
Das Gehalt als angestellter Arzt kann sich je nach Beschäftigung in einer Klinik, Praxis oder im MVZ (Medizinisches Versorgungszentrum) unterscheiden. Allen gemein ist, dass die Einkünfte risikioarm und planungssicher sind, im Vergleich zu den Erträgen in eigener Niederlassung. In Krankenhäusern und Kliniken sind Arztgehälter in der Regel durch Tarifverträge abgesichert, aber es gibt auch attraktive Alternativen. Die höchsten Festgehälter werden im MVZ gezahlt.
Inhaltsverzeichnis
Klinik, Praxis oder MVZ – Welches Gehalt verdient ein Arzt?
Das Gehalt für angestellte Ärztinnen und Ärzte wird von vielen Einflussfaktoren bestimmt. Dabei herrschen 3 Haupteinflussfaktoren vor, die miteinander eng verbunden sind:
- der Arbeitgeber und evtl.gültige Tarifverträge für Ärzte
- Berufserfahrung und Karrierelevel
- Festgehalt oder Bezahlung gebunden an die Auslastung von Praxis/Klinik/MVZ
Welches Gehalt verdient ein angestellter Arzt in einer Klinik?
Der Vorteil von Medizinern in Kliniken gegenüber ihren angestellten Kollegen in Praxen und MVZ ist ihre Bezahlung nach Tarifverträgen. Je nach Träger gilt ein anderer Tarifvertrag. Die folgenden Tabellen geben die Bruttomonats-Grundgehälter in Euro für eine Vollzeitstelle an.
Gehalt nach Tarifvertrag deutscher Länder (TV-TdL)
Der TV Ärzte TdL gilt für Ärzte an Universitätskliniken. Laut der aktuellen Entgelttabelle liegt das Gehalt zwischen rund5.627 €Euro und 12.348 Euro (ohne Zuschläge):
Gültig von 01.02.2025 bis 31.03.2026 Quelle: Marburger Bund
Karrierestufe Min. Grundgehalt Max. Grundgehalt Assistenzarzt 1. Jahr 6. Jahr 5.626,91 € 7.222,97 € Facharzt 1. Jahr 13. Jahr 7.426,63 € 9.302,27 € Oberarzt 1. Jahr 7. Jahr 9.302,27 € 10.631,15 € Ltd. Oberarzt 1. Jahr 7. Jahr 10.942,53 € 12.347,33 €
Gehalt nach Tarifvertrag der Vereinigung der kommunalen Arbeitgeberverbände (TV-VKA)
Als Arzt oder Ärztin an einem kommunalen Krankenhaus, liegt der Verdienst nach TV Ärzte VKA in ähnlichen Bereichen wie bei den Kollegen an Unikliniken. Auch diese Tabelle zeigt jeweils die oberste und unterste Stufe der zu erwartenden Grundgehälter (Gültig ab 01. April 2024):
Gültig von 01.07.2024 bis 31.07.2025
Karrierestufe Min. Grundgehalt Max. Grundgehalt Assistenzarzt 1. Jahr 6. Jahr 5.499,85 € 7.069,68 € Facharzt 1. Jahr 13. Jahr 7.258,93 € 9.322,29 € Oberarzt 1. Jahr 7. Jahr 9.092,24 € 10.391,15 € Ltd. Oberarzt 1. Jahr 4. Jahr 10.695,40 € 11.459,97 €
Quelle: Marburger Bund
Gehalt nach TVöD-Bund
Für Ärzte mit Jobs im öffentlichen Dienst, die aber nicht in Unikliniken und kommunalen Einrichtungen arbeiten (z.B. bei Gesundheitsamt oder JVA) gilt der Tarifvertrag des öffentlichen Dienstes (TVöD-Bund).
Das Monatsgehalt eines Mediziners im öffentlichen Gesundheitsdienst liegt ab 1. März 2024 zwischen 5.003,84 (Entgeltgruppe 14, Stufe 1) und 7.748,20Euro (EG 15, Stufe 6). Zum Grundgehalt nach Entgelttabelle kommt eine dauerhafte monatliche Zulage von mindestens 339,29 Euro für Ärzte mit leitenden Funktionen.
Gehalt nach Tarifverträgen privater Krankenhäuser
Private Klinik-Verbünde haben ihre eigenen Tarifverträge. Dazu zählen:
Die Gehälter von angestellten Ärzten bewegen sich dort in ähnlichem Rahmen. So verdient ein Assistenzarzt je nach Klinikverbund zwischen 5.100 und 7.000 Euro, ein Facharzt zwischen 6.700 und 9.100 Euro, Oberärzte 8.300 bis 10.000 Euro und ein Leitender Oberarzt 10.000 bis 10.500 Euro brutto im Jahr. Sogar ein höheres außertarifliches Gehalt ist möglich.
Umfassende Informationen zu den gültigen Tarifverträgen gibt es hier: Überblick Tarifverträge für Ärzte
Hinzu kommen Arbeitsvertragsrichtlinien konfessioneller Träger:
Was verdient ein Arzt mit eigener Praxis?
Pauschale Aussagen zum durchschnittlichen Arztgehalt mit eigener Niederlassung sind aufgrund der zahlreichen Einflussfaktoren wie Größe der Praxis, Einzugsgebiet, praktizierter Behandlungsart (konservativ oder operativ) und Leistungsangebot schwer zu tätigen. Am entscheidendsten schlägt dabei die Fachrichtung zu buche.
