
Am Ende der ärztlichen Weiterbildungszeit steht die Facharztprüfung. Diese etwa 30- bis 45-minütige mündliche Prüfung ist Voraussetzung für die spätere Arbeit im vertragsärztlichen Setting. Die Info, dass man die fachärztliche Abschlussprüfung nicht bestanden hat, ist natürlich ärgerlich. Dennoch sollte man nicht gleich das Handtuch werden. Der folgende Artikel gibt hilfreiche Tipps, wie man mit solch einer Situation umgehen sollte und auf welche (rechtlichen) Möglichkeiten man zurückgreifen kann, damit es mit dem Facharzttitel klappt.
Inhaltsverzeichnis
Facharztprüfung nicht bestanden – Gründe
Das Nichtbestehen der Facharztprüfung kann verschiedene Ursachen haben:
Fachliche Defizite: Unzureichendes Wissen, mangelnde praktische Erfahrung oder Unsicherheiten in der klinischen Entscheidungsfindung führen oft zu Fehlern. Ein schwaches Verständnis für Leitlinien kann ebenfalls hinderlich sein.
Psychologische Faktoren: Prüfungsangst, schlechte Zeitplanung oder Schwierigkeiten in der mündlichen Prüfung beeinträchtigen die Leistung. Stress und Erschöpfung reduzieren zudem die Konzentrationsfähigkeit.
Externe Einflüsse: Unklare Prüfungsfragen, strenge Prüfer oder unzureichende Weiterbildung in der Klinik können den Prüfungserfolg erschweren. Unvorhergesehene Ereignisse wie Krankheit oder familiäre Probleme spielen ebenfalls eine Rolle.
Durchfallquote in Deutschland
Die Durchfallquote bei der Facharztprüfung liegt in Deutschland im Schnitt bei etwa fünf Prozent. Jedoch unterscheiden sich die einzelnen Facharztrichtungen voneinander. Im Jahr 2021 war die Durchfallquote im Fach Allgemeinmedizin mit 2,6 Prozent am niedrigsten. In der Chirurgie und der Gynäkologie lag sie bei vier Prozent. In der Fachrichtung Orthopädie und Unfallchirurgie lag die Quote bei 4,7 Prozent und in der Inneren Medizin, der Psychiatrie und der Radiologie bei über sieben Prozent. Assistenzärzte im Fach Neurologie müssen mit einer höheren Durchfallquote rechnen. Diese lag zuletzt bei fast zehn Prozent.
Wie kann man das Risiko minimieren?
- Frühzeitige und systematische Vorbereitung (z. B. mit Lernplänen)
- Simulation von Prüfungssituationen (mündlich und schriftlich)
- Mentale Techniken gegen Prüfungsangst (Entspannung, Atemtechniken)
- Austausch mit Kollegen oder Mentoren zur Klärung offener Fragen
- Nutzung von Leitlinien und aktuellen Fachartikeln zur Vorbereitung
Facharztprüfung nicht bestanden – Erste Schritte
Das Nichtbestehen der Facharztprüfung ist kein Grund zur Verzweiflung. Wir empfehlen folgendes Vorgehen:
Ruhe bewahren
Selbstverständlich ist man nach dem Nichtbestehen der Facharztprüfung erst einmal sauer und/oder enttäuscht. Dennoch gilt es Ruhe zu bewahren. Denn wer sich mit Selbstvorwürfen überschüttet, erhöht nur den Stress und fördert Unsicherheit und Angst vor der Wiederholungsprüfung.
Gespräch mit dem Vorgesetzten suchen
Wen man die Facharztprüfung nicht bestanden hat, hat dies normalerweise keinen Einfluss auf die derzeitige Anstellung. Dennoch lohnt es sich, dem Chef gegenüber ehrlich zu sein. Am besten ist es, unmittelbar im Anschluss an die misslungene Prüfung das Gespräch zu diesem zu suchen. Er hat bestenfalls auch einen Rat für die Vorbereitung der Wiederholungsprüfung.
