Die Zusatz-Weiterbildung Andrologie spezialisiert Fachärzte/-innen im Bereich männliche Gesundheit und Fortpflanzung. Da z. B. Haut- und Geschlechtskrankheiten, innere männliche Fertilitätsstörungen einschließlich partnerschaftlicher Störungen im Zusammenhang stehen können, arbeiten Andrologen/-innen oft eng mit Dermatologen/-innen, Urologen/-innen, Endokrinologen/-innen und anderen Spezialisten/-innen zusammen, um eine umfassende Versorgung für ihre Patienten zu gewährleisten.
Hier gibt es alle Informationen zu Fachgebiet, Voraussetzungen für die Zusatzweiterbildung, Dauer, Inhalte, Prüfung, Karrieremöglichkeiten und Gehalt.
Inhaltsverzeichnis
Andrologie in Zahlen
- Es gibt laut Ärztestatistik 2021 etwa 450 Fachärzte/-innen für Andrologie in Deutschland.
- Laut einer Studie der Deutschen Gesellschaft für Mann und Gesundheit (DGMG) leiden etwa 20 bis 30 Prozent aller Männer unter sexuellen Funktionsstörungen wie z.B. Erektionsproblemen, vorzeitiger Ejakulation, vermindertem sexuellem Verlangen und anderen Symptomen.
- Ungefähr 10 bis 15 Prozent aller Paare sind von Unfruchtbarkeit betroffen, wobei in etwa der Hälfte der Fälle männliche Faktoren (z.B. Hormonstörungen, anatomischen Anomalien oder genetischen Ursachen) eine Rolle spielen.
- Laut der American Cancer Society wird bei etwa einem von neun Männern im Laufe seines Lebens Prostatakrebs diagnostiziert.
- Die Andrologie ist auch im Bereich der Fortpflanzungsmedizin von großer Bedeutung: In-vitro-Fertilisation (IVF), intrazytoplasmatische Spermieninjektion (ICSI) und andere Technologien haben vielen Paaren zu einer Schwangerschaft verholfen, wenn andere Behandlungen nicht erfolgreich waren. Andrologen/-innen spielen eine wichtige Rolle bei der Samengewinnung und -aufbereitung für diese Verfahren.
Das Fachgebiet Andrologie
Andrologie ist das medizinische Fachgebiet, das sich mit der Gesundheit des männlichen Fortpflanzungssystems und der männlichen sexuellen Gesundheit befasst. Andrologen/-innen sind Fachärzte/-innen, die sich auf die Diagnose, Behandlung und Prävention von Erkrankungen und Störungen des männlichen Fortpflanzungssystems und der sexuellen Gesundheit spezialisiert haben.
Die Andrologie hat erst in den letzten Jahren an Bedeutung gewonnen, da Männer zunehmend die Notwendigkeit der Prävention und Behandlung von sexuellen und reproduktiven Gesundheitsproblemen erkennen. Die Forschung und Entwicklung neuer Therapien und Technologien hat auch dazu beigetragen, die Diagnose und Behandlung von andrologischen Erkrankungen zu verbessern und die Lebensqualität der betroffenen Männer zu erhöhen.
Zu den Erkrankungen und Störungen, die in der Andrologie behandelt werden, gehören u.a.:
- Behandlung der erektilen Dysfunktion einschließlich Libido-/Ejakulations-Störungen
- Vorbeugung, Erkennung, konservative Behandlung und Rehabilitation von männlichen Fertilitätsstörungen
- Hormonstörungen
- Prostataerkrankungen
- sexuelle Funktionsstörungen
- Harninkontinenz
- Harnwegsinfektionen
Andrologen/-innen arbeiten oft eng mit Urologen/-innen, Fachärzten/-innen für Innere Medizin und Endokrinologie und Diabetologie, Gynäkologen/-innen und anderen Spezialisten/-innen zusammen, um eine umfassende Versorgung für ihre Patienten zu gewährleisten. Sie sind in der Lage, sowohl medizinische als auch chirurgische Behandlungen durchzuführen und können auch bei der Empfängnisverhütung und Familienplanung helfen.
