Anämie ist eine Erkrankung, bei der es an genügend roten Blutkörperchen fehlt, um ausreichend Sauerstoff in das Gewebe des Körpers zu transportieren. Die Blutarmut kann dazu führen, dass man sich anhaltend schwach und müde fühlt. Es gibt viele verschiedene Anämien, alle haben unterschiedliche Ursachen und Behandlungen. Einige Formen – wie die leichte Anämie, die während der Schwangerschaft auftritt, stellen meist kein großes Problem dar. Einige Arten können jedoch eine schwerwiegende Grunderkrankung widerspiegeln.
Inhaltsverzeichnis
In welche Formen und Arten man die Anämie unterteilt, welche Symptome auftreten können und wie man sie behandelt – gibt es in diesem Artikel zum Nachlesen.
Was ist eine Anämie?
Die Anämie, auch Blutarmut genannt, ist ein Zustand, in dem unter anderem der Hämoglobingehalt (roter Blutfarbstoff) in den Erythrozyten (roten Blutkörperchen) nicht genügt, um einen ausreichenden Sauerstofftransport bewirken zu können. Hämoglobin ist das Hauptprotein in den roten Blutkörperchen, das den gesamten Körper mit Sauerstoff versorgt.
Darüber hinaus kann auch die Anzahl der Erythrozyten vermindert und häufig der Hämatokrit, die Blutfließgeschwindigkeit, erniedrigt sein. Es gibt viele Formen von Anämie, jede mit ihrer eigenen Ursache. Sie kann vorübergehend oder auch langfristig bestehen und sowohl leicht als auch schwer ausfallen.
Anämie – Formen
Es werden verschiedene Anämie-Formen unterschieden. Die Einteilung kann unter anderem nach morphologischen Kriterien erfolgen. Die mikroskopische Betrachtung der Erythrozyten (roten Blutkörperchen) erlaubt eine Aussage über deren Form und Aussehen und gibt Auskunft darüber, wieviel Hämoglobin in den Erythrozyten enthalten ist.
Folgende Anämieformen, je nach Form und Aussehen der Erythrozyten und in Abhängigkeit des Hämoglobingehalts, können in dem Zusammenhang genannt werden:
Mikrozytäre, hypochrome Anämie
Die Erythrozyten weisen ein vermindertes Zellvolumen (mikrozytär) und eine verringerte Beladung mit Hämoglobin (hypochrom) auf. Ein typisches Beispiel für diese Anämieform ist die Eisenmangelanämie. Mit einem Gesamtanteil von 80% aller Anämien, ist die Eisenmangelanämie die häufigste Form.
Makrozytäre, hyperchrome Anämie
Die Erythrozyten weisen ein vergrößertes Zellvolumen (makrozytär) und eine vermehrte Beladung mit Hämoglobin (hyperchrom) auf. Typische Auslöser für diese Anämieform sind ein Vitamin B12- oder Folsäuremangel-Mangel.
Normozytäre, normochrome Anämie
Die Erythrozyten weisen ein normales Zellvolumen (normozytär) und eine normale Beladung mit Hämoglobin (normochrom) auf. Typisches Beispiel für diese Anämieform ist ein starker Blutverlust (akuter Blutungsanämie).
Anämie – Ursachen
Anämie tritt auf, wenn der Körper nicht genügend rote Blutkörperchen hat. Das geschieht bei folgenden drei Umständen:
- der Körper bildet nicht genügend rote Blutkörperchen
- durch Blutungen verliert man rote Blutkörperchen schneller als sie ersetzt werden können
- der Körper zerstört rote Blutkörperchen
Störung der Blutbildung
Besteht ein Mangel an Bausteinen, Hormonen oder Vitaminen oder liegen Erkrankungen des Knochenmarks vor, kann die Blutbildung gestört sein.
