Die Weiterbildung Psychosomatik (eigentlich: Psychosomatische Medizin und Psychotherapie) umfasst die Erkennung, psychosomatisch-medizinische und psychotherapeutische Behandlung, Prävention und Rehabilitation von Krankheiten und Leidenszuständen, an deren Verursachung und Chronifizierung psychosoziale, psycho-somatische und somato-psychische Faktoren einschließlich dadurch bedingter körperlich-seelischer Wechselwirkungen maßgeblich beteiligt sind.
Inhaltsverzeichnis
Fachärzte/-innen für Psychosomatik greifen dabei sowohl auf medikamentöse als auch psychotherapeutische Methoden in der Therapie zurück.
Facharztausbildung Psychosomatik im Überblick
Anzahl Fachärztinnen und -ärzte: In Deutschland gibt es 4.126 Fachärzte/-innen für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie, wovon etwa zwei Drittel ambulant und ein Viertel im Krankenhaus tätig ist.
Geschlechterverteilung: Das Fachgebiet der Psychosomatik ist bei Ärztinnen sehr beliebt. Rund 56 Prozent der Fachärzte/-innen sind weiblich und damit liegt es auf Platz 13 der beliebtesten Facharztrichtungen bei Ärztinnen.
Dauer: Die Dauer der Facharztweiterbildung Psychosomatik beträgt insgesamt 60 Monate, was einem Zeitraum von 5 Jahren in Vollzeit entspricht.
Wer mehr zur Tätigkeit im Fachgebiet Psychosomatische Medizin und Psychotherapie erfahren möchte, findet diese und alle anderen Fachrichtungen in unserer Übersicht der Facharztrichtungen. Für alle, die jetzt Interesse an der Weiterbildung bekommen haben, führen wir hier die wichtigen Informationen auf: Voraussetzungen, Dauer, Inhalte und Entwicklungsmöglichkeiten.
Weiterbildung Psychosomatik – Voraussetzungen
Um eine Facharztausbildung zu beginnen, sind ein abgeschlossenes Medizinstudium und eine Approbation notwendig. Letztere ist die Erlaubnis für eine ärztliche Tätigkeit. Damit kann man sich eine Weiterbildungsstelle in der Fachrichtung der Wahl suchen und dort mit der Tätigkeit als Assistenzarzt/-ärztin in die Weiterbildungszeit starten. Hier kann man sich im Fachgebiet Psychosomatische Medizin und Psychotherapie spezialisieren.
Dauer der Facharztausbildung Psychosomatik
Die Facharztausbildung Psychosomatik dauert 60 Monate (also 5 Jahren in Vollzeit).
Die Weiterbildungszeit wird bei einem Weiterbildungsbefugten an einer Weiterbildungsstätte gemäß § 5 Abs. 1 Satz 1 der Musterweiterbildungsordnung absolviert. Davon müssen 12 Monate in anderen Gebieten der somatischen Patientenversorgung abgeleistet werden.
Bis zu 12 Monate der Weiterbildung können zum Kompetenzerwerb in den Bereichen Psychiatrie und Psychotherapie und/oder Kinder- und Jugendpsychiatrie und -psychotherapie erfolgen.
Wer mit bestandener Facharztprüfung die Weiterbildung abschließt, darf nun den Facharzttitel im Bereich Psychosomatische Medizin und Psychotherapie tragen.
Inhalte der Facharztausbildung Psychosomatik
Folgende Inhalte sind in der Weiterbildung Psychosomatik zu durchlaufen. Bei den Zahlen in Klammern handelt es sich um Richtzahlen.
