Im Schwerpunkt Gynäkologische Endokrinologie und Reproduktionsmedizin beschäftigen sich Fachärzte/-innen mit Diagnostik, Therapie und Prävention von hormonellen Störungen bei Frauen und der Fortpflanzungsmedizin. Das Fachgebiet umfasst eine breite Palette von Erkrankungen wie z.B. ungewollte Kinderlosigkeit, polyzystisches Ovarialsyndrom, Endometriose und Störungen des Menstruationszyklus. Die Schwerpunkt-Weiterbildung erfordert eine umfassende Ausbildung und Praxiserfahrung sowie eine enge Zusammenarbeit mit anderen Fachgebieten wie der Endokrinologie, Urologie, Genetik und Pädiatrie.
Inhaltsverzeichnis
Schwerpunkt-Weiterbildung Gynäkologische Endokrinologie und Reproduktionsmedizin im Überblick
Dauer der Weiterbildung: Die Dauer der Zusatzweiterbildung beträgt i.d.R. zwei Jahre bzw. 24 Monate.
Geeignet für folgende Fachärzte/-innen: Facharzt/-ärztin für Gynäkologie und Geburtshilfe, für Endokrinologie und Diabetologie, für Innere Medizin und für Urologie
Anzahl Fachärzte/-innen: Laut der Bundesärztekammer gab Ende 2022 insgesamt 19.388 Fachärzte/-innen für Frauenheilkunde und Geburtshilfe in Deutschland. Von diesen Ärzten/-innen hatten 274 Berufstätige einen Schwerpunkt auf Gynäkologische Endokrinologie und Reproduktionsmedizin gesetzt.
Das Fachgebiet Gynäkologische Endokrinologie und Reproduktionsmedizin
Gynäkologische Endokrinologie und Reproduktionsmedizin ist ein medizinisches Fachgebiet, das sich mit der Diagnostik, Therapie und Prävention von hormonellen Störungen bei Frauen und der Fortpflanzungsmedizin befasst. Dies umfasst die Untersuchung und Behandlung von Erkrankungen wie dem polyzystischen Ovarialsyndrom, der Endometriose, Störungen des Menstruationszyklus sowie Fruchtbarkeitsproblemen.
In der Reproduktionsmedizin geht es um die Behandlung von ungewollter Kinderlosigkeit, bei der assistierte Reproduktionstechniken wie die In-vitro-Fertilisation (IVF) oder die Insemination (umgangssprachlich: künstliche Befruchtung) eingesetzt werden können. Außerdem umfasst sie die pränatale Diagnostik und die Betreuung von Schwangeren mit Risikoschwangerschaften.
Die Gynäkologische Endokrinologie und Reproduktionsmedizin ist eng mit anderen Fachgebieten wie der Endokrinologie, Urologie, Humangenetik und Pädiatrie verknüpft. Eine enge interdisziplinäre Zusammenarbeit ist hierbei besonders wichtig, um eine erfolgreiche Behandlung der Patientinnen zu gewährleisten.
Schwerpunkt-Weiterbildung Gynäkologische Endokrinologie und Reproduktionsmedizin – Voraussetzungen
Die Weiterbildung im Schwerpunkt Gynäkologische Endokrinologie und Reproduktionsmedizin steht Medizinern/-innen offen, wenn sie die Weiterbildung als Facharzt/-ärztin für Frauenheilkunde und Geburtshilfe (Gynäkologie) erfolgreich absolviert haben.
Schwerpunkt Gynäkologische Endokrinologie und Reproduktionsmedizin – Dauer der Weiterbildung
Die Schwerpunktweiterbildung Gynäkologische Endokrinologie und Reproduktionsmedizin beträgt 24 Monate bzw. zwei Jahre und findet unter Befugnis an qualifizierten Weiterbildungsstätten (sprich: in Fachkliniken) statt. Sie kann entweder in Voll- oder in Teilzeit absolviert werden.
Schwerpunkt Gynäkologische Endokrinologie und Reproduktionsmedizin – Weiterbildungs-Inhalte
Folgende Inhalte sind in der Schwerpunktausbildung Gynäkologische Endokrinologie und Reproduktionsmedizin auf Empfehlung der Bundesärztekammer zu absolvieren. Zahlen in Klammern dienen als Richtwerte. Diese Inhalte der Musterweiterbildungsordnung (MWBO) dienen den Ärztekammern als Orientierung. Die für ärztlichen Weiterbildungen zuständige Landesärztekammer kann davon abweichen. Dies gilt auch für die Dauer und sonstige Regularien. Wir empfehlen eine individuelle Anfrage.
