
Die Übergabe einer Arztpraxis markiert nicht nur das Ende eines Kapitels, sondern auch den Beginn eines neuen Abschnitts. Es ist wichtig, auch nach Praxisabgabe aktiv zu bleiben. Damit man aber entspannt in den neuen Lebensabschnitt übergehen kann, sollte man sich vergewissern, dass spätestens jetzt alle relevanten finanziellen, rechtlichen und persönlichen Angelegenheiten erledigt sind.
Inhaltsverzeichnis
Nach Praxisabgabe zu erledigen: Buchhaltung und Steuer
Ein ordnungsgemäßer Abschluss der Buchhaltung garantiert, dass alle Transaktionen korrekt dokumentiert sind und keine finanziellen Unklarheiten zurückbleiben. Dies umfasst die Abrechnung aller offenen Posten und die Überprüfung der Finanzen bis zum Übergabedatum, um spätere Dispute zu vermeiden. So stellt man sicher, dass alle finanziellen Verpflichtungen erfüllt und die zukünftigen Rechte gewahrt bleiben. Falls noch ausstehende Forderungen oder Verbindlichkeiten bestehen, sollten diese geregelt werden. Falls ein spezielles Geschäftskonto genutzt wurde, sollte es entweder geschlossen oder umgewidmet werden.
Ebenso kritisch ist die steuerliche Abwicklung, die eine sorgfältige Prüfung durch einen Steuerberater erfordert. So können alle Steuererklärungen korrekt und fristgerecht erstellt werden sowie letzte Steuerzahlungen und evtl. Nachzahlungen geklärt werden. Der Praxisverkauf erfordert auch steuerliche Abmeldungen und eventuelle Gewinnversteuerung.
Nach Praxisabgabe zu erledigen: Patientenakten und Datenschutz
Nach der Praxisübergabe sollte nicht nur sichergestellt sein, dass alle Verträge, inklusive Miet- und Arbeitsverträge, ordnungsgemäß übergeben wurden. Jetzt gilt es auch letzte Haftungsfragen zu klären, um sicherzustellen, dass nach der Übergabe keine rechtlichen Überraschungen auftreten. Evtl. gibt es auch diverse Verträge, die für den Nachfolger keine Relevanz haben. Was nicht mehr gebraucht wird, sollte spätesten jetzt gekündigt werden.
Ebenso ist die korrekte Archivierung und vollständige Übergabe der Patientenakten gemäß gesetzlichen Vorgaben entscheidend. Falls der Nachfolger die Patienten weiterbehandelt, ist eine ordnungsgemäße Übergabe der Akten unter Wahrung der Datenschutzrichtlinien schon geschehen. In jedem Fall gilt zu beachten: Patientenakten müssen je nach Land für eine bestimmte Zeit aufbewahrt werden (z. B. in Deutschland meist 10 Jahre). Falls sie nicht an den Nachfolger übergeben wurden, muss eine sichere Lagerung organisiert werden. Alles, was nicht mehr benötigt wird, muss datenschutzkonform vernichtet werden.
Digital- und Technologieübergabe
Die sichere und systematische Übertragung aller digitalen Assets, einschließlich der Patientendatenbanken, elektronischer Gesundheitsakten und der Website der Praxis, ist entscheidend. So sollte man sicherstellen, dass alle Daten unter Einhaltung der Datenschutzgrundverordnung (DSGVO) übergeben wurden. Dies schützt sowohl Patienten als auch den ehemaligen Praxisinhaber vor möglichen datenschutzrechtlichen Konsequenzen.
Die korrekte Übergabe von Softwarelizenzen und der dazugehörigen Hardware ist ebenfalls wichtig. Man muss prüfen, welche Lizenzen übertragbar sind und ob spezielle Vereinbarungen mit den Softwareanbietern getroffen werden müssen, um einen reibungslosen Übergang für die neue Praxisführung zu gewährleisten.
Nach Praxisabgabe zu erledigen: Administrative Aufgaben
Eine klare und transparente Kommunikation ist entscheidend für den Erfolg einer Praxisübergabe. Patienten, Geschäftspartner, Dienstleister (Medizingeräte, Labor, Apotheken) sowie relevante Organisationen müssen informiert sein. Eine offizielle Mitteilung (z. B. per Aushang, Brief oder Website) stärkt das Vertrauen, sichert die Kontinuität der Betreuung und vermeidet rechtliche sowie organisatorische Komplikationen.
