Wie wird man eigentlich Chefarzt? Dieser Frage gehen wir in diesem Infoartikel nach. Chefarzt werden ist nicht leicht – so viel vorab. Ein jahrelanger und steiniger Weg, auf dem man sich viele Fähigkeiten aneignen muss, mit vielen langen Arbeitstagen und Überstunden, ist in den meisten Fällen die Voraussetzung, um dann letztendlich Chefarzt zu werden.
Inhaltsverzeichnis
Chefarzt werden – die Karrierestufen zum Chefarzt
Um Chefarzt zu werden ist ein langer Karriereweg zu durchlaufen von einer Dauer von 15 – 20 Jahren oder mehr. Folgend werden Karrierestufen und Voraussetzungen erklärt.
1. Medizinstudium (6 Jahre)
Der steinige Weg zum Chefarzt beginnt damit, einen Platz für das Medizinstudium zu erhalten, welches durch den Numerus Clausus beschränkt ist. Ein Notendurchschnitt von 1.0 bis 1.2 ist heute in allen Bundesländern Voraussetzung. Danach werden die Studienabschnitte Vorklinik (2 Jahre) mit dem Abschluss durch das Physikum, Klinik (3 Jahre) mit der Abschlussprüfung Hammerexamen und das praktische Jahr durchlaufen (1 Jahr). Insgesamt hat das Medizinstudium also eine Dauer von sechs Jahren. Im Rahmen der letzten Semester ist eine medizinische Doktorarbeit zu erstellen und anschließend die ärztliche Approbation zu beantragen.
2. Assistenzarzt (5-6 Jahre)
Nach dem Studium wird dem Mediziner die Approbation erteilt und man darf den Berufstitel „Arzt“ tragen sowie den Titel „Doktor“ nach erfolgreichem Absolvieren der Doktorarbeit. Die ersten Schritte im Arztberuf werden als Assistenzarzt durchgeführt und man wird auch als Arzt in Weiterbildung bezeichnet. Der Assistenzarzt führt in einer Station im Krankenhaus die Untersuchungen der Standardpatienten selbst durch und führt Tätigkeiten durch wie Blutabnehmen, Patienten aufnehmen oder Untersuchungsergebnisse prüfen. Bei komplexeren Fällen zieht er einen Facharzt oder Oberarzt zu Rate. Im Rahmen der Assistenzarztzeit erfolgt die Weiterbildung zum Facharzt in einem ärztlichen Fachgebiet (z.B. Innere Medizin) gemäß dem Weiterbildungskatalog der Ärztekammer. Nach Abschluss der Ausbildung und erfolgreichem Absolvieren der Facharztprüfung darf man sich anschließend Facharzt nennen. Ja nach ärztlichem Fachbereich dauert die Facharztausbildung fünf bis sechs Jahre.
3. Facharzt (mehrere Jahre)
Ein Facharzt ist ein fertig ausgebildeter Arzt in einem ärztlichen Fachbereich.
Als Facharzt besteht die Möglichkeit sich in der eigenen Praxis niederzulassen und im Rahmen dessen eine neue Praxis zu gründen oder eine bestehende Praxis zu übernehmen.
Daneben besteht die Möglichkeit den Karriereweg in der Klinik weiter zu gehen und dort als Facharzt auf einer Station tätig zu sein, ggfs. mit dem Ziel später Oberarzt oder sogar Chefarzt zu werden. Fachärzte nehmen in der Klinik oft die Position eines Stationsarztes ein und sind dann genau für eine Station verantwortlich (z.B. Orthopädie). Die ist in der Regel die Station, für die man den Facharzttitel erworben hat. Auf der Station führt der Facharzt die Untersuchung der Patienten durch, entscheidet welche Medikation die Patienten erhalten und erstellt die Behandlungspläne.
4. Oberarzt (mehrere Jahre)
Der Oberarzt ist ein leitender Arzt und steht in der Hierarchie eines Krankenhauses über dem Stationsarzt, Facharzt und Assistenzarzt.
