Die Ermittlung der Blutwerte gehört zu den Routine Untersuchungen und wird häufig zur Diagnostik oder Verlaufskontrolle von Erkrankungen durchgeführt. Weichen die ermittelten Blutwerte von der Norm ab, kann dies ein Indiz für mögliche Krankheiten sein.
Inhaltsverzeichnis
- Bedeutung der Blutwerte
- Kleines und großes Blutbild
- Blutwerte Tabelle - Normwerte und Abkürzungen
- Erythrozyten (rote Blutkörperchen)
- Leukozyten (weiße Blutkörperchen)
- Thrombozyten (Blutplättchen)
- Entzündungswerte (CRP)
- Leberwerte (ALT, AST, Gamma-GT, AP)
- Nierenwerte (Kreatinin, GfR)
- Schilddrüsenwerte (TSH, T3, T4)
- Blutfettwerte
- Weitere Blutwerte
Für Menschen ohne medizinische Ausbildung kann es oftmals schwierig sein, die verschiedenen Abkürzungen und Werte zu verstehen. Der folgende Artikel gibt einen Überblick über die verschiedenen Blutwerte und erklärt die Bedeutungen.
Bedeutung der Analyse der Blutwerte
Die Laboranalyse der Blutwerte ist in der heutigen Zeit eine der wichtigsten Maßnahmen zur Diagnose des Gesundheitszustandes eines Patienten.
Ärzte können das Ergebnis der Laboruntersuchung nutzen, um zu prüfen, ob die verschiedenen Blutwerte des Patienten in Ordnung sind und der Patient vollständig gesund ist. Gleichzeitig können die Werte dem Arzt Hinweise geben auf Mangelerscheinungen, bestimmte Krankheiten als auch auf Ursachen der Krankheiten. Im Rahmen der Behandlung von Krankheiten können die Blutwerte Hinweise auf die Wirksamkeit und den Verlauf von Therapien geben. Vor Operationen werden die Blutwerte untersucht, um Risiken zu erkennen und Vorerkrankungen auszuschließen. Dies zeigt die Wichtigkeit der Analyse der Blutwerte.
Auch im Rahmen von Check-up-Untersuchungen werden die Blutwerte ermittelt. Gesetzlich Versicherten steht ab dem 35. Lebensjahr all zwei Jahre eine kostenlos Gesundheitsuntersuchung zu. Neben der körperlichen Untersuchung wird dabei auch eine Blutuntersuchung durchgeführt, um Hinweise auf den allgemeinen Gesundheitszustand sowie Mangelerscheinungen und Hinweise auf Krankheiten zu erhalten.
Kleines und großes Blutbild
Bei einer Blutuntersuchung können verschiedene Blutwerte geprüft werden. Diese werden im Rahmen sogenannter Blutbilder bestimmt. Generell unterscheidet man zwischen dem kleinen Blutbild und dem großen Blutbild.
Kleines Blutbild
Beim kleinen Blutbild werden die Erythrozyten (rote Blutkörperchen), Leukozyten (weiße Blutkörperchen) und Thrombozyten (Blutplättchen) bestimmt. Abgesehen von den Blutkörperchen und den Blutplättchen werden auch die Blutwerte Hämoglobin und Hämatokrit untersucht.
Diese Untersuchung des Blutes wird routinemäßig durchgeführt. Beispielsweise vor Untersuchungen, vor Operationen, bei Infektionen oder auch bei anhaltenden Beschwerden aller Art wird ein kleines Blutbild gemacht. Das Blutbild kann Hinweise auf Infektionen oder Entzündungen geben. Ausführliche und weiterführende Informationen finden Sie im Artikel zum Thema Kleines Blutbild.
Großes Blutbild
Zu einem großen Blutbild gehören neben den Blutwerten des kleinen Blutbilds noch weitere Blutwerte. Es wird daher auch als Differentialblutbild bezeichnet.
Beim großen Blutbild geht es vor allem um die Bestimmung der verschiedenen Zellarten der Leukozyten (weißen Blutkörperchen). Während bei der kleinen Blutuntersuchung lediglich die gesamte Zahl an Leukozyten wiedergegeben wird, werden im großen Blutbild die weißen Blutkörperchen genauer untersucht. Diese sind in fünf Typen eingeteilt: neutrophil, eosinophil und basophile Granulozyten, Monozyten und Lymphozyten.
