Von Fachärzten/-innen mit Schwerpunkt-Weiterbildung Neonatologie werden Frühgeborene mit modernsten Methoden überwacht, betreut und auf das weitere Leben außerhalb des Mutterleibs vorbereitet. Neonatologische Betreuung beinhaltet sowohl die Behandlung als auch die Beurteilung des frühgeborenen Kindes im Hinblick auf die weitere Entwicklung.
Inhaltsverzeichnis
Schwerpunkt-Weiterbildung Neonatologie im Überblick
- Anzahl Fachärztinnen und -ärzte: In Deutschland haben 1.917 Ärzte/-innen eine Schwerpunkt-Weiterbildung in Neonatologie erfolgreich abgeschlossen. Davon sind 1.530 Mediziner/innen berufstätig (Stand 12/2022), wobei der Großteil mit 1.003 Ärzten/-innen im stationären und 435 im ambulanten Bereich beschäftigt sind. 26 arbeiten bei Behörden, 66 in sonstigen Bereichen.
- Geschlechterverteilung: Im Schwerpunktbereich Neonatologie ist Verhältnis der Geschlechter recht ausgeglichen. Der Frauenanteil der beschäftigen Neonatologen/-innen ist 729.
- Dauer: Die Schwerpunkt-Weiterbildung Neonatologie dauert 24 Monate.
Das Fachgebiet Neonatologie
Der Schwerpunkt Neonatologie ist ein medizinisches Spezialgebiet der Facharztrichtung Kinder- und Jugendmedizin. Dabei liegt das Hauptaugenmerk eines/-r Facharztes/-ärztin mit abgeschlossener Weiterbildung mit Schwerpunkt Neonatologie insbesondere bei der Frühgeborenen-Medizin, sowie der Pflege und Betreuung dieser Kinder. Verlässt ein Kind den Mutterleib vor Vollendung der 37. Schwangerschaftswoche (SSW) wird es als Frühgeborenes bezeichnet.
Aufgrund der medizinischen Fortschritte der letzten Jahrzehnte im Bereich der Neonatologie konnte auch die Überlebensrate von deutlich zu früh geborenen Kindern (z. B. 23 – 24 SSW und Gewicht von 500 Gramm und darunter) deutlich erhöht werden. Von größter Bedeutung ist es, lebensnotwendige Körperfunktionen bei frühgeborenen Kindern zu überwachen. Dies muss so lange geschehen, bis sowohl Wachstum als auch Reifung einen stabilen Zustand erreicht haben. Bei Hochrisiko-Frühgeborenen erfolgt aus Sicherheitsgründen eine bis zu zweijährige Nachbetreuung.
Die Frühgeborenen-Rate liegt in Deutschland bei knapp über 9 Prozent. Aber nicht nur im Zuge einer Frühgeburt, sondern auch während normal verlaufenden Schwangerschaften kann es zu unvorhersehbaren Problemen bzw. Komplikationen kommen. Auch in diesem Fall spielt der Schwerpunkt Neonatologie eine wichtige Rolle. Hier liefern Neonatologen/-innen vorgeburtliche Beratung, um das höchste Maß an Sicherheit für das heranwachsende Kind zu gewährleisten.
Voraussetzungen für die Weiterbildung im Schwerpunkt Neonatologie
Nur Ärzte/-innen mit Weiterbildung zum/-r Facharzt/-ärztin für Kinder- und Jugendmedizin sind dazu befähigt, ihre fachärztliche Expertise durch Ablegen der Weiterbildung im Schwerpunkt Neonatologie zu erweitern.
Dauer der Schwerpunkt-Weiterbildung Neonatologie
Die Weiterbildung im Schwerpunkt Neonatologie umfasst einen Zeitraum von 2 Jahren (24 Monate) und muss gemäß § 6, Abs. 1, Satz 1 der Musterweiterbildungsordnung (MWBO) an einer für Ausbildungszwecke befugten Weiterbildungsstätte erfolgen.
Inhalte der Weiterbildung
Die Weiterbildungsordnung unterscheidet auch im Rahmen der Weiterbildung im Schwerpunkt Neonatologie, ähnlich wie bei den Inhalten der fachärztlichen Ausbildung, zwischen folgenden Fähigkeiten:
- Methodenkompetenzen und kognitive Kompetenzen (Kenntnisse)
- Handlungskompetenzen (Fertigkeiten und Erfahrungen)
Nachfolgend werden sämtliche Inhalte der Weiterbildung “Schwerpunkt Neonatologie” laut MWBO aufgelistet. Je nach zuständiger Ärztekammer kann es zu Unterschieden kommen.
