Der Schwerpunkt Gynäkologische Onkologie innerhalb der Facharztrichtung Frauenheilkunde und Geburtshilfe beschäftigt sich mit der Diagnose und Behandlung bösartiger Erkrankungen des weiblichen Körpers, sowie deren Vor- und Nachbehandlung. Im Bereich der Gynäkologischen Onkologie werden neben Diagnose und Therapie auch regelmäßige interdisziplinäre Tumorkonferenzen abgehalten, um für die Patientinnen die bestmögliche individuelle Behandlungsform festzulegen.
Inhaltsverzeichnis
Schwerpunkt-Weiterbildung Gynäkologische Onkologie im Überblick
- Dauer der Weiterbildung: Die Dauer der Zusatzweiterbildung beträgt i.d.R. zwei Jahre bzw. 24 Monate.
- Geeignet für folgende Fachärzte/-innen: Facharzt/-ärztin für Frauenheilkunde und Geburtshilfe
- Anzahl Fachärzte/-innen: Laut der Bundesärztekammer gab Stand 31.12.2022 insgesamt 19.388 Fachärzte/-innen für Frauenheilkunde und Geburtshilfe in Deutschland. Von diesen Ärzten/-innen haben 559 einen Schwerpunkt auf Gynäkologische Onkologie gelegt.
Schwerpunkt Gynäkologische Onkologie – Voraussetzungen
Um die Schwerpunktkompetenzen im Fach Gynäkologische Onkologie erwerben zu können, muss die Weiterbildung zum/-r Facharzt/ -ärztin für Frauenheilkunde und Geburtshilfe absolviert werden. Mit dieser Facharztausbildung können Ärzte/-innen ihr Fachwissen im Schwerpunktbereich Gynäkologische Onkologie vertiefen.
Dauer der Schwerpunktweiterbildung Gynäkologische Onkologie
Die Dauer der Schwerpunktausbildung Gynäkologische Onkologie beträgt laut Muster-Weiterbildungsordnung der Bundesärztekammer (MWBO) 24 Monate an einer befugten Weiterbildungsstätte.
Schwerpunkt Gynäkologische Onkologie – Inhalte der Weiterbildung
Folgende Inhalte sind laut MWBO während der Schwerpunktausbildung zu durchlaufen, die Zahlen in Klammern geben die Richtwerte an. Dabei ist zu beachten, dass die MWBO lediglich zur Orientierung dient, da die zuständigen Landesärztekammern nicht daran gebunden sind und es so zu unterschieden zwischen den Bundesländern kommen kann.
Notfälle
- Behandlung von medikamentösen und operativen Komplikationen nach onkologischen Behandlungen, z. B. febrile Neutropenie, Sepsis, Ileus, Paravasat
- Diagnostik und Therapie der primären Tumorblutung
- Mitbehandlung strahlentherapeutischer Komplikationen
Tumorerkrankungen
- Diagnostik und Therapie bösartiger Erkrankungen des weiblichen Genitales und der Brust einschließlich hereditärer onkologischer Krankheitsbilder
- Organerhaltende oder radikale Operationen gutartiger, prämaligner oder maligner Erkrankungen der Mamma einschließlich Exploration der regionalen Lymphabflussgebiete (100)
- Organerhaltende oder radikale Operationen gutartiger, prämaligner oder maligner Erkrankungen des weiblichen Genitales sowie systematischer inguinaler, pelviner, paraaortaler Lymphonodektomie, Sentinel-Lymphknoten-Biopsie (SNB) einschließlich fertilitätserhaltender Maßnahmen (100)
- Rekonstruktive Eingriffe im Zusammenhang mit onkologischen Behandlungen, insbesondere (50)
- am weiblichen Genitale
- an der Bauchdecke
- an der Brust
- Indikationsstellung zur gynäkologischen Strahlentherapie
- Spezielle Rezidivdiagnostik und -behandlung (25)
- Psychoonkologische Betreuung
- Einleitung von rehabilitative Maßnahmen
- Tumornachsorge ((50)
- Spezielle palliativmedizinische Betreuung bei Patienten mit lebenslimitierenden gynäkologischen Krankheiten
