Mit der Zusatzweiterbildung Immunologie erlangen Ärzte/-innen die Möglichkeit, das Fachwissen zum körpereigenen Abwehrsystem, seinen Defekten und Pathologien zu vertiefen und die eigene Handlungskompetenz zu erweitern. Die Zusatzbezeichnung öffnet den Absolventen/-innen des Lehrgangs nicht nur die Perspektive, einen Schwerpunkt (beispielsweise für eine Praxis) zu setzen, sondern auch etwa eine Karriere in der Forschung einzulegen. Die Weiterbildung deckt dabei ein breites Spektrum an Informationen zu Diagnostik, Therapien und zum Immunsystem im Allgemeinen ab.
Fachgebiet Immunologie im Überblick
Inhaltsverzeichnis
- Das Fachgebiet Immunologie
- Voraussetzungen für die Zusatzweiterbildung Immunologie
- Dauer der Zusatzweiterbildung Immunologie
- Inhalte der Zusatzweiterbildung Immunologie
- Prüfung
- Logbuch
- Karrieremöglichkeiten in der Immunologie
- Gehaltsperspektiven mit der Zusatzbezeichnung Immunologie
- Passende Jobs für Immunologen finden
- Anzahl Fachärztinnen und -ärzte: In Deutschland arbeiten etwa 80 Mediziner/innen mit der Zusatzbezeichnung Immunologie. Davon arbeiten 70 stationär und 10 ambulant.
- Häufigste Autoimmunerkrankungen: Immer mehr Menschen leiden unter Autoimmunerkrankungen. Zu den häufigsten Erkrankungen gehören Diabetes Typ 1, Hashimoto-Thyreoidetes, Morbus Crohn, Colitis ulcerosa und die Zöliakie.
- Dauer: Die Weiterbildungszeit für die Zusatzbezeichnung Immunologie beträgt 12 Monate. Davon müssen meist 6 Monate in einem Labor abgeleistet werden.
Im folgenden Artikel finden Interessierte an der Immunologie eine detaillierte Übersicht zu der Weiterbildung mitsamt Inhalten, Dauer und Prüfungen sowie zu den Perspektiven mit der Zusatzbezeichnung Immunologie.
Das Fachgebiet Immunologie
Immunologie beschreibt grundsätzlich die biologischen und biochemischen Grundlagen der körperlichen Abwehr gegen Krankheitserreger, etwa Viren, Bakterien, Pilzen oder körperfremder Stoffe. Dabei gehen physikalische, chemische und biologische Abwehrmechanismen Hand in Hand. Unter anderem gibt es ein zelluläres und ein humorales System, die durch eine Kettenreaktion Entzündungsreaktionen auslösen. Pathologien können dabei in allen Bereichen auftreten und sich in einer verminderten, nicht ausreichenden Funktion äußern oder als überschießende Reaktion vorkommen.
Ärzte/-innen mit erfolgreich abgeschlossener Zusatzweiterbildung Immunologie beschäftigen sich mit der fachspezifischen klinischen Diagnostik und der Therapie von Immundefekten und Immundysregulations-Syndromen einschließlich immundiagnostischer Methoden.
Voraussetzungen für die Zusatzweiterbildung Immunologie
Wer die Zusatzbezeichnung Immunologie erlangen möchte, muss wie für alle ärztlichen Bezeichnungen zunächst das Medizinstudium erfolgreich beenden und die ärztliche Approbation beantragen. Für den Lehrgang ist außerdem eine Facharztanerkennung Voraussetzung, wobei keine spezielle Fachrichtung gefordert ist. Demnach dürfen alle Fachärzte/-innen die Zusatzbezeichnung Immunologie erwerben.
Dauer der Weiterbildung Immunologie
In Vollzeit dauert die Zusatzweiterbildung Immunologie ein Jahr. Legt man den Lehrgang in Teilzeit ab, verlängert sich die Dauer entsprechend. Zu den Mindestanforderungen der Zusatzweiterbildung gehört nach den Weiterbildungsordnungen aller Ärztekammern 12 Monate Immunologie unter Befugnis an Weiterbildungsstätten. Davon müssen 6 Monate im immunologischen Labor abgeleistet werden.
Eine Ausnahme bilden dabei Berlin – hierbei müssen nur 3 Monate in einem immunologischen Labor abgeleistet werden – und Niedersachsen, wo keine Zeit des Lehrgangs speziell im immunologischen Labor gefordert ist.
