
Nach dem Abschluss des Medizinstudiums stehen angehenden Ärztinnen und Ärzten eine Vielzahl an Karrieremöglichkeiten zur Auswahl. Auf Anhieb die passende Stelle zu finden und den optimalen Karriereweg einzuschlagen ist nicht immer einfach. Der folgende Artikel beinhaltet wichtige Tipps, die Medizinern im Rahmen einer optimalen Karriereplanung hilfreich sein können.
Inhaltsverzeichnis
Generelle Orientierung
Bereits während des Studiums kann man im Rahmen von Famulaturen und des Praktischen Jahres (kurz: PJ) erste Erfahrungen sammeln und möglicherweise kristallisieren sich auch bereits erste Präferenzen hinsichtlich einer späteren ärztlichen Fachrichtung heraus. Im Rahmen der Karriereplanung sollte man sich vorab deutlich machen, ob man eher eine praktische oder eine wissenschaftliche Karriere anstreben möchte. Zudem sollte man sich entscheiden, ob man den „klassischen“ Karriereaufstieg in einem privaten Krankenhaus oder möglicherweise eine universitäre Karriere anstreben will. Manchmal lohnt sich der Austausch mit Personen aus der gleichen Branche, jedoch sollte man die Karriereplanung nicht von der Meinung anderer abhängig machen.
Wichtige allgemeine Fragen im Rahmen der Karriereplanung
Bevor man in die Karriereplanung einsteigt oder einen nächsten Karriereschritt geht und beispielsweise eine Beförderung anstrebt, sollte man sich die folgenden Fragen stellen.
- Wie wichtig ist einem ein gute Work-Life-Balance? Wird die eigene Work-Life-Balance durch die Wunschstelle bzw. neue Position negativ beeinflusst?
- Wie wichtig ist einem eine Teilzeitanstellung? Kann ein bisheriges Teilzeitmodell auch nach der Beförderung fortgeführt werden?
- Ist man bereit im Rahmen der Karriereplanung oder des Karriereaufstiegs den Arbeitgeber zu wechseln und in diesem Zusammenhang gegebenenfalls umziehen zu müssen?
- Ist man bereit Abstriche beim Gehalt zu machen, um eine Wunschstelle annehmen zu können?
- Ist man bereit dazu, mehr Verantwortung zu übernehmen?
- Ist man bereit dazu, möglicherweise im Rahmen eines Karriereaufstiegs Personalverantwortung tragen zu müssen?
Jahresgespräch und regelmäßiges Selbst-Feedback
Eine wichtige Säule der Karriereplanung ist das Jahresgespräch. Dieses Gespräch dient einerseits der Leistungsbeurteilung durch den Arbeitgeber, ermöglicht jedoch auch einen Austausch zu persönlichen Zielen des Arbeitnehmers sowie der weiteren Karriereplanung. Im Rahmen des Gesprächs können beispielsweise Rotationswünsche und mögliche Versetzungen geäußert oder die Verfügbarkeit von freien Stellen in alternativen und/oder höheren Positionen erfragt werden. Daneben sollte man sich immer wieder Zeit für ein kurzes Selbst-Feedback nehmen. Hierbei kann man sich beispielsweise Ziele und Wünsche in ein Buch notieren und in regelmäßigen Abständen überprüfen, ob diese erreicht wurden, sich kleinere Änderungen ergeben haben oder man sich mittlerweile sogar in eine völlig andere Richtung entwickelt hat. Darüber hinaus kann man eigene Stärken und Schwächen formulieren, und überlegen wie man diese besser erkennen, ausbauen oder reduzieren kann, um gewünschte Erfolge zu erzielen.
Karriereplanung in der Klinik
Der Aufstieg auf der Karriereleiter innerhalb einer Klinik umfasst mehrere Hierarchiestufen, die sich hinsichtlich der benötigten Qualifikationen, der jeweiligen Arbeits- und Aufgabenbereiche sowie der (Personal-)Verantwortung voneinander unterscheiden.
