Röntgen ist ein medizinisches Diagnoseverfahren und macht das Innere des Körpers sichtbar. Seit dem Wilhelm Conrad Röntgen die nach ihm benannte Strahlung im späten 19. Jahrhundert entdeckt hat, gehört das Röntgen zu den wichtigsten bildgebenden Verfahren in der Radiologie. Ärzte können Knochen, Gefäße und Organe betrachten, ohne den Körper zu öffnen. Wann wird das Röntgen angewendet und wie läuft das Verfahren ab? Wie entstehen Röntgenbilder und welche Risiken birgt die Röntgenstrahlung? Lesen Sie hier alles Wichtige im großen Überblick.
Inhaltsverzeichnis
Was ist Röntgen?
Röntgenstrahlung entsteht, wenn zwischen zwei elektrisch geladenen Polen, der Kathode und der Anode, eine große Spannung entsteht. Die dabei freigesetzte Energie wird zum Teil in Form von Strahlung abgegeben. Diese Strahlung kann Gewebe durchdringen und das Körperinnere sichtbar machen.
Das entdeckte der deutsche Physiker Wilhelm Conrad Röntgen am 8. November 1895. Er experimentierte mit einer fast luftleeren Kathodenstrahlröhre aus Glas. Hinter der Röhre spannte er einen Fluoreszenzschirm ab. Obwohl er die Röhre mit Pappe abgedeckt hatte, konnten die Strahlen sie durchdringen und bildeten ein zufällig auf dem Tisch liegendes Objekt auf dem Schirm ab. Röntgen untersuchte die unsichtbare Strahlung weiter und verfasste seine erste schriftliche Mitteilung “Über eine neue Art von Strahlen”. Am 28. Dezember 1895 übergab er sein Papier der Physikalisch-Medizinischen Gesellschaft zu Würzburg. Am 23. Januar des Folgejahres stellte er seine Entdeckung erstmals der Öffentlichkeit vor.
Die Bedeutung der Röntgenstrahlen für die Medizin wurde schnell offensichtlich: Die Strahlung dringt durch Körpergewebe, wird aber je nach Dichte des Gewebes unterschiedlich stark abgeschwächt. So lassen sich Organe und Knochen betrachten, ohne dass der Arzt den Körper öffnen muss. Damit ohne Verzögerung entsprechende Röntgenapparate entwickelt werden konnten, verzichtete Röntgen darauf, seine Entdeckung patentieren zu lassen. Daraufhin entwickelte Carl Heinrich Florenz Müller zusammen mit Medizinern die wassergekühlte Anode für Röntgensysteme und spezialisierte sich auf die Herstellung von Röntgenröhren. Wilhelm Conrad Röntgen erhielt im Jahr 1901 den Nobelpreis für Physik.
Der Entdecker der Röntgenstrahlen hat dem Verfahren auch seinen Namen geliehen. In der Medizin bezeichnet man das Röntgen auch als Radiographie. Die in der Röntgentechnik und Interpretation der Röntgenbilder geschulten Ärzte sind die Radiologen (Facharzt für Radiologie).
Welche Röntgenverfahren gibt es?
Unter dem Oberbegriff Röntgen wird eine ganze Reihe von bildgebenden Verfahren zusammengefasst. Die einzelnen Verfahren werden im folgenden beschrieben und dargestellt.
Konventionelles Röntgen
Das konventionelle Röntgen wird auch als Radiografie bezeichnet und nimmt trotz neuer Verfahren weiterhin eine wichtige Rolle bei der Diagnose von Verletzungen und Krankheiten ein. Röntgenstrahlen werden mit einer Röntgenröhre erzeugt, durchdringen ein Körperteil, welches die Strahlen teilweise absorbiert, wodurch die Röntgenbilder entstehen. Je mehr ein Körperteil die Strahlung absorbiert, wie zum Beispiel Knochen, desto besser ist es auf dem Röntgenbild erkennbar. Das konventionelle Röntgen bietet als Ergebnis ein statisches, zweidimensionales Abbild des zu untersuchenden Gewebes.
Heute kommen in der Radiologie meist digitale Röntgensysteme zum Einsatz, da diese verschiedene Vorteile gegenüber dem klassischen Röntgen bieten. Für das klassische Röntgen braucht man noch entweder einen fluoreszierenden Schirm oder einen Röntgenfilm. Digitale Detektorsysteme kommen ohne solche Hilfsmittel aus. Ein zusätzlicher Vorteil des digitalen Röntgens ist es, dass die verwendeten elektronischen Sensoren oder Phosphorplatten sensibler reagieren als Röntgenfilm. Im Vergleich zum klassischen Röntgen kommt die digitale Bildgebung daher mit einer geringeren Strahlendosis aus. Auch lassen sich die Bilder des digitalen Röntgens digital speichern, sind so ständig verfügbar und können von überall her aufgerufen werden.