Inhalte der Zusatzweiterbildung Immunologie
Die Mindestanforderungen für die Zusatzweiterbildung legen grundsätzlich die Landesärztekammern für sich fest. Grundsätzlich sollte man sich immer bei der eigenen Ärztekammer über den aktuellen Stand der Anforderungen informieren. Die im Folgenden genannten Mindestanforderungen stammen aus der Muster-Weiterbildungsordnung der Bundesärztekammer, die als Anhaltspunkt dienen soll. Bei den Zahlen in Klammern handelt es sich um Richtwerte.
Übergreifende Inhalte der Zusatz-Weiterbildung Immunologie
Kognitive und Methodenkompetenz
- Wesentliche Gesetze und Richtlinien, z. B. Medizinproduktegesetz, Infektionsschutzgesetz, Transfusionsgesetz, STIKO-Richtlinien
- Grundlagen des adaptiven und angeborenen Immunsystems
- Angeborene und erworbene Immundefekt- und Immundysregulations-Syndrome
- Immunologische Folgen von Frühgeburtlichkeit und Seneszenz
- Auswirkungen immunologischer Störungen auf Impfantworten
- Über-, Unter- und Fehlreaktionen des Immunsystems, z. B. Autoimmunität, Allergie, Autoinflammation
- Grundlagen der allogenen und autologen Organ- und Stammzelltransplantation, akuten und chronischen Abstoßung, Graft versus Host-Disease
Diagnostische Verfahren
Kognitive und Methodenkompetenz
- Zielstrukturen für diagnostische Methoden, z. B. Immunglobuline
- Differentialdiagnose von Allergien
Handlungskompetenz
- Durchführung von serologischen, zellulären, genetischen, funktionellen diagnostischen Verfahren zur Abklärung von pathologischen Entzündungsreaktionen, Immundefekten und Immundysregulations-Syndromen, z. B. Hämophagozytose-Syndrom, Autoimmunproliferatives Syndrom, Late-onset kombinierte Immundefekte, autoinflammatorische Syndrome (100)
- Durchführung der Diagnostik von Autoimmunopathien (100)
Therapeutische Verfahren
Kognitive und Methodenkompetenz
- Prophylaktische und therapeutische Interventionen, z. B. Impfstoffe, Antikörper, Zellpopulationen, Zytokine, Signaltransduktionsmoleküle, Gene
Handlungskompetenz
- Beratung zum Erkrankungsrisiko sowie Indikationsstellung zur Behandlung von pathologischen Entzündungsreaktionen, Immundefekten und Immundysregulations-Syndromen
- Durchführung von prophylaktischen und immuntherapeutischen Verfahren, z. B. Impfungen, Einsatz von Immunsuppressiva und Immunstimulanzien, Biologika, Immunglobulin-Therapie zum Antikörperersatz und zur Immunmodulation, Plasmapherese und Leukapherese, Stammzelltransplantation, spezifische Zell- und Gentherapie (50)
- Erhebung des Impfstatus nach immunsuppressiver Therapie
Prüfung der Weiterbildung Immunologie
Die Zusatzweiterbildung Immunologie endet mit einer Prüfung. Die hierfür erforderlichen Unterlagen können variieren. Meist gehören zu ihnen allerdings ein (Online-)Antrag, Ausweisdokumente, die Weiterbildungszeugnisse mitsamt dem vollständig ausgefüllten Logbuch, sowie Teilnahmebescheinigungen für Kurse und Lehrgänge. Nur wer nach allen abgeschlossenen Mindestanforderungen auch die Prüfung erfolgreich hinter sich bringt, kann die Zusatzbezeichnung tragen und seine Handlungskompetenzen entsprechend erweitern. Über Abgabefristen, Dauer und den genauen Ablauf der Prüfung sollte man sich immer direkt bei den zuständigen Landesärztekammern informieren. Generell gilt, dass die Prüfung vor einem Prüfungsausschuss durchgeführt wird und meistens mündlich erfolgt, es können aber auch praktische Fähigkeiten abgefragt werden. Die Bundesärztekammer lässt Prüfenden dabei viel Freiheiten und gibt lediglich eine Mindestdauer von 30 Minuten vor.
Das Logbuch für Immunologen/-innen
Um den Fortschritt der eigenen Weiterbildung festzuhalten und sich die abgeschlossenen Mindestanforderungen dokumentieren zu lassen, führen Ärzte/-innen über die Dauer der Zusatzweiterbildung Immunologie ein Logbuch führen. Hier werden die einzelnen Lehrgangsabschnitte schriftlich festgehalten und durch eine/n Weiterbildende/n bestätigt. Die Vorlage für das korrekte Logbuch findet man auf den Websites der zuständigen Landesärztekammer.
