
In Deutschland gibt es über 500 kommunale Krankenhäuser. Diese Kliniken zählen oftmals zu den größten Arbeitgebern, denn über die Hälfte aller angestellten Klinikärzte ist in kommunalen Krankenhäusern tätig. Sie dienen der flächendeckenden Gesundheitsversorgung der Allgemeinbevölkerung und bieten ein großes Behandlungsspektrum an. Welche Vor- und Nachteile ein Berufsstart als Arzt in einer kommunalen Klinik hat, erläutert dieser Beitrag.
Inhaltsverzeichnis
Arbeitsumfeld
Aufgrund ihrer Größe verfügen kommunale Krankenhäuser in der Regel immer über freie Weiterbildungsstellen für Assistenzärzte. Darüber hinaus profitieren Ärzte in Weiterbildung von guten Organisationsstrukturen innerhalb des Krankenhauses. Üblicherweise profitieren sie auch von der Möglichkeit, benötigte Rotationen – zum Beispiel auf die Intensivstation – sowie Interventionen und operative Eingriffe innerhalb der vorgeschriebenen Weiterbildungszeit zu absolvieren. Kommunale Krankenhäuser übernehmen normalerweise die medizinische Versorgung eines großen Einzugsgebietes und sind daher insbesondere im Bereich der internistischen und chirurgischen Versorgung sowie weiterer Fächer wie beispielsweise Gynäkologie, Urologie oder Neurologie gut aufgestellt. Assistenzärzte sind im täglichen Berufsalltag mit einer Vielzahl an verschiedenen Krankheiten und Verletzungen konfrontiert und dürfen diese oftmals bereits schnell eigenverantwortlich behandeln. Innerhalb der Ärzteschaft der medizinischen Fachabteilungen in kommunalen Krankenhäusern wird der Teamgedanke üblicherweise groß geschrieben zudem werden meist eher flache Hierarchien bevorzugt.
Weiterbildungsmöglichkeiten
In kommunalen Krankenhäusern liegt das Hauptaugenmerk auf der klinischen Patientenversorgung. Laborforschung und wissenschaftliches Arbeiten spielen in den meisten Häusern der kommunalen Versorgung nur eine untergeordnete Rolle. Assistenzärzte haben die Möglichkeit ihre Ausbildung in allen gängigen Fachrichtungen zu absolvieren. Besondere Nischenfächer sind dagegen meist nicht an kommunalen Klinken vertreten.
Tarifvertrag
Für Ärzte, die in kommunalen Krankenhäusern beschäftigt sind, gilt der Tarifvertrag für kommunale Krankenhäuser (TV-Ärzte/VKA). Mit welchem Gehalt Assistenzärzte rechnen können ist in der untenstehenden Tabelle zusammengefasst.
Gültig von 01.07.2024 bis 31.07.2025 Quelle: TV Ärzte
Entgeltgruppe Stufe 1 Stufe 2 Stufe 3 Stufe 4 Stufe 5 Stufe 6 I Assistenzarzt 1. Jahr 2. Jahr 3. Jahr 4. Jahr 5. Jahr 6. Jahr 5.499,85 € 5.811,63 € 6.034,28 € 6.420,21 € 6.880,40 € 7.069,68 € II Facharzt 1. Jahr 4. Jahr 7. Jahr 9. Jahr 11. Jahr 13. Jahr 7.258,93 € 7.867,55 € 8.401,96 € 8.713,71 € 9.018,00 € 9.322,29 € III Oberarzt 1. Jahr 4. Jahr 7. Jahr 9.092,24 € 9.626,62 € 10.391,15 € IV Ltd. Oberarzt 1. Jahr 4. Jahr 10.695,40 € 11.459,97 €
Dienste
Assistenzärzte auf den Normalstationen oder bei Einteilung in den Operationsaal arbeiten normalerweise im Tagdienst, der in der Regel um sieben Uhr beginnt und gegen 16 Uhr endet. Die hierfür zuständigen Ärzte übernehmen die anfallende Stationsarbeit und assistieren bei geplanten Operationen. In manchen Kliniken übernimmt ein Arzt zusätzlich den Spätdienst, hilft auf der Notfallstation aus oder übernimmt „liegengebliebene“ Arbeiten von den Stationsärzten. Der für die Nacht eingeteilte Dienstarzt ist für die nächtlichen Anliegen auf den Bettenstationen zuständig und übernimmt die OP-Assistenz bei Notfällen. An Wochenenden und Feiertagen gelten üblicherweise Sonderregelungen. An diesen Tagen ist die personelle Besetzung eher schwächer, sodass die Dienste oftmals 24 Stunden dauern und in Präsenz unter Bereitstellung eines Dienstzimmers zu leisten sind. Für unerwartete Notfälle stehen Ärzten an Feiertagen zusätzlich Kollegen in Rufbereitschaft zur Verfügung.
