildung zum ABS-Experten: bis zu 4.000 Euro.
Vorteile der Fortbildung
Die Fortbildung im Bereich Antibiotic Stewardship bringt viele Vorteile mit sich, die sich direkt auf die Qualität der Patientenversorgung auswirken. Sie ermöglicht eine bessere Behandlung, denn der präzise Einsatz von Antibiotika führt nicht nur zu schnelleren Genesungen, sondern auch zu deutlich weniger Nebenwirkungen. Gleichzeitig hilft sie dabei, Resistenzen nachhaltig zu minimieren.
Durch gezielte und rationelle Antibiotikatherapien wird die Entstehung multiresistenter Keime effektiv reduziert, sodass langfristig sowohl die Patienten als auch die Kliniken geschützt sind. Das sorgt nicht nur für ein sicheres Umfeld, sondern auch für mehr Effizienz im gesamten Gesundheitssystem. Außerdem steigert die Fortbildung die Kosteneffizienz, weil der durchdachte Einsatz von Medikamenten die finanziellen Belastungen im Gesundheitswesen spürbar senkt. Ein weiterer Vorteil liegt zudem in der erhöhten Patientensicherheit, denn das verbesserte Infektionsmanagement macht Behandlungen insgesamt sicherer und zuverlässiger.
Für wen macht eine ABS-Fortbildung Sinn?
Die Fortbildung Antibiotic Stewardship ist besonders relevant für:
- Fachärzte mit einer Weiterbildung Innere Medizin, Mikrobiologie, Hygiene und Umweltmedizin oder Infektiologie
- Ärzte in Leitungspositionen oder mit Verantwortung für Antibiotika-Management
Generell lässt sich aber sagen: Die Fortbildung Antibiotic Stewardship macht für jeden Sinn, der in der Klinik einen Beitrag zur Optimierung der Antiinfektiva-Strategie leisten möchten.
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