Eisenmangel-Anämie
Sie ist eine der häufigsten Anämie-Arten, die durch Eisenmangel im Körper verursacht wird. Das Knochenmark benötigt Eisen, um Hämoglobin für rote Blutkörperchen zu produzieren. Wer zu wenig Eisen über die Nahrung aufnimmt, kann auf Dauer einen Eisenmangel bekommen. Auch die Unfähigkeit, Eisen aufzunehmen, kann ein Grund dafür sein. Eisen aus der Nahrung gelangt normalerweise in den Blutkreislauf, bis hin zum Dünndarm. Eine Darmstörung wie Zöliakie, die die Darmfähigkeit beeinträchtigt, Nährstoffe aus verdauten Lebensmitteln aufzunehmen, kann ebenfalls zu einer Eisenmangelanämie führen.
Ohne entsprechende Eisenergänzung tritt diese Anämie bei vielen Schwangeren auf, da ihre Eisenspeicher dem eigenen erhöhten Blutvolumen dienen und eine Hämoglobinquelle für den wachsenden Fötus sein müssen. Eisenmangel-Anämie wird aber auch durch Blutverlust verursacht – beispielsweise durch starke Menstruationsblutungen, aber auch Geschwüren, Krebs und die regelmäßige Einnahme einiger rezeptfreier Schmerzmittel, insbesondere Aspirin, die eine Entzündung der Magenschleimhaut verursachen und ebenfalls zu Blutverlust führen können. Blut enthält Eisen – wird Blut verloren, verliert man automatisch auch an Eisen.
Eine Eisenmangelanämie äußert sich klinisch durch die allgemeinen Anämie-Symptome und kann zudem auch zu Nagelveränderungen mit Rillenbildung und Brüchigkeit der Nägel führen. Darüber hinaus können trockene Haut, diffuser Haarausfall, Juckreiz, Mundwinkelrhagaden in Erscheinung treten.
Megaloblastäre Anämie
Megaloblastäre Anämien kommen durch einen Mangel an Vitamin B-12 und/oder Folsäuremangel zustande. Es kommt zur DNA-Synthesestörung der blutbildenden Zellen im Knochenmark. Die Folge sind Entwicklungs- und Kernreifungsstörungen der Erythrozyten. Typisch sind übergroße Erythroblasten (= Vorläuferzellen der Erythrozyten) im Knochenmark, sogenannte Megaloblasten.
Liegt ein Mangel von Vitamin B-12 oder Folsäure vor, spricht man von einer Vitamin-/Folsäuremangel-Anämie. Neben Eisen benötigt der Körper Folsäure und Vitamin B12, um genügend rote Blutkörperchen zu produzieren. Einer Ernährung, der diese wichtigen Nährstoffe fehlen, kann zu einer verminderten Produktion führen. Vitamin B12 („Extrinsic Factor“) kommt in tierischen Lebensmitteln (Fleisch, Milchprodukte, Eier, Fisch) vor und wird nach der Nahrungsaufnahme im Dünndarm, im terminalen Ileum, durch den „Intrinsic Factor“ aufgenommen. Der Intrinsic Factor ist ein Glykoprotein, welches von den Parietalzellen der Magenschleimhaut gebildet wird. Nach der Resorption erfolgt der Transport von Vitamin B-12 im Blut zu den Zielzellen. Ein Mangel liegt oft bei Mangelernährung (kann bei strikten Vegetariern/Veganern vorkommen) sowie bei starkem Alkoholismus und einseitiger Kost älterer Menschen vor.
Zu den Ursachen eines Folsäuremangels zählen unter anderem Mangelernährung (z.B. bei Alkoholismus) oder die Behandlung mit Folsäure-Antagonisten (z.B. Methotrexat) sowie die Störung der Folsäuredekonjugation im Dünndarm durch bestimmte Arzneimittel (z.B. Phenytoin) und ein erhöhter Bedarf (z.B. in der Schwangerschaft).