Voraussetzungen für die Zusatzweiterbildung Andrologie
Als Voraussetzungen für die Zusatz-Weiterbildung Andrologie muss eine dieser Facharztausbildungen erfolgreich abgeschlossen werden:
- Weiterbildung Facharzt/-ärztin für Dermatologie (Haut und Geschlechtskrankheiten)
- Weiterbildung Facharzt/-ärztin für Innere Medizin, Endokrinologie und Diabetologie
- Weiterbildung Facharzt/-ärztin für Urologie
Die Weiterbildung ist in Deutschland gemäß der Weiterbildungsordnung der jeweiligen Landesärztekammer geregelt. Es kann also je nach Länderkammer zu Unterschieden kommen, die man am besten direkt bei der zuständigen Kammer erfragt.
Dauer der Zusatzweiterbildung Andrologie
Die Zusatzweiterbildung Andrologie dauert i.d.R. 12 Monate. Die Weiterbildungszeit verbringen die Fachärzte/-innen vollständig im Bereich Andrologie einer befugten Weiterbildungsstätte.
Inhalte der Zusatzweiterbildung Andrologie
Wie schon erwähnt, können sich bestimmte Rahmenbedingungen der Zusatz-Weiterbildung je nach Bundesland unterscheiden. Die Muster-Weiterbildungsordnung der Bundesärztekammer dient als grobe Orientierung. Laut dieser sind folgende Mindestanforderungen zu erfüllen.
Übergreifende Inhalte der Zusatz-Weiterbildung Andrologie
- Prävention und Früherkennung andrologischer Krankheitsbilder
- Psychogene Symptome, somatopsychische Reaktionen und psychologische Führung andrologischer Patienten
Hormonelle Störungen
- Erkennung, Diagnostik und Therapie der Pubertas tarda
- Erkennung, Diagnostik und Therapie des endokrinen Hypogonadismus, auch beim alternden Mann
- Erkennung, Diagnostik und konservative Therapie der Gynäkomastie
- Endokrinologische Diagnostik und Therapie andrologischer Erkrankungen, Indikation zu diagnostischen Funktionstesten
Infertilität und ungewollte Kinderlosigkeit
- Erkennung, Diagnostik und Therapie der männlichen Infertilität
- Diagnostik, Beratung und Therapie entzündlicher Erkrankungen der männlichen Genitalen bei Infertilität
- Interdisziplinäre Indikationsstellung für Verfahren der assistierten Reproduktion
- Beratung des Paares bei ungewollter Kinderlosigkeit
- Andrologische Beratung, auch onkologischer Patienten, bezüglich Kryokonservierung von Spermatozoen und Hodengewebe
Sexualmedizinische Aspekte
- Diagnostik und Therapie von Störungen der Erektion, der Libido, der Ejakulation und der Kohabitation einschließlich sexualmedizinischer Beratung
- Beratung zur männlichen Kontrazeption
Diagnostik und Therapie
- Sonographie/Duplexsonographische Untersuchungen der männlichen Genitale einschließlich Hoden, Nebenhoden, Skrotalgefäße, Penis
- Ejakulatuntersuchungen nach WHO-Vorgaben einschließlich Spermaaufbereitungsmethoden
- Grundlagen andrologischer hereditärer Krankheitsbilder
- Indikationsstellung zur humangenetischen Diagnostik und Beratung bei andrologischen Fragestellungen
- Einordnung des histologischen Ergebnisses der Hodenbiopsie in das Krankheitsbild
- Indikationen und Prinzipien andrologisch relevanter Operationen, z. B. Varikozelenoperation, Hodenbiopsie einschließlich testikuläre Spermienextraktion, mikrochirurgische epididymale Spermienaspiration, Vasektomie, Refertilisierung, Korporoplastik, Schwellkörperimplantat
Das Logbuch in der Andrologie
Das Ausbildungslogbuch ist ein verpflichtender Bestandteil im Rahmen der Zusatz-Weiterbildung Andrologie. Das Logbuch enthält Aufbau und Inhalte des Weiterbildungsgangs Andrologie sowie die Dokumentation der erlernten Fähigkeiten und Kenntnisse. Mittlerweile hat sich die digitale Version als eLogbuch durchgesetzt. Registrierung und Anmeldung für das eLogbuch erfolgt über die Online-Portale der Landesärztekammern.
