
Neben den Lymphozyten und Monozyten gehören die Granulozyten zur Gruppe der weißen Blutkörperchen. Die kurzlebigen Blutzellen werden im Knochenmark gebildet und verraten viel über die Immunabwehr des Körpers. Sie stellen innerhalb der weißen Blutkörperchen die größte Gruppe dar. Dieser Ratgeber bietet einen differenzierten Blick auf diese weißen Blutkörperchen, deren Normwerte sowie die Ursachen für erhöhte oder erniedrigte Werte.
Inhaltsverzeichnis
Was sind Granulozyten?
Zeigt der Laborbefund einen normgerechten Wert, sollten Granulozyten die größte Untergruppe der Leukozyten (weiße Blutkörperchen) ausmachen. Jedes einzelne Granulozyt spielt bei der Immunabwehr (etwa von Infekten durch Bakterien, Befall mit Parasiten oder Viren) eine Rolle. Sie zählen zum angeborenen Immunsystem eines Menschen. Gebildet werden sie im Knochenmark, von wo aus sie in die Blutbahn gelangen.
Ein Granulozyt ist in der Lage, ins Gewebe zu wandern und dort Eindringlinge auf unterschiedliche Art zu bekämpfen (je nach Granulozytentyp). Der medizinische Fachbegriff “Granulozyt” leitet sich vom lateinischen Wort “Granula” ab, was Körnchen bedeutet. Denn unter dem Mikroskop sind Granula bzw. eine körnige Struktur ein charakteristisches Erkennungsmerkmal. Andere weiße Blutzellen, die keine Granula aufweisen, sind die Monozyten und Lymphozyten.
Im Rahmen einer mikroskopischen Untersuchung lässt sich durch das Färbeverhalten der vorliegende Granulozytentyp erkennen. Charakteristische Merkmale wie der Zellkern oder auch die Färbung des Zellplasmas lassen die Einteilung in stab- und segmentkernige neutrophile, basophile und eosinophile Granulozyten zu.
Neutrophile Granulozyten
Neutrophile Granulozyten sind die am häufigsten vorkommende Form, deren Granula nicht gut anfärbt (daher der Begriff neutrophil). Die Form des Zellkerns lässt Rückschlüsse auf das Alter zu: junge Zellen sind stabförmig, ältere hingegen segmentkernig. Ihre Aufgabe besteht darin, Erreger mittels Phagozytose zu bekämpfen. Hierzu können sie auch Stoffe wie Enzyme abgeben und so Erreger gezielt abtöten.
Eosinophile Granulozyten
Eosinophile Granulozyten machen einen verhältnismäßig kleinen Anteil im Blut aus. Bei der Färbung weist ihr Kern eine rötliche Granula auf, sie lassen sich sehr gut mit Eosin anfärben. Auch sie sind unmittelbar an der Abwehr bei Infektionen beteiligt, indem sie unter anderem spezielle Enzyme absondern.
Basophile Granulozyten
Basophile Granulozyten sind die kleinsten und zahlenmäßig geringsten Granulozyten. Unter dem Mikroskop erscheinen sie nach der Färbung violett. Sie spielen vor allem bei Allergien und Entzündungsreaktionen eine Rolle. Im Zellkern befinden sich Heparin und Histamin.
Granulozyten – Aufgabe und Funktion
Es dauert ungefähr sieben bis zehn Tage, bis Granulozyten im Knochenmark gebildet sind (Granulozytopese). Liegt ein akuter Infekt vor, werden diese Zellen zur Abwehr vermehrt gebildet. Ihre zentrale Funktion besteht darin, den Körper vor Krankheitserregern wie zum Beispiel Bakterien oder Parasiten zu schützen bzw. diese schnellstmöglich unschädlich zu machen.
Im Rahmen der Phagozytose sind diese Leukozyten in der Lage Erreger aufzufressen. Sie können darüber hinaus Enzyme oder schädliche Sauerstoffverbindungen zur Bekämpfung von Erregern absondern. Granulozyten können sich aktiv zum Infektionsgeschehen hinbewegen und vor Ort schnell wirksam werden.
Wann werden Granulozyten bestimmt?
Liegt eine Symptomatik unklarer Ursache vor, wird der behandelnde Arzt ein großes Blutbild anfertigen lassen. Darin wird die Anzahl für jeden Granulozytentyp bestimmt. Erhöhte Werte sprechen für einen Infekt, erniedrigte Werte für eine chronische Krankheit oder auch die Nebenwirkung von bestimmten Medikamenten. Es kann sein, dass nach einem kleinen Blutbild zur Differentialdiagnostik eine weitere Blutuntersuchung erfolgt.