Die Perniziöse Anämie ist eine spezielle Form der Megaloblastären bzw. Vitaminmangel-Anämie und wird durch einen Mangel an IF (Intrinsic Factor) im Rahmen einer chronischen Gastritis ausgelöst. Ursache sind Autoantikörper gegen Parietalzellen und Intrinsic Factor. Da der IF fehlt, kann Vitamin B12 nicht genügend aufgenommen werden.
Renale Anämie
Die renale Anämie bezeichnet die Blutarmut bei Nierenschwäche. Es kommt zu einer verminderten Erythropoetinbildung (Epo) bei chronischer Niereninsuffizienz. Die Hauptursache liegt bei einem Hormonmangel (Erythropoetin), der die Folge der gestörten Nierenleistung ist. Epo ist ein Hormon, das in der Niere gebildet wird und das Knochenmark zur Blutbildung anregt. Wird das Hormon bei Nierenversagen nur in geringen Mengen produziert, kann eine Blutarmut entstehen. Nierenversagen kann durch Bluthochdruck, erhöhter Einnahme bestimmter Schmerzmittel oder auch langjähriger Diabetes mellitus entstehen. Weitere Ursachen der renalen Anämie können chronische Entzündungen sein, die auch bei der Urämie (Nierenvergiftung) zu einer Unterdrückung der Blutbildung im Knochenmark führt.
Aplastische Anämie
Bei dieser Erkrankung bildet der Körper ebenfalls zu wenig Blutzellen. Das macht Betroffene anfälliger für Infektionen und unkontrollierte Blutungen. Die häufigste Ursache für eine aplastische Anämie ist, dass das Immunsystem die Stammzellen im Knochenmark angreift. Sie kann entweder angeboren oder im Laufe des Lebens erworben werden sein. Die angeborene Aplastische Anämie ist bedingt durch eine chromosomale Instabilität aufgrund multipler Gendefekte. Das Erkrankungsbild manifestiert sich meist im Kindesalter.
Eine erworbene Aplastische Anämie kann unter anderem durch die Einnahme von Medikamenten und/oder durch Virusinfektionen, wie Hepatitiden, EBV, CMV, Parvovirus B19, hervorgerufen werden. Da in der Mehrzahl der Fälle keine eindeutige Ursache identifiziert werden kann, spricht man in dem Zusammenhang auch von einer idiopathischen Aplastischen Anämie.
Thalassämie
Bei Thalassämien handelt es sich um eine Gruppe von Erkrankungen, die durch eine angeborene Bildungsstörung der Hämoglobinketten charakterisiert ist. Je nach Gendefekt werden verschiedene Thalassämie-Formen unterschieden. Neben den sehr seltenen Thalassämie-Formen werden vor allem die α-Thalassämie sowie β-Thalassämie genannt.
Bei der alpha-Thalassämie liegt eine Störung der Alpha-Eiweißketten des Hämoglobins vor, bei der beta-Thalassämie liegt eine Störung der Beta-Eiweißketten des Hämoglobins vor. Die beta-Thalassämie ist die häufigste Thalassämie und tritt vor allem im Mittelmeerraum auf. Die Einteilung der beta-Thalassämien erfolgt in eine Minorform (Thalassaemie minor) und eine Majorform (Thalassämie minor).
Die symptomarme Minorform (ein Gen betroffen) zeigt sich klinisch durch eine eventuell diskrete Milzvergrößerung und eine leichte Anämie. Die Majorform (beide Gene betroffen) stellt die schwere Verlaufsform dar und manifestiert sich bereits im Säuglingsalter und verursacht eine schwere hämolytische Anämie.
Sichelzellenanämie
Dabei handelt es sich um eine Art der Sichelzellenkrankheit. Die Sichelzellanämie ist eine angeborene Erkrankung der roten Blutkörperchen, bei der nicht genügend vorhanden sind. Während sich die Blutkörperchen normalerweise leicht durch die Blutgefäße bewegen, ist das rote Blut bei der Sichelzellanämie wie Sicheln oder Halbmonde geformt. Diese können in den kleinen Blutgefäßen steckenbleiben und den Blutfluss und Sauerstofftransport verlangsamen oder blockieren. Das abnormale Hämoglobin führt dazu, dass rote Blutkörperchen starr, klebrig und unförmig werden.