Ein generelles Zwei- oder Dreischichtsystem kommt üblicherweise auf den Notfall- oder Intensivstationen zum Einsatz, da die dort behandelten Patienten durchgehende Betreuung benötigen. Eine Übersicht über die Dienste als Assistenzarzt findest Du hier:
- Assistenzarzt Vergütung von Dienst, Bereitschaftsdienst, Rufbereitschaft
- Arzt-Rechte und Pflichten: Arbeitszeiten und Dienstpläne
Zuschläge
Überstunden und Nachtarbeit werden in kommunalen Krankenhäusern mit 15 Prozent pro Stunde vergütet, Sonntagsarbeit mit 25 Prozent. Wer an Feiertagen arbeitet erhält pro Stunde 35 Prozent mit und 135 Prozent ohne Möglichkeit zum Freizeitausgleich.
Arbeitszeit
In kommunalen Krankenhäusern beträgt die Wochenarbeitszeit insgesamt 40 Stunden. Innerhalb der fachärztlichen Weiterbildung rotieren Assistenzärzte für gewöhnlich in verschiedene Bereiche (Beispiel: Notfallstation, Bettenstation, OP, Intensivstation). Je nach Einsatzgebiet ist die wöchentliche Arbeitszeit daher an fünf selten auch sechs Tagen oder basierend auf einem Schichtrotationsplan – dies gilt zumeist für die Notfall- oder Intensivstation – abzuleisten.
Urlaub
Jährlich haben ärztliche Mitarbeiter an kommunalen Krankenhäusern Anspruch auf 30 Urlaubstage. Alles, was Du zum Thema Urlaub als Arzt wissen musst, beschreibt dieser Artikel:
Benefits
Wer bereit ist Nachtdienste zu übernehmen, kann mit zwei weitere freien Tagen im Jahr rechnen.
Zusätzliches
An kommunalen Krankenhäusern kann man als Assistenzarzt mit einer verbindlichen Arbeitszeiterfassung sowie der Erstellung des Dienstplans mindestens einen Monat im Voraus rechnen.
Entscheidungshilfen
Der Berufsstart als Arzt in einer kommunalen Klinik eignet sich insbesondere für Personen, die gerne schnell selbstständig arbeiten möchten und eine enge Bindung zum Patienten sowie flachere Hierarchien innerhalb des Kollegiums bevorzugen. Kommunale Krankenhäuser bieten eine fundierte Ausbildung insbesondere in den größeren medizinischen Fächern und bereiten angehende Fachärzte auch gut auf eine mögliche Niederlassung in eigener Praxis vor. Wer eine wissenschaftliche Karriere anstrebt, ist jedoch besser an einer Uniklinik aufgehoben. Alles, was Du zum Thema Berufsstart in der Uniklinik liest Du hier:
Weitere Infos zu den Themen Facharztausbildung und Arbeitgeberwahl bieten Dir diese Whitepaper: