
Die Zusatz-Weiterbildung Tropenmedizin findet unter spannenden Rahmenbedingungen statt. Während der Weiterbildungszeit ist ein mindestens neunmonatiger Einsatz in tropischen Ländern verpflichtend. Danach stehen Ärzten/-innen viele Türen offen. Selbst in Deutschland arbeitet man nun mit einem breiten Patientenklientel jeden Alters: Reisende, Flüchtlinge, ausländische Urlauber/-innen und Reise-Rückkehrer/-innen.
Inhaltsverzeichnis
Während der Weiterbildungszeit wird sowohl die Prävention als auch die Diagnostik und Therapie von hierzulande seltenen Erkrankungen gelehrt. Diese unabhängige Arbeitsweise zusammen mit einem spannenden Patientenklientel machen das Fachgebiet der Tropenmedizin so attraktiv. Im folgenden Artikel wird ein Überblick über das Fachgebiet, Anforderungen, Dauer und Inhalte der Weiterbildung sowie Karrieremöglichkeiten gegeben.
Tropenmedizin im Überblick
- Anzahl Fachärztinnen und -ärzte: In Deutschland gibt es 421 Ärzte/-innen mit der Zusatzbezeichnung Tropenmedizin, davon sind 237 ärztlich tätig. 40 Prozent arbeiten ambulant, 26 Prozent im stationären Bereich.
- Voraussetzung: Die Zusatz-Weiterbildung kann nach den ersten 24 Monaten Weiterbildungszeit in der unmittelbaren Patientenversorgung begonnen werden.
- Dauer: Nach Absolvierung der 24 Monate ärztlicher Weiterbildung in einem Fach der unmittelbaren Patientenversorgung folgen insgesamt 21 Monate Weiterbildungszeit in Tropenmedizin.
Stellenwert der Tropenmedizin
Die Zusatz-Weiterbildung Tropenmedizin umfasst die Epidemiologie, Vorbeugung, Erkennung, Behandlung und das Management von Gesundheitsstörungen und Erkrankungen, die mit den besonderen Lebensumständen, Krankheitserregern und Umweltbedingungen in tropischen Ländern oder Regionen mit besonderen klimatischen oder gesundheitlichen Belastungen verbunden sind sowie hereditär vorkommen. Dies schließt in Deutschland selten verkommende, oft tropische, lebensbedrohliche und hochkontagiöse Erkrankungen aus dem Ausland ein.
Auch wenn sich viele Krankheiten des Menschen sowohl im In- als auch im Ausland finden, so gibt es dennoch einige, vor allem spezielle Infektionskrankheiten, die fast ausschließlich in tropischen Ländern zu finden sind. Reiserückkehrer/-innen können daher Symptome aufweisen, die von einheimischen Medizinern/-innen ohne tropenmedizinische Erfahrung schwer zu deuten sind. Hier kommen Tropenmediziner/innen ins Spiel: Sie garantieren die optimale medizinische Betreuung auch im Inland und managen die Behandlung der Erkrankten.
Zu typischen Krankheiten, denen man als Tropenmediziner/in begegnet, gehören unter anderem:
- Malaria
- Dengue-Fieber
- Typhus
- Leishmaniose
- Chagas-Krankheit
- Sichelzellerkrankung
- Wurmerkrankungen
- Schlafkrankheit
Auch der direkte Einsatz im Ausland gehört zu den Arbeitsbereichen von Tropenmedizinern/-innen. Da die Arbeit in tropischen Ländern oft mit begrenzten Ressourcen einhergeht, wird während der Weiterbildungszeit ein großer Schwerpunkt auf Prävention und Diagnostik mit einfachen Mitteln gelegt. Tropenmediziner/innen lernen so, möglichst eigenständig zu arbeiten und ohne ein großes Labor auszukommen.