Die Granulozyten werden bei der Diagnose von Herzerkrankungen oder Rheuma analysiert. Die Monozytwerte geben Aufschlüsse bei Bakterien- oder Pilzinfektionen. Der Lymphozytenwert kann Hinweise auf Erkrankungen wie Krebs und Autoimmunerkrankungen geben. Ausführliche und weiterführende Informationen finden Sie im Artikel zum Thema Großes Blutbild.
Blutwerte Tabelle – Normwerte und Abkürzungen
Die folgende Tabelle zeigt alle wichtigen Blutwerte in einer großen Übersicht inklusive der Abkürzungen als auch der Normwerte. Zu den wichtigsten Blutwerten ist jeweils ein detaillierte Beschreibung verlinkt, die Sie über den jeweils hinterlegten Link erreichen.
Blutwert (Abkürzung) | Normwert (Frauen) | Normwert (Männer) |
Albumin (ALB) | 35 – 53 g (bis 60 Jahre) | 35 – 53 g (bis 60 Jahre) |
Antithrombin (AT) | Aktivität : 80 – 130 % Konz . : 0,19 – 0,31 | Aktivität : 80 – 130 % Konz . : 0,19 – 0,31 |
Bilirubin (BIL) | 0,1 – 1,2 mg / dl | 0,1 – 1,2 mg / dl |
Blutkörperchen Rot (Erythrozyten) | 3,8 – 5,2 Mio . / μl | 4,4 – 5,9 Mio . / μl |
Blutkörperchen Weiß (Leukozyten) | 4 300 – 10 000 / μl | 4 300 – 10 000 / μl |
Blutplättchen (Thrombozyten) | 150 000 – 450 000 / μl | 150 000 – 450 000 / μl |
Blut.senk.geschw. (BSG) | ≤ 20 mm (bis 50 Jahre) | ≤ 15 mm (bis 50 Jahre) |
Calcitonin (CT) | 2 – 10 pg / ml (ng/l) | 2 – 48 pg / ml (ng/l) |
Carcino-embryonales Antigen (CEA) | 1,5 – 5,0 μg / l | 1,5 – 5,0 μg / l |
Chlorid (CHL) | 95 – 105 mmol / l | 95 – 105 mmol / l |
Cholesterin (gesamt) | ≤ 160 mg | ≤ 160 mg |
LDL Cholesterin | 160 mg | 160 mg |
HDL Cholesterin | 40 – 60 mg / dl | 40 – 60 mg / dl |
C-reaktives Protein (CRP) | bis 8,2 mg / l ( < 5 mg / l ) | bis 8,2 mg / l ( < 5 mg / l ) |
C3-Komplement (C3) | 0,82 – 1,60 g / l | 0,82 – 1,60 g / l |
C4-Komplement (C4) | 0,16 – 0,46 g / l | 0,16 – 0,46 g / l |
Eisen (FE) | 4,1 – 24 μmol / l | 6,3 – 30,1 μmol / l |
Eiweiß Gesamt (EW) | 66 – 83 g | 66 – 83 g |
Ferritin (FERR) | 9 – 140 μg / l (20 – 60 Jahre) | 18 – 360 μg / l (20 – 60 Jahre) |
Fibrinogen (FBG) | 1,8 – 3,5 g / l | 1,8 – 3,5 g / l |
Folsäure (FOLS) | 2,5 – 9,1 μg / l | 2,5 – 9,1 μg / l |
Follikelstim.Hormon (FSH) | 2 – 20 IU / l (vor WJ) | 1 – 7 IU / l |
Gamma-GT (GGT) | 40 U / l | 40 U / l |
Glutamat-Oxalacetat-Transaminase (GOT) | 31 U / l | 35 U / l |
Glutamat-Pyruvat-Transaminase (GPT) | 34 U / l | 45 U / l |
Hämatokrit (HKT) | 35 – 47 Vol . – % | 40 – 52 Vol . – % |
Hämoglobin (HB) | 11,7 – 15,7 g / dl | 13,3 – 17,7 g / dl |
Harnsäure (HS) | 2,3 – 6,1 mg / dl | 3,6 – 8,2 mg / dl |
Harnstoff (BUN) | 17 – 43 mg / dl | 17 – 43 mg / dl |
HbA1 | 5,4 – 7,5 % | 5,4 – 7,5 % |
