
Das große Blutbild untersucht ergänzend zum kleinen Blutbild noch weitere Laborwerte. Hauptsächlich werden hier die verschiedenen Zellarten von weißen Blutzellen genauer betrachtet. Meist wird das große Blutbild bei einem Verdacht auf akute oder chronische Infektionskrankheiten durchgeführt. Der folgende Artikel gibt nähere Informationen zu dem großen Blutbild und erklärt alle einzelnen Werte im Detail.
Inhaltsverzeichnis
Was ist ein großes Blutbild?
Das große Blutbild überprüft alle Laborwerte, die auch in dem kleinen Blutbild erhoben werden.
Gemeinsam untersuchte Laborwerte sind:
- Rote Blutkörperchen (Erythrozyten)
- Roter Blutfarbstoff (Hämoglobin, Hb-Wert)
- Anteile der Zellen im Blut (Hämatokrit)
- Mittlere Zellvolumen von roten Blutkörperchen (MCV = mean cellular volume)
- Mittlere Konzentration von Hämoglobin von einzelnen roten Blutkörperchen (MCH = mean corpuscular haemoglobin)
- Weiße Blutkörperchen (Leukozyten)
- Blutplättchen (Thrombozyten)
Das große Blutbild untersucht zusätzlich noch die unterschiedlichen Leukozytentypen genauer. Dieses Blutbild nennt man auch Differentialblutbild. Letztendlich ist das große Blutbild eine Kombination aus dem kleinen Blutbild und dem Differentialblutbild. Zusätzlich untersucht werden folgende Werte:
- Stab- und segmentkernige Granulozyten (neutrophile Granulozyten)
- Eosinophile und basophile Granulozyten
- Monozyten
- Lymphozyten
Bestimmt werden die Werte quantitativ, sprich der prozentuale Anteil im Blut wird angegeben. Abgesehen davon untersucht der Arzt auch die Beschaffenheit der Zellen.
Das große Blut kann auf mögliche vorliegende Erkrankungen hinweisen und wird häufig durchgeführt, wenn das kleine Blutbild Auffälligkeiten bezüglich der weißen Blutkörperchen aufweist. Dies kann das Labor meist mit der bereits vorhandenen Blutprobe durchführen, da diese aus diesem Grund erst nach einigen Tagen entsorgt werden.
Großes Blutbild – Gründe
Da das kleine Blutbild häufig bei Routineuntersuchungen durchgeführt wird, um Hinweise auf eine Blutarmut oder eine gestörte Blutbildung zu erhalten, wird dies auch im großen Blutbild untersucht. Zusätzlich wird es auch im Verdacht auf Infektionen veranlasst, indem zusätzlich zu dem kleinen Blutbild die verschiedenen Leukozyten genauer untersucht werden.
Auch Fehlfunktionen der Organe können durch Abweichungen im Blutbild angedeutet werden, wie beispielsweise eine Nieren- oder Schilddrüsenfehlfunktion. Neben Krankheiten und Fehlfunktionen, geben die Werte auch Auskunft über Mineralstoffe, Eiweiße, Vitamine und weitere Bestandteile des Blutes, sodass Mangelzustände ebenfalls mit einem großen Blutbild festgestellt werden können.
Großes Blutbild – Nüchtern erscheinen?
Damit die Blutwerte nicht „verfälscht“ sind, sollte der Patient nüchtern zu der Blutentnahme erscheinen. Wichtig ist das vor allem bei den Werten des Zucker- und Fettstoffwechsels. Der Patient sollte vor der Untersuchung nichts mehr zu sich nehmen, ausgenommen zuckerfreie Getränke wie beispielsweise Wasser oder ungesüßter Tee.
Insbesondere um den Blutzucker bei der Untersuchung zu messen, ist es wichtig, das die Blutabnahme nüchtern durchgeführt wird. Der Nüchtern-Blutzucker wird benötigt, um Symptome für Diabetes festzustellen. Auch kann beispielsweise der Cholesterinwert im Blut nur im nüchternen Zustand korrekt festgestellt werden.