Computertomographie (CT)
Die Computertomographie (CT) gehört ebenfalls zu den dreidimensionalen bildgebenden Verfahren, bei denen Röntgenstrahlen zum Einsatz kommen. Bei diesem Verfahren wird der Patient in eine Röhre hinein gefahren. Diese rotiert um den Patienten und sendet Röntgenstrahlen aus, die von einem gegenüberliegenden Empfänger wieder aufgefangen werden. Mittels Berechnung durch einen Computer ist es anschließend möglich, dreidimensionale Schnittbilder des menschlichen Körpers zu erstellen, während beim konventionellen Röntgen nur zweidimensionale Bilder möglich sind.
Im CT lassen sich beispielsweise Verletzungen und Erkrankungen der Bauchorgane gut sichtbar darstellen. Da die Bauchorgane eine ähnliche Dichte besitzen, lassen sie sich auf einer konventionellen Röntgenaufnahme nur schwer beurteilen. Sollen die Organe konventionell geröntgt werden, ist daher die Verabreichung eines Kontrastmittels notwendig, um das entsprechende Organ sichtbar zu machen.
Mammographie
Die Mammographie ist die Röntgenuntersuchung der weiblichen Brust. Werden in der weiblichen Brust Unregelmäßigkeiten wie Knoten beim Abtasten festgestellt oder treten ungewöhnliche Hautveränderungen auf, können diese Beschwerden durch eine Mammographie genauer untersucht werden. Dazu wird jede einzelne Brust zwischen zwei Plexiglassplatten gelegt, wo sie kurz zusammengedrückt wird und die Bilder erstellt werden.
Durch die Untersuchung können schon kleinste Veränderungen im Brustgewebe von unter einem Millimeter Durchmesser festgestellt werden. Dadurch können bösartige Veränderungen wie Brustkrebs frühzeitig diagnostiziert und somit frühzeitig behandelt werden.
Angiographie
Die Angiographie ist ein spezielles Röntgenverfahren zur Untersuchung von Blutgefäßen ohne operativen Eingriff. Sie wird auch als Röntgen-Angiographie bezeichnet. Bei der Untersuchung wird ein Katheter in eine Vene oder Arterie eingeführt, um dem Patienten ein Kontrastmittel zuzuführen, damit die Blutgefäße während der Röntgenaufnahme sichtbar werden. Anschließend werden die Röntgenaufnahmen wie beim konventioneller Röntgen erzeugt.
Das Ergebnis der Untersuchung ist das Angiogramm. Insbesondere Gefäßveränderungen können mit diesem diagnostiziert werden. Hierzu zählen Gefäßeinengungen der Beingefäße, Veränderungen der Herzkranzgefäße sowie Gefäßveränderungen im Gehirn.
Fluoroskopie (Röntgendurchleuchtung)
Bei der Fluoroskopie (Röntgendurchleuchtung) erzeugt das Röntgengerät eine Reihe von Bildern, wodurch Vorgänge wie das Schlucken oder Herzbewegungen sichtbar gemacht werden können. Die Bilder werden dabei in Echtzeit dargestellt.
Die Untersuchung wird beispielsweise eingesetzt bei Diagnose im Magen-Darm-Bereich oder bei der Kontrolle von Herzschrittmachern. Auch bei der Fluoroskopie werden teilweise Kontrastmittel eingesetzt, um Körperteile besser sichtbar zu machen.
Wie läuft die Röntgenuntersuchung ab?
Vorbereitung der Röntgenuntersuchung
Vor der Anfertigung eines Röntgenbildes müssen die zu untersuchenden Körperstellen in der Regel entkleidet werden. Schmuck, Piercings und andere Metallgegenstände sind zu entfernen, da sie Bildstörungen hervorrufen.
Strahlungsempfindliche Organe wie Geschlechtsorgane werden durch eine Bleischürze geschützt. Besonders dichte Stoffe wie Blei kann die Strahlung nämlich nur zu einem sehr geringen Teil durchdringen. Die Bleischürze wird daher vor der Untersuchung angelegt und die entsprechenden Körperstellen abgedeckt.
Ablauf der Röntgenuntersuchung
Nach der Vorbereitung stellt, legt oder setzt sich der Patient zwischen die Röntgenröhre und den Detektor, je nachdem welche Körperregion untersucht wird. Bei Röntgenaufnahmen von Mund und Zähnen steht der Patient beispielsweise, das Röntgen des Brustkorbs wird zum Beispiel teilweise im Liegen durchgeführt. Anschließend werden die Röntgenbilder erstellt. Die Aufnahme dauert nur wenige Sekundenbruchteile.