Übergreifende Inhalte der Facharzt-Weiterbildung Psychosomatische Medizin und Psychotherapie:
- Wesentliche Gesetze und Richtlinien, insbesondere hinsichtlich Patientenrechte, Behandlung, Unterbringung und Betreuung psychisch Kranker
- Wissenschaftlich begründete Gutachtenerstellung (3)
Krankheitslehre und Diagnostik:
- Theorie in Krankheitslehre und Diagnostik in Stunden (120)
- Psychosomatische und psychotherapeutische Anamnese und Befunderhebung, ggf. unter Einbeziehung der Familie und der sozialen Situation einschließlich der Erfassung des psychopathologischen Befundes und der Erkennung seelisch-körperlicher Wechselwirkungen bei psychischen und somatischen Erkrankungen und Störungen, z. B. onkologische, neurologische, kardiologische, orthopädische und rheumatische Erkrankungen sowie Stoffwechsel- und Autoimmunerkrankungen, davon Untersuchungen mit unmittelbarem Bericht im Konsiliar- und Liaisondienst (40)
- Konzepte der psychosomatischen Medizin
- Ätiologie und Chronifizierung psychischer und psychosomatischer Störungen und Erkrankungen
- Konzepte der psychosozialen Belastungen und der Lebensqualität bei somatischen Störungen
- Konzepte der Bewältigung von somatischen Störungen und Erkrankungen einschließlich spezieller Verfahren der Diagnostik bei seelisch-körperlicher Wechselwirkung
- Psychopathologie, psychiatrische Nosologie, Neurobiologie, Genetik und Epigenetik der psychischen und psychosomatischen Störungen
- Verhaltensdiagnostik, Psychodynamik und Gruppendynamik, Lernpsychologie, psychodiagnostische Testverfahren
- Generationsübergreifende neurobiologische und psychologische Entwicklungskonzepte, Psychotraumatologie und Bindungstheorie
- Psychosomatische und psychotherapeutische Untersuchungen einschließlich psychopathologischer Befunde und deren standardisierter Erfassung, davon
- ENTWEDER: dokumentierte Untersuchungen im psychodynamischen/ tiefenpsychologischen Verfahren, z. B. psychodynamisches Erstinterview, tiefenpsychologisch-biographische Anamnese, strukturierte
Interviews einschließlich Testdiagnostik, davon können bis zu 20 Untersuchungen in der jeweils anderen Grundorientierung erbracht werden (60) - ODER: dokumentierte Untersuchungen im verhaltenstherapeutischen Verfahren, z. B. strukturierte Interviews, Testdiagnostik und Verhaltensanalyse, davon können bis zu 20 Untersuchungen in der jeweils anderen Grundorientierung erbracht werden (60)
- ENTWEDER: dokumentierte Untersuchungen im psychodynamischen/ tiefenpsychologischen Verfahren, z. B. psychodynamisches Erstinterview, tiefenpsychologisch-biographische Anamnese, strukturierte
- Konfliktlehre, Ich-Psychologie, Strukturtheorie, Objektbeziehungstheorie, Selbstpsychologie, Mentalisierungstheorie
- Sozialpsychologie, Lernpsychologie, Kognitionspsychologie sowie allgemeine und spezielle Verhaltenslehre
Therapie psychosomatischer Störungen und Erkrankungen:
- Wissenschaftlich anerkannte Psychotherapieverfahren und -methoden, insbesondere psychodynamisch/tiefenpsychologisch fundierte Psychotherapie und Verhaltenstherapie
- Konzepte der Psychoedukation und der supportiven, imaginativen, ressourcenorientierten, systemischen, achtsamkeitsbasierten und nonverbalen psychosomatisch-psychotherapeutischen Behandlungen
- Störungsorientierte Methoden und Techniken bei psychischen und psychosomatischen Störungen und Erkrankungen
- Verhaltensauffälligkeiten und psychosomatische Störungen im Kindes- und Jugendalter
- Indikations- und Differentialindikationsstellung zur Psychotherapie, Somatotherapie, Soziotherapie, Kunst-, Musik- und Bewegungstherapie sowie senosmotorischen Übungsbehandlungen einschließlich Krankenhausbehandlung und Rehabilitation
- Verhalten bei nicht-stoffgebundenen und stoffgebundenen Süchten
- Psychopharmakotherapie und Risiken des Arzneimittelgebrauches
- Mitbehandlung im interdisziplinären Team bei somatischen Erkrankungen/Störungen, die einer psychosomatischen und psychotherapeutischen Behandlung bedürfen
- Psychosomatische-psychotherapeutische Gesprächsführung und Beziehungsgestaltung zur Klärung psychosomatischer Interaktionen sowie zum Aufbau eines psychosozialen Krankheitsverständnisses und von Therapiemotivation
- Entspannungstechniken, z. B. Hypnose, autogenes Training, progressive Muskelentspannung
- Psychosomatisch-supportive und psychoedukative Therapien bei somatisch Erkrankten
- Psychotraumatherapien mit Anwendung von traumaspezifischen Techniken, z. B. Eye Movement Desensitization and Reprocessing (EMDR)
- Theorie in Behandlungslehre in Stunden (120)
