Als approbierte/-r Arzt/Ärztin hat man aufgrund des Fachkräftemangels eine gute Ausgangsposition auf dem deutschen Arbeitsmarkt. Neben begehrten Facharztrichtungen mit mehr Mitbewerbern/-innen gibt es auch Facharztrichtungen, die weniger beliebt sind. Hieraus kann sich eine Chance für angehende Fachärzte/-innen ergeben, da am wenigsten Konkurrenz besteht. Mehr zu dem Thema im folgenden Beitrag.
Die Top-5 der beliebtesten Facharztrichtungen
Die Ärztestatistik der Bundesärztekammer liefert Informationen, für welche Fachrichtungen sich Ärzte/-innen besonders begeistern. Die meisten tätigen Ärzte/-innen sind im Fachbereich Innere Medizin beschäftigt, gefolgt von den Fachgebieten Allgemeinmedizin, Chirurgie, Anästhesie und Frauenheilkunde.
Das Fachgebiet Innere Medizin, das den ersten Platz belegt, bietet vielfältige Möglichkeiten zur Spezialisierung: die Teilgebiete Kardiologie, Gastroenterologie und Pneumologie sind besonders beliebt. Der zweite Platz geht an das Fachgebiet Allgemeinmedizin mit ungefähr 1.650 neuen Facharzttiteln, davon gingen knapp 1.100 an Frauen. Der Hausarztberuf ist derzeit gefragt wie selten zuvor. Die Anästhesie belegt den dritten Platz bei den beliebtesten Facharztrichtungen. Der vierte Platz geht an die Orthopädie und Unfallchirurgie. Vergleichen zu den vorangegangenen Jahren ist folgende Facharztrichtung neu zu den Top-5 hinzugekommen: Die gynäkologische Facharztausbildung.
Ärztemangel: Diese Fachgebiete stehen stark unter Druck
Es gibt Fachgebiete, in denen die Personalsituation besonders stark angespannt ist und lang ausgeschriebene Stellen nicht zu besetzten werden. Hierunter zählt das Fachgebiet Hygiene und Umweltmedizin, welches den ersten Platz belegt. Sofern sich an der aktuellen besorgniserregenden Nachwuchssituation nichts ändert, könnte sich diese zukünftig noch verschärfen, da 72 Prozent der stationär tätigen Ärzte/-innen in diesem Fachgebiet 50 Jahre und älter sind und bald in den Ruhestand treten.
Zu den weiteren Fachgebieten, die einen Fachkräftemangel aufweisen, gehören Fachgebiete aus dem Bereich Psychiatrie/Psychosomatik: In der Psychiatrie oder der Kinder- und Jugendpsychiatrie seien 63 Prozent der offenen Stellen nicht zu besetzen und in der Psychosomatischen Medizin 33 Prozent. Gleichzeitig steigt aber der Bedarf an qualifizierter psychiatrischer Versorgung: Der Deutschen Gesellschaft für Psychiatrie und Psychotherapie, Psychosomatik und Nervenheilkunde (DGPPN) zufolge erkrankt bundesweit jeder vierte Mensch an einer psychiatrischen Störung – Tendenz steigend. Aus diesem Grund wird der ärztliche Nachwuchs dringend benötigt.
Ärzte/-innen haben in diesen Fachrichtungen eine geringe Konkurrenz. Die Intention ist derweilen, die vielen Vorurteile und Klischees in Bezug auf das Spektrum der Psychiatrie/Psychosomatik abzubauen und Nachwuchsmediziner/-innen für das Fach zu begeistern.
Die unbeliebteste Facharztrichtung
Neben den beliebtesten Facharztrichtungen existieren auch weniger beliebte Facharztrichtungen. In einer Studie aus der Universität Trier wurden die Studienteilnehmer/-innen mit der Fragestellung „Welche Facharztweiterbildungen kommen für Sie definitiv nicht in Frage?“ nach den sogenannten „No-Go“-Fachrichtungen befragt. Folgende Antworten bzw. Fachgebiete wurden genannt.
Fachgebiet | Anteil |
Haut- und Geschlechtskrankheiten | 49,5% |
Augenheilkunde | 49,2% |
Psychiatrie und Psychotherapie | 45,8% |
Psychosomatische Medizin und Psychotherapie | 42,7% |
Orthopädie und Unfallchirurgie | 41,6% |
Urologie | 37,4% |
Chirurgie | 38,5% |
Frauenheilkunde und Geburtshilfe | 35,0% |
Radiologie | 32,6% |
Kinder- und Jugendmedizin | 23,7% |
Neurologie | 21,5% |
Allgemeinmedizin | 17,9% |
Anästhesie | 15,2% |
Innere Medizin | 10,4% |
Hieraus ergibt sich, dass das Fachgebiet der Dermatologie vor dem Fachgebiet der Augenheilkunde zu den unbeliebtesten Fachrichtungen zählt. Zudem scheinen (angehende) Mediziner/innen gegebenüber nicht-somatischen Fächern eine zurückhaltende Haltung zu haben. Dies erklärt auch die besorgniserregende Nachwuchssituation in diesen Fachgebieten.
Wenig Beachtung für das Fachgebiet Geriatrie
Im Hinblick auf die immer älter werdende Gesellschaft ist die Nachfrage an qualifizierten Geriatern/-innen groß: Jede dritte Stellenanzeige für Internisten kommt aus der geriatrischen Abteilung. Trotz allem scheinen sich Ärzte/-innen für die Geriatrie bisher nicht wirklich begeistern zu können. Auch die Geriatrie habe mit einer äußerst dünnen Bewerberdecke zu kämpfen – ähnlich dünn wie in der Hygiene und Umweltmedizin oder in der Psychosomatischen Medizin. Im Umkehrschluss kann dies bedeuten, dass sich in der Geriatrie eine geringe Anzahl an Mitbewerbern/-innen ergibt und wenig Konkurrenz vorliegt.