HbA1c | 4 – 6 % | 4 – 6 % |
International Normalized Ratio (INR) | 0,85 – 1,15 | 0,85 – 1,15 |
Kalium (K) | 3,5 – 5,1 mmol / l | 3,5 – 5,1 mmol / l |
Kalzium (Ca) | 8,6 – 10,3 mg / dl | 8,6 – 10,3 mg / dl |
Kreatinin (KREA) | 0,56 – 0,91 mg / dl | 0,64 – 1,05 mg / dl |
Lipoprotein (LPA) | 300 mg / l | 300 mg / l |
Magnesium (Mg) | 0,77 – 1,03 mmol/l | 0,73 – 1,06 mmol/l |
Mean Corpuscular Haemoglobin (MCH) | 26 – 34 pg / Zelle | 27 – 34 pg / Zelle |
Mean Corpuscular Haemoglobin Concentration (MCHC) | 31,4 – 35,8 g / dl | 31,5 – 36,3 g / dl |
Mean Corpuscular volume (MCV) | 81 – 100 fl | 81 – 100 fl |
Natrium (Na) | 135 – 145 mmol / l | 135 – 145 mmol / l |
Nüchternblutzucker (NBZ) | ≤ 100 mg / dl | ≤ 100 mg / dl |
Part . Thromboplastinzeit (PTT) | 26 – 36 Sekunden | 26 – 36 Sekunden |
Phosphat (PHOS) | 0,84 – 1,45 mmol | 0,84 – 1,45 mmol |
Prostataspezifisches Antigen (PSA) | – | T-PSA ≤3 – 4 g/l |
Plasmathrombinzeit (PTZ) | 16 – 24 Sekunden | 16 – 24 Sekunden |
Red Cell Distribution Width (RDW) | 15 % | 15 % |
Renin (ARQ) | 5,0 – 40 pg / ml | 5,0 – 40 pg / ml |
Retikulozyten (RETR) | 2,3 ± 1,2 % | 2,3 ± 1,2 % |
Rheumafaktoren (RF) | 20 kU / l | 20 kU / l |
Saure Phosphatase (PAP) | 4,8 – 13,5 U / l | 4,8 – 13,5 U / l |
Thyroxin (T4) | 56 – 123 μg / l | 56 – 123 μg / l |
Trijodthyronin (T3) | 0,78 – 1,82 μg / l | 0,78 – 1,82 μg / l |
Triglyzeride (TRIG) | ≤ 150 mg / dl | ≤ 150 mg / dl |
Transferrin gesamt (TF) | 2,0 – 3,6 g / l | 2,0 – 3,6 g / l |
Thyreoidea stimulierendes Hormon (TSH) | 0,4 – 4,0 mIU / l | 0,4 – 4,0 mIU / l |
Erythrozyten (rote Blutkörperchen)
Ein wichtiger Blutwert sind die Erythrozyten (rote Blutkörperchen). Es sind die Zellen, die dem Blut die rote Farbe geben. Die rote Farbe haben sie, da sie den roten Blutfarbstoff Hämoglobin beinhalten. Hämoglobin ist für die Sauerstoffbindung verantwortlich und die Erythrozyten sind für den Sauerstofftransport im Blut verantwortlich.
Da die Zellen keinen Zellkern mehr besitzen, können diese sich nicht teilen und verfallen nach spätestens 120 Tagen. Dabei sind die Milz und die Leber für den Abbau verantwortlich. Hergestellt werden die Erythrozyten im Knochenmark. Hier werden pro Sekunde circa drei Millionen produziert.
Bei Erythrozyten liegt der Normalwert bei einem gesunden Mann bei 4,4 bis 5,9 Millionen Erythrozyten pro Mikroliter und bei einer gesunden Frau bei 3,8 bis 5,2 Millionen pro Mikroliter. Um die Masse der roten Blutkörperchen genauer darzustellen, kann folgendes Beispiel verwendet werden: legt man alle Erythrozyten des menschlichen Körpers nebeneinander, so hat man die Größe eines halben Fußballfeldes.