Wie lange man genau vorher nichts essen darf und Informationen dazu, was genau erlaubt ist und was nicht, finden Sie im Artikel: Blutabnahme nüchtern.
Blutuntersuchung
Um die verschiedenen Blut- und Laborwerte erhalten zu können, muss eine Blutuntersuchung durchgeführt werden. Ausführliche und weiterführende Informationen zu dem Ablauf sowie der Durchführung sind in folgendem Artikel zu finden: Blutuntersuchung.
Großes Blutbild – Normalwerte
Im Folgenden finden Sie eine Tabelle mit den unterschiedlichen getesteten Werten und deren Normalwert bei einem gesunden Erwachsenen. In manchen Fällen gibt es unterschiedliche Werte bei Männern und Frauen.
Messgröße | Normalwert (Männer) | Normalwert (Frauen) |
Erythrozyten | 4,4 – 5,9 Mio./µl | 3,8 – 5,2 Mio./µl |
Leukozyten | 4.300 – 10.000 /µl | 4.300 – 10.000 /µl |
Thrombozyten | 150.000 – 450.000 /µl | 150.000 – 400.000 /µl |
Hämatokrit (Hkt) | 40 – 52 % | 35 – 47 % |
Hämoglobin (Hb) | 13,3 – 17,7 g/dl | 11,7 – 15,7 g/dl |
Hämoglobinmenge (MCH) | 27 – 34 pg | 26 – 34 pg |
Durchschnittliche Hämoglobinkonzentration (MCHC) | 31,5 – 36,3 g/dl | 31,4 – 35,8 g/dl |
MCV | 81 – 100 fl | 81 – 100 fl |
Stabkernige Neutrophile Granulozyten (STAB) | 3 – 5 % | 3 – 5 % |
Segmentkernige neutrophile Granulozyten (häufige Abkürzung: SEG) | 54 – 62 % | 54 – 62 % |
Basophile Granulozyten (BASO) | 0 – 1 % | 0 – 1 % |
Eosinophile Granulozyten (EOS) | 1 – 6 % | 1 – 6 % |
Monozyten | 2 – 8 % | 2 – 8 % |
Lymphozyten | 20 – 45 % | 20 – 45 % |
Großes Blutbild – alle Werte erklärt
In den folgenden Abschnitten finden Sie Erklärungen zu allen Werten des großen Blutbildes.
Rote Blutkörperchen (Erythrozyten)
Erythrozyten sind rote Blutkörperchen und sind der häufigste Bestandteil im Blut des Menschen. Die Aufgabe der Blutkörperchen ist der Transport von Sauerstoff in die Organe und die verschiedenen Körperteile und ist somit lebenswichtig.
Ist der Wert von Erythrozyten zu niedrig spricht man von einer Anämie (Blutarmut). Häufig liegt dies an einem Eisenmangel, einer Nierenerkrankung oder chronischen Blutungen. Auch Erkrankungen im Knochenmark führen zu einer Anämie, jedoch meist in Kombination mit Thrombozytopenie und Leukopenie.
Bei einem erhöhten Erythrozytenwert spricht man von einer Polyglobulie. Meist liegt dies an einem Sauerstoffmangel im Körper und macht sich durch Bluthochdruck, Durchblutungsstörungen und einem erhöhten Risiko für Thrombose bemerkbar. Wird dies nicht behandelt kann es zu Gefäßschäden oder einer hypertensiver Herzerkrankung kommen.
Weiße Blutkörperchen (Leukozyten)
Die weißen Blutkörperchen sind für die Infektabwehr verantwortlich und sind im Blut, im Gewebe, in den Lymphknoten und in den Schleimhäuten zu finden. Es gibt verschiedene Typen der Leukozyten, die Granulozyten, Monozyten und Lymphozyten.
Sind zu wenige Leukozyten im Blutwert vorhanden spricht man von einer Leukopenie. Dies geschieht beispielsweise als Folge von zellschädigenden Medikamenten, welche zum Beispiel verabreicht werden bei einer Chemotherapie, bei Knochenmarksschädigungen aber auch bei Virusinfektionen. Manche Erkrankungen können auch zu einem verstärkten Abbau der Leukozyten beitragen wie Autoimmunerkrankungen sowie Krebserkrankungen,.