Nach der Übergabe ist es wichtig, alle Beteiligten über aktuelle Änderungen auf dem Laufenden zu halten und sicherzustellen, dass administrative Prozesse angepasst werden. Dies unterstützt nicht nur die nahtlose Fortführung der klinischen und geschäftlichen Aktivitäten der Praxis, sondern schützt auch die eigene professionelle Reputation und gewährleistet die korrekte Handhabung der Lizenzierungen. Außerdem vermeidet man damit, im Nachhinein weiterhin zu Themen kontaktiert zu werden, für die man nicht mehr der Ansprechpartner ist. Das spart nicht nur die eigene Zeit, sondern hilft allen Beteiligten effizienter zu agieren. Außerdem nicht vergessen:
- Versicherungen prüfen & kündigen/anpassen: Versicherungen müssen entweder gekündigt oder auf die neue Situation angepasst werden.
- evtl. ärztliche Tätigkeit bei der Ärztekammer und der KV endgültig abmelden
- Gewerbeabmeldung: Falls die Praxis vorher gewerblich gemeldet war, muss das Gewerbe beim Gewerbeamt abgemeldet werden.
- Mitarbeiter angemessen verabschieden
Abschied von der Praxis nicht immer einfach
Der Abschied von der Praxis ist ein tiefgehender emotionaler Prozess, der sorgfältig angegangen werden muss. Es ist entscheidend, sich bewusst Zeit zu nehmen, um die vielen Jahre beruflicher Hingabe zu reflektieren und zu verarbeiten. Viele Ärzte nutzen professionelle Unterstützung durch Psychologen oder Coachings, um durch diesen Übergang zu navigieren. Das Einbinden von Familie und Freunden kann ebenfalls unterstützend wirken. Es ist auch hilfreich, sich neuen Aktivitäten oder Hobbys zu widmen, die persönliche Erfüllung und Freude bringen. Diese Schritte erleichtern die emotionale Anpassung an das Leben nach der Praxis und helfen, den Abschied als einen Neuanfang zu sehen.
Nach Praxisabgabe zu erledigen: Aktiv in die Zukunft
Es ist aus mehreren Gründen wichtig, auch nach dem Verkauf einer Praxis aktiv zu bleiben. Erstens unterstützt die fortlaufende Aktivität den nahtlosen Übergang und die Aufrechterhaltung der professionellen Verpflichtungen, die möglicherweise auch nach der formellen Übergabe bestehen. Manche Patienten könnten noch Fragen haben oder nach früheren Befunden fragen. Die Nachsorge sollte also auf jeden Fall geklärt sein. Evtl. wurde auch eine Unterstützung des Nachfolgers in der Einarbeitungsphase vereinbart.
Zweitens kann die Aufrechterhaltung einer gewissen beruflichen Aktivität nach dem Verkauf der Praxis auch für das persönliche Wohlbefinden von Bedeutung sein. Viele Ärzte finden in einer teilweisen Weiterbeschäftigung oder in beratender Funktion eine sinnstiftende Möglichkeit. So können sie ihre Fachkenntnisse und Erfahrungen weiterhin einbringen. Vielleicht ist auch eine Tätigkeit als Medizinischer Gutachter oder Mentor für jüngere Kollegen ansprechend.
Drittens hilft die fortgesetzte Beteiligung an bestimmten Aktivitäten dabei, das gepflegte Karriere-Netzwerk und die berufliche Identität zu bewahren. Der abrupte Rückzug aus dem Arbeitsleben kann zu einem Verlust dieser Netzwerke führen. Das kann wiederum Isolation und einen Mangel an (beruflicher) Zufriedenheit nach sich ziehen. Indem man aktiv bleibt, fördert man die psychische Gesundheit.
Schließlich kann die fortgesetzte Aktivität auch finanzielle Vorteile haben, indem sie zusätzliches Einkommen generiert und zur finanziellen Sicherheit beiträgt. Dies ist besonders wichtig, da der Übergang in den ärztlichen Ruhestand oft mit Unsicherheiten bezüglich der langfristigen finanziellen Planung verbunden ist. Mehr dazu hier:
- Top-Jobs für Ärzte im Ruhestand
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- Arzt im Ruhestand: Beweggründe und Tätigkeitsfelder
Zu guter Letzt gilt es, die eigene Gesundheitsvorsorge zu überprüfen, falls sich durch den Praxisverkauf Änderungen ergeben (z. B. private KV) und dann den Ruhestand zu genießen oder mit Freude die neuen Pläne in Angriff zu neben.