Sofern zu wenige Erythrozyten im Blut sind, wird von einer Anämie (Blutarmut) gesprochen. Diese kommt häufig während Schwangerschaften und bei Kindern vor. Sie entsteht bei einer verminderten Bildung von roten Blutkörperchen oder bei einem hohen Verlust durch Blutungen.
Wenig Erythrozyten im Blut weisen auf folgende mögliche Ursachen hin:
- Eisenmangel
- Vitaminmangel
- Funktionseinschränkung des Knochenmarks, beispielsweise bei Blutkrebs
- Blutungen der inneren Organe
- Äußere Blutungen
- Bei starker Periode
- Nach Operationen
- Infektionen
- Krebs
Leukozyten (weiße Blutkörperchen)
Die Leukozyten sind die weißen Blutkörperchen. Sie sind verantwortlich für die Immunabwehr und stammen aus dem Knochenmark ab. Da sie keinen roten Blutfarbstoff enthalten erscheinen sie als farbarm, beziehungsweise weiß und werden daher als weiße Blutzellen bezeichnet. Die weißen Blutkörperchen sind im Blut, im Gewebe, in den Lymphknoten und in den Schleimhäuten aufzufinden. Die meisten können sich aktiv fortbewegen und können von den Blutgefäßen in das Gewebe wandern.
Bei den Leukozyten gibt es verschiedene Typen, die unterschiedliche Aufgaben bei der Immunabwehr übernehmen. Diese bilden sich durch spezielle Wachstumsfaktoren. Die Leukozyten sind in folgende Typen unterteilt:
- Granulozyten
- Monozyten
- Lymphozyten
Der Normalwert bei Leukozyten liegt bei 4.300 bis 10.000 Zellen pro Mikroliter. Kinder und Schwangere können einen deutlich höheren Leukozytenwert aufweisen, Neugeborene sogar bis zu 30.000 Zellen pro Mikroliter. In der Regel reicht es, die gesamte Anzahl der Leukozyten zu untersuchen. Selten muss dieser Gesamtwert auch differenziert betrachtet werden, um zu sehen von welchem Typ wie viele Leukozyten stammen.
Ist der Leukozytenwert im Blut gering, spricht man von einer Leukozytopenie oder einer Leukopenie. Geringe Werte liefen Hinweise auf Infekte, Blutkrankheiten wie eine Blutvergiftung oder eine Krebserkrankungen oder Knochenmarkschädigungen. Dabei kann es vorkommen, dass die Granulozytenanzahl verringert ist, obwohl die restlichen Typen der Leukozyten im Normbereich liegen. Dann spricht man von einer Granulozytopenie bzw. wenn die Granulozyten fast komplett fehlen von einer Agranulozytose.
Thrombozyten (Blutplättchen)
Thrombozyten (Blutplättchen) sind scheibenförmige Zellkörper und sind zwei bis vier Mikrometer groß. Sie schwimmen frei im Blut und besitzen keinen Zellkern. Sie leben in der Regel fünf bis neun Tage und werden dann in der Milz, Lunge und Leber ausgemustert.
Die Thrombozyten spielen eine wichtige Rolle bei der Blutstillung, auch primäre Hämostase genannt. Sie sind für die Blutgerinnung und Wundschließung verantwortlich. Wird ein Blutgefäß verletzt, beginnen die Blutplättchen sich an der verletzten Gefäßwand zu lagern. Dann heften sich an die Thrombozyten immer mehr Plättchen an. Diesen Vorgang nennt man Thrombozytenaggregation. Das verletzte Gefäß wird so schnell geschlossen und die Blutung wird gestoppt. In der sekundären Hämostase, also im weiteren Prozess der Blutstillung, wird der Verschluss schließlich stabilisiert.
Der Normalwert bei Erwachsenen sind 150.000 bis 450.000 Thrombozyten pro Mikroliter Blut. Die Werte unterscheiden sich nach Alter. Bei Neugeborenen und Jugendlichen sind die Werte deutlich niedriger.
In folgende Fällen werden die Thrombozyten bestimmt:
- Sofern ein Patient stärker blutet als normal
- Bei einem kleinen Blutbild, also einer Routine-Blutuntersuchung
- Vor und nach Operationen
- Bei einer Therapie mit Chemotherapeutika oder blutverdünnenden Mitteln
- Bei Thrombosepatienten
- Bei Störungen der Blutgerinnung
- Bei Verdacht auf Funktionsstörungen der Thrombozyten
Sofern die Anzahl der Thrombozyten im Blut vermindert ist, kann es daran liegen, dass der Körper an sich zu wenig produziert oder diese vermehrt zugrunde gehen. Dies wird Thrombozytopenie oder Thrombopenie genannt. Dann liegt eine Störung der Blutgerinnung vor.