Anämie durch Entzündungen
Bestimmte Krankheiten wie Aids, Krebs, rheumatoide Arthritis, Morbus Crohn und andere akute oder chronisch entzündliche Erkrankungen können ebenfalls die Produktion roter Blutkörperchen beeinträchtigen.
Blutverlust
Ein akuter Blutungsverlust oder unentdeckte Blutungsquellen, die zu einem chronischen Blutungsverlust führen, können eine Anämie zu Folge haben. Diese Störungen können bei Magen- und Dünndarmgeschwüren, Polypen im Dickdarm oder auch Krebs im Dickdarm vorkommen. Auch starke Menstruationsblutungen können mit einem Blutverlust einhergehen.
Geht Blut verloren, entzieht der Körper den Geweben Wasser, um das Flüssigkeitsvolumen in den Blutgefäßen aufrechtzuerhalten. Dadurch kommt es zu einer Verdünnung des Blutes und die Anzahl der roten Blutkörperchen verringert sich. Blutverlust verringert ebenfalls den Eisengehalt im Körper, sodass das Knochenmark nicht in der Lage ist, die Produktion roter Blutkörperchen zu erhöhen, um den Verlust auszugleichen.
Erhöhter Abbau der Erythrozyten
Die sogenannte hämolytische Anämie kommt durch den beschleunigten Abbau der Erythrozyten zustande. Die Lebensdauer der Erythrozyten, die normalerweise 120 Tage beträgt, ist hier auf weniger als 30 Tage reduziert. Klinisch zeigt sich dieses Erkrankungsbild mit Blässe und Müdigkeit, die Bluttransfusionen erfordern kann
Hypersplenisyndrom
Eine Anämie kann auch durch eine Verteilungsstörung aufgrund einer stark vergrößerten Milz entstehen. Während sich sehr viel Blut in der Milz sammelt, besteht ein Mangel an Erythrozyten im restlichen Körper. Dieser vermehrte Blutabbau einzelner Zellreihen (Erythrozyten, Leukozyten, Thrombozyten) und der Abbau aller Zellreihen kann zu einer Panzytopenie führen. Therapiert wird die symptomatische Panzytopenie durch die operative Entfernung der Milz (Splenektomie).
Anämie – Risikofaktoren
Bei bestimmten Faktoren ist man einem erhöhten Anämie-Risiko ausgesetzt:
- einseitige Ernährung mit einem Mangel an bestimmten Vitaminen und Mineralien: eine Ernährung, die durchgehend wenig Eisen, Vitamin B-12 und Folsäure enthält, erhöht das Risiko für eine Anämie.
- (chronische) Darmerkrankungen: Entzündliche Darmerkrankungen, die die Aufnahme von Nährstoffen im Dünndarm beeinträchtigt, erhöhen das Risiko einer Anämie (Beispiel: Morbus Crohn).
- Menstruation: Bei jungen Frauen im gebärfähigen Alter kann eine Eisenmangelanämie durch eine verstärkte Menstruationsblutung bedingt sein. Menstruierende Frauen haben ein größeres Risiko für eine Eisenmangelanämie als Männer.
- Schwangerschaft: In der Schwangerschaft wird die Einnahme von Multivitaminpräparaten mit Folsäure und Eisen empfohlen, da sonst ein erhöhtes Risiko für eine Anämie besteht
- Chronische Erkrankungen: Tumorleiden, Nierenversagen, Diabetes mellitus und/oder andere chronische Erkrankungen sowie chronisch gastrointestinale Blutungen (zum Beispiel durch ein Magengeschwür) erhöhen das Risiko für eine Anämie.