Die Weiterbildungszeit
Die klassische Laufbahn in einem Krankenhaus beginnt mit der fachärztlichen Weitebildung, die für gewöhnlich zwischen fünf bis sechs Jahre Zeit in Anspruch nimmt. Wer sich an diesem Punkt in der Karriereplanung befindet, sollte sich hinsichtlich eigener fachlicher Präferenzen, bestimmter (fein)motorischer Fähigkeiten und insbesondere der Fähigkeit am und mit Patienten zu arbeiten Gedanken machen. Wer bereits an diesem Punkt einen zukünftigen Chefarztposten ins Auge fasst, sollte sich bewusst machen, dass bestimmte Fachrichtungen besonders beliebt sind (Beispiel: Anästhesie, Chirurgie, Orthopädie) und daher die Konkurrenz groß sein wird, sodass man sich mit besonderen Fähigkeiten hervorheben muss.
Facharzt versus (Leitender) Oberarzt
Nach erfolgreich abgeschlossener Weiterbildung erhalten Ärzte den Facharzttitel. Doch wie geht es nun auf der Karriereleiter weiter? Wie wird man Oberarzt? Welche Voraussetzungen sind an diese Position gebunden?
Wer den Karriereweg bis zum Facharzt gegangen ist, muss nicht zwangsläufig weiter aufsteigen. In vielen Fachabteilungen von Kliniken sind Fachärzte tätig, die keinen weiteren Aufstieg anstreben. Wer Oberarzt werden will, sollte sich bewusst machen, dass neben den fachlichen Fähigkeiten auch eine gewisse Führungskompetenz verlangt wird und den Ärzten in Weiterbildung gegenüber auch ein Lehrauftrag besteht. Wer den beruflichen Aufstieg zum Oberarzt anstrebt, über den Facharzttitel, ein fundiertes Fachwissen, Empathie, soziale Kompetenz, eine gute Organisation, die Fähigkeit gewisse Aufgaben zu delegieren und Teamfähigkeit verfügt, sollte sich auf eine freie Oberarztstelle bewerben.
Chefarzt
Freie Chefarztstellen sind selten und beliebt. Es reicht nicht aus, lange Zeit als leitender Oberarzt tätig gewesen zu sein. Wer Chefarzt werden will, muss herausragende Leistungen vollbracht haben und über Alleinstellungsmerkmale verfügen. Chefärzte verfügen nicht nur über Kenntnisse auf ihrem Fachgebiet, sondern auch im Bereich bestimmter fachbezogener Schwerpunktthemen. Sie sind fächerübergreifend vernetzt, tragen Personalverantwortung für die komplette Fachabteilung und müssen zudem die Profitabilität derselben im Auge behalten, demnach über wirtschaftliches Geschick verfügen. Trotz der großen Verantwortung sollte ein Chefarzt weiterhin teamfähig sein und als verlässlicher Ansprechpartner dienen.
Aufgrund der geringen Anzahl freier Stellen, ist der Antritt einer Chefarztstelle oft mit einem Wohnortwechsel verbunden. Wer zudem Wert auf eine gute Work-Life-Balance legt, sollte sich nicht auf einen Chefarztposten bewerben.
Unterschied „normale“ Klinik und Universitätsklinik
Das Arbeiten in universitären Kliniken bietet einerseits eine Vielzahl an Vorteilen wie beispielsweise eine große Vielfalt an sowie die enge Vernetzung der Fachabteilungen, einen Einblick in die neusten Entwicklungen sowie eine enge Vernetzung mit Lehre und Wissenschaft. Dennoch kann ein Karriereaufstieg an einer Universitätsklinik auch Nachteile mit sich bringen. In großen Kliniken ist die Konkurrenzsituation für gewöhnlich größer als an kleineren Krankenhäusern. Die fachärztliche Weiterbildung kann aufgrund der Größe einzelner Abteilungen (Beispiel: Viszeralchirurgie, Unfallchirurgie, Innere Medizin) und der hohen Anzahl an Weiterbildungsassistenten oft länger dauern, da auf die Durchführung bestimmter operativer Eingriffe oder bestimmte Rotationen (Beispiel: Intensivstation) während der Weiterbildungszeit länger gewartet werden muss. Zudem ist der berufliche Aufstieg an Universitätskliniken für gewöhnlich mit der Notwendigkeit zur wissenschaftlichen Tätigkeit beziehungsweise Forschung verbunden.