Die Zusatzweiterbildung Kinder- und Jugend-Gastroenterologie befähigt Fachärzte/-innen in einem hochspezialisierten Gebiet der Inneren Medizin bzw. der Kinder- und Jugendmedizin zu arbeiten. So können chronische oder akute Erkrankungen der Verdauungsorgane und zugehöriger Drüsen von Säuglingen, Kindern und Jugendlichen gezielt entsprechend ihrer Alters- und Entwicklungsstufe diagnostiziert und therapiert werden. Der Schwerpunkt liegt hier auf Bilddiagnostik, konservativen Therapien und rehabilitierenden Maßnahmen.
Kinder- und Jugend-Gastroenterologie – Zahlen und Fakten
Dieser Artikel gibt eine Übersicht zur Zusatzweiterbildung Kinder- und Jugend-Gastroenterologie, inklusive Erklärung des Fachgebiets, Inhalte des Lehrgangs, Voraussetzungen, Karriereweg und Gehaltsaussichten.
Das Gebiet der Kinder- und Jugend-Gastroenterologie
In der Kinder- und Jugend-Gastroenterologie arbeiten Pädiater/innen, die sich auf Krankheiten des Magen-Darm-Trakts, Verdauungsstörungen und Nahrungsmittelunverträglichkeiten spezialisiert haben. Zu ihren Expertisen gehören Diagnostik und Behandlungsmethoden, die auf Heranwachsende spezialisiert sind. Unter anderem kann hierzu die Spiegelung von Speiseröhre, Magen, Zwölffinger-, Dünn- und Dickdarm gehören, sowie die Gewebeentnahme von Drüsen und Schleimhaut. Auch Funktionsuntersuchungen und die Diagnostik spezieller Krankheiten ist Teil des Fachgebiets. Bei diesen kann es sich beispielsweise um chronisch entzündliche Darmerkrankungen (z.B. Morbus Crohn) handeln. Auch Lebensmittelunverträglichkeiten (z.B. Zöliakie), Refluxkrankheiten, Drüsenentzündungen oder -Insuffizienzen oder Gedeihstörungen kommen als häufige Krankheitsbilder vor.
Voraussetzungen für die Zusatzweiterbildung Kinder- und Jugend-Gastroenterologie
Für eine Zusatzweiterbildung ist meist eine Facharztanerkennung , in diesen Falle als Kinderarzt/-ärztin, Voraussetzung. Da die Zusatzweiterbildung Kinder- und Jugend-Gastroenterologie auf der Grundlage von detailliertem Wissen über Kinder- und Jugendmedizin aufbaut, ist bei allen Landesärztekammern also die folgende Facharztausbildung Grundvoraussetzung:
Dauer der Zusatzweiterbildung Kinder- und Jugend-Gastroenterologie
Der Weg zur Zusatzbezeichnung Kinder- und Jugend-Gastroenterologie dauert regulär und entsprechend der Musterweiterbildungsordnung der Bundesärztekammer zwei Jahre. Eine Ausnahme bildet dabei die Landesärztekammer in Rheinland-Pfalz: Hier beträgt die Weiterbildungszeit 18 Monate in der Kinder- und Jugend-Gastroenterologie.
Inhalte der Zusatzweiterbildung Kinder- und Jugend-Gastroenterologie
Um die Mediziner/innen in Weiterbildung zur Zusatzbezeichnung Kinder- und Jugend-Gastroenterologie ideal auf die Expertise über Erkrankungen und Untersuchungen des Verdauungstrakts vorzubereiten, umfassen die Weiterbildungsinhalte detaillierte kognitive und Methodenkompetenzen sowie Handlungskompetenzen. Nach der Musterweiterbildungsordnung der Bundesärztekammer werden folgende Inhalte von der Zusatzweiterbildung abgedeckt. Bei den Zahlen in Klammern handelt es sich um Richtwerte. Über genauere Informationen sollte man sich immer bei der eigenen Landesärztekammer informieren, da diese die Verantwortung für die Weiterbildung tragen und nicht zwingend an die Muster-Weiterbildungsordnung gebunden sind.