Seit 2021 ist das Führen eines Logbuchs in elektronischer Form verpflichtend. Das sogenannte eLogbuch soll eine einheitliche Dokumentation möglich machen und bietet auch für den/die Weiterzubildende/n Vorteile: Wechselt man während des Lehrgangs den Arbeitgeber oder sogar die Ärztekammer, kann man durch die elektronische Dokumentation an der richtigen Stelle anknüpfen und wertvolle Zeit sparen. Registrierung und Anmeldung für das eLogbuch erfolgt über die Online-Portale der Landesärztekammern.
Karrieremöglichkeiten mit Zusatzbezeichnung Immunologe/-in
Da ein großer Bereich der Immunologie mit (Grundlagen-)Forschung zu tun hat, sollte man eine Karriere im Forschungsbereich oder in der Lehre abwägen, wenn man die Zusatzbezeichnung Immunologie erlangt hat. Dafür eignet sich beispielsweise die Arbeit in der Pharmaindustrie, in Forschungszentren oder Unikliniken.
Doch auch die ärztliche Tätigkeit kann mit einem Schwerpunkt auf Immunologie weiterverfolgt werden: Die meisten Ärzte/-innen arbeiten nach dem Lehrgang auf Stationen, die einen entsprechenden Schwerpunkt auf Immunologie, Transplantationsmedizin oder Rheumatologie haben. Auch in der Serologie und Hämatologie kann die Zusatzbezeichnung von Vorteil sein. Wer lieber selbstständig arbeitet, hat die Möglichkeit einen entsprechenden Praxisschwerpunkt zu legen. Außerdem können Mediziner/innen mit der Zusatzbezeichnung Immunologie auch eine Beratertätigkeit einnehmen und beispielsweise Kliniken beim Aufbau von klinischen Programmen oder Forschungsprojekten helfen.
Gehaltsperspektiven mit der Zusatzbezeichnung Immunologie
Wer als Mediziner/in mit der Zusatzbezeichnung Immunologie tätig ist, kann mit einem Gehalt zwischen 5.400 und 6.700 Euro brutto rechnen. Abhängig ist das Gehalt jedoch von der Art der Anstellung, der Größe der Einrichtung und auch ihrem Standort. Meist lässt sich bei Firmen der Pharmaindustrie und auch mit ärztlicher Tätigkeit mehr verdienen als in der Forschung. Hierbei kommt es aber auch auf den eigenen Bildungsgrad an, weswegen es sich empfiehlt, nach dem Doktortitel auch über eine Habilitation nachzudenken. Informationen zum Facharzt-Gehalt für Arbeitsmediziner/innen finden sich in unserem Karrierebereich.
Passende Jobs für Immunologen/-innen finden
praktischArzt ist die große Jobbörse für Ärzte und Ärztinnen in Deutschland. In der Stellensuche finden sich täglich zahlreiche Assistenzarzt-Stellen sowie Jobs für Fachärzte/-innen, Oberarzt-Stellenangebote und Stellen für Chefärzte/-innen.
Häufige Fragen zu Immunologie
- Was ist Immunologie?
- Wie erhält man die Zusatzbezeichnung Immunologie?
- Wie lange dauert die Zusatzweiterbildung Immunologie?
Immunologie vereint die biologischen und biochemischen Grundlagen zur körpereigenen Abwehr des Menschen gegen Krankheitserreger und Gefahrenstoffe, wie Toxine. Sie beschreibt die Vorgänge, die durch Zellen und Proteine ablaufen können, und untersucht Dysregulationen und andere Störungen des Systems.
Um die Zusatzbezeichnung tragen zu können, muss man zunächst die Zusatzweiterbildung Immunologie erfolgreich abschließen und die Schwerpunktprüfung bestehen. Um den Lehrgang angehen zu können muss man – ergänzend zum abgeschlossenen Medizinstudium und der ärztlichen Approbation – erfolgreich einen beliebigen Facharzttitel erlangt haben.
In allen Bundesländern wird eine Mindestweiterbildungsdauer von 12 Monaten für den Lehrgang in der Immunologie gesetzt, wovon meist 6 Monate in einem immunologischen Labor absolviert werden müssen. Wenn man die Zusatzweiterbildung in Teilzeit, beispielsweise berufsbegleitend, ableistet, verlängert sich die Zeit entsprechend.