Voraussetzungen für eine Zusatzweiterbildung in der Tropenmedizin
Mit abgeschlossenem Medizinstudium kann eine Facharztausbildung begonnen werden. Wird diese in einem Gebiet der unmittelbaren Patientenversorgung absolviert, so kann nach mindestens 24-monatiger Weiterbildungszeit die Zusatzweiterbildung Tropenmedizin erworben werden. Wer also eine Zusatzbezeichnung Tropenmedizin erwerben möchte, muss eine der folgenden Facharztausbildungen begonnen haben:
- Weiterbildung Facharzt/-ärztin für Allgemeinmedizin
- Weiterbildung Facharzt/-ärztin für Anästhesiologie
- Weiterbildung Facharzt/-ärztin für Arbeitsmedizin
- Weiterbildung Facharzt/-ärztin für Augenheilkunde
- Weiterbildung Facharzt/-ärztin für Chirurgie und die Spezialgebiete:
-
- Weiterbildung Facharzt/Fachärztin Gefäßchirurgie
- Weiterbildung Facharzt/Fachärztin Herzchirurgie
- Weiterbildung Facharzt /Fachärztin Kinder- und Jugendchirurgie
- Weiterbildung Facharzt/Fachärztin Orthopädie und Unfallchirurgie
- Weiterbildung Facharzt/Fachärztin Plastische, Rekonstruktive, Ästhetische Chirurgie
- Weiterbildung Facharzt /Fachärztin Thoraxchirurgie
- Weiterbildung Facharzt/Fachärztin Viszeralchirurgie
-
- Weiterbildung Facharzt/-ärztin für Frauenheilkunde und Geburtshilfe
- Weiterbildung Facharzt/-ärztin für Hals-Nasen-Ohrenheilkunde
- Weiterbildung Facharzt/-ärztin für Haut- und Geschlechtskrankheiten
- Weiterbildung Facharzt/-ärztin für Humangenetik
- Weiterbildung Facharzt/-ärztin für Innere Medizin und die Spezialgebiete:
- Weiterbildung Facharzt/-ärztin Innere Medizin und Angiologie
- Weiterbildung Facharzt/-ärztin Innere Medizin, Endokrinologie und Diabetologie
- Weiterbildung Facharzt/-ärztin Innere Medizin und Gastroenterologie
- Weiterbildung Facharzt/-ärztin Innere Medizin, Hämatologie und Onkologie
- Weiterbildung Facharzt/-ärztin Innere Medizin und Infektiologie
- Weiterbildung Facharzt/Fachärztin für Innere Medizin und Kardiologie
- Weiterbildung Facharzt/-ärztin Innere Medizin und Nephrologie
- Weiterbildung Facharzt/-ärztin Innere Medizin und Pneumologie
- Weiterbildung Facharzt/-ärztin Innere Medizin und Rheumatologie
- Weiterbildung Facharzt/-ärztin für Kinder- und Jugendmedizin
- Weiterbildung Facharzt/-ärztin für Kinder- und Jugendpsychiatrie und -psychotherapie
- Weiterbildung Facharzt/-ärztin für Mund-Kiefer-Gesichtschirurgie
- Weiterbildung Facharzt/-ärztin für Neurochirurgie
- Weiterbildung Facharzt/-ärztin für Neurologie
- Weiterbildung Facharzt/-ärztin für Nuklearmedizin
- Weiterbildung Facharzt/-ärztin für Öffentliches Gesundheitswesen
- Weiterbildung Facharzt/-ärztin für Phoniatrie und Pädaudiologie
- Weiterbildung Facharzt/-ärztin für Physikalische und Rehabilitative Medizin
- Weiterbildung Facharzt/-ärztin für Psychiatrie und Psychotherapie
- Weiterbildung Facharzt/-ärztin für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie
- Weiterbildung Facharzt/-ärztin für Radiologie
- Weiterbildung Facharzt/-ärztin für Strahlentherapie
- Weiterbildung Facharzt/-ärztin für Transfusionsmedizin
- Weiterbildung Facharzt/-ärztin für Urologie
Dauer der Zusatzweiterbildung Tropenmedizin
Die Dauer der eigentlichen Weiterbildungszeit für die Zusatzbezeichnung Tropenmedizin beträgt 21 Monate. Diese wird aufgeteilt in
- 9 Monate Tropenmedizin unter Befugnis an Weiterbildungsstätten
- 9 Monate tropenmedizinische Tätigkeit in einer medizinischen Einrichtung in den Tropen
- 3 Monate Kurs-Weiterbildung gemäß § 4 Abs. 8 in Tropenmedizin
Inhalte der Zusatzweiterbildung Tropenmedizin
Folgende Inhalte sind laut Muster-Weiterbildungsordnung in der Weiterbildung zum/-r Facharzt/-ärztin mit der Zusatzbezeichnung Tropenmedizin zu durchlaufen. Bei den Zahlen in Klammern handelt es sich um Richtzahlen. Da hier die Landesärztekammern verantwortlich sind, können sich die Rahmenbedingungen zwischen den Bundesländern unterscheiden. Informationen gibt es bei der entsprechenden Landesärztekammer.