Bei einem zu hohen Leukozytenwert redet man von einer Leukozytose. Zu den Hauptgründen zählen Infektion. Insbesondere sind dies bakterielle Infektionen. Andere Gründe für eine Leukozytose sind:
- Allergien
- Entzündungen
- Vergiftungen
- Medikamenteneinnahme
- Fortgeschrittene Krebserkrankung
- Schockzustände
- Stoffwechselstörung
- Trauma
- Tumore, Krebs, Leukämie
- Chronische Erkrankungen wie Bronchitis oder Arthritis
- Pilz- oder Parasitenbefall
- Emotionaler Stress
- Rauchen
Blutplättchen (Thrombozyten)
Die Blutplättchen sind für den Transport von Sauerstoff und den Abtransport von Kohlenstoffdioxid verantwortlich. Außerdem versorgen sie den Körper mit Nährstoffen, Wärme sowie Hormonen und bekämpfen Krankheitserreger und Parasiten. Eine weitere wichtige Aufgabe ist die der Blutgerinnung, welche für die Schließung von Verletzungen und Wunden sorgt. Abweichungen von den Normwerten sind häufig nur von kurzer Dauer und haben meist harmlose Ursachen.
Eine erhöhte Anzahl an Blutplättchen wird als Thrombozytose bezeichnet. Die Werte weisen, wenn sie zu hoch sind, dann auf eine Erkrankung der blutbildenden Zellen im Knochenmark hin. Die Anzahl kann auch in Verbindung mit Entzündungsreaktionen aufkommen, beispielsweise nach der Entfernung der Milz, nach allgemeinen Operationen, nach einem großen Blutverlust, auch bei Geburten sowie bei Erkrankungen im Knochenmark. Da die Blutzirkulation hier beeinträchtigt wird, begünstigt dies die Bildung von Blutgerinnseln und kann mit blutverdünnenden Medikamenten vorgebeugt und verhindert werden. Jedoch muss die Ursache der Thrombozytose unbedingt gefunden und behandelt werden.
Falls die Thrombozytose länger andauert können die Ursachen folgende sein:
- Rheumatische Arthritis
- Chronische Darmkrankheiten
- Tuberkulose
- Lungenkrebs oder andere Tumore
Ist der Wert der Thrombozyten zu niedrig, sprich es gibt zu wenige Blutplättchen, wird dies als Thrombozytopenie bezeichnet. Entweder werden hier zu wenige Blutplättchen produziert oder die Zellen gehen zu schnell kaputt. Bei einem niedrigen Wert, können vermehrt Blutungen auftreten, wie beispielsweise Nasenbluten. Allerdings kann es auch zu lebensbedrohlichen Blutungen in Organen kommen.
Ursachen und Auslöser einer Thrombozytopenie können sein:
- Starke Blutungen bei schweren Verletzungen
- Diverse Infektionen
- Bösartige Erkrankungen des Blutes, beispielsweise Blutkrebs oder andere Tumore
- Autoimmunerkrankungen
- Rheumatische Erkrankungen
- Medikamenteneinnahme mit der Nebenwirkung Blutverdünnung
- Vitaminmangel
- Allergien
- Leberzirrhose
- Schwangerschaft
Es kommt auf die Ursache des Blutplättchenmangels an, ob dies entsprechend behandelt werden muss, denn nach vielen Infektionen und akuten Krankheiten regeneriert sich der Wert von selbst.
Ist die Anzahl der Blutplättchen niedriger als 10.000 pro Mikroliter Blut, redet man von einer schweren Thrombozytopenie. Dem Betroffenen werden daraufhin Thrombozytenkonzentrate verabreicht.
Hämatokrit (Hkt)
Als ein Hämatokrit, oft abgekürzt mit HKT, HK und HCT, wird der Anteil von roten Blutkörperchen am Blutvolumen bezeichnet. Über 99% der Zellen im Blut bestehen aus roten Blutkörperchen (Erythrozyten) und die restlichen 1% bestehen aus den weißen Blutkörperchen (Leukozyten) und den Blutplättchen (Thrombozyten).