- Familiengeschichte: Besteht eine genetische Prädisposition für eine vererbte Anämie, zum Beispiel Sichelzellanämie, besteht ein erhöhtes Risiko möglicherweise auch von der Erkrankung betroffen zu sein.
- hohes Alter: Menschen über 65 Jahre haben ein erhöhtes Risiko für eine Anämie.
Weitere Faktoren können bestimmte Infektionen in der Vorgeschichte, Blutkrankheiten, Autoimmunerkrankungen, Alkoholismus, giftige Chemikalien und die Einnahme bestimmter Arzneimittel sein.
Anämie – Symptome
Die Anzeichen und Beschwerden variieren je nach Art der Anämie und Ursache. Anfänglich können die Symptome auch so mild sein, dass man sie kaum bemerkt. Sie verstärken sich allerdings, wenn sich die Anämie verschlimmert. Folgende Symptome können auftreten:
- Müdigkeit
- Schwäche
- blasse oder gelbliche Haut
- unregelmäßiger Herzschlag
- Kurzatmigkeit
- Wachstumsprobleme bei Kindern und Jugendlichen
- Schwindel oder Benommenheit
- Brustschmerzen
- Schmerzen in Knochen, Bauch und Gelenken
- Kalte Hände und Füße
- Kopfschmerzen
Je nach Auslöser der Anämie bzw. je nach Anämieform können weitere Symptome hinzukommen.
Anämie – Wann zum Arzt?
Wenn man den Verdacht hat, dass eine Anämie vorliegt, sollte man einen Arzt aufsuchen. Es kann ein Warnsignal für eine andere Erkrankung sein. Ebenso bei Symptomen wie anhaltender Müdigkeit, schneller Herzfrequenz und Atemnot sowie sehr starken Regelblutungen und Anzeichen eines Geschwürs, Gastritis und blutigem Stuhl. Liegt eine erbliche Anämie in der Familie vor, können sich Betroffene vom Arzt beraten lassen, besonders für Frauen, die eine Schwangerschaft in Betracht ziehen. Der Arzt wird in solchen Fällen die Einnahme von Nahrungsergänzungsmitteln (insbesondere Folsäure) empfehlen, die sowohl Mutter als auch dem Baby zugutekommen.
Anämie – Diagnostik
Um eine Anämie zu diagnostizieren, wird der Arzt sich nach der Krankengeschichte erkundigen, eine körperliche Untersuchung und folgende Tests durchführen:
Ein Blutbild ist entscheidend, um die Anzahl der Blutzellen zu bestimmen. Besonderes Augenmerk liegt dabei auf dem Hämatokritspiegel (rote Blutkörperchen) und die Hämoglobinkonzentration.
Verminderte Hämatokritwerte, die unter der Norm liegen, betragen bei Männern < 42 % und bei Fragen < 38%. Verminderte Hämoglobinwerte (Hb) liegen bei < 13,0 g/dl (< 8,06 mmol/dl) beim männlichen Geschlecht und < 12,0 g/dl (< 7,44 mmol/dl) beim weiblichen Geschlecht.
Ist der Hämoglobin-Wert erniedrigt, wird die Bestimmung wichtiger Folgewerte, die unter anderem vom Hämatokrit abhängen, angeordnet:
- MCV (Mean Corpuscular Volume, Mittleres korpuskuläres Volumen) = durchschnittliches Volumen eines Erythrozyten. Im Rahmen einer Anämie kann der MCV erniedrigt (mikrozytäre Anämie) oder erhöht sein (makrozytäre Anämie).
- MCH (Mean Corpuscular Hemoglobin, Mittleres korpuskuläres Hämoglobin) = Hämoglobingehalt eines Erythrozyten. Erythrozyten, die zu wenig Hämoglobin enthalten, werden als hypchrom bezeichnet, während Erythrozyten mit zu viel Hämoglobingehalt hyperchrom sind.