Übergreifende Inhalte der Zusatz-Weiterbildung Tropenmedizin
Kognitive und Methodenkompetenz – Kenntnisse
- Gesundheitssysteme in ressourcenarmen Ländern sowie geomedizinische Zusammenhänge und deren Folgen
- Soziokulturelle Besonderheiten und deren Berücksichtigung bei Anamnese, Befunderhebung und Therapie
- Ethnische und altersspezifische Besonderheiten
Handlungskompetenz – Erfahrungen und Fähigkeiten
- Meldung von Infektions- und Tropenkrankheiten nach dem Infektionsschutzgesetz sowie der Berufskrankheiten-Verordnung
Epidemiologie
Kognitive und Methodenkompetenz – Kenntnisse
- Auftreten und Verbreitung von infektiösen und nicht-übertragbaren länderspezifischen Erkrankungen sowie umwelt-, fauna- und florabedingte Gefahren
- Epidemiologie der Übertragungswege tropenmedizinisch relevanter Erreger, deren zoonotische Reservoire sowie Übertragungsvektoren und Übertragungskompetenz
- Epidemiologische Grundlagen bei tropenmedizinischen Fragestellungen
Handlungskompetenz – Erfahrungen und Fähigkeiten
- Identifizierung von Vektoren von Infektionskrankheiten
Diagnostik
Kognitive und Methodenkompetenz – Kenntnisse
- Diagnostische Verfahren zum Nachweis von tropenmedizinisch relevanten Infektionserregern
Handlungskompetenz – Erfahrungen und Fähigkeiten
- Mikroskopische Untersuchungen, z. B. von Blut, Gewebe, Sputum, Stuhl, Urin, Haut- und Liquorproben einschließlich der wichtigsten Färbeverfahren tropenmedizinischer Erreger (100)
- Durchführung von Schnelltest-Verfahren bei tropenmedizinischen Fragestellungen (30)
- Indikationsstellung, Präanalytik und Befundinterpretation von Laboruntersuchungen
Reisemedizin
Kognitive und Methodenkompetenz – Kenntnisse
- Besonderheiten der Höhen-, Tauch- und klimaspezifischen Medizin
- Nationale und supranationale Impfvorschriften
- Indikationen und Kontraindikationen von Impfungen sowie Immun- und Chemoprophylaxe, z. B. Malariaprophylaxe
Handlungskompetenz – Erfahrungen und Fähigkeiten
- Länderspezifische Beratung vor Reisen, Entsendung und Auslandseinsätzen einschließlich Prophylaxemaßnahmen unter besonderer Berücksichtigung von Risikogruppen sowie Beurteilung der Reisefähigkeit
- Impfung von Reisenden einschließlich Gelbfieberimpfungen (100)
- Erstellung von individuellen länderspezifischen Expositionen und Chemoprophylaxeplänen (100)
Tropenmedizinische Erkrankungen
Kognitive und Methodenkompetenz – Kenntnisse
- Länderspezifische Erkrankungsmuster
- Vorgehen bei Verdacht auf Import lebensbedrohlicher und hochkontagiöser Erreger
Handlungskompetenz – Erfahrungen und Fähigkeiten
- Erkennung, Diagnostik, Differentialdiagnostik und Therapie von infektiösen und nicht-übertragbaren Erkrankungen in den Tropen einschließlich bakterieller, viraler, mykotischer und parasitärer Infektionen und Gifttierunfälle
- Erkennung, Diagnostik, Differentialdiagnostik und Therapie von infektiösen und nicht-übertragbaren Erkrankungen bei Reiserückkehrern, Reisenden und Migranten einschließlich bakterieller, viraler, mykotischer und parasitärer Infektionen und Gifttierunfälle
Arbeitsmedizinische Aspekte
Kognitive und Methodenkompetenz – Kenntnisse