Ist der Hämatokrit zu niedrig, sind zu wenig rote Blutkörperchen vorhanden. Das Blut ist in diesem Fall zu dünnflüssig. Ein zu niedriger Hämatokritwert äußert sich oft in Müdigkeit, Leistungs- und Konzentrationsschwäche, Atemnot bei Belastung, blasse Haut, Kopfschmerzen, Schwindel, verlangsamter Herzschlag und niedrige Körpertemperatur.
Gründe hierfür sind:
- Zu wenige Erythrozyten
- Blutverluste und Blutungen
- Regulärer Blutverlust, beispielsweise die weibliche Menstruation
- Traumatische Verletzungen, beispielsweise tiefe Hautverletzungen
- Knochenbrüche
- Nach Operationen
- Innere Blutungen
- Bei einigen Tumoren, wie blutende Blasentumore oder Magenkrebs
- Chronisch-entzündliche Erkrankungen
- Morbus Crohn und Colitis ulcerosa, chronisch-entzündliche Darmerkrankungen
- Geschwüre im Magen und Zwölffingerdarm
- Rheumatoide Arthritis
- Mangelernährung
- Eisenmangel
- Vitamin B12- und Folsäuremangel
- Hämolytische Anämie, als Folge von Autoimmunkrankheiten oder mancher Medikamente
- Gestörte Blutbildung
- Chemotherapie
- Myelodysplastische Erkrankungen
- Knochenmarkstumoren, Knochenmarkmetastasen
- Sport und Ausdauertraining
- Volumentherapie
- Überwässerung durch zu starke Flüssigkeitszufuhr
- Chronische Niereninsuffizienz
Ist der Hämatokritwert zu hoch, ist ein erhöhter Anteil roter Blutkörperchen im Blut vorhanden. Ursachen sind hier starker Flüssigkeitsverlust, Polyglobulie und Polzythämia vera (eine Überproduktion von Erythrozyten, Leukozyten und Thrombozyten).
Hämoglobin (Hb)
Hämoglobin, abgekürzt als Hb, gibt dem Blut die rote Farbe und ist ein eisenhaltiges Sauerstofftransportprotein.
Ist der Wert niedrig wird von einer Anämie (Blutarmut) gesprochen, diese wird symptomatisch begleitet von Schwindelgefühl, Kreislaufproblemen, Kopfschmerzen, latenter Müdigkeit und Abgeschlagenheit. Die Ursachen werden in Kombination mit anderen Parametern der roten Blutkörperchen bestimmt.
Mögliche Ursachen sind:
- Eisenmangelanämie, besonders häufig bei jungen Frauen
- Synthesestörungen bei Globinketten
- Chronische Erkrankungen
- Folsäuremangel, Mangel an Vitamin B12
- Blutungen
- Überwässerung
Ist der Hämoglobinwert erhöht wird dies als Polyglobulie bezeichnet. Es kann in den einfachsten Fällen an einem Flüssigkeitsmangel liegen. Auch haben äußerliche Begebenheiten Einfluss auf den Wert, da ein längerer Aufenthalt in großen Höhen den Wert ebenfalls steigen lassen.
Weitere Gründe sind:
- Lungenerkrankung
- Nierenerkrankung
- Herzerkrankung
- Doping
- Starkes Rauchen
- Schwangerschaft
Hämoglobinmenge (MCH)
Die Hämoglobinmenge stellt das mittlere Gehalt eines roten Blutkörperchens an dem roten Blutfarbstoff Hämoglobin dar. Es gibt Informationen über den gesamten Hämoglobingehalt im Blut und gibt Hinweise auf Störungen der Hämoglobinsynthese und -verluste. Der Hämoglobingehalt ist ein wichtiger Parameter für die Transportfähigkeit von Sauerstoff im Blut. Damit man genaue Aussagen über Krankheiten machen kann, vergleicht man den MCH-Wert mit weiteren Blutwerten des kleinen und großen Blutbildes.