Sind zu viele Thrombozyten im Blut, auch Thrombozytose genannt, ist dies ein Hinweis auf Entzündungen wie z.B. rheumatische Arthritis, chronisch-entzündliche Darmerkrankungen oder Tuberkulose. Auch Tumore können die Anzahl an Thrombozyten erhöhen.
Entzündungswerte (CRP)
CRP (C-reaktives Protein) ist ein Eiweißstoff und wird in der Leber gebildet. Der Normalwert liegt bei bis zu 5mg/l Blutserum. Bis 50mg/l spricht man von einem leichten Wert und über 100mg/l deutet auf eine Krankheit hin.
CRP steigt bei Infektionen, Entzündungen und bei Gewebsschäden an. Die Höhe des Anstieges kann Informationen zu der Schwere der Krankheit geben. Ein erhöhter Wert muss jedoch nicht zwingend auf eine Krankheit zurückzuführen sein.
Eine Erhöhung des CRP-Spiegels kommt bei folgenden Auslösern vor:
- Virale Infektion
- Bakterielle Infektion
- Rheumatische Erkrankung
- Gewebszerfall, beispielsweise bei einer Tumorerkrankung
- Herzinfarkt
- Venenthrombose
- Gewebsschäden, beispielsweise nach einem Trauma oder nach Operationen
Ein zu niedriger Wert hat klinisch keinerlei Bedeutung.
Leberwerte (ALT, AST, Gamma-GT, AP)
Mithilfe der Leberwerte bekommt man Informationen zum Zustand und der Aktivität der Leber und kann die Aktivitäten damit erkennen und überwachen. Bei unregelmäßigen Werten kann es sich um eine Fehlfunktion der Leber handeln, jedoch sagt ein Leberwert alleine keine konkrete Ursache aus. Zunächst müssen die Werte verglichen werden, woraus sich ein „Leberbild“ entwickelt. Zu diesem gehören die vier Leberwerte GPT, GOT, Gamma-GT und AP.
GPT steht für das Leberenzym Glutamat-Pyruvat-Transaminase. Das Enzym ist am Abbau von Eiweißen beteiligt und kommt im Zytoplasma der Leberzellen in einer hohen Konzentration vor. Sofern Zellen bei Krankheiten zerstört werden, wird das Enzym freigesetzt und gelangt dann ins Blut. Der Wert wird getestet, wenn der Arzt eine Vermutung einer Leber- oder Gallenwegserkrankung äußert. Eine Erkrankung an der Leber wird erst spät erkannt, denn es gibt keine spezifischen Symptome. Zu den Symptomen gehören Müdigkeit, Leistungsschwäche, Appetitlosigkeit, Übelkeit und Gewichtsabnahme. Der Normalwert liegt bei Männern bei bis zu 50U/I und bei Frauen bei bis zu 35 U/l.
GOT ist die Abkürzung für Glutamat-Oxalacetat-Transaminase. Dies sind Enzyme, die Aminogruppen übertragen. Die Enzyme sind in allen Zellen des Körpers vertreten. Große Mengen findet man in der Leber, der Herz- und Skelettmuskulatur und im Gehirn. Auch hier sind die Normalwerte bei Männern bis zu 50U/l und bei Frauen bis zu 35U/l. Ein Test der AST kann auf folgendes schließen:
- Leberentzündung
- Leberzirrhose
- Fettleber
- Leberschäden durch Gifte
- Leberkrebs
- Skelettmuskelerkrankung
- Herzinfarkt (der Wert ist 6 bis 36 Stunden nach dem Infarkt stark erhöht)
- Gallenstau
- Medikamenteneinnahmen
Gamma-GT ist ebenfalls ein Enzym. Dieses wird freigesetzt, wenn Leberzellen absterben und werden dann in erhöhter Konzentration im Blutserum freigesetzt. Der Normalwert liegt bei bis zu 60 U/l bei Männern und bei Frauen bei bis zu 42 U/l.