Reinertrag nach Fachrichtung
Das Statistische Bundesamt verzeichnet den jährlichen Brutto-Reinertrag einer Praxis – nach Abzug von Personalkosten und sonstigen anfallenden Ausgaben wie Miete, Strom, Verbrauchsgüter – bei durchschnittlich 336.000 Euro im Jahr 2021. Dies variiert stark je nach Bundesland, Einzugsbereich, Niederlassungszeitpunkt und Fachrichtung (und selbst innerhalb gleicher Fachrichtungen abhängig von den vorher genannten Faktoren).
Während ein Radiologe z.B. aufgrund seines Fachgebietes einen Reinertrag in Höhe von rund 92.000 Euro brutto im Monat erzielen kann, beträgt ein Augenarzt Gehalt mit nur 45.000 Euro nicht einmal die Hälfte davon. Bei einem Neurologen liegt es sogar „nur“ bei 19.000 Euro brutto monatlich.
Lohnt sich eine eigene Praxis?
Ob sich eine eigene Praxis lohnt, liegt – wie gezeigt – am Fachgebiet und den persönlichen Präferenzen. Laut Einkommens-Statistik gehören niedergelassene Ärzte und Ärztinnen zu den Top-Verdienern in Deutschland. Allerdings entwickeln sich die Einnahmen der Praxen nicht nur positiv, denn die steigenden Kosten fressen zunehmend die Gewinne auf. Der niedergelassene Arzt mit eigener Praxis muss davon u. a. Einkommenssteuer, Versicherungen (z.B. Renten-, Kranken- und Pflegeversicherung) sowie die Beiträge zu Versorgungseinrichtungen zahlen.
Wer als angestellter Arzt in einer solchen Praxis arbeitet, wird ebenso wie ein angestellter Arzt im MVZ in der Regel nicht nach Tarif bezahlt, sondern muss bzw. darf sein Gehalt frei verhandeln.
Angestellter Arzt im MVZ – Wie hoch ist das Gehalt?
Für angestellte Ärzte im ambulanten Bereich gilt der Tarifvertrag in der Regel nur dann, wenn sie die Tarifbindung im Arbeitsvertrag vereinbaren. Häufig orientieren sich die Arbeitsverträge beim Gehalt angestellter Ärzte im MVZ aber am tariflichen Entgelt im öffentlichen Dienst (TVöD).
Gemäß einer Befragung der ApoBank aus dem Jahr 2021 verdienen angestellte Hausärzte im MVZ im Durchschnitt rund 76.000 Euro brutto im Jahr. Die mittleren Jahresgehälter der Befragten bewegen sich dabei zwischen 60.000 und 88.000 Euro Bruttojahresgehalt.
Im Vergleich dazu erhalten Fachärzte im MVZ mit 87.600 Euro Jahresbrutto durchschnittlich rund 15 Prozent mehr Gehalt. Dabei schwanken die mittleren Jahreseinkommen zwischen 65.000 und 102.600 Euro. Vereinzelt wurden sogar Spitzengehälter von bis zu 158.900 Euro jährlich genannt.
Vergleich der Arztgehälter in Klinik, Praxis und MVZ
Wenn man nun alle Tarifverträge für Ärzte vergleicht, kann man allgemein sagen, dass Ärzte einer Uni-Klinik etwa gleich verdienen wie in kommunalen Einrichtung. In den meisten Stufen hat der TdL leicht die Nase vorn. Getoppt werden diese Gehälter zum Teil von privaten Klinikbetreibern. In einer Klinik mit Tarifverträgen ergeben sich die folgenden jährlichen Arztgehälter, abhängig von Position und Dauer der Berufsausübung:
- Assistenzarzt: ca. 61.200 – 78.000 Euro
- Facharzt: ca. 80.400 – 104.400 Euro
- (Leitender) Oberarzt: ca. 99.600 – 134.400 Euro
Die höchsten Festgehälter im MVZ
Wer als angestellter Arzt im privaten Bereich arbeiten möchte, für den ist wichtig: Die höchsten Festgehälter werden laut erwähnter Umfrage der ApoBank im MVZ gezahlt. Sie liegen im Schnitt rund 16.500 Euro über Gehältern angestellter Praxis-Ärzte. Angestellte im MVZ erhalten zudem öfter eine Umsatzbeteiligung (36 Prozent) als Fachkollegen in Facharzt-Praxen (23 Prozent) und Niederlassungen von Allgemeinmedizinern (19 Prozent).
Was lohnt sich mehr? – Individuell entscheiden
Berufseinsteiger und Fachärzte an Kliniken können mit festen, steigenden Gehältern rechnen. Als niedergelassener Arzt hat man meist bessere Verdienstaussichten, muss aber oft schwierige Anfangsjahre einplanen. Schwankende Einnahmen und Kosten im Praxisbetrieb erschweren die Planungssicherheit.
Wer den Beruf als Vertragsarzt ausüben möchte, ohne sich um bürokratische und wirtschaftliche Themen zu kümmern, ist mit einer Anstellung in einem MVZ gut beraten. Die Tätigkeit in einem MVZ hat vor und Nachteile. Unter anderem ist aber mit einer deutlich besseren Work-Life-Balance zu rechnen. Außerdem lässt sich so Erfahrung sammeln und Geld ansparen, das man später vielleicht doch in eine eigene Niederlassung investieren kann.
Arzt Gehalt im Überblick
- Virchow Bund, Tarifvertrag TVöD Bund, (Abrufdatum 21.02.2024)
- Marburger Bund, Tarifverträge (Abrufdatum 21.02.2024)
- ApoBank, Rund 76.000 Euro verdienen angestellte Hausärzte in Praxen und MVZ im Schnitt (Abrufdatum 21.02.2024)