Die Zusatz-Weiterbildung Psychoanalyse umfasst in Ergänzung zu einer Facharztkompetenz die Erkennung und psychoanalytische Behandlung von Erkrankungen und Störungen, denen unbewusste seelische Konflikte und/oder strukturelle Beeinträchtigungen zugrunde liegen. Dies schließt die Anwendung in der Prävention und Rehabilitation sowie zum Verständnis unbewusster Prozesse in der Arzt-Patienten-Beziehung mit ein.
Inhaltsverzeichnis
Der folgende Beitrag beleuchtet Inhalte und Ablauf der Weiterbildung sowie Vorteile und Möglichkeiten für Fachärzte/-innen mit der Zusatzbezeichnung Psychoanalyse.
Psychoanalyse im Überblick
- Anzahl Fachärzte/-innen: 2021 trugen 3.099 Ärzte/-innen die Zusatzbezeichnung Psychoanalyse, davon waren 2.263 Kollegen/-innen berufstätig.
- Verteilung: Die große Mehrheit der Ärzte/-innen mit der Zusatzbezeichnung „Psychoanalyse“ ist ambulant tätig (n=1.921).
Das Fachgebiet Psychoanalyse
Das Fachgebiet Psychoanalyse beschäftigt sich mit der Erkennung und Behandlung von psychischen Erkrankungen und Störungen. Dabei geht es vor allem um Probleme, denen unbewusste seelische Konflikte oder strukturelle Beeinträchtigungen zugrunde liegen. Die Methoden der Psychoanalyse dienen dabei auch der Prävention und Rehabilitation von Erkrankungen.
Die klassische Psychoanalyse findet in Form eines Dialoges statt, der zwischen Patient/in und Therapeut/in abläuft. In diesen Gesprächen werden beispielsweise nachwirkende Probleme aus der Kindheit aufgearbeitet, seelische Belastungssituationen besprochen oder innere Konflikte aufgedeckt. All diese Situationen können zu psychischen Erkrankungen oder Störungen führen, und werden daher durch die Psychoanalyse behandelt.
Diplom-Psychologe und Psychotherapeut - Wo ist der Unterschied?
Ein/e Diplom-Psychologe/-in hat ein Studium der Psychologie abgelegt. Ein/e Psychiater/in ist ein/e Facharzt/-ärztin (z.B. für Psychiatrie und Psychotherapie) mit Medizinstudium. Er/sie kann daher auch Medikamente verschreiben.
Voraussetzungen für die Zusatz-Weiterbildung Psychoanalyse
Zu den Voraussetzungen für die Zusatzweiterbildung Psychoanalyse gehört die abgeschlossene Ausbildung zum/-r Facharzt/-ärztin in thematisch relevanten Bereichen.
Ärzte/-innen mit diesen Weiterbildungen können die Zusatzbezeichnung erwerben:
- Weiterbildung Facharzt/-ärztin für Psychiatrie und Psychotherapie
- Weiterbildung Facharzt/-ärztin für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie
- Weiterbildung Facharzt/-ärztin für Kinder- und Jugendpsychiatrie und -psychotherapie
Außerdem ist dies allen Fachärzten/-innen im Gebiet der unmittelbaren Patientenversorgung wie z.B. Innere Medizin oder Allgemeinmedizin möglich, wenn sie eine Zusatz-Weiterbildung Psychotherapie erfolgreich abgeschlossen haben.
Dauer der Zusatz-Weiterbildung Psychoanalyse
Die Dauer der Zusatzweiterbildung ist variabel. Es sind im Weiterbildungskatalog bestimmte Richtwerte für verschiedene Lerninhalte vorgeschrieben. Daraus ergibt sich eine ungefähre Mindestdauer. Über genauere Informationen sollte man sich immer bei der zuständigen Landesärztekammer informieren. Diese trägt die Verantwortung für die Weiterbildung und ist nicht zwingend an die Muster-Weiterbildungsordnung gebunden.
Inhalte der Zusatz-Weiterbildung Psychoanalyse
Folgende Inhalte sind während der Zusatzweiterbildung Psychoanalyse laut Musterweiterbildungsordnung (MWBO) zu absolvieren. Die Zahlen in Klammern gelten als Richtwert.