- Psychosomatische und psychotherapeutische Behandlungen einschließlich traumabedingter und sexueller Störungen mit besonderer Gewichtung der psychosomatischen Symptomatik unter Einschluss
der Anleitung zur Bewältigung somatischer und psychosomatischer Störungen und Erkrankungen und der multimodalen psychosomatisch-psychotherapeutischen Komplexbehandlung und der multimodalen Therapie im stationären Setting in dokumentierten Fällen, davon können bis zu 20 in der jeweils anderen Grundorientierung erbracht werden (100)- ENTWEDER Behandlungen unter Supervision im psychodynamischen/tiefenpsychologischen Verfahren, davon
- Einzelpsychotherapien von 30 bis 100 Stunden pro Behandlungsfall einschließlich Bericht an den Gutachter (8)
- Kurzzeitpsychotherapien von 5 bis 25 Stunden pro Behandlungsfall (50)
- Gruppenpsychotherapien von 200 Stunden mit 3 bis 9 Patienten
- ODER Behandlungen unter Supervision im verhaltenstherapeutischen Verfahren, davon
- Langzeitpsychotherapien von jeweils 30 bis 80 Stunden pro Behandlungsfall einschließlich Bericht an den Gutachter (8)
- Kurzzeitpsychotherapien von 5 bis 25 Stunden pro Behandlungsfall (50)
- Gruppenpsychotherapie von 200 Stunden mit 3 bis 9 Patienten
- ENTWEDER Behandlungen unter Supervision im psychodynamischen/tiefenpsychologischen Verfahren, davon
- Psychodynamische/tiefenpsychologische Einzeltherapie, psychodynamische Paartherapie, Familientherapie einschließlich systemischer Therapie, Gruppenpsychotherapie und Psychotraumatherapie mit Anwendung von traumaspezifischen Techniken
- Verhaltenstherapeutische Einzel- und Paartherapie, Familientherapie einschließlich systemischer Therapie, Gruppenpsychotherapie und Psychotraumatherapie mit Anwendung von traumaspezifischen Techniken
Prävention und Rehabilitation:
- Prävention, Früherkennung und Rehabilitation psychosomatischer Störungen und Erkrankungen
- Indikationsstellung zur psychosomatischen Rehabilitation und Differentialindikation zur psychiatrischen Rehabilitation
- Klassifikationsmodelle der Funktionsfähigkeit, Behinderung und Gesundheit von Patienten mit psychischen Erkrankungen und Störungen, z. B. International Classification of Functioning, Disability and Health (ICF)
- Befunderstellung für Rehabilitationsanträge
Notfälle:
- Krisenintervention bei Suizidalität, Traumafolgestörungen, akuten Belastungsreaktionen, akuten Angststörungen, psychotischen Zustände, Dissoziationen
Selbsterfahrung:
- Selbsterfahrung zur Stärkung personaler und Beziehungskompetenzen, welche im gleichen psychotherapeutischen Verfahren erfolgen muss, in welchem die Psychotherapiestunden geleistet werden, davon
- ENTWEDER im tiefenpsychologisch/psychodynamischen Verfahren in Einzel- und Gruppenselbsterfahrung, davon
- Einzelselbsterfahrung in Stunden (120)
- Doppelstunden in Gruppen (40)
- ODER im verhaltenstherapeutischen Verfahren in Einzel- und Gruppenselbsterfahrung in Stunden (150), davon Doppelstunden in Gruppen (40)
- ENTWEDER im tiefenpsychologisch/psychodynamischen Verfahren in Einzel- und Gruppenselbsterfahrung, davon
- Balintgruppenarbeit und/oder interaktionsbezogene Fallarbeit in Doppelstunden
Zusatzweiterbildungen für Fachärzte/-innen für Psychosomatik
Assistenzärzte/-innen können bei Vorliegen der Grundvoraussetzungen bereits innerhalb ihrer Facharztweiterbildungszeit Zusatz-Weiterbildungen in diesen Bereichen absolvieren:
Im Anschluss an ihre Facharztweiterbildung können die Fachärzte/-innen weitere Zusatzbezeichnungen erwerben, um ihre Kenntnisse und Fähigkeiten zu erweitern. Folgende Zusatzweiterbildungen können Fachärzte/-innen für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie absolvieren:
- Akupunktur
- Balneologie und Medizinische Klimatologie
- Betriebsmedizin
- Ernährungsmedizin
- Flugmedizin
- Hämostaseologie
- Immunologie
- Infektiologie
- Klinische Akut- und Notfallmedizin
- Krankenhaushygiene
- Magnetresonanztomographie
- Manuelle Medizin
- Naturheilverfahren
- Palliativmedizin
- Phlebologie
- Physikalische Therapie
- Psychoanalyse
- Rehabilitationswesen
- Schlafmedizin
- Sexualmedizin
- Sozialmedizin
- Spezielle Schmerztherapie
- Sportmedizin
- Suchtmedizinische Grundversorgung
Facharztausbildung Psychosomatik – Logbuch
Das Logbuch enthält die Struktur des Weiterbildungsgangs Psychosomatik sowie die Dokumentation über die erlernten Fähigkeiten und Kenntnisse, die im Rahmen der Facharztausbildung vermittelt wurden. Das Ausbildungslogbuch ist ein verpflichtender Bestandteil im Rahmen der Weiterbildung Psychosomatik.
