
Eine Szintigraphie zählt zu den bildgebenden Verfahren in der Medizin. Sie bildet jedoch anders als beispielsweise CT oder MRT nicht nur das Gewebe ab, sondern die Stoffwechselaktivität im Gewebe.
Inhaltsverzeichnis
Um das Gewebe besser sichtbar zu machen, erhält der Patient vorab ein Arzneimittel, ein sogenanntes Radiopharmakon. Diese radioaktive Substanz verteilt sich im zu untersuchenden Organ und wird im Anschluss zeitnah vom Körper abgebaut. Die Risiken für den Organismus sind überschaubar und der Nutzen steht deutlich darüber.
Was ist eine Szintigraphie?
Als Teilbereich der Nuklearmedizin nutzt die Szintigraphie schwache radioaktive Stoffe. Diese reichern sich kurzzeitig im Zielorgan an und zerfallen später wieder. Dabei entstehen Gammastrahlen und diese Strahlung kann von medizinischen Kameras erfasst werden. Eine Gammakamera ermittelt dabei den Strahlenwert jeder Region und berechnet daraus ein Bild. Diese Darstellung wird Szintigramm genannt und kann von Medizinern ausgewertet werden.
Zur Bilderzeugung ist ein Szintillationskristall im Einsatz, der Lichtblitze entstehen lässt, sobald Gammastrahlen auftreffen. Dies hat dem Diagnoseverfahren den Namen Szintigraphie gegeben. Scintilla ist das lateinische Wort für Funke und das Suffix -graphie ist das griechische Wort für zeichnen. Die Szintigraphie zeichnet demnach die gemessenen Funken auf.
Szintigraphie – Anwendungsgebiete
Da die Szintigraphie ein gutes Bild der Stoffwechselaktivität im Gewebe gibt, eignet sie sich vor allem zur Markierung vorhandener Entzündungen. Darüber hinaus können Tumoren und insbesondere Metastasen mit ihrer Hilfe sichtbar werden.
Auf der anderen Seite kann auch eine geringe bis ausbleibende Stoffwechselaktivität an einer Stelle, an der prinzipiell eine Aktivität zu erwarten wäre, auf eine Krankheit hindeuten. Untersucht werden hierbei viele Arten des Gewebes.
Szintigraphie der Schilddrüse
Mithilfe des Anreicherungsverhaltens von intravenös verabreichten schwach radioaktiven Substanzen kann man den Funktionszustand der Schilddrüse beurteilen. Die Schilddrüsenszintigraphie klärt die Beschaffenheit ertastbarer Knoten ab und kann Entzündungsherde aufdecken.
Auch können Hinweise auf Schilddrüsenveränderungen geliefert werden. Wer beispielsweise an einer Überfunktion der Schilddrüse leidet, kann abklären lassen, wie die veränderte Schilddrüsenaktivität im Detail beschaffen ist: Ein sogenannter heißer Knoten kann eine Schilddrüsenautonomie bedeuten während ein sogenannter kalter Knoten malignomverdächtig ist.
Szintigraphie der Knochen und des Skeletts
Eine Knochenszintigraphie kommt unter anderem bei Verdacht auf bzw. Abklärung von primären sowie sekundären Knochentumoren zum Einsatz. Außerdem ist es möglich, Knochenentzündungen, rheumatische Erkrankungen und/ oder degenerative Erkrankungen aufzuspüren, oder auch Nekrosen auf den Grund zu gehen.
Hat ein Patient ein Knochentransplantat erhalten, kann die Vitalität des Transplantats überprüft werden. Zudem können mittels Knochenszintigraphie Frakturen, die Bestimmung des Frakturalters und der Verlauf der Frakturheilung beurteilt werden oder die Lockerung von Prothesen festgestellt werden.
Szintigraphie der Nieren
Auch die Lage und Funktion der Nieren können mit Hilfe einer Szintigraphie untersucht werden. Dabei werden beide Nieren zeitgleich überprüft und miteinander verglichen. Aspekte wie eine verengte Nierenarterie sind darstellbar. Die Nierenszintigraphie wird indiziert zum Nachweis von erhöhtem oder verringertem Stoffwechsel.
Szintigraphie des Herzens
Eine Herzszintigraphie kann Herzkranzgefäßverengungen diagnostizieren und beispielsweise das individuelle Risiko auf einen Infarkt anzeigen. Bei Risikopatienten kann das Verfahren vor Operationen eingesetzt werden, um das reale Risiko abzuschätzen.
Szintigraphie der Lunge
Die Bildgebung erlaubt es, die Lungenfunktion abzubilden, um zum Beispiel dem Verdacht auf eine Lungenembolie nachzugehen und abzuklären. Auch die Arbeit eines eingesetzten Stents oder eines Transplantats kann überprüft werden.