Ist dieser Wert zu niedrig, ist es den roten Blutkörperchen nicht möglich den Sauerstofftransport richtig durchzuführen. Ursachen für einen zu niedrigen Wert sind:
- Eisenmangel, Eisenverwertungsstörung – häufig bei Menstruation, Schwangerschaft, Stillzeit und blutenden Tumoren
- Blutverlust durch eine Entzündung im Magendarmtrakt
- Mangelnde Eisenaufnahme im fortgeschrittenen Alter, Einnahme von Protonenpumpenhemmern, Kupfermangel, Mangel an Vitamin B12, Mangel an Folsäure, Mangelernährung, gestörte Aufnahme aus dem Darm und Magen, Abnahme der Nierenfunktion, vegetarische und vegane Ernährung, Krebserkrankungen
- Sideroblastische Anämie
- Thalassämie
- Chronischer Blutverlust im Verdauungstrakt
- Infektionen
- Leberzirrhose und Alkoholmissbrauch
- Bleivergiftung
Ein erhöhter MCH-Blutwert zeichnet sich durch Durchfälle, Darm- und Nierenerkrankungen, Alkoholmissbrauch, Leberzirrhose oder Krebserkrankungen aus.
Durchschnittliche Hämaglobinkonzentration (MCHC)
MCHC ist die durchschnittliche mittlere korpuskläre Hämoglobinkonzentration von roten Blutkörperchen und bezeichnet den durchschnittlichen Gehalt von roten Blutkörperchen im roten Blutfarbstoff. Dies dient als Maß für die Sauerstofftransportfähigkeit und wird im kleinen sowie im großen Blutbild getestet. Der MCHC-Wert ist bei einer Blutarmut, also bei einer Anämie, ebenfalls verändert.
Wenn dieser zu niedrig ist, handelt es sich um eine Eisenmangelanämie und ein zu hoher MCHC-Wert, welcher sehr selten ist, tritt nur bei Sichelzellenanämie und Kugelzellanämie auf. Alle anderen Arten der Anämie verändern den MCHC-Wert im Normbereich nicht.
Durchschnittliche Erythrozyten Volumen (MCV)
MCV steht für „mean cell volume“ oder „mean corpuscular volume“. Im Deutschen bedeutet diese Bezeichnung „mittleres korpusklärses Zellvolumen“. Das MCV drückt das durchschnittliche Volumen der roten Blutkörperchen aus und wird im kleinen sowie im großen Blutbild untersucht. Es ist hilfreich bei der Suche der Ursache nach einer Blutarmut. Entspricht der Wert nicht dem Norm, kann dies auf eine Erkrankung oder Mangelerscheinung hinweisen.
Ein zu niedriger Wert, auch Mikrozytose genannt, kann durch größere Blutungen, Infektionen und Tumore ausgelöst werden. Häufig löst ein Mangel an Eisen durch eine vegetarische und vegane Ernährung einen niedrigen MCV Wert aus.
Ein zu hoher Wert, wird auch als Makrozytose bezeichnet und ist häufig auf den Mangel an Folsäure oder Vitamin B12 zurückzuführen. Zu viel Alkoholkonsum oder bestimmte Medikamente führen auch zu einer Erhöhung des Wertes und es kann zu Lebererkrankungen kommen. Auch Krankheiten und Tumore, wie beispielsweise Leukämie, lassen den Wert ansteigen.
Granulozyten
Granulozyten sind Bestandteile des Immunsystems und bekämpfen Infektionen und Entzündungen. Sie werden in drei Gruppen unterteilt, die neutrophilen, basophilen und eosinophilen Granulozyten. Alle haben eigene Aufgaben in der Immunabwehr. Diese werden in den nächsten Abschnitten vorgestellt.
Sofern der Wert der Granulozyten erhöht ist, deutet dies auf eine erhöhte Immunreaktion des Körpers gegen beispielsweise Infektionen oder Entzündungen hin. Ein zu geringer Wert an Granulozyten hat zumeist Krankheiten als Ursache oder aber auch Medikamente.