Übergreifende Inhalte
- Bewertung von Screeningbefunden und Einleitung adäquater Maßnahmen
- Auswirkungen der Pharmakotherapie bei Schwangeren auf das Ungeborene und Neugeborene
- Teilnahme an Perinatalkonferenzen
- Mitwirkung an der pränatalen Beratung bei erwarteter Morbidität
- Erstversorgung von Früh- und Neugeborenen jeden Gestationsalters
- Gesprächsführung in Bezug auf spezielle Fragestellungen der Neonatologie mit Eltern und im Team, z. B. Aussichtslosigkeit von Therapiemaßnahmen, Therapiezieländerung
- Palliativmedizinische Betreuung von Frühgeborenen und Reifgeborenen
- Sterbebegleitung in der Neonatologie
Neonatologische Notfälle
- Erstversorgung im Kreißsaal von Neugeborenen und Frühgeborenen mit vitaler Bedrohung (Richtzahl: 300), davon Frühgeborene mit einem Geburtsgewicht < 1.500 g (Richtzahl: 50)
Postnatale Adaptation und Störungen der Kreislaufumstellung
- Durchführung der Hypothermie-Therapie des asphyktischen Neugeborenen
- Diagnostik, Überwachung und Therapie von Störungen der Adaptation und Kreislaufumstellung
Störungen der Sauerstoffaufnahme und des Sauerstofftransportes
- Indikationsstellung und Befundinterpretation von Röntgenuntersuchungen im Kontext spezieller neonatologischer Krankheitsbilder und Fragestellungen
- Diagnostik und Therapie von Störungen der Sauerstoffaufnahme und des Sauerstofftransportes
- Differenzierte Beatmungstechniken und -entwöhnung, einschließlich Surfactantapplikation bei invasiv beatmeten Neugeborenen (Richtzahl: 50)
Infektionen
- Krankenhaushygienische Maßnahmen unter besonderer Berücksichtigung der Spezifika bei unreifen Frühgeborenen und auf der neonatologischen Intensivstation
- Diagnostik, Therapie und Prophylaxe von Infektionen im Früh- und Neugeborenenalter
Neonatologische Krankheitsbilder
- Prophylaxe, Diagnostik und Therapie komplexer neonatologischer Krankheitsbilder (Richtzahl: 100), davon bei Frühgeborenen mit einem Geburtsgewicht < 1.500 g (Richtzahl: 50)
- Pharmakotherapie bei Früh- und Neugeborenen
- Berechnung enteraler und parenteraler Ernährung, einschließlich der Berücksichtigung der Besonderheiten des Knochenstoffwechsels
Intensivmedizinische Maßnahmen
- Bildgebende Diagnostik auf der neonatologischen Intensivstation unter besonderer Berücksichtigung der spezifischen Erkrankungen sehr unreifer Frühgeborener
- Sonografie und Dopplersonografie bei neonatologischen Krankheitsbildern auf der Intensivstation und bei unreifen Frühgeborenen (Richtzahl: 200)
- Durchführung intensivmedizinischer Messverfahren und Maßnahmen, einschließlich der Beherrschung von Komplikationen
- Intubation oder intratracheale Surfactantapplikation (Richtzahl: 30), davon 20 bei Frühgeborenen mit einem Geburtsgewicht < 1.500 g
- Zentrale Venenkatheter einschließlich Nabelgefäßkatheter (Richtzahl: 20)
- Pleuradrainage
- Arterienkatheter Periphere Venenkatheter
- Durchführung und Befunderstellung des amplitudenintegrierten Elektroenzephalogramm (aEEG)
- Durchführung und Befunderstellung von funktionellen Echokardiografien
Transportbegleitung, Entlassungsmanagement und Nachsorge
- Durchführung von Transporten kranker Reifgeborener und sehr unreifer Frühgeborener
- Entlassungsmanagement und Nachsorge
- Organisation von Netzwerken zur Unterstützung von Familien, sozialmedizinische Nachsorge, Nachbetreuung in sozialpädiatrischen Zentren und Frühfördereinrichtungen, Familienhebamme
- Bewertung von Ergebnissen entwicklungsneurologischer Diagnostik hinsichtlich der Langzeitprognose, speziell nach schweren Erkrankungen während der Neonatalzeit und bei unreifen Frühgeborenen
Prüfung und Abschluss der Weiterbildung
Den Abschluss der Weiterbildung bildet die Schwerpunktprüfung. Im Rahmen dieser kommissionellen Abschlussprüfung wird sowohl das theoretisch als auch praktisch erworbene Wissen der Kandidaten/-innen abgefragt. Eine Anmeldung zur Prüfung ist nur dann möglich, wenn das vollständig ausgefüllte Logbuch vorab bei der jeweils zuständigen Landesärztekammer abgegeben wurde. Die Prüfung darf einen Zeitraum von 30 Minuten nicht unterschreiten.