Therapieassoziierte Dysfunktionen
- Beratung über die Möglichkeiten der Fertilitätserhaltung
- Prävention, Differentialdiagnose und Therapieoptionen endokriner Dysfunktionen im Rahmen onkologischer Behandlung einschließlich Bewertung möglicher Risiken und Nebenwirkungen
Medikamentöse Tumortherapie und Supportivtherapie
- Interdisziplinäre Indikationsstellung zu chirurgischen, interventionellen und nuklearmedizinischen Behandlungsverfahren
- Regelmäßige Teilnahme an interdisziplinären Tumorkonferenzen, davon
- Falldarstellungen (20)
- Pharmakologie und Wirkungsweise medikamentöser Tumortherapie
- Indikationsstellung zur medikamentösen Tumortherapie unter Berücksichtigung von Komorbiditäten
- Planung und Überwachung der medikamentösen Therapie bei Tumorerkrankungen des Fachgebietes einschließlich der Prävention, Erkennung und Behandlung spezifischer Nebenwirkungen von Tumortherapeutika
- Medikamentöse Therapie bei Patientinnen mit Tumoren des Fachgebietes in Behandlungsfällen (100), davon
- zytostatisch
- zielgerichtet
- immunmodulatorisch
- antihormonell
- Grundlagen der Supportivtherapie bei Tumorerkrankungen des Fachgebietes
- Prophylaktische und interventionelle Supportivtherapie, insbesondere Antiemese, Ernährungsberatung und Diätetik einschließlich enteraler und parenteraler Ernährung, Infektionsprophylaxe und Therapie von Infektionen, Antikoagulation
Schwerpunkt Gynäkologische Onkologie – Logbuch und Prüfung
Um im Schwerpunkt Gynäkologische Onkologie tätig zu sein, wird der Nachweis der jeweiligen Ausbildungsabschnitte gegenüber der zuständigen Ärztekammer erforderlich. Diese sind in einem Logbuch festzuhalten und vom/von der Weiterbildungsbefugten gegenzuzeichnen. Das Logbuch ist zwingend für die Prüfungsanmeldung vorzulegen. Diese findet in der Regel mündlich vor einer Prüfungskommission statt und dauert mindestens 30 Minuten. Inhaltlich können alle vorgeschriebenen Weiterbildungsinhalte prüfungsrelevant sein. Die Prüfung kann auch praktisch anhand von Fallbeispielen erfolgen.
Karriere und Gehalt mit Schwerpunkt-Weiterbildung Gynäkologische Onkologie
Besonders im Hinblick auf die demographische Entwicklung und dem mit steigendem Lebensalter höher werdenden Risiko, an bösartigen Neubildungen zu erkranken, ergibt sich ein besonders hoher Bedarf an gut ausgebildeten Fachärzten/-innen. Dies bezieht sich sowohl auf den stationären als auch auf den ambulanten Sektor, da sich die Gesamtbetreuung meist aus vielen Einzelbausteinen zusammensetzt.
Die mittleren 50 Prozent der Fachärzte/-innen mit dem Schwerpunkt Gynäkologische Onkologie verdienen je nach Berufszugehörigkeit und zuständigem Tarifvertrag zwischen 5.721 und 8.691 Euro monatlich brutto.
Dabei hängt das Facharzt-Gehalt von vielen individuellen Faktoren ab. Am relevantesten ist die Berufserfahrung. Angestellte Fachärzte/-innen im Schwerpunktbereich Gynäkologische Onkologie können trotz Tarifverträgen für Ärzte/-innen mehr verdienen, wenn sie sich durch ihre gesammelte Erfahrungen, Fertigkeiten und Expertise als Gynäkologen/-innen auf der Karriereleiter hocharbeiten:
Auch die Perspektiven einer eigenen Praxis sind für Gynäkologen/-innen mit Schwerpunkt Gynäkologische Onkologie ausgezeichnet. Besonders trifft das auf den ländlichen Bereich zu, wo der Mangel an einer flächendeckenden fachärztlichen Versorgung besonders ausgeprägt ist.