Notfälle
- Prävention, Diagnostik und Therapie des Überstimulationssyndroms (OHSS)
Endokrine Störungen
- Diagnostik und Therapie geschlechtsspezifischer endokriner, neuroendokriner und fertilitätsbezogener Dysfunktionen, Erkrankungen und Fehlbildungen des inneren Genitales in der Pubertät, der Adoleszenz, der fortpflanzungsfähigen Phase, dem Klimakterium und der Peri- und Postmenopause
- Gynäkologisch-endokrinologische Diagnostik und Therapie bei Transsexualität
- Diagnostik und Therapie der Fertilität und des Hormonhaushalts unter Berücksichtigung psychosomatischer Einflüsse
- Diagnostik und Therapie bei Störungen des Androgenhaushaltes, bei Hirsutismus, bei Störungen des Prolaktinhaushaltes
Diagnostik und Therapie endokrin bedingter Funktions- und Entwicklungsstörungen der weiblichen Brust - Endokrin bedingte Alterungsprozesse
Unerfüllter Kinderwunsch
- Fertilitätsbezogene Beratung, Diagnostik und Therapie des Kinderwunschpaares unter Einbeziehung männlicher Anamnesedaten, Genital- und Hormonbefunde sowie Spermiogrammparameter
- Durchführung von assistierten Fertilisationsmethoden einschließlich hormoneller Stimulation, Insemination
- In-vitro-Fertilisation (IVF) und intrazytoplasmatische Spermatozoen-Injektion (ICSI)
- Kryokonservierungsverfahren im Rahmen der assistierten Reproduktion
- Berücksichtigung von körperlichen Befunden und einflussnehmenden Faktoren auf die Schwankungsbreite der Spermiogrammparameter und auf das Fertilitätspotential
- Spermiogrammanalysen und Ejakulat-Aufbereitungsmethoden und Funktionstests
- Ejakulatuntersuchungen gemäß Richtlinie der Bundesärztekammer zur Qualitätssicherung laboratoriumsmedizinischer Untersuchungen
- Diagnostik und Therapie der Endometriose im Rahmen der Kinderwunschbehandlung
- Größere fertilitätschirurgische Eingriffe einschließlich hysteroskopischer und laparoskopischer Verfahren, z.B. bei Endometriose, in der Tuben-, Myom- und Ovarchirurgie
Tumorerkrankungen
- Fertilitätsrelevante endokrin aktive Tumore
- Beratung zu fertilitätsprotektiven Maßnahmen bei onkologischen Erkrankungen
- Entnahme und Kryokonservierung von Ovargewebe und/oder Eizellen einschließlich der Vorkernstadien
Prüfung im Schwerpunkt Gynäkologische Endokrinologie und Reproduktionsmedizin
Die Abschlussprüfung in Gynäkologischer Endokrinologie und Reproduktionsmedizin kann sich auf alle vorgeschriebenen Weiterbildungsinhalte erstrecken und findet nicht-öffentlich, meist in mündlicher Form, vor einem Prüfungsausschuss statt. Die Dauer der Prüfung beträgt mindestens 30 Minuten. Da die Art der Prüfung nicht nur vom Ausschuss, sondern auch von der jeweiligen Landesärztekammer abhängt, sollte man sich vorher auf deren Webseite über die Vorgaben informieren.
Logbuch: Wichtig zur Dokumentation und Anmeldung
Das Ausbildungslogbuch für die Schwerpunktweiterbildung Gynäkologische Endokrinologie und Reproduktionsmedizin ist ein standardisiertes Dokument, in dem die Ärzte/-innen ihre praktische Ausbildung und Erfahrung in diesem Fachgebiet dokumentieren müssen. Es dient als Nachweis für die Erfüllung der Anforderungen für die Erlangung der Zusatzbezeichnung und ist damit ein wichtiger Bestandteil der Weiterbildung.
Im Logbuch werden alle vorgeschriebenen Lerninhalte, durchgeführten Untersuchungen, Diagnosen und Behandlungen von hormonellen Störungen und Fortpflanzungsproblemen bei Patientinnen festgehalten. Meist ist dieses mittlerweile digital als eLogbuch vorhanden. Ohne ausgefülltes Logbuch ist eine Prüfungsanmeldung nicht möglich.