Defizite erkennen
Man muss nicht das komplette Prüfungsszenario erneut durchspielen. Dennoch kann es helfen, die in der Prüfungsthemen nochmals zusammenzutragen und per Selbstreflexion zu eruieren, woran es lag. Wer tatsächlich zu wenig gelernt hat, sollte bis zum nächsten Prüfungstermin die fehlenden Inhalte aufholen. Wer vereinzelte Schwächen hat, sollte sein Wissen innerhalb dieser Themengebiete auffrischen. Wenn Prüfungsangst ein Hemmnis für das Bestehen einer Prüfung darstellt, könnte man versuchen, diese durch Entspannungstechniken oder auch externe Hilfe in den Griff zu bekommen.
Facharztprüfung nicht bestanden – Rechtliche Beratung und Widerspruch
Im Falle eines Nichtbestehens lohnt es sich, die Prüfungsbewertung durch einen Rechtsbeistand überprüfen zu lassen und gegebenenfalls sogar Widerspruch einzulegen. Denn auch im Falle von Facharztprüfungen kann es immer wieder zu Bewertungs- und/oder formellen Fehlern kommen. Ein Bewertungsfehler liegt zum Beispiel vor, wenn die vom Prüfer vorgenommene Bewertung fehlerhaft erfolgte. Beispiel: Prüfer bewertet eine korrekte Antwort des Prüflings als falsch.
Ein formeller Fehler hingegen passiert, wenn die anberaumte Prüfungszeit nicht eingehalten wird, der abgefragte Prüfungsstoff unzulässig ist oder ein Prüfer dem Prüfling gegenüber befangen ist. In einem ersten Schritt sollte daher Einsicht in die Prüfungsprotokolle angefordert werden. Auf deren Basis kann das Prüfungsergebnis bei tatsächlichem vorliegendem Fehler angefochten werden.
Tipps für die erneute Vorbereitung auf die Prüfung
Auch wenn anhand des Prüfungsprotokolls die eigenen Defizite erkannt werden können, ist eine optimale Vorbereitung erneut notwendig. Die Wiederholungsprüfung kann nämlich völlig anders laufen. Es gibt also auch kein Geheimrezept für die ideale Prüfungsvorbereitung. Dennoch können die folgenden Maßnahmen sehr hilfreich sein:
- Prüfungsprotokolle vergangener Facharztprüfungen einsehen
- statt den gesamten Prüfungsstoff zu wiederholen: konkret die eigenen Defizite angehen und gezielt Themen wiederholen
- in den Austausch mit erfahrenen Kollegen gehen
- Kurse belegen, die eine Prüfungssituation simulieren
Bevor man sich während der Prüfung in einen Gedanken verrennt und eine falsche Richtung bei der Beantwortung einer Frage einschlägt, lohnt es sich ehrlich zu sein. Man sollte dem Prüfer mitteilen, dass man die gestellte Frage nicht beantworten kann. Oftmals bekommt man dann einmalig eine alternative Frage gestellt und kann sein Wissen erneut unter Beweis stellen.
Wie oft kann man die Facharztprüfung wiederholen?
Wenn die Prüfungskommission zu dem Ergebnis gelangt, dass die Facharztprüfung als nicht bestanden zu werten ist, bedeutet dies zugleich, dass der Facharztanwärter die Voraussetzungen zum Erreichen der Facharztreife nicht erfüllt hat. Die Prüfungskommission ist dazu verpflichtet, ihr Urteil in einer ausführlichen, schriftlichen Stellungnahme darzulegen, welche die Landesärztekammer dem Prüfling im Anschluss übermittelt.
Das Gute ist: Die Prüfung darf in der Regel unbegrenzt oft wiederholt werden! Für gewöhnlich ist der nächste Versuch jedoch frühestens drei Monate nach der ersten Prüfung möglich. Gegebenenfalls müssen angehende Fachärzte vor erneutem Antritt zur Facharztprüfung bestimmte Auflagen erfüllen – diese Auflagen werden üblicherweise von der Prüfungskommission in der schriftlichen Begründung festgelegt.