Außerdem kann der Arzt weitere Test anordnen. Dazu gehören zum Beispiel:
- Bestimmung der Größe und Form der roten Blutkörperchen anordnen.
- Bestimmung des Eisengehalts und des Ferretinspiegels im Serum – sind die besten Indikatoren für die gesamten Eisenspeicher des Körpers
- Erfassung der Retikulytenanzahl und Bilirubin, um festzustellen, wie schnell die Blutzellen gebildet werden oder ob Patienten an einer hämolytischen Anämie leiden, bei der die roten Blutkörperchen eine verkürzte Lebensdauer haben.
Ist eine Anämie diagnostiziert worden, können zusätzliche Tests gemacht werden, um die Ursache zu ermitteln. Gelegentlich ist es auch erforderlich, eine Probe des Knochenmarks zu entnehmen, um eine Anämie festzustellen.
Anämie – Behandlung
Die Behandlung von Anämie hängt von der Ursache ab. Sie reicht von der Einnahme von Nahrungsergänzungsmitteln bis hin zu medizinischen Eingriffen. Oft kann man einige Arten von Anämie schon verhindern, indem man sich gesund und ausgewogen ernährt.
Eisenmangel-Anämie
Die Behandlung dieser Anämie-Form umfasst normalerweise die Einnahme von Eisenpräparaten und die Änderung der Ernährung. Wenn die Ursache für den Eisenmangel ein Blutverlust ist (außer durch Menstruation) muss die Blutungsquelle lokalisiert und die Blutung gestoppt werden. Liegt sie zum Beispiel im Magen-Darm-Trakt vor, wird diese saniert. Dies kann eine Operation beinhalten.
Vitamin-B-12-/Folsäuremangel-Anämie
Ein Vitamin B12-Mangel wird zunächst mit Nahrungsergänzungsmitteln und der Erhöhung dieser Nährstoffe in der Ernährung behandelt. Besteht das Problem beim Verdauungssystem, Vitamin B12 und Folsäure aus der Nahrung aufzunehmen, benötigen Patienten möglicherweise Vitamin B12-Spritzen. Einige Menschen mit einer dauerhaften Unfähigkeit, Vitamin B12 aufzunehmen, brauchen möglicherweise lebenslang, alle paar Monate, Injektionen. Ebenso wird bei einem Folatmangel empfohlen, die Folatmenge in der Ernährung zu erhöhen. Gute Nahrungsquellen für Folsäure sind frisches Obst, grünes Blattgemüse und Kreuzblütler (Blumenkohl, Brokkoli, Rosenkohl) sowie Milchprodukte und Vollkorngetreide.
Aplastische Anämie
Die Behandlung dieser Anämie kann Bluttransfusionen umfassen, um die Konzentration der roten Blutkörperchen zu erhöhen. Bei Anämien im Zusammenhang mit Knochenmarkserkrankungen sowie Zerstörungen des Knochenmarks benötigen Patienten eine Knochenmarktransplantation, wenn das Knochenmark keine gesunden Blutzellen bilden kann.
Hämolytische Anämie
Bei dieser Form der Anämie werden bestimmte Medikamente, die das Immunsystem unterdrücken und rote Blutkörperchen sowie die Behandlungen von Infektionen vermieden.
Thalassämie
Viele Formen der Thalassämie verlaufen mild und erfordern meist keine Behandlung. Bei schwerwiegenderen Verläufen kommen Bluttransfusionen, Vitaminpräparate, Medikamente zum Einsatz. Möglicherweise muss die Milz entfernt oder eine Blut- und Knochenmarkstammzellentransplantation durchgeführt werden.
Bei akutem Blutverlust erfolgt die Blutstillung, Einnahme von Eisenpräparaten und möglicherweise eine Bluttransfusion.