Übergreifende Inhalte der Zusatz-Weiterbildung Kinder- und Jugend-Gastroenterologie
Kognitive und Methodenkompetenz
- Palliativmedizinische Versorgung
- Indikationen für Impfungen unter Immunsuppression
Handlungskompetenz
- Diagnostik und Therapie angeborener Störungen der Verdauungsorgane sowie assoziierter Erkrankungen
- Indikationsstellung zur genetischen Diagnostik
- Koordination der interdisziplinären und interprofessionellen Zusammenarbeit
- Langzeitversorgung in Kooperation mit spezialisierten Einrichtungen
- Ernährungsberatung
- Schulungsmaßnahmen unter Einbindung von Bezugspersonen
- Einleitung von präventiven und rehabilitativen Maßnahmen bei chronischen Erkrankungen
- Indikationsstellung zur psychosozialen Therapie
Hepatologische Erkrankungen
Kognitive und Methodenkompetenz
- Chirurgische Verfahren, Leberersatzverfahren einschließlich Lebertransplantation und Steuerung der Immunsuppression
- Maligne hepatobiliäre Erkrankungen
Handlungskompetenz
- Weiterführende Diagnostik und Therapie von Erkrankungen der Leber und des Gallenwegsystems, davon
- entzündliche, infektiologische und autoimmune Erkrankungen
- metabolische und genetische Erkrankungen
- cholestatische Erkrankungen
- Leberbiopsien
Gastroenterologische Erkrankungen
Kognitive und Methodenkompetenz
- Chirurgische Verfahren einschließlich Dünndarmtransplantation und Steuerung der Immunsuppression
- Gastrointestinale maligne Erkrankungen
Handlungskompetenz
- Weiterführende Diagnostik und Therapie von Erkrankungen des Gastrointestinaltraktes und der Bauchspeicheldrüse, davon
- kongenitale Anomalien einschließlich genetisch bedingter Erkrankungen
- Motilitätsstörungen
- entzündliche Erkrankungen, z. B. Infektionen, chronisch entzündliche Darmerkrankungen, Beteiligung bei immunologischen Erkrankungen
- Malabsorption, Maldigestion, Malassimilation
- Kurzdarmsyndrom, Darmversagen
- Nahrungsmittelunverträglichkeiten einschließlich Nahrungsmittelallergien
- gastrointestinale prämaligne Erkrankungen
- peptische Erkrankungen des Verdauungstraktes
- Bauchspeicheldrüsenentzündungen und Funktionseinschränkungen
Enterale und parenterale Ernährung
Handlungskompetenz
- Erhebung und Beurteilung des Ernährungszustandes einschließlich Erkennung von Malnutrition und Fehlernährung
- Indikationsstellung und Durchführung einschließlich Langzeit-Management von enteraler und parenteraler Ernährung sowie Eliminationsdiäten
Diagnostik
Handlungskompetenz
- Obere Intestinoskopie einschließlich interventioneller Verfahren wie Fremdkörperextraktion, Ösophagusdilatation, blutstillender Maßnahmen und endoskopischer Sondenanlage, davon (100)
- im Vorschulalter (25)
- Ileokoloskopie einschließlich interventioneller Verfahren, z. B. Polypektomie (50)
- Sonographien des Verdauungstraktes einschließlich Doppler-/Duplex-Sonographie der Gefäße des Verdauungstraktes (100)
- Funktionsdiagnostik, z. B. pH-Metrie, Atemtestverfahren, Manometrie, Impedanzmessung Indikationsstellung und Befundinterpretation von bildgebender Diagnostik des Verdauungstraktes
- Videokapselendoskopie
- Magnetresonanztomographie einschließlich Magnetresonanz-Cholangiopankreatikographie
- endoskopisch retrograde Cholangiopankreatikographie
- radiologische Diagnostik einschließlich Computertomographie
- Szintigraphie
- (Doppel-)Ballonendoskopie
- Endosonographie
Funktionelle Störungen des Verdauungstraktes
Handlungskompetenz
- Weiterführende Diagnostik und Einleitung der Therapie bei funktionellen Störungen des Gastrointestinaltraktes
Logbuch zur Zusatzweiterbildung Kinder- und Jugend-Gastroenterologie
Wer die Zusatzweiterbildung Kinder- und Jugend-Gastroenterologie macht, muss die abgeleisteten Weiterbildungsinhalte nach korrekter Form (vorgegeben von der Landesärztekammer) anhand eines Logbuchs nachweisen. Hier werden die erlernten Inhalte und Handlungskompetenzen eingetragen und durch eine/n Weiterbildungsbefugte/n bestätigt. Ist das Logbuch nicht hinreichend ausgefüllt, kann der/die Weiterzubildende nicht zur Prüfung zugelassen werden.
Seit 2021 ist das Führen eines Logbuchs in elektronischer Form als eLogbuch verpflichtend. Hiermit kann nicht nur die geregelte Form der Dokumentation erleichtert werden. Wechselt man während der Weiterbildungszeit den Arbeitsplatz oder gar die Landesärztekammer, kann die Dokumentation leichter weitergeführt werden und die Inhalte gehen weniger leicht verloren. Über die Online-Portale der Landesärztekammern ist die Registrierung und Anmeldung für das eLogbuch möglich.