Karrieremöglichkeiten als Gynäkologische/r Endokrinologe/-in und Reproduktionsmediziner/in
Für Gynäkologische/r Endokrinologe/-in und Reproduktionsmediziner/in gibt es verschiedene Karrieremöglichkeiten je nach individuellen Interessen und Stärken.
Tätigkeit als Facharzt/-ärztin in einer Praxis oder Klinik: Ein Großteil der Gynäkologischen Endokrinologen/-innen und Reproduktionsmediziner/innen arbeitet als Facharzt/-ärztin in einer Praxis, einem MVZ oder einer Fachklinik.
Forschung und Lehre: Einige Gynäkologische Endokrinologen/-innen und Reproduktionsmediziner/innen arbeiten in Forschungseinrichtungen oder Universitäten, wo sie an neuen Therapiemöglichkeiten und Techniken im Bereich der Reproduktionsmedizin arbeiten und ihre Kenntnisse an Studierende weitergeben.
Führungsaufgaben: Hier können die Spezialisten/-innen leitende Positionen in Kliniken oder Forschungseinrichtungen übernehmen und sind dann verantwortlich für die Entwicklung und Umsetzung von Strategien zur Verbesserung der medizinischen Versorgung und Forschung. Dies bringt neben der medizinischen Seite dieses Berufs auch Verwaltungstätigkeiten mit sich.
Selbstständigkeit in eigener Praxis: Einige Gynäkologen/-innen entscheiden sich für die Gründung einer eigenen Praxis und betreuen ihre Patientinnen selbstständig. Diese Niederlassungen als selbständige/r Facharzt/-ärztin sind je nach Region sehr profitabel, da Fachärzte/-innen in diesem Bereich deutschlandweit dünn angesiedelt sind. Die Schwerpunktweiterbildung erlaubt eine gezielte Spezialisierung oder eine breitere Behandlungspalette.
Gehaltsperspektiven als Gynäkologische/r Endokrinologe/-in und Reproduktionsmediziner/in
Die Gehaltsperspektiven als Gynäkologische/r Endokrinologe/-in und Reproduktionsmediziner/in können je nach Arbeitgeber/in, Berufserfahrung, Region und Qualifikation variieren. Es sollte bei den nachfolgenden Angaben also beachtet werden, dass das Facharzt-Gehalt von vielen individuellen Faktoren abhängt und damit von Person zu Person sehr unterschiedlich sein kann.
Laut einer Gehaltsstudie des Marburger Bundes verdienen Fachärzte/-innen für Gynäkologie und Geburtshilfe in Deutschland im Durchschnitt zwischen 80.000 und 140.000 Euro brutto im Jahr. Angestellte Spezialisten/-innen in der Gynäkologischen Endokrinologie und Reproduktionsmedizin können trotz Tarifbindung ein höheres Gehalt erreichen. Weiterbildungen sind der Grundstein für Führungspositionen wie Oberarzt/-ärztin und Chefarzt/-ärztin. Diese verdienen in der Regel besser:
Für Fachärzte/-innen mit eigener Niederlassung ermöglich jede weitere Qualifikation potenziell weitere abrechnungsrelevante Behandlungsmöglichkeiten, mit denen der Reinertrag der Praxis gesteigert werden kann.
Häufige Fragen zu Gynäkologische Endokrinologie und Reproduktionsmedizin
- Was ist Gynäkologische Endokrinologie und Reproduktionsmedizin?
- Wie kann man die Schwerpunktweiterbildung Gynäkologische Endokrinologie und Reproduktionsmedizin belegen?
- Wie lange dauert die Weiterbildung Gynäkologische Endokrinologie und Reproduktionsmedizin?
Der Schwerpunkt Gynäkologische Endokrinologie und Reproduktionsmedizin befasst sich mit der Diagnostik, Therapie und Prävention von hormonellen Störungen bei Frauen und der Fortpflanzungsmedizin. Auch die Behandlung von ungewollter Kinderlosigkeit durch In-vitro-Fertilisation (IVF) oder Insemination (künstliche Befruchtung) gehören dazu. Außerdem umfasst sie die pränatale Diagnostik und die Betreuung von Schwangeren mit Risikoschwangerschaften.
Die Weiterbildung im Schwerpunkt Gynäkologische Endokrinologie und Reproduktionsmedizin kann man durchführen, wenn man zunächst das fünfjährige Medizinstudium absolviert und eine Facharztausbildung Gynäkologie und Geburtshilfe abgeschlossen hat.
Die Zusatzweiterbildung Gynäkologische Endokrinologie und Reproduktionsmedizin an sich dauert zwei Jahre bzw. 24 Monate.