Prüfung und Abschluss der Zusatz-Weiterbildung Andrologie
Ob das Weiterbildungsziel der Zusatzweiterbildung Andrologie erreicht wurde, wird abschließend mit einer Prüfung ermittelt. Die hierfür erforderlichen Unterlagen sind meist:
- (Online-)Antrag
- Ausweisdokumente
- Weiterbildungszeugnisse
- vollständig ausgefüllten Logbuch
- Teilnahmebescheinigungen für Kurse und Lehrgänge
Über Anmeldefristen, Dauer und den genauen Ablauf der Prüfung sollte man sich immer direkt bei den zuständigen Landesärztekammern informieren. Normalerweise handelt es sich um ein Fachgespräch vor einer Prüfungskommission, das mindestens 30 Minuten geht. Es werden theoretische und praktische Inhalte aus der Weiterbildung abgefragt, meist direkt im Zusammenhang mit Patientenfällen.
Karrieremöglichkeiten als Androloge/-in
Ein/e Facharzt/-ärztin mit Zusatzbezeichnung Andrologie kann in verschiedenen Einrichtungen arbeiten, wie z.B. in Krankenhäusern, privaten Kliniken oder Forschungseinrichtungen. Ihre Karrierechancen hängen von verschiedenen Faktoren ab, wie z.B. Ihrer Erfahrung, Ihrem Fachwissen, Ihrer Reputation und Ihrem Netzwerk.
Einige mögliche Karrierewege sind:
- Arbeit als leitende/r Androloge/-in in einer Klinik oder einem Krankenhaus
- Eröffnung einer eigenen privaten Andrologie-Praxis
- Forschung und Entwicklung neuer Behandlungsmethoden und Medikamente im Bereich der Andrologie
- Arbeit als Berater/in für Unternehmen, die Produkte und Dienstleistungen im Bereich der Andrologie anbieten
- Lehre und Ausbildung von Medizinstudierenden und jungen Ärzten/-innen im Bereich der Andrologie
Gehaltsperspektiven als Androloge/-in
Für Ärzte/-innen ändert die Zusatzbezeichnung Andrologie erstmal nichts am Gehalt. Dieses unterliegt meist den gültigen Tarifverträgen für Ärzte/innen. Jedoch erhöhen Weiterbildungen nicht nur die eigenen Fertigkeiten sondern auch die Chance auf eine Position als Oberarzt/-ärztin oder eine Tätigkeit als Chefarzt/-ärztin. Entsprechend höher ist das Gehalt:
Wer eine eigene Praxis betreibt, kann durch die zusätzliche Spezialisierung in der Regel auch mit einem höheren Reingewinn rechnen.
Passende Jobs für Andrologen/-innen finden
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Häufige Fragen
- Was ist Andrologie?
- Wie erhält man die Zusatzbezeichnung Androloge/-in?
- Wie lange dauert die Zusatzweiterbildung Andrologie?
Andrologie ist der medizinische Fachbereich, der sich mit der Diagnose, Behandlung und Prävention von Erkrankungen und Störungen des männlichen Fortpflanzungssystems und der sexuellen Gesundheit befasst. Andrologen/-innen sind also das “männliche” Pendant zu Gynäkologen/-innen.
Um die Zusatzbezeichnung „Androloge/-in“ zu erhalten, muss ein/e Arzt/Ärztin eine entsprechende gemäß der Weiterbildungsordnung der jeweiligen Landesärztekammer geregelte Zusatzweiterbildung absolvieren. Die Voraussetzung für die Weiterbildung zum/-r Andrologen/-in ist eine abgeschlossene Facharztausbildung als Dermatologe/-in, Urologe/-in oder Endokrinologe/-in und Diabetologe/-in.
Die Zusatzweiterbildung Andrologie dauert i.d.R. 12 Monate.