Prüfung zur Zusatzbezeichnung
Die Zusatzbezeichnungs-Prüfungen finden in der Regel alle zwei Monate statt. Über die genauen Prüfungstermine und Anmeldefristen kann man sich auf den Websites der Landesärztekammern informieren. Hier findet man auch Informationen zu allen für die Prüfung benötigten Unterlagen. Zu diesen gehören meist:
- Prüfungsantrag
- abgeschlossenes Logbuch
- Weiterbildungszeugnisse
- Teilnahmebescheinigung für Lehrgänge
- Ausweisdokumente
Weiterbildungsprüfungen dauern mindestens 30 Minuten, können aber je nach Verlauf auch länger sein. Es handelt sich um eine mündliche Prüfung, bei der neben dem/-r Prüfer/in auch ein Prüfungsausschuss anwesend sein kann. Thematisch können alle Kompetenzen aus der WBO geprüft werden. Erst nach der bestandenen Prüfung hat man das Recht, die Zusatzbezeichnung Kinder- und Jugend-Gastroenterologie zu tragen und seine Handlungskompetenz entsprechend zu erweitern.
Karrieremöglichkeiten als Kinder- und Jugend-Gastroenterologe/-in
Mit der Zusatzbezeichnung als Kinder- und Jugend-Gastroenterologe erhöht man die Bandbreite möglicher Stellen, häufig in leitenden Position, beispielsweise als Oberarzt/-ärztin mit ausstehenden Karrierechancen. Neben verbesserten Chancen auf den passenden Job im Klinikum können auch niedergelassene Ärzte/-innen die Zusatzbezeichnung nutzen und sich damit nicht nur als Experten/-innen profilieren, sondern auch einen Schwerpunkt für die eigene Praxis setzen.
Gehalt mit Zusatzbezeichnung Kinder- und Jugend-Gastroenterologie
Das tatsächliche Gehalt von Mediziner/innen mit der Zusatzbezeichnung Kinder- und Jugend-Gastroenterologie ist abhängig von den jeweiligen TV Ärzte (Tarifverträge für Ärzte/innen). Hier ist nicht die Zusatzbezeichnung relevant sondern der Karrierelevel. Fachärzte/-innen können mit einem Bruttolohn zwischen 6.400 Euro und 8.400 Euro rechnen. Hierbei spielen auch die Größe der Klinik, die Anzahl der Mitarbeiter/innen und der Standort eine Rolle.
Die Fortbildungen sind dann entscheidend, wenn man sich mit eigener Praxis spezialisiert oder in der Klinik eine Karriere als Oberarzt/-ärztin oder Chefarzt/-ärztin anstrebt. Mehr zum Facharzt-Gehalt und Oberarzt-Gehalt sowie zum Verdienst als Chefarzt/-ärztin in unserem Karrierebereich.
Passende Arztstellen finden
praktischArzt ist die große Jobbörse für Ärzte und Ärztinnen in Deutschland. In der Stellensuche finden sich täglich zahlreiche Assistenzarzt-Stellen sowie Jobs für Fachärzte/-innen, Oberarzt-Stellenangebote und Stellen für Chefärzte/-innen.
Häufige Fragen
- Was ist Kinder- und Jugend-Gastroenterologie?
- Wie erhält man die Zusatzbezeichnung Kinder- und Jugend-Gastroenterologie?
- Wie lange dauert die Zusatzweiterbildung Kinder- und Jugend-Gastroenterologie?
Die Kinder- und Jugend-Gastroenterologie ist ein Spezialgebiet der Pädiatrie (Kinder- und Jugendmedizin), dass sich genauer mit den Verdauungsorganen, sprich der Speiseröhre, Magen, Darm, Leber, Gallenblase und Bauchspeicheldrüse befasst. Ärzte/-innen mit der Zusatzbezeichnung Kinder- und Jugend-Gastroenterologie führen beispielsweise Magen-Darm-Spiegelungen durch, stellen Diagnosen über Verdauungsstörungen und Darmkrankheiten oder setzen konservative kurative oder rehabilitierende Therapien an.
Um Kinder- und Jugend-Gastroenterologe/-in zu werden, muss man die entsprechende Zusatzweiterbildung ablegen, deren Dauer und Abläufe durch die Weiterbildungsordnung der eigenen Ärztekammer festgelegt ist. Über die Voraussetzungen, Inhalte und Prüfungen kann man sich bei seiner jeweiligen Ärztekammer informieren.
Aktuell beträgt die Weiterbildungszeit etwa zwei Jahre – genauer 24 Monate – und endet in einer Schwerpunktprüfung, die überprüft, ob der Prüfling die mindestgeforderten Inhalte verinnerlicht hat. Die Weiterbildungszeit gilt für eine Weiterbildung in Vollzeit, wer den Lehrgang in Teilzeit ablegt muss mit einer entsprechenden Verlängerung rechnen.