Ursachen für einen erhöhten Gamma-GT-Wert sind:
- Virushepatitis
- Leberstauung
- Leberzirrhose
- Pfeiffersches Drüsenfieber
- Chronischer Alkoholismus
- Leberkrebs
- Lebermetastasen
- Bauchspeicheldrüsenentzündung
- Einnahme von Medikamenten
Obwohl die Werte meist nicht enorm ansteigen, müssen die zugrundeliegenden Krankheiten behandelt und beobachtet werden. Ist der Wert bei über 300 U/l bei einem Erwachsenen, spricht man von einer starken Erhöhung. Dies passiert beispielsweise bei Leberschäden durch Vergiftungen.
AP ist die Abkürzung von Alkalischen Phosphatase und gibt Hinweise auf Erkrankungen der Leber und Gallenwege. Knochenerkrankungen können ebenfalls festgestellt werden. Der Normalwert bei Kindern und Jugendlichen ist meist erhöhter als der durchschnittliche Wert bei Erwachsenen, welcher bei Männern zwischen 40 und 129 U/l und bei Frauen zwischen 35 und 104 U/l liegt. Kinder haben durch häufige Wachstumsschübe einen erhöhten Knochenstoffwechsel und dadurch einen erhöhten AP-Wert.
Bei einem erhöhten AP-Wert muss nicht nur die Leber betroffen sein. Andere Organe, die betroffen sein können, sind beispielsweise die Galle, der Darm und die Plazenta. Eine erhöhte Anzahl kann auf Erkrankungen und erhöhte Aktivitäten hinweisen. Der AP-Wert kann auch bei der Analyse von Knochen behilflich sein. Insbesondere Knochenbrüche, Knochenentzündungen und Knochentumore führen zu einem erhöhten AP-Wert.
Nierenwerte (Kreatinin, GfR)
Die Nierenwerte bestehen aus im Blutserum gelösten Stoffwechselprodukten. Diese verändern sich bei Nierenstörungen. Im Blut lassen die Werte erkennen, ob die Nieren gesund sind oder nicht.
Hauptsächlich untersuchte Werte sind Kreatinin und Harnstoff. Weitere Stoffe wie Elektrolyte, Phosphat, Albumin und Harnsäure werden auch häufig untersucht.
Kreatinin ist ein Abfallprodukt, das beim Muskelstoffwechsel entsteht und wird über die Nieren ausgeschieden. Der Normalwert von Kreatinin ist dabei von der vorhandenen Muskelmasse abhängig. Lässt die Nierenfunktion nach, steigt der Kreatinin-Wert im Blut.
Bei chronischer Nierenschwäche wird diese mit der Glomerulären Filtrationsrate (GFR) in fünf Stadien eingeteilt. Die Rate ist ein Blutwert, der bei einer normal funktionierenden Niere bei 90-130 Milliliter pro Minute liegt. Sprich, eine gesunde Niere reinigt pro Minute mindestens 90 Milliliter Blut und scheidet die filtrierbaren Stoffe über den Urin wieder aus.
Nierenwerte können im Blut aber auch mit einem Urintest bestimmt werden. Ein Nierenwert alleine sagt meistens nicht viel aus, denn eine Abweichung der Norm kann verschiedene Ursachen haben. Deswegen muss der Arzt die Werte im Zusammenhang mit weiteren Befunden betrachten.
Schilddrüsenwerte (TSH, T3, T4)
Die Ermittlung der Schilddrüsenwerte wird durchgeführt, um Störungen der Schilddrüsenfunktion festzustellen. Insgesamt werden drei Schilddrüsenwerte ermittelt: TSH, T3 und T4.
Die Schilddrüse befindet sich im vorderen Halsbereich unterhalb des Kehlkopfes und ist eine lebenswichtige Hormondrüse. Insbesondere wichtig ist sie für den Energiestoffwechsel. Eine Blutuntersuchung der Schilddrüsenwerte ist möglich, da diese eine bestimmte Menge Hormone in das Blut abgibt. Bei einer Untersuchung lässt sich dann ermitteln, in welchen Hormonmengen produziert wird und ob ein Ungleichgewicht vorhanden ist.