Stabkernige Neutrophile Granulozyten (STAB) und Segmentkernige neutrophile Granulozyten (häufige Abkürzung: SEG)
Neutrophile Granulozyten sind die am häufigsten vorkommenden weißen Blutkörperchen. Sie werden im Knochenmark gebildet, nutzen daraufhin das Blut als Transportmedium zu Organen und setzen sich dann in den Organen, wie beispielsweise der Milz und Lunge, fest. Stabkernige neutrophile Granulozyten entwickeln sich zu ausgereiften segmentkernigen neutrophilen Granulozyten. Der Anteil dieser Granulozyten ist im Blut also sehr gering. Bei einem geringen Anteil kann es auch auf Krankheiten, Infektionen, Tumorbildung oder Vitaminmangelerscheinungen hinweisen.
Falls sie benötigt werden, werden sie bei Bedarf schnell freigesetzt und über das Blut zu der benötigten Stelle transportiert. Ist ein Wert im Blut erhöht, so kann man davon ausgehen, dass eine solche Freisetzung erfolgt ist. Es kann hier eine chronische Entzündung, eine Vergiftung oder eine Verbrennung vorliegen. Ein erhöhter Wert deutet auch auf eine Krebserkrankung hin.
Eosinophile Granulozyten (EOS)
Eosinophile Granulozyten haben ebenfalls Aufgaben in der Immunabwehr. So agieren diese speziell bei der Beseitigung von Parasiten, wie Malaria-Erreger oder Würmer, und auch bei allergischen Reaktionen, wie beispielsweise bei Heuschnupfen und einer Hausstaubmilben-Allergie.
Der Wert ist häufig bei Burn Out, körperlicher Überlastung und großem Stress sehr niedrig. Erhöht ist er beispielsweise bei allergenen Reaktionen.
Basophile Granulozyten (BASO)
Basophile Granulozyten sind bei der Abwehr von Parasiten beteiligt und spielen auch bei allergischen Reaktionen eine Rolle. Sie sind im Gewebe anzutreffen, daher ist der Wert im Blut sehr gering.
Ist der Wert niedrig, so kann man von einer heftigen Infektionskrankheit ausgehen. In sehr seltenen Fällen ist der Wert von basophilen Granulozyten erhöht. Eine leichte Erhöhung kann bei erhöhten Blutfettwerten, beispielsweise bei Diabetes mellitus, vorkommen. Andere mögliche Ursachen sind chronische myeloproliferative Erkrankungen, also Krankheiten, die das Knochenmark dazu veranlassen zu viele Zellen zu produzieren und Allergien.
Monozyten
Monozyten werden als die Riesen unter den weißen Blutkörperchen bezeichnet. Sie werden im Knochenmark gebildet und dann über das Blut zu den Geweben des Körpers transportiert. Dort angekommen wandern sie in die Gefäßwände. Sie beseitigen dort tote Zellen, Bakterien und Antigen-Antikörper-Komplexe. Abgesehen davon schützen sie auch das Immunsystem, da sie die Teilchen, die Krankheiten verursachen, aufnehmen und weitere Zellen zur Abwehr der Krankheit aktivieren. Da sie nur über das Blut transportiert werden, ist der Wert im Blutbild sehr gering.
Ist der Wert im Blutbild zu niedrig, spricht man von einer Monozytopenie. Dies kommt allerdings nur recht selten vor. Gründe für einen niedrigen Wert sind beispielsweise eine Therapie mit Glukokortikoiden, eine Immunerkrankung oder eine Schädigung des Knochenmarks durch Gifte oder Schwermetalle.