Granulozyten – Normwerte
Bei Laborwerten für Granulozyten kann es sein, dass diese absolut in tausend pro Mikroliter Blut angegeben werden. Zudem ist es üblich, den Anteil an den Leukozyten in % anzugeben.
Die folgenden Normwerte zeigen sowohl den Anteil an Gesamtleukozyten als auch die Anzahl pro Nanoliter Blut:
Granulozytentyp | Prozentwert | pro Nanoliter Blut |
Neutrophile Granulozyten | 41 – 75 % | 1,7 – 7,2 /nl |
Eosinophile Granulozyten | < 7 % | 0,03 – 0,41 /nl |
Basophile Granulozyten | < 1 % | 0,01 – 0,07 /nl |
Granulozyten zu niedrig (Granulozytopenie)
Eine verminderte Anzahl an Granulozyten wird in der Medizin als Granulozytopenie bezeichnet. Das kann sogar so weit gehen, dass die Blutzellen fast vollständig fehlen, womit die Abwehrfähigkeit des Körpers stark geschwächt ist. Neben bestimmten Infektionen (Hepatitis) und Bluterkrankungen können auch eine Vergrößerung oder Überfunktion der Milz Gründe für eine Granulozytopenie sein. Auch die Zufuhr von bestimmten Medikamenten oder eine Kortisontherapie kann zu niedrigen Werten führen. In seltenen Fällen kann auch eine Schädigung des Knochenmarks die Ursache für die Bildung zu weniger Zellen im Blut sein.
Granulozyten erhöht (Granulozytose)
Eine Granulozytose liegt klassischerweise bei akuten Infektionen oder Entzündungen im Körper vor (diese können auch chronisch wie zum Beispiel bei einer rheumatoiden Arthritis sein). Störungen im Hormonhaushalt, Medikamente und einige Krebsarten wie Leukämie (chronisch myeloisch) können zu einer gesteigerten Anzahl führen. Allergiker weisen oft hohe Werte auf, da der Körper auf einen Reiz überreagiert.
Was tun bei veränderten Werten?
Das wird der behandelnde Arzt entscheiden, nachdem er sich ein umfassendes Gesamtbild auf der Basis von Laborwerten verschafft hat. Bei akuten Infektionen oder Entzündungen sollten sich die Werte bald wieder von selbst in den Normbereich regulieren. Eine regelmäßige bzw. abschließende Blutkontrolle ist in manchen Fällen als Standardtherapie erforderlich.
Häufige Fragen zu Granulozyten
- Was sind unreife Granulozyten?
- Was sagen Granulozyten aus?
- Wie viele Granulozyten sind normal?
- Welcher Granulozyten Wert ist gefährlich?
Neutrophile Granulozyten lassen sich unter dem Mikroskop weiter differenzieren: stabkernige Granulozyten sind noch nicht vollständig ausgereift, später präsentieren sie sich mit segmentkerniger Struktur.
Dem Laborwert kommt eine große Bedeutung bei Infektionen bzw. mit Blick auf die Immunantwort des Körpers zu. Es handelt sich um einen Teil des angeborenen Immunsystems zur Abwehr.
Als größte Untergruppe der weißen Blutkörperchen machen Granulozyten bis zu mehr als 70 % aller Leukozyten aus.
Handlungsbedarf besteht, wenn keine Granulozyten mehr nachweisbar sind: Das Immunsystem wäre stark geschwächt, was für chronisch kranke Patienten zu lebensbedrohlichen Situationen führen kann, denn Infektionen können schnell unkontrollierbar werden.
Mehr zur Blutuntersuchung
- Lohmann, M.: Laborwerte verstehen, Mankau Verlag, 6. Auflage, 2020
- Beise, U., Heimes, S., Schwarz, W.: Gesundheits- und Krankheitslehre, 2. Auflage, Springer Medizin Verlag, 2009
- Classen, M. et al.: Innere Medizin, Urban & Fischer Verlag, 6. Auflage, 2009
- Weiße Blutkörperchen im Fokus, https://www.uniklinikum-leipzig.de/... (Abrufdatum 15.05.2023).
- Bestandteile und Funktion des Blutes, https://www.krebsgesellschaft.de/... (Abrufdatum 15.05.2023).