Der Patient muss währenddessen absolut stillhalten, damit das Bild nicht verwackelt. Beim klassischen Röntgen werden die Aufnahmen entweder auf einem fluoreszierenden Schirm oder auf speziellen Röntgenfilm sichtbar. Beim digitalen Röntgen werden dagegen Phosphorplatten oder elektronische Sensoren verwendet, um das Röntgenbild sichtbar zu machen.
Häufig werden mehrere Aufnahmen aus verschiedenen Einfallswinkeln angefertigt. So können Radiologen die Körperstrukturen aus verschiedenen Perspektiven betrachten und Verletzungen oder Gewebeveränderungen besser beurteilen.
Wann wird das Röntgen Verfahren eingesetzt?
Das konventionelle Röntgen gehört auch heute noch zu den am meisten verwendeten radiologischen Diagnoseverfahren. Besonders häufig wird es bei Lungenerkrankungen sowie der Untersuchung vom Skelett wie beispielsweise bei Knochenbrüchen eingesetzt. Zum Einsatz kommt das konventionelle Röntgen bei folgenden Diagnosen:
- bei Verletzungen von Knochen (Knochenbrüche)
- bei Verletzungen der Halswirbelsäule (Banscheibenvorfall)
- bei Erkrankungen von Gelenken (Arthrose und Rheuma)
- bei Knochenschwund (Osteoporose)
- bei Erkrankungen und Verletzungen der Blutgefäße (Gefäßröntgen)
- bei Erkrankungen der Brustorgane, etwa bei Herz- und Lungenkrankheiten (Thoraxröntgen)
- zur Untersuchung von Brustkrebs (Mammographie)
Auch in der Zahnmedizin helfen Röntgenstrahlen bei der Diagnostik. Für die Aufnahmen der Zähne sowie in der Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie wird meist die digitale Volumentomographie (DVT) verwendet. Als dreidimensionales bildgebendes Verfahren erlaubt die DVT eine genaue Betrachtung des zu untersuchenden Bereichs als ein zweidimensionales Röntgenbild.
Röntgen von Lunge und Thorax
Eine besonders häufige Untersuchung ist das Röntgen der Lunge (Thorax). Weiterführende Informationen zu Gründen, Ablauf sowie Bilder gibt es unter Röntgen Lunge / Thorax.
Röntgen der Hand
Auch die Hand und das Handgelenk werden häufig geröntgt beispielsweise bei Verstauchungen oder Knochenbrüche. Weiterführende und ausführliche Informationen finden Sie im Artikel Röntgen der Hand.
Röntgen vom Fuß
Der Fuß und die zugehörigen Gelenke samt Knöchel können sich bei Unfällen, beim Sport oder im Alltag verletzen. Weiterführende und ausführliche Informationen finden Sie im Artikel Röntgen vom Fuß.
Kontrastmittel beim Röntgen
Bei verschiedenen Indikationen können beim Röntgen Kontrastmittel zum Einsatz kommen. Durch Kontrastmittel können einzelne Körperteile besser dargestellt werden, insbesondere Weichteile und Hohlorgane wie Nieren, Gallenwege und der Magen-Darm-Trakt.
Die Kontrastmittel sind in der Regel jodhaltig und werden dem Patienten mittels intravenöser Injektion verabreicht. Dies bedeutet, dem Patienten wird das Kontrastmittel direkt über eine Vene in das Blut verabreicht.
Vor dem Einsatz des Kontrastmittels informiert der Arzt den Patienten über Risiken und Nebenwirkungen. Die Kontrastmittel sind meist gut verträglich, nur in sehr wenigen Ausnahmen werden allergische Reaktionen beobachtet. Risiken gelten insbesondere für Patienten mit Schilddrüsenüberfunktion, Diabetes mellitus und eingeschränkter Nierenfunktion, da hier das Kontrastmittel vom Körper nicht optimal ausgeschieden werden kann.
Bei Menschen ohne Vorerkrankungen hat der menschliche Körper bereits 24 Stunden nach der Untersuchung den größten Teil des Kontrastmittels wieder ausgeschieden.
Röntgenbilder
Röntgenbilder zeigen die Ergebnisse der radiologischen Untersuchung.
Körpergewebe mit geringer Dichte, wie beispielsweise Organe und Muskeln, schwächt die Röntgenstrahlen kaum ab. Die Strahlung erreicht in hoher Dosis den Detektor, das Körpergewebe erscheint dunkel.
Dichteres Gewebe wie Knochen schwächt die Röntgenstrahlen stärker ab und erscheint auf den Aufnahmen daher heller.