TSH (Thyreotropin) wird auch als zentraler Schilddrüsenwert bezeichnet. Es wird von der Hirnanhangdrüse produziert und steuert im Blut die Produktion der beiden Schilddrüsenhormone T3 und T4.
Die Hormone T3 (Trijodthyronin) und T4 (Thyroxin bzw. L-Thyroxin) werden als periphere Schilddrüsenwerte bezeichnet. T3 und T4 steuern den Stoffwechsel und haben beispielsweise Auswirkungen auf die Stoffwechselaktivität im Ruhezustand (d.h. wie viele Kalorien / Energie verbraucht man im Ruhezustand) und die Regelung der Körpertemperatur.
Eine Untersuchung der Schilddrüsenhormone wird unter anderem durchgeführt bei Verdacht auf Schilddrüsenüberfunktion oder Schilddrüsenunterfunktion.
Blutfettwerte
Blutfette dienen dem Menschen als Energielieferant. Die Blutfettwerte sagen aus, wie viele Fette (Lipide) sich im Blut befinden.
Zu den Blutfettwerten gehören:
- Cholesterin
- Triglyzeride
- Phospholipide
Die Cholesterinwerte betragen im Normalfall zwischen 200 mg/dl – 220 mg/dl bei Erwachsenen. Drei Viertel der deutschen Erwachsenen haben hohes Cholesterin mit Werten von über 200 mg/dl. Dies liegt häufig an einer ungesunden Lebensweise mit einer fettreichen Ernährung und einer mangelnden Bewegung.
Insgesamt lassen sich drei verschiedene Störungen der Blutfettwerte charakterisieren:
- Hypercholesterinämie (erhöhte Cholesterinwerte)
- Hypertriglyzeridämie (erhöhte Triglycerid-Werte)
- Hyperlipidämie (erhöhte Cholesterin- und Triglycerid-Werte)
Ursache für erhöhte Blutfettwerte ist in häufigen Fällen eine ungesunde Lebensweise. Hierzu zählt eine fettreiche, unausgewogene Ernährung in Verbindung mit wenig Bewegung. Aber auch Erkrankungen wie Diabetes, eine Schilddrüsenunterfunktion, Alkoholmissbrauch, Leber- oder Nierenerkrankungen oder Hormon- und Medikamenteneinnahme können zu erhöhten Blutfettwerten führen.
Hohes Cholesterin kann zu einer Arteriosklerose, welche die Grundlage für viele Herz-Kreislauf-Erkrankungen wie der koronaren Herzkrankheit, Schlaganfall oder Herzinfarkt. Ähnlich wie bei erhöhten Cholesterinwerten führen erhöhte Triglyzerid-Werte zu einem höheren Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen.
Weitere Blutwerte
Neben den klassischen Blutwerten, die mit einem kleinen Blutbild oder einem zusätzlichen Differentialblutbild festgestellt werden, können im Rahmen einer Blutuntersuchung noch viele weitere Werte bestimmt werden.
Zunächst einmal kann auch der Blutzuckerspiegel getestet werden, was vor allem bei Verdacht auf eine Diabetes-Erkrankung hilfreich sein kann. Ebenfalls können diverse Krankheiten getestet werden. Der HIV-Test wird beispielsweise auch mit dem Blut des Patienten analysiert. So kann man sich testen lassen, ob Eiweiße von Bakterien oder Viren im Blut vorhanden sind, bevor die Krankheit überhaupt ausgebrochen ist ,um diese dann vorbeugend behandeln zu können. In den letzten Jahren wurden nun auch Bluttests entwickelt, um frühzeitig Krebs erkennen zu können und mit entsprechenden Therapien dann darauf reagieren zu können.
- Kohse, K. (Hrsg.): Taschenlehrbuch Klinische Chemie und Hämatologie. Thieme, 9., vollständig überarbeitete Auflage, 2019
- Dormann, Isermann, Heer: Laborwerte, Urban & Fischer (Verlag), 7. Auflage, 2018
- Deschka, M.: Laborwerte von A-Z, W. Kohlhammer GmbH (Verlag), 4. Auflage, 2011
- Wolfgang Piper: Innere Medizin, Springer Medizin (Verlag), 2. Auflage, 2012
- Berdel, Böhm, Classen, Diehl, Kochsiek und Schmiegel: Innere Medizin, Urban & Fischer (Verlag), 5. Auflage, 2004