Sichelzellenanämie
Um Schmerzen zu lindern und Komplikationen vorzubeugen, setzt man bei der Behandlung auf Sauerstoff, orale und intravenöse Flüssigkeiten sowie in einigen Fällen auf Schmerzmittel. Ärzte können auch die Einnahme von Antibiotika, Bluttransfusionen und Folsäurepräparate empfehlen.
Anämie infolge chronischer Erkrankungen
Bei dieser Anämie-Form konzentriert man sich auf die Behandlung der Grunderkrankung. Bei schwerwiegenden Symptomen können Bluttransfusionen oder die Injektion des Hormons Erythropoetin, das normalerweise von den Nieren produziert wird dazu beitragen, die Produktion roter Blutkörperchen zu stimulieren und Müdigkeit zu lindern.
Anämie – Komplikationen
Unbehandelt kann Anämie viele gesundheitliche Probleme verursachen. Bei einer schweren Blutarmut können Betroffene unter einer starken Müdigkeit leiden, sodass sie alltäglichen Aufgaben nicht mehr nachgehen können. Es kann außerdem in der Schwangerschaft und besonders bei Frauen mit einem Folsäuremangel häufiger zu Fehlgeburten kommen. Auch Herzprobleme können die Folge sein – eine Anämie kann zu schnellem oder unregelmäßigem Herzschlag führen, da das Herz unter diesen Umständen mehr Blut pumpen muss, um den Sauerstoffmangel auszugleichen. Dies führt möglicherweise zu einem vergrößerten Herzen oder einer Herzinsuffizienz.
Häufige Fragen
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Um die Diagnose einer Anämie sicher zu stellen, ist die Bestimmung der Laborparameter Hämoglobinkonzentration (Hb), Anzahl der Erythrozyten und des Hämatokrits (Hkt) erforderlich. Insbesondere als Einstieg in die Diagnostik ist der Hämoglobinwert, als Hauptmerkmal, entscheidend. Eine Anämie ist definiert als eine Verminderung der Hämoglobinkonzentration (Hb), der Erythrozytenanzahl pro μl und häufig auch des Hämatokrits (Hkt) pro 100 ml unter die Norm.
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Bei Frauen liegt ein zu niedriger Hämoglobinwert bei < 12,0 g/dl (< 7,44 mmol/dl) vor, bei Männern < 13,0 g/dl (< 8,06 mmol/dl). Ein zu niedrigerer Hämatokrit (Hkt) liegt bei Frauen < 38% und bei Männern < 42 % vor. Die Grenzen für einen kritischen Wert sind individuell festzulegen. Von einem kritischen Hämoglobinwert ist schätzungsweise bei ca. 7g/dl auszugehen.
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Eine Anämie kann durch eher harmlose Ursachen (Eisenmangelanämie), aber auch durch schwerwiegende Ursachen (Aplastische Anämie) hervorgerufen werden. Schwerwiegende Auslöser können lebensgefährlich sein und unbehandelt tödlich enden.
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Die Indikation einer Bluttransfusion im Rahmen einer Anämie richtet sich nach der jeweiligen Ursache. Insbesondere bei einer akuten Blutungsanämie ist eine Bluttransfusion nötig und kann Leben retten. Wie oft eine Bluttransfusion im Allgemeinen erforderlich ist, ist im Einzelfall zu entscheiden und kann nicht pauschalisiert werden.
Blutkrankheiten im Überblick
1. Karges, W., Sascha, A. D.: Innere Medizin in 5 Tagen; Springer, 3. Auflage, 2014
2. Kirschbaum, M. und Münstedt, K.: Checkliste Gynäkologie und Geburtshilfe, Georg Thieme Verlag, 2. Auflage, 2005
3. Arasteh, K., Baenkler, H.-W., Bieber, C. et al.: Innere Medizin, Georg Thieme Verlag, 2. Auflage, 2009
4. Anemia, www.mayoclinic.org (Abrufdatum: 20.01.2021)
5. Anemia, www.webmd.com (Abrufdatum: 20.01.2021)