Gemeinsame Inhalte der Zusatz-Weiterbildung Psychoanalyse
Übergreifende Inhalte der Zusatz-Weiterbildung Psychoanalyse
- Situationsangepasste Kommunikation; bei Kindern und Jugendlichen auch unter Nutzung nonverbalen Kommunikationsmittel, z.B. Spiel
- Einbeziehung der relevanten Bezugspersonen und des sozialen Umfeldes in dem jeweils gewählten Psychotherapieverfahren einschließlich Akuttherapie, interdisziplinäre Kommunikation
Allgemeine Krankheitslehre und Diagnostik
- Grundlagen der psychoanalytischen Theorie und Entwicklungspsychologie einschließlich psychoanalytischer Wahrnehmungseinstellung
- Allgemeine und spezielle psychoanalytische Krankheitslehre psychischer Erkrankungen und Störungen aller Altersgruppen einschließlich psychiatrischer, psychosomatischer und somato-psychischer Erkrankungen und Störungen und deren Differentialdiagnostik einschließlich neurowissenschaftlicher Grundlagen
- Methoden der psychoanalytischen Erstuntersuchung und der psychiatrischen oder kinder- und jugendpsychiatrischen Untersuchung einschließlich Psychologie der Beziehungen und Systeme
- Indikationsstellung zu verschiedenen psycho-analytisch-psychotherapeutischen und verhaltens-therapeutischen Therapiemethoden und Settings einschließlich präventiver und rehabilitativer Aspekte
- Psychoanalytische Kulturtheorie und Sozialpsychologie
Allgemeine psychoanalytische Therapie
- Allgemeine psychoanalytische Technik und Methodik der analytisch-psychotherapeutischen Therapie in verschiedenen Settings einschließlich der Gruppe unter Berücksichtigung der Altersgruppen und des psychosozialen Kontextes in Stunden (70)
- Grundlagen der Psychopharmakotherapie
Selbsterfahrung
- Personale Kompetenzen und Beziehungskompetenzen
- Lehranalyse in Stunden (180)
- Analytische Gruppenselbsterfahrung in 60 Doppelstunden
Spezifische Inhalte der Zusatz-Weiterbildung Psychoanalyse bei Erwachsenen
Krankheitslehre und Diagnostik
- Theorieseminare in psychoanalytischer Krankheitslehre und Diagnostik in Stunden (70)
- Psychoanalytische Erstuntersuchungen unter Supervision mit nachfolgenden Sitzungen zur Beratung oder zur Einleitung der Therapie (20)
- Psychoanalytische Fallseminare in Doppelstunden (35)
Psychoanalytische Therapie
- Psychoanalytische Einzelpsychotherapie unter Supervision von jeweils mindestens 250 Stunden (2)
- Psychoanalytische Gruppenpsychotherapie mit 3 bis 9 Teilnehmern mit Supervision
Spezifische Inhalte der Zusatz-Weiterbildung Psychoanalyse bei Kindern und Jugendlichen
Krankheitslehre und Diagnostik
- Theorieseminare in psychoanalytischer Krankheitslehre und Diagnostik in Stunden (70)
- Psychoanalytische Erstuntersuchungen unter Supervision einschließlich Entwicklungs- und Intelligenzuntersuchungen (20)
- Psychoanalytische Fallseminare in Doppelstunden (35)
Psychoanalytische Therapie
- Psychoedukative, störungsorientierte, systemische Methoden
- Psychoanalytische Einzelpsychotherapie unter Supervision in Fällen (150 Stunden bei Kindern bzw. 180 Stunden bei Jugendlichen) (3)
- Psychoanalytische Gruppenpsychotherapie mit 3 bis 9 Teilnehmern mit Supervision
Logbuch und Prüfung
Im Logbuch zur Zusatz-Weiterbildung Psychoanalyse sind die erforderlichen Inhalte und Stundenzahlen gelistet. Die erlernten Inhalte und Handlungskompetenzen werden hier dokumentiert und von einem/-r Weiterbildungsbefugten bestätigt.
Über die Online-Portale der Landesärztekammern ist die Registrierung und Anmeldung für das digitale eLogbuch möglich.
Die Prüfung selbst findet nicht-öffentlich vor einem Prüfungsausschuss statt und besteht meist aus einem Fachgespräch zwischen Prüfling und Prüfungsvorsitzendem/-r. Die Bundesärztekammer schreibt eine Dauer von mindestens 30 Minuten vor.
Karrieremöglichkeiten als Psychoanalytiker/in
Die Karrieremöglichkeiten für Fachärzte/-innen mit der Zusatzweiterbildung Psychoanalyse sind sehr gut. Generell herrscht ein starkes Versorgungsdefizit im Bereich der psychischen Krankheiten. Der Therapieumfang ist deutlich zeitaufwändiger als in den meisten anderen Fachbereichen. Dadurch können Therapeuten/-innen nur eine bestimmte Anzahl an Patienten/-innen gleichzeitig betreuen, was zu langen Wartelisten führt.
Der Großteil aller berufstätigen Fachärzte/-innen mit der Zusatzweiterbildung Psychoanalyse arbeitet ambulant in der eigenen Praxis. Dies ist für die Vereinbarkeit von Beruf und Privatleben eine hervorragende Basis. Nacht- und Wochenendarbeit entfallen in der Regel.
Gehaltsperspektiven als Psychoanalytiker/in
Das Gehalt für angestellte Fachärzte/-innen mit der Zusatzbezeichnung Psychoanalyse beträgt zwischen 6.400 Euro und 8.400 Euro pro Monat. Dieses ergibt sich aus dem Tarifvertrag für Ärzte/-innen und hängt nicht von der Zusatzbezeichnung ab.
Mit einer Zusatzbezeichnung als Psychoanalytiker/in steigen aber die Karriere- und Gehaltsaussichten für angestellt Ärzte/-innen und Mediziner/innen mit eigener Praxis. Mehr Informationen zum Facharzt-Gehalt und Oberarzt-Gehalt sowie zum Verdienst als Chefarzt/-ärztin in unserem Karrierebereich.
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