Nach dem erfolgreichen Durchlaufen aller Inhalte der Facharztausbildung Psychosomatische Medizin und Psychotherapie muss es ausgefüllt und unterschrieben an die zuständige Ärztekammer geschickt werden. Die Bundesärztekammer bietet ein Muster-Logbuch Psychosomatische Medizin und Psychotherapie zum Download an.
Mit der neuen Weiterbildungsordnung von 2018 soll allerdings das Logbuch verpflichtend digital und online geführt werden. Die Ärztekammern setzen dies schrittweise um. Registrierung und Anmeldung für das eLogbuch erfolgt über die Online-Portale der Landesärztekammern.
Karriere als Facharzt für Psychosomatik
Als Facharzt/-ärztin im Gebiet Psychosomatische Medizin kommen grundsätzlich zwei Karrierewege in Frage: die Arbeit in einer Praxis und die im Krankenhaus. Rund zwei Drittel entscheiden sich für die Arbeit im ambulanten Bereich, ein Viertel hingegen für die Arbeit im Krankenhaus. Der Rest arbeitet in anderen Bereichen wie Behörden oder geht nicht-ärztlichen Tätigkeiten nach.
Die Arbeit im ambulanten Bereich
Hier kommt einerseits die Neugründung oder Übernahme einer Praxis in Frage, andererseits wird die Anstellung im ambulanten Bereich immer beliebter, also die Mitarbeit in einer etablierten Praxis. So können die Vorteile der Arbeit im ambulanten Bereich wie geregelte Arbeitszeiten mit der Job- und finanziellen Sicherheit der Klinik verbunden werden.
Aber nicht nur die organisatorischen Aspekte der Ambulanz unterscheiden sich von der Klinik: Im ambulanten Bereich werden Patienten/-innen oft längerfristig betreut. Falls es zu einer akuten Verschlechterung des Zustandes kommt, weisen die Ärzte/-innen ihre Patienten/-innen in eine Klinik ein, wo diese dann weiterbehandelt werden.
Als Psychosomatiker/in in der Klinik
Zumindest vorübergehend arbeiten die meisten (Assistenz-)Ärzte/-innen für Psychosomatik in einem Krankenhaus. Durch die enorme Breite an Fällen kann hier sehr viel gelernt werden. Da im Krankenhaus eine 24h-Versorgung aufrechterhalten werden muss, können hier für die Ärzte/-innen auch Nacht- und Wochenendschichten anfallen. Demgegenüber steht ein geringes finanzielles Risiko sowie eine längere Karriereleiter, die bis zur Position eines/-r Chefarztes/-ärztin oder Ärztlichen Direktors/-in führen kann.
Passende Jobs in der Psychosomatik
praktischArzt ist die große Jobbörse für Ärzte und Ärztinnen in Deutschland. Alles zum Facharzt-Gehalt von Psychosomatikern/-innen und anderen Fachgebieten findet sich in unserem Karrierebereich. In der Stellensuche sind täglich zahlreiche Psychosomatik Stellenangebote für Assistenzarzt/-ärztin, Facharzt/-ärztin, Oberarzt/-ärztin und Chefarzt/-ärztin gelistet.