
Das große Blutbild ist eine Laboruntersuchung, die bei Verdacht auf akute und chronische Infektionskrankheiten sowie Erkrankungen der Blutbildung und des Immunsystems durchgeführt wird. Es beinhaltet die Laborwerte des kleinen Blutbildes und erhebt zusätzliche Parameter, welche eine Differenzierung der Leukozyten – der weißen Blutkörperchen – ermöglichen. In diesem Zusammenhang spricht man daher auch vom sogenannten Differenzialblutbild. Ein Überblick über die Krankheiten, die im großen Blutbild erkennbar sind.
Inhaltsverzeichnis
Großes Blutbild – wann sinnvoll?
Ein großes Blutbild wird durchgeführt, wenn die Auswertung des kleinen Blutbildes auffällige Leukozytenwerte ergeben hat. Im Rahmen der Auswertung des großen Blutbildes kann dann eine genaue Differenzierung der Leukozyten erfolgen. Je nach betroffener Leukozytenuntergruppe können Rückschlüsse auf die zugrundeliegende Erkrankung gezogen werden.
Großes Blutbild – Diese Krankheiten sind erkennbar!
Eine Vielzahl unterschiedlicher Erkrankungen ist im großen Blutbild erkennbar. Unter anderem diese Krankheiten kann man erkennen:
Anämie
Unter einer Anämie versteht man eine Blutarmut. Diese kann mit Symptomen wie Blässe, allgemeiner Schwäche und Schwindel einhergehen. Im großen Blutbild zeigt sich eine verminderte Anzahl von Erythrozyten und Hämoglobin.
Infektionen
Die folgenden Infektionen sind im großen Blutbild nachweisbar:
Bakterielle Infektionen und akute/chronische Entzündungen
Üblicherweise ist die Zahl der neutrophilen Granulozyten bei Vorliegen einer bakteriellen Infektion und auch im Zusammenhang mit akuten und chronischen Entzündungen erhöht. Man spricht hierbei von einer Neutrophilie. Bei Vorliegen einer bakteriellen Infektion sind im Blut der Erkrankten zudem besonders viele Vorstufen der stabkernigen neutrophilen Granulozyten nachweisbar. Bei schweren chronischen Entzündungen sind häufig auch die Monozyten deutlich erhöht.
Parasitäre Infektionen
Bei Parasitenbefall des Körpers ist die Anzahl der eosinophilen Granulozyten erhöht. Es liegt eine sogenannte Eosinophilie vor.
Blutbildungsstörungen
Blutbildungsstörungen sind Erkrankungen, die das Knochenmark und somit den Produktionsort des Blutes betreffen. Es gibt eine Vielzahl an Störungen der Blutbildung, die sich laborchemisch unterschiedlich darstellen. Die häufigsten sind:
Leukämie
Bei einer Leukämie ist der laborchemische Nachweis von unreifen neutrophilen Granulozyten charakteristisch. Zudem kann eine Anämie sowie eine reduzierte Anzahl der Thrombozyten (Thrombozytopenie) vorliegen. Die Anzahl der reifen Leukozyten kann vermindert, normal oder erhöht sein. Bei Verdacht auf eine bestehende Leukämie muss zur Diagnosesicherung eine Knochenmarkspunktion erfolgen und Leukämiezellen im Knochenmark nachgewiesen werden.
Lymphome
Bei der Diagnose von Lymphomen spielt das große Blutbild beziehungsweise die Differenzierung der Leukozyten ebenfalls eine wichtige Rolle. Beim Hodgkin-Lymphom treten vermehrt eosinophile Granulozyten auf, die Zahl der Lymphozyten ist hingegen erniedrigt (Lymphozytopenie). Beim Non-Hodgkin-Lymphom besteht üblicherweise eine Anämie, die Leukozyten sind vermindert oder erhöht, und es liegt eine geringere Anzahl der Thrombozyten vor.
Agranulozytose
Bei der Agranulozytose handelt es sich um eine Störung der Blutbildung, der zumeist eine Medikamentenunverträglichkeit zugrunde liegt. Das Differenzialblutbild von Patienten/-innen mit bestehender Agranulozytose zeigt eine deutlich verminderte Anzahl von neutrophilen Granulozyten, es liegt eine sogenannte Neutropenie vor.
Bösartige Neubildungen (Neoplasien)
Bei Vorliegen von bösartigen Tumoren ist die Zahl der neutrophilen Granulozyten üblicherweise deutlich erhöht. Um eine bösartige Neubildung jedoch genau zu charakterisieren, ist die Bestimmung weiterer Laborwerte notwendig.
Autoimmunerkrankungen
Auch bestimmte Autoimmunerkrankungen können mit Veränderungen im großen Blutbild einhergehen.
Perniziöse Anämie (Vitamin B 12 Mangel)
Bei der perniziösen Anämie handelt es sich um eine Bluterkrankung, die auf einen Mangel an Vitamin B12 zurückzuführen ist. Mengenmäßig liegen bei dieser Form der Blutarmut weniger Erythrozyten vor, diese sind jedoch größer als gewöhnlich und haben einen höheren Hämoglobingehalt. Im Differenzialblutbild zeigt sich zudem eine Vermehrung von übersegmentierten neutrophilen Granulozyten.
Allergien
Bei Allergikern/-innen kann die Anzahl der eosinophilen Granulozyten im großen Blutbild erhöht sein.
Verlaufskontrolle HIV/AIDS
Zeigt sich im Rahmen einer ärztlichen Verlaufskontrolle im Differenzialblutbild einer an HIV erkrankten Person ein Mangel an Leukozyten, könnte dies ein Hinweis darauf sein, dass die AIDS-Erkrankung ausgebrochen ist.