Welche Kriterien für eine Oberarztposition angewendet werden, ist nicht genau definiert. Dies definiert jede Klinik individuell. Ein Oberarzt hat jedoch immer einen Facharzttitel. Zu den Voraussetzungen kann zum Beispiel gehören, dass man als Facharzt eine oder mehrere Schwerpunkt- oder Zusatzweiterbildungen durchgeführt hat. Die Zusatzweiterbildungen sind in der (Muster)Weiterbildungsordnung der Bundesärztekammer beschrieben. Insgesamt stehen 47 Weiterbildungsmöglichkeiten zur Verfügung vom Ärztliches Qualitätsmanagement bis zur Tropenmedizin.
Der Oberarzt nimmt im Krankenhaus vorwiegend Leitungs- und Führungsaufgaben wahr. Seine Hauptaufgabe ist die Koordination und Überwachung seines Bereiches. Er leitet die Ausbildung und führt die Assistenzärzte in seinem Bereich. Daneben übt er die fachliche Aufsicht über die Fachärzte aus. Will der Oberarzt später eine Chefarztposition einnehmen, sind neben diesen Aufgaben in der Regel weitere Aufgaben im Bereich der Forschung wahrzunehmen mit dem Ziel gegebenenfalls gar einen Professortitel in der Medizin zu erwerben. Insgesamt muss man sich hier auf einen langjährigen, entbehrungsreichen Weg durch Forschung, Klinik und Zusatzarbeiten einstellen und dabei versuchen die Balance zwischen Beruf und Karriere zu wahren.
Wie wird man Chefarzt? – vom Oberarzt zum Chefarzt
Voraussetzung um Chefarzt zu werden ist, dass man alle zuvor beschriebenen ärztlichen Karrierestufen durchlaufen hat. Anschließend muss man mehrere Jahre eine Tätigkeit als Oberarzt ausüben, am besten als leitender Oberarzt, damit eine Bewerbung als Chefarzt eine Erfolgschance hat. Man muss also über eine entsprechend weitreichende, langjährige Berufserfahrung verfügen. Anschließend kann man sich als Chefarzt bewerben und sobald man eine entsprechende Position in einer Klinik erhält, darf man sich als Chefarzt bezeichnen.
Jedoch ist es in der heutigen Zeit schwierig, eine Stelle als Chefarzt zu erhalten. Heute reichen auch in der Medizin reine Berufserfahrung und Fachwissen oftmals nicht mehr aus, um eine Chefarztposition zu erhalten. Es gibt nur wenige Chefarztpositionen in den Krankenhäusern und für diese sind die Voraussetzungen hoch. Berufserfahrung und Fachwissen werden als Standard angesehen und stellen nichts Besonderes mehr dar.
Heute werden für die Chefarztpositionen Ärztinnen und Ärzte gesucht, die Persönlichkeiten und Manager sind. Als Chefarzt muss man betriebswirtschaftlich und marktorientiert denken und dadurch die Finanzen der Klinik sowie die Wirtschaftlichkeit optimieren. Gleichzeitig muss er die medizinische Qualität der Klinik auf ein hohes Niveau führen und diese Qualität konstant halten, um das Image der Klinik nach Innen und Außen zu optimieren. Da das Image heute überaus wichtig ist, werden kommunikative und strategisch denkende Persönlichkeiten gesucht.
Daneben ist aufgrund der wenigen Stellen örtliche Flexibilität gefragt. Man muss sich darauf einstellen nicht unbedingt in der aktuellen Klinik oder in deren Umkreis eine Chefarzt Stelle zu erhalten.
Chefarzt Stellenangebote
Chefarzt werden – diese Fähigkeiten sind gefragt
Folgende Fähigkeiten sind für eine Chefarzt Tätigkeit von Bedeutung:
Fachkompetenz (medizinische Qualifikation)
Ein zentraler Aspekt der Chefarzt Fähigkeiten ist die medizinische Qualifikation als führender Arzt was die Diagnose, Behandlung und Weiterbildung in seiner Klinik angeht. Dazu muss der Chefarzt immer auf dem aktuellen Stand der Wissenschaft und Technik sein, sowie wie beschrieben eine mehrjährige Tätigkeit als (leitender) Oberarzt aufweisen können. Neben dem Facharzt Titel werden mehrere Weiterbildungen erwartet. Daneben werden Fähigkeiten als Wissenschaftler und Tätigkeiten in der Forschung vorausgesetzt. Ein Professor Titel ist von großem Nutzen und hat auch heute noch entsprechende Wirkungskraft. Durch Fachkompetenz muss die Qualität der medizinischen Leistungen der Klinik und das Wohl der Patienten sichergestellt werden.
Führungs- und Sozialkompetenz
Ein Chefarzt muss ein breites Spektrum an Menschen in einer Klinik führen, vom Pflegepersonal über den Assistenzarzt bis hin zu Oberärzten. Wichtige Fähigkeiten wie Mitarbeiter- und Gesprächsführung können im Rahmen einer Managementweiterbildung erlernt werden. In jedem Krankenhaus ist es wichtig, gutes Personal an die Klinik zu binden. Daher sind soziale Kompetenzen wie Kommunikation, Kooperation, Toleranz und Motivation der eigenen Mitarbeiter im Rahmen der Führungsaufgabe heute sehr wichtig. Mitarbeiter wechseln heute leichter den Arbeitgeber wie früher, daher ist ein patriarchalischer Führungsstil, wie es in der Vergangenheit der Fall war, in der heutigen Zeit nicht mehr angebracht.
Wirtschaftliches Denken
In den Krankenhäusern wird heute unter der zunehmenden Kommerzialisierung wirtschaftliches Denken vorausgesetzt.
Viele Kliniken gehören zu großen Klinikverbänden und jedes Haus ist ein eigenes Profit Center, also eine selbstständige, wirtschaftliche Einheit. Der Chefarzt wird zum Manager dieser Einheit. Er muss dafür sorgen, dass die Klinik wirtschaftlich funktioniert und Kosten optimieren. Im Rahmen der Kosten- und Erlösverantwortung muss der Chefarzt betriebswirtschaftliche Zusammenhänge erkennen und verstehen. Oftmals gehört dazu in der heutigen Zeit auch, Kosteneinsparungen durchzuführen. Dabei muss der Spagat geschafft werden, einerseits kosteneffektiv zu arbeiten aber gleichzeitig eine hohe Qualität für Patienten und Belegschaft zu gewährleisten.
Belastbarkeit
Alles unter einen Hut zu bringen – die bestmögliche Versorgung der Patienten, die Führung des Personals und die Wirtschaftlichkeit der Klinik und daneben die eigene Familie – ist nicht einfach. Für die Aufgaben in der Klinik sind Chefärzte oftmals 60 Stunden pro Woche oder sogar länger tätig. Auch in Stresssituationen muss der Chefarzt belastbar sein, Ruhe bewahren und die Mitarbeiter mit Fähigkeiten wie Kompetenz, Kommunikation und Motivation aktiv führen.
Von Chefarzt wird ein verantwortungsvolles Handeln erwartet, im Rahmen dessen er die Patienten zufrieden stellen muss, die eigenen Mitarbeiter und die Inhaber der Klinik. Dies scheint mehr denn je eine spannende, jedoch auch sehr anspruchsvolle Aufgabe.
Häufige Fragen
- Was ist ein Chefarzt?
- Wie lange braucht man bis man Chefarzt wird?
- Kann jeder Chefarzt werden?
- Wie viel verdient man als Chefarzt?
Bis man Chefarzt wird, dauert es bis zu 20 Jahren. Vorher muss man das Medizinstudium absolvieren (6 Jahre), die Facharztausbildung (5-6 Jahre), sowie mehrere Jahre als Facharzt und Oberarzt tätig sein.<
Um Chefarzt zu werden, ist die Voraussetzung ein Facharzttitel (z.B. in der Inneren Medizin oder Chirurgie) sowie eine mehrjährige Tätigkeit in einer Führungsposition als (leitender) Oberarzt.
Als Chefarzt wird man außertariflich bezahlt und kann mit einem Gehalt 300.000 Euro brutto oder mehr rechnen.