Szintigraphie – Gründe
Es gibt eine Vielzahl an Gründen, die einen Mediziner zum Einsatz der Szintigraphie bewegen. Hier eine kurze Übersicht der wichtigsten Indikationen.
Bei Verdacht auf:
- Knoten in der Schilddrüse/sonographisch auffälligen Befunden
- verminderte Nierenfunktion
- Angina Pectoris (Minderversorgung des Herzmuskels)
- Koronare Herzkrankheit (KHK)
- Cor pulmonale (krankhafte Ausdehnung der rechten Herzkammer aufgrund einer rechtsventrikulären Hypertrophie oder als Folge einer Lungenerkrankung)
- Abklärung einer Lungenembolie
- rheumatoide Arthritis
- Knochenentzündung
- Osteoporose
- Tumoren in verschiedenen Organen
Szintigraphie – Ablauf
Der Ablauf der nuklearmedizinischen Untersuchung hängt im Detail davon ab, welche Organe untersucht werden sollen.
Bei der Schilddrüse und der Lunge genügt es, wenn das Radiopharmakon in eine Armvene injiziert wird. Es vergeht eine Wartezeit von circa 15 Minuten. Danach kann das Szintigramm angefertigt werden. Bei der Schilddrüse dauert dies selten länger als fünf bis zehn Minuten, bei der Lunge sollte mit bis zu einer halben Stunde gerechnet werden.
Eine Herzuntersuchung ist aufwendiger. Meist soll die Herzfunktion unter mäßiger Belastung bewertet werden, weshalb zunächst eine Belastung (Fahrradergometer) erzeugt wird. Danach erfolgt die Injektion des Radiopharmakons. Manchmal wird aber zusätzlich auch die Herzmuskeldurchblutung ohne Belastung untersucht. Die Dauer der Untersuchung beläuft sich ungefähr auf insgesamt 1 bis 2 Stunden; darin mit einbezogen sind die Aufnahmesequenzdauer, die Ruhephase sowie Wartezeit nach Injektion des Radiopharmakons.
Die Knochenszintigrafie dauert am längsten. Der radioaktive Stoff benötigt circa drei Stunden, bis die Substanzverteilung abgeschlossen ist. Die Patienten müssen nach circa zwei Stunden Wartezeit mindestens einen halben Liter Wasser trinken, damit der Körper ausreichend mit Flüssigkeit versorgt bleibt. Bei der eigentlichen Untersuchung ist mit bis zu 30 Minuten Dauer zu rechnen.
Szintigraphie – Risiken
Die Untersuchung ist zwar völlig schmerzfrei, doch viele Menschen haben Bedenken, da ein radioaktiver Stoff in den Körper gelangt. Die eingesetzten Radiopharmaka haben allerdings eine sehr geringe Halbwertszeit. Binnen weniger Stunden sind sie aus dem Körper komplett eliminiert, weshalb die Risiken als sehr gering gelten. Die Strahlenbelastung wird insgesamt mit der einer Röntgenaufnahme gleichgesetzt.
Aus Gründen der Vorsicht wird Schwangeren sowie stillenden Müttern von einer Szintigraphie ebenso wie vom Röntgen abgeraten.
Nebenwirkungen treten insgesamt selten auf. Manche Patienten erleben ein leichtes Hitzegefühl und Juckreiz sowie Hautrötungen. Eine mäßige Übelkeit ist bei sensiblen Menschen zu beobachten, doch keine der genannten Nebenwirkungen hält länger an. Es ist der Regelfall, dass nach der Untersuchung sofort in den Alltag zurückgekehrt werden kann. Auch die Heimreise im eigenen PKW ist erlaubt.
Szintigraphie – Kosten
Da die Untersuchung auf ärztliche Anweisung hin erfolgt, wird eine entsprechende Überweisung ausgestellt. Die gesetzlichen Krankenkassen übernehmen die Kosten. Es entstehen für Patienten daher keine privat zu tragenden Kosten.
Wer privatversichert ist, sollte sich vorab mit seiner Kasse absprechen. Gegebenenfalls entstehen Kosten für das Radiopharmakon und die Untersuchung. Die Höhe richtet sich nach der Injektionsmenge und Dauer der Untersuchung. Für die Schilddrüsenszintigraphie ist beispielsweise 50 Euro ein Orientierungswert.
Weitere bildgebende Verfahren
1. Kirsten Brinkbäumer, Sibylle Fischer: Untersuchungsanleitungen für die nuklearmedizinische Diagnostik bei Erwachsenen und Kindern, Springer (Verlag), 2001
2. Schicha, H. & Schober, O.: Nuklearmedizin, Schattauer (Verlag), 2013