- Arbeits- und umweltmedizinische Aspekte im Ausland einschließlich Vorsorge und Tauglichkeit
Handlungskompetenz – Erfahrungen und Fähigkeiten
- Gefährdungsbeurteilung von Arbeitsplätzen in den Tropen
- Durchführung von Tropentauglichkeitsuntersuchungen und Rückkehreruntersuchungen einschließlich Beratung (35)
- Durchführung der arbeitsmedizinischen Vorsorge Gutachtenerstellung
Weiterbildungs-Logbuch
Um die erlernten Inhalte und absolvierten Kurse für die Zusatzbezeichnung Tropenmedizin nachzuweisen, sind Ärztinnen und Ärzte in Weiterbildung verpflichtet, ein Logbuch zu führen. Mit der Weiterbildungsordnung von 2018 wurde das Logbuch verpflichtend digital und online geführt werden.
Registrierung und Anmeldung für das eLogbuch erfolgt über die Online-Portale der Landesärztekammern.
Zusatzbezeichnung Tropenmedizin – Prüfung und Abschluss
Nach erfolgreicher Absolvierung aller Weiterbildungsabschnitte und einer anschließenden Prüfung erhalten die Ärzte/-innen die Zusatzbezeichnung im Fach Tropenmedizin. In der Prüfung werden die erlernten Inhalte abgefragt und so die notwendige Fachkompetenz bescheinigt. Meist findet ein Fachgespräch vor einer Prüfungskommission statt, das mindestens 30 Minuten geht. Dabei wird sich meist an praktischen Themen wie der direkten Patientenbetreuung orientiert. Danach ist das Weiterbildungsziel erreicht.
Karrieremöglichkeiten als Tropenmediziner/in
Die Arbeit als Arzt/Ärztin mit der Zusatz-Weiterbildung Tropenmedizin kann einen in die verschiedensten Bereiche führen: die Arbeit in einer Klinik, etwa in einer spezialisierten tropenmedizinischen Abteilung kommt genauso in Frage wie die in einer reisemedizinischen Praxis.
Wer während des Einsatzes während der Weiterbildungszeit Freude an der Arbeit in tropischen Gebieten gewonnen hat, kann hier auch später tätig sein, beispielsweise in Einsätzen für NGOs wie Ärzte ohne Grenzen. Einige Tropenmediziner/innen entscheiden sich auch für die Tätigkeit in einem Tropeninstitut, bei Behörden oder anderen Körperschaften, wo ihr Wirken vor allem präventiver Natur ist, beziehungsweise im Public Health Sektor liegt.
Für welchen Weg man sich auch entscheidet, durch den Klimawandel und die zunehmende Mobilität wird das Thema der Tropenmedizin in Zukunft noch an Bedeutung gewinnen. Bisher auf den globalen Süden begrenzte Erkrankungen wie Dengue-Fieber wurden nun erstmals auch in Südeuropa nachgewiesen und wird in Zukunft wohl häufiger im klinischen Alltag auftreten.
Gehaltsperspektiven als Tropenmediziner/in
Das Gehalt von Tropenmediziner/-innen orientiert sich in der Regel an den jeweiligen Tarifverträgen für Ärzte/innen. Für Fachärzte/-innen schwankt dieses je nach Erfahrung zwischen 6.196 Euro und 8.078 Euro. Durch die erworbene Zusatzweiterbildung können jedoch besonders bei außertariflich bezahlten Verträgen wie denen für Oberärzte/-innen teilweise deutlich höhere Beträge verhandelt werden. Wer in der eigenen Praxis tätig ist, kann durch geschickte Leitung je nach Fachbereich ein Vielfaches der in der Klinik üblichen Beträge erwirtschaften.
Passende Jobs für Tropenmediziner/innen finden
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