Es kommt häufiger vor, dass der Monozyten Wert erhöht ist. Dann spricht man von einer Monozytose. Gründe hierfür sind beispielsweise:
- Bakterielle Infektion
- Tropenkrankheit
- Autoimmunerkrankung
- Entzündung der Herzinnenhaut
- Bindegewebserkrankung
- Krebs
Lymphozyten
Lymphozyten sind weniger im Blut vertreten und werden eher in lymphatischen Organen, wie den Lymphknoten, der Milz, den Rachemandeln und Peyer-Plaques des Darms aufzufinden sein. Sie wehren Bakterien und Fremdstoffe ab. Man unterteilt diese in zwei Gruppen, jedoch werden diese Einteilungen bei einem Blutbild nicht berücksichtigt. Es gibt die T-Lymphozyten, oder auch Killerzellen genannt, und die B-Lymphozyten. Ein Lymphozyt verändert sich, sobald sich im Körper Tumore bilden.
Ein zu niedriger Wert wird als Lymphopenie oder Lymphozytopenie bezeichnet. In folgenden Fällen kann es zu einem niedrigen Wert kommen:
- Reaktion auf Stress
- Therapie mit Kortikosteroiden (Kortison)
- Vermehrte Ausschüttung von Kortikosteroiden vom eigenen Körper
- Nach einer Strahlentherapie
- Systemischer Lupus erythematodes
- Erkrankung des lymphatischen Systems
- Erkrankung des Immunsystems
Ist der Wert über dem Normwert spricht man von einer Lymphozytose. Häufig tritt sie bei Säuglingen und Kindern in Kombination mit harmlosen Infekten auf. Bei Erwachsenen erhöht sich der Wert ebenfalls nach Virusinfektionen, bakteriellen Infektionen und chronischen Infektionskrankheiten. Auch andere Erkrankungen können zu einem erhöhten Wert führen, diese sind beispielsweise:
- Chronisch entzündliche Darmerkrankungen
- Gefäßentzündungen
- Serumkrankheit
- Hormonelle Störung
Großes Blutbild – Hinweise auf Erkrankungen
Ein großes Blutbild kann Hinweise auf diverse Erkrankungen erbringen. Sofern es Veränderungen einzelner Werte oder Abweichungen zu den Normwerten gibt, sollte der Arzt beginnen die Ursachen für diesen abnormalen Wert zu finden. Abgesehen von Hinweisen auf Krankheiten im Blut selbst, kann ein Blutbild auch Hinweise zu Erkrankungen von diversen Organen geben. Sind die Werte im Differentialblutbild allerdings erhöht, muss abgeklärt werden, ob es sich um eine Leukämie oder andere bösartige Erkrankungen handelt. Das Blutbild kann auch Hinweise auf Erkrankungen diverser Organe geben, da sich dann bestimmte Blutwerte verändern.
In der Regel reicht ein großes Blutbild nicht, um eine exakte Diagnose auszusprechen, sie kann lediglich Hinweise geben.
Großes Blutbild – Kosten
Meistens wird eine Blutuntersuchung für ein kleines Blutbild bei einer Routineuntersuchung durchgeführt. Die Kosten übernimmt in der Regel die jeweilige gesetzliche Krankenkasse und alle zwei Jahre haben gesetzlich Versicherte einen Anspruch auf eine Kostenübernahme einer Blutuntersuchung.
Ein großes Blutbild kostet in der Regel zwischen 8 und 9 €, allerdings sind hier nicht die Kosten der Blutentnahme, des Labors und der Besprechung mit dem Arzt miteingerechnet. Sofern man spezielle Wünsche für das große Blutbild hat, können die Kosten sogar bis auf 1.000 € ansteigen. Daher ist es zu empfehlen, vorher mit der Krankenkasse abzuklären, was speziell übernommen wird und was nicht.
Alles zur Blutuntersuchung
- Kohse, K. (Hrsg.): Taschenlehrbuch Klinische Chemie und Hämatologie. Thieme, 9., vollständig überarbeitete Auflage, 2019
- Wolfgang Piper, Innere Medizin, Springer Medizin Verlag, 2007
- W. E. Berdel, M. Böhm, M. Classen, V. Diehl, K. Kochsiek und W. Schmiegel: Innere Medizin, Urban & Fischer (Verlag), 5. Auflage, 2004
- Grosses Blutbild – Alle Werte einfach erklärt, www.grossesblutbild.de (Abrufdatum: 16.04.2020)