Mit Röntgenaufnahmen lassen sich so etwa Knochenbrüche sichtbar machen, wie hier am Beispiel eines gebrochenen Fußes gezeigt.
Röntgenbild eines gesunden Fußes
Die Knochen des Fußes schwächen die Röntgenstrahlen ab und sind daher klar erkennbar.
Röntgenbild eines gebrochenen Fußes (gebrochener Zeh)
An der rot markierten Stelle ist erkennbar, dass der kleine Zeh gebrochen ist.
Röntgenstrahlung – gefährlich?
Röntgenstrahlen können das Erbgut schädigen. Diese Schäden in der DNA können langfristig zu Krebs führen. Dafür muss die Strahlung aber über längere Zeit oder in großen Mengen auf den Körper einwirken. Wie gefährlich Röntgenstrahlen in der geringen Menge sind, die für einzelne Röntgenaufnahmen aufgewendet wird, ist unter Medizinern umstritten.
Um Schäden vorzubeugen, gilt generell die Empfehlung, Röntgenaufnahmen nur anzufertigen, wenn sie für die medizinische Diagnostik notwendig sind. In der Medizin spricht man von einer “rechtfertigenden Indikation”. Jede Röntgenaufnahme braucht einen triftigen Grund, der gesundheitliche Nutzen der Aufnahme muss das mögliche Schadensrisiko überwiegen. Bei schwangeren Patientinnen versuchen Mediziner, möglichst auf eine Röntgenuntersuchung zu verzichten. Hier ist oftmals die Magnetresonanztomographie (MRT), das Mittel der Wahl, da diese schonen und risikofrei ist. Eine absolute Kontraindikation besteht jedoch nicht, wenn die üblichen Schutzmaßnahmen eingehalten werden.
Nach der Röntgenuntersuchung kann sich der Patient einen Röntgenpass ausstellen lassen. Darin wird jede bildgebende Untersuchung vermerkt, sodass unnötige Aufnahmen vermieden werden können.
Röntgen Kosten
Die Kosten für ein Röntgenbild hängen davon ab, welches bildgebende Verfahren angewendet wird und wie aufwendig die Untersuchung ist. Da in aller Regel eine medizinische Indikation für die Röntgendiagnostik vorliegt, übernehmen die Gesetzlichen Krankenkassen die Kosten. Privatversicherte Patienten müssen in Vorleistung gehen. Ob und in welcher Höhe die Krankenversicherung die Kosten erstattet, regelt der jeweilige Versicherungsvertrag.
In der Gebührenordnung für Ärzte (GOÄ) sind die Röntgen Kosten bzw. Abrechnungssätze wie folgt geregelt.
Röntgen Kosten (Skelett, Knochen)
Bereich | Kosten |
Finger | 13,41 Euro – 16,70 Euro |
Handgelenk, Mittelhand | 16,41 Euro – 20,41 Euro |
Ganze Hand | 26,84 Euro – 33,39 Euro |
Oberarm, Unterarm, Ellenbogengelenk | 26,84 Euro – 33,39 Euro |
Gelenke der Schulter, Schlüsselbein | 26,84 Euro – 33,39 Euro |
Zehen | 13,41 Euro – 16,70 Euro |
Sprunggelenk, Fußwurzel, Mittelfuß | 16,41 Euro – 20,41 Euro |
Ganzer Fuß | 26,84 Euro – 33,39 Euro |
Kniescheibe | 16,41 Euro – 20,41 Euro |
Oberschenkel, Unterschenkel, Kniegelenk | 26,84 Euro – 33,39 Euro |
Beckenteilaufnahme, Kreuzbein, Hüftgelenk | 26,84 Euro – 33,39 Eur |
Röntgen Kosten (Zahnmedizin)
Bereich | Kosten |
Zähne (einer oder mehrere) | 3,73 Euro – 4,63 Euro |
Kiefer | 18,64 Euro – 37,11 |
Weitere Röntgen Kosten
Für eine Röntgenaufnahme der Brustorgane sieht die GOÄ 20,88 Euro bis 41,74 Euro vor. Für eine Mammographie sind die Kosten 22,37 – 27,83 Euro. Eine Computertomographie kostet zwischen etwa 118 Euro und 257 Euro.
Weitere Röntgen Themen
1. Reiser, Kuhn, Debus: Duale Reihe Radiologie, Thieme (Verlag), 1. Auflage, 2011
2. Vogl, Reith,Rummeny: Diagnostische und Interventionelle Radiologie, Springer (Verlag), 1. Auflage, 2011
3. X-Rays, www.medlineplus.gov (Abruf: 01.04.2020)
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