Logbuch
Wie bereits während der Facharztausbildung im Bereich der Kinder- und Jugendmedizin ist das Logbuch auch während der Weiterbildung im Schwerpunkt Neonatologie ein unverzichtbares Dokument. Es dient der exakten Dokumentation sämtlicher erworbener Weiterbildungsinhalte samt der dazugehörigen Leistungszahlen. Sobald das Logbuch zur Gänze ausgefüllt wurde, ist die Anmeldung zur Abschlussprüfung möglich.
Karrieremöglichkeiten als Neonatologe/-in
Ein Großteil der Neonatologen/-innen ist in Kinderabteilungen bzw. Kinderkliniken, Geburtskliniken oder in einem Perinatalzentrum tätig. Ihre Tätigkeit steht in enger Verbindung mit der pädiatrischen Intensivmedizin. Ebenso können Fachärzte/-innen mit Schwerpunkt Neonatologie in einer eigenen Praxis arbeiten. Für die persönliche Karriere sind Weiterbildungen oftmals von großem Vorteil und ein wichtiger Schritt, um einen Sprung auf der Karriereleiter zu machen. Wird z. B. eine Karriere als Chefarzt/-ärztin im Bereich der Kinder- und Jugendmedizin angestrebt, sind (Schwerpunkt-)Weiterbildungen unabdingbar.
Gehaltsperspektiven als Neonatologe/-in
Das Entgelt richtet sich nach den geltenden Tarifverträgen für Ärzte/-innen und kann daher leicht variieren. Grundsätzlich kann der Verdienst eines/-r Neonatologen/-in in Deutschland bis zu 10.000 EUR brutto pro Monat oder leicht darüber betragen. Bei Verrichtung der Tätigkeit in einer eigenen Praxis kann das Einkommen auch deutlich höher sein.
Häufige Fragen zu Neonatologie
- Was ist Neonatologie?
- Wie erhält man die Bezeichnung Neonatologe/-in?
- Wie lange dauert die Weiterbildung im Schwerpunkt Neonatologie?
Neonatologie ist ein Spezialgebiet der Kinder- und Jugendmedizin (Pädiatrie), welches sich insbesondere mit Frühgeborenenmedizin befasst. Frühgeborene Kinder (vor Ende der 37. Schwangerschaftswoche) benötigen intensive Betreuung, hinsichtlich des Erhalts und der Überprüfung lebensnotwendiger Körperfunktionen.
Nach einem erfolgreich abgeschlossenem Medizinstudium im Ausmaß von 6 Jahren muss die Facharztausbildung im Bereich Kinder- und Jugendmedizin erfolgen. Nach erfolgtem Abschluss der Facharztausbildung kann die Weiterbildung mit Schwerpunkt Neonatologie als Erweiterung der fachärztlichen Expertise absolviert werden.
Die Schwerpunkt-Weiterbildung Neonatologie umfasst einen Zeitraum von 24 Monaten (2 Jahre) und muss an einer dafür befugten Weiterbildungsstätte (gemäß § 6, Abs. 1, Satz 1 der Musterweiterbildungsordnung) abgelegt werden.
- Bundesärztekammer, (Muster-) Weiterbildungsverordnung, https://www.bundesaerztekammer.de/... (Abrufdatum 15.11.2023)
- Bundesärztekammer, Ärztestatistik 2022, https://www.bundesaerztekammer.de/... (Abrufdatum 15.11.2023)