
Auch wenn die Bezeichnung Chefarzt bzw. Chefärztin nicht geschützt ist, so ist ein Chefarzt in der Regel ein Arzt in leitender Funktion. Ob in Klinik, Krankenhaus, Fachpraxis oder Labor – der Chefarzt trägt die fachliche und disziplinarische Verantwortung für eine gesamte Abteilung. Gesetzlich sind die Voraussetzungen für die Chefarztposition nicht klar definiert. Eine breite Basis an Hard und Soft Skills ist für (kommende) Chefärzte gefragt.
Chefarzt-Voraussetzungen: Fachkompetenz und Erfahrung
Eines trifft sicher auf alle Führungskräfte und damit auch auf einen Chefarzt zu: Um Vorbild voranzugehen werden hervorragende fachliche Fähigkeiten benötigt. Die zentralen Fähigkeiten eines Chefarztes liegen in Diagnose und Behandlung. Dazu sollte er immer auf dem aktuellen Stand der Wissenschaft und Technik sein. Neben Facharztweiterbildung, Schwerpunktsetzungen und Zusatzqualifikation sind regelmäßige Weiterbildungen notwendig, um die Qualität der medizinischen Leistungen und das Wohl der Patienten sicher zu stellen. Daneben werden Fähigkeiten als Wissenschaftler und Tätigkeiten in der Forschung vorausgesetzt. Erfahrung durch mehrjährige Tätigkeit als (leitender) Oberarzt ist von großem Nutzen. Ein Professorentitel ist meist Voraussetzung für eine entsprechende Position an einer Uniklinik.
Managementfähigkeiten
Mit medizinischen Aufgaben verbringt ein Chefarzt nur noch ca. dreißig Prozent seiner Zeit. Siebzig Prozent seiner Arbeitszeit bestehen aus Managementtätigkeiten. Dabei unterscheiden diese sich kaum von denen eines Managers in der freien Wirtschaft: Es müssen betriebswirtschaftliche Zusammenhänge erkannt, unternehmerische Ziele erfüllt und Kosten optimiert werden. Um gleichzeitig die Qualität zu halten oder gar zu verbessern und den Bereich weiterzuentwickeln, bedarf es analytischem Denken und strategischem Handeln sowie der Fähigkeit, Prioritäten zu setzen – sprich Organisationstalent. Hier ist neben optimalem Zeitmanagement und Problemlösungskompetenz vom Chefarzt Flexibilität gefragt. Er muss Vertrauen in die Mitarbeiter haben und Aufgaben – oft kurzfristig –ergebnisorientiert delegieren, um gemeinsam mit ihnen die Ziele zu erfüllen. Dabei gilt es jedoch auch Entscheidungsstärke zu wahren und immer wieder einen Blick über den Tellerrand zu wagen. Apropos: Berufsbegleitende Studiengänge im Managementbereich können hilfreich sein.
Weitere Voraussetzungen: Resilienz und Selbstvertrauen
Die bestmögliche Versorgung der Patienten, die Führung des Personals, die Wirtschaftlichkeit der Klinik und ein glückliches Familienleben können nur funktionieren, wenn der Chefarzt neben seiner Fach-, Organisations- und Führungskompetenz auch Widerstandsfähigkeit beweist. Für die Aufgaben in der Klinik sind Chefärzte oftmals 60 bis 70 Stunden pro Woche tätig. An dem Punkt der Karriere, der über eine Chefarztposition nachdenken lässt, wurde im Studium und der Facharztweiterbildung im Regelfall genug Stressresistenz bewiesen. Diese Belastbarkeit wird immer wieder gefragt sein. Auch in kritischen Situationen muss der Chefarzt Ruhe bewahren und die Mitarbeiter mit seinen Fähigkeiten kompetent und motivierend führen. Mitarbeiter, Patienten und Geschäftsführung gleichermaßen verantwortungsvoll zufriedenzustellen, erfordert ein großes Maß an Selbstvertrauen und Gelassenheit. So kann er sich auch in kritischen Situationen gegenüber den jeweiligen Parteien zu behaupten.
Begeisterung und Demut
Die eigene Einstellung zum Beruf wirkt sich nachweislich auf die unterstellten Mitarbeiter aus. Zusätzlich genießen Chefärzte ein überdurchschnittlich hohes Ansehen unter Kollegen und Patienten. Dies sollte nicht als selbstverständlich angesehen werden und bleibt auch nur bestehen, wenn man diese Faktoren erkennt, wertschätzt und lebt. Mit einer angebrachten Menge Demut und ansteckender Begeisterung für den Arztberuf ist ein Auftreten als Vorbild gewährleistet. Wer versucht, der Chef zu sein, den man früher gerne gehabt hätte, hat Patienten und Kollegen auf seiner Seite und schafft eine Arbeitsatmosphäre, in der alle gerne und erfolgreich arbeiten.
Karriereplanung und Networking
Aufstieg und Erfolg als Chefarzt gedeihen nicht über Nacht. Beides erfordert Jahre an Arbeit und der Verfeinerung der eigenen Fähigkeiten und Kompetenzen. Wie lange es dauert, ein guter Chefarzt zu werden, lässt sich nicht pauschal beantwortet. Chefarztstellen sind erfahrungsgemäß in vielen Fachbereichen über Jahre belegt. Es bedarf einer längerfristigen strategischen Karriereplanung und der Wahrnehmung von Aufstiegschancen sowie Karrieremöglichkeiten. Ein starkes, über Jahre aufgebautes Netzwerk kann helfen. Bekannte, Kollegen, Fachverbände oder Klinikleitungen können als Teil eines gut gepflegten Netzwerks entscheidend sein, um frühzeitig von Chefarzt-Vakanzen zu erfahren.
Noch besser ist es, im Gespräch zu sein, bevor es zu einer Vakanz kommt. Daher ist es sicher auch von Vorteil, eine Oberarztstelle nach der Möglichkeit zu wählen, sich als möglicher Nachfolger des scheidenden Chefarztes positionieren zu können. Unabhängig von der Karrierestufe empfiehlt sich immer ein reger Austausch unter Kollegen, denn andere Mediziner müssen die gleichen Herausforderungen meistern und helfen mit erprobten Ideen und Lösungsansätzen. Mehr dazu:
Chefarztposten finden
Bei Interesse am beruflichen Aufstieg zum Chefarzt könnte ein erster Ansprechpartner der aktuelle Arbeitgeber sein. Erwartungsgemäß besteht dort das Interesse, eigene Mitarbeiter zu fördern. Möglicherweise werden interne Fortbildungen angeboten oder hilfreiche Führungskräfte-Coachings vermittelt. Die praktische Eignung gibt es aber allein in der Praxis. Wie man Chefarzt wird und weitere hilfreiche Informationen zu Gehalt und Bewerbungen finden sich hier: Bewerbungs-Tipps als Chefarzt.