
Das Arbeiten im Bereich der ambulanten Patientenversorgung, wozu auch die Medizinischen Versorgungszentren (kurz: MVZ) zählen, wird für ärztliche Berufseinsteiger zunehmend attraktiver. Nicht zuletzt wegen der guten Vereinbarkeit von Beruf und Privatleben. Während im Jahr 2018 in Deutschland insgesamt etwa 18.000 Ärzte in einem MVZ arbeiteten, waren es Ende 2022 bereits mehr als 25.000 Mediziner. Welche Vor- und Nachteile ein Berufsstart als Arzt in einem MVZ bietet, erläutert der folgende Artikel.
Inhaltsverzeichnis
Arbeitsumfeld
In einem MVZ arbeiten zumeist ärztliche Fachkräfte aus unterschiedlichen Facharztrichtungen eng zusammen. Dadurch ist normalerweise ein schneller und unkomplizierter interdisziplinärer Austausch möglich. Darüber hinaus sind die Wege kurz, wenn ein Patient an eine andere medizinische Fachrichtung angebunden werden muss. In der Regel besteht auch eine intensivere und länger andauernde Arzt-Patienten-Beziehung. Üblicherweise sind die Arzt-Hierarchien in MVZ eher flach gehalten. Der allgemein steigende Kostendruck im Gesundheitswesen hat jedoch nicht selten auch Einfluss auf die Abläufe. Effizienz steht in diesem Zusammenhang oft im Vordergrund, was bedeutet, dass Kosten gesenkt und Einnahmen gesteigert werden müssen.
Weiterbildungsmöglichkeiten
Im Rahmen der ärztlichen Weiterbildung besteht die Möglichkeit, sich in jedem Fachbereich nur bestimmte Teilabschnitte oder die gesamte Ausbildung im ambulanten Bereich anrechnen zu lassen. Das fachliche Spektrum ist je nach MVZ unterschiedlich, ebenso die Qualität und der Umfang des Weiterbildungsangebotes. Vor Stellenantritt empfiehlt sich daher eine mindestens einwöchige Hospitation.
Gehalt
Im Bereich der ambulanten Versorgung gibt es keine Tarifverträge. Die ärztlichen Gehälter in einem MVZ orientieren sich zwar ungefähr an den in Kliniken geltenden Tarifverträgen, jeder Arzt verhandelt mit seinem Vorgesetzen im Vorfeld jedoch individuell die finanziellen Rahmenbedingungen. Das durchschnittliche Bruttojahresgehalt von Ärzten in einem MVZ liegt bei etwa 92.600 Euro. Weitere Informationen findest Du hier:
Dienste
Die Arbeitszeit in einem MVZ beschränkt sich für gewöhnlich auf die Wochentage. In einem MVZ angestellte Ärzte sind zwar dazu verpflichtet, an ambulanten Wochenend- und Feiertagsdiensten teilzunehmen. Da die Kassenärztliche Vereinigung des jeweiligen Bundeslandes die Dienste jedoch unter Einbezug aller ambulant tätigen Ärzte organisiert, fallen monatlich normalerweise nur äußerst selten und manchmal sogar überhaupt keine Dienste an. Allgemeine Infos über die Dienste als Assistenzarzt findest Du hier:
- Assistenzarzt Vergütung von Dienst, Bereitschaftsdienst, Rufbereitschaft
- Arzt-Rechte und Pflichten: Arbeitszeiten und Dienstpläne
Zuschläge
Über ein Viertel aller in einem MVZ tätigen Ärzte erhält zusätzlich zum Grundlohn eine Umsatzbeteiligung, wodurch das durchschnittliche Jahresbruttogehalt auf etwa 130.000 Euro steigen kann.
Arbeitszeit
Die wöchentliche Arbeitszeit in einem MVZ beträgt bei einer Vollzeitstelle üblicherweise 38,5 Stunden.
Urlaub
Der Jahresurlaub wird ebenfalls im Rahmen der Vertragsverhandlungen mit dem Vorgesetzen individuell festgelegt, beträgt in der Regel jedoch mindestens 30 Tage. Alles, was Du grundsätzlich zum Thema Urlaub als Arzt wissen musst, beschreibt dieser Artikel:
Benefits
Flexible Arbeitszeitmodelle wie beispielsweise das Arbeiten in Teilzeit sind im MVZ keine Seltenheit. Häufig teilen sich mehrere Ärzte eine Vollzeitstelle zur besseren Vereinbarkeit von Beruf und Privatleben/Familie.
Zusätzliches
Wer in einem MVZ und somit im vertragsärztlichen Bereich tätig sein möchte, benötigt eine Genehmigung von Seiten der Kassenärztlichen Vereinigung des jeweiligen Bundeslandes. Mithilfe dieser Genehmigung wird sichergestellt, dass die Leistungen des angestellten Arztes als Leistungen des Leiters des MVZ abgerechnet werden können.
Entscheidungshilfe
Der Berufseinstieg in einem MVZ eignet sich besonders für Ärzte, die mit dem Gedanken spielen, später eine eigene Praxis zu eröffnen. Aber auch für Personen, die im ambulanten Bereich tätig sein wollen, ohne selbst die wirtschaftlichen Risiken tragen zu müssen. Wer besonderen Wert auf eine gute Vereinbarkeit von Beruf und Privatleben legt, ist in einem MVZ ebenfalls gut aufgehoben, da nur selten Wochenenddienste anfallen und oftmals die Möglichkeit zur Teilzeitarbeit besteht.
Alles, was Du zum Thema Berufsstart in anderen Kliniken wissen musst, liest Du hier:
- Berufsstart in der kommunalen Klinik: Vor- und Nachteile
- Berufsstart in der Universitätsklinik: Vor- und Nachteile
- Berufsstart in der Klinik: Private Träger – Vor- und Nachteile
- Berufsstart in der Klinik: Kirchliche Träger – Vor- und Nachteile
Weitere Infos zu den Themen Facharztausbildung und Arbeitgeberwahl bieten Dir diese Whitepaper: