Fast jeder Mensch war in seinem Leben bereits schon einmal bei einem Augenarzt, dem Facharzt für Augenheilkunde. Was genau ein Augenarzt macht und alle Infos zum Beruf im folgenden Artikel.
Inhaltsverzeichnis
Was ist ein Augenarzt?
Der Augenarzt (Ophthalmologe) ist der Facharzt für Augenheilkunde (Ophthalmologie). Sein Fachgebiet sind Erkrankungen und Funktionsstörungen des Auges, der Anhangsorgane sowie des Sehnervs bis hin zur Sehrinde im Gehirn, dem verarbeitenden Zentrum des Sehens. Auf Grundlage der Diagnostik entscheidet er sich für die entsprechenden medizinischen Behandlungen und Therapieformen.
Die Augenheilkunde gehört zu den ältesten, medizinischen Fachdisziplinen. Das Auge ist eines der wichtigsten und komplexesten Sinnesorgane des Menschen. Die Anatomie des Auges umfasst sowohl mechanisch-funktionelle als auch nervale Strukturen. Entsprechend umfangreich ist das Aufgabengebiet des Ophthalmologen.
Über das Erkennen und Behandeln von Erkrankungen und Funktionsstörungen der Augen hinaus, besitzt die Augenheilkunde enge Verknüpfungen zu anderen Fachgebieten, wie der HNO-Medizin, der Dermatologie und der Neurologie. Nicht selten werden Augenärzte gebeten, als Experten ophthalmologische Befunde zu erstellen, um so die Diagnose bzw. Verdachtsdiagnose bei Patienten anderer Fachdisziplinen, wie der Inneren Medizin oder der Neurologie, zu bestätigen, oder auszuschließen.
Was behandelt ein Augenarzt?
Der Facharzt für Augenheilkunde beschäftigt sich mit einem breiten Spektrum unterschiedlicher Erkrankungen und Funktionsstörungen. Sie reichen von einfachen Entzündungen der Augen und Augenlider, bis hin zu komplizierten Sehstörungen. Wir haben nachfolgend die wichtigsten Krankheitsbilder in der Augenheilkunde zusammengestellt:
Grüner Star (Glaukom)
Eine der häufigsten, altersbedingten Augenerkrankungen. Der Augenarzt ist gefordert, durch regelmäßige Kontrollen das Glaukom frühzeitig zu erkennen und entsprechend zu therapieren. Denn die Sehstörungen treten nicht plötzlich auf, sondern entwickeln sich schleichend.
Grauer Star (Katarakt)
Eine Erkrankung des Auges, bei dem die ursprünglich klare Linse allmählich trüb wird und damit ihre regelrechte Brechkraft verliert. In der Folge werden die Dinge, die man sieht, unscharf. Betroffene beschreiben das Bild, wie von einem dichten Schleier überzogen. Auch reagieren einige Patienten empfindlicher auf Lichtblendungen. Beim Grauen Star unterscheidet der Facharzt für Augenheilkunde zwischen dem altersbedingten und dem bereits in der Kindheit auftretenden.
Diabetische Retinopathie
Eine Erkrankung der Netzhaut des Auges, die bei Diabetikern auftritt. Der Augenarzt konzentriert sich bei der Diagnose auf die sogenannte Makula am Augenhintergrund, die Stelle des schärfsten Sehens. Rund um diese verändern sich bei Betroffenen die feinen Blutkapillaren.
Altersbedingte Makuladegenration (AMD)
Viele Körperzellen, wie beispielsweise die Sinnenzellen der Netzhaut, können bei Schädigung eine Selbstreparatur durchführen. Diese Fähigkeit geht mit zunehmendem Alter allmählich verloren. Der Facharzt für Augenheilkunde diagnostiziert bei diesen Patienten eine Degeneration im Bereich der Makula.
Bindehautentzündung (Konjunktivitis)
Die mit Abstand am häufigsten auftretende Augenerkrankung. Bevor der Augenarzteine Therapie durchführt, untersucht er die Ursache der Entzündung. Nur der Ophthalmologe kann eine harmlose Entzündung von einer schwerwiegenden Augenerkrankung unterscheiden.
Kurzsichtigkeit (Myopie)
Patienten können nahe gelegene Dinge scharf sehen, in der Entfernung werden Gegenstände jedoch unscharf. Myopie ist oftmals erblich bedingt, kann also auch schon bei Kindern auftreten. Der Facharzt für Augenheilkunde wird die Fehlsichtigkeit frühzeitig erkennen und ihr Ausmaß bestimmen. Er stellt zudem fest, ob eine Brille oder Kontaktlinsen notwendig sind.
Trockenes Auge
Eine verminderte Benetzung der Augenoberfläche mit Tränenflüssigkeit, bei der das Auge Entzündungszeichen zeigt. Der Augenarzt unterscheidet eine hyposekretorische, bedingt durch mangelnde Tränenproduktion, von einer evaporativen Form, hervorgerufen durch verstärkte Verdunstung des Tränenfilms.
Lidrandentzündung (Blepharitis)
Der Facharzt für Augenheilkunde wird hierbei mit einer häufigen Erkrankung der Anhangsorgane des Auges, in diesem Fall der Augenlider, konfrontiert. Patienten klagen über gerötete Augen und Entzündungszeichen. Hauptursache ist eine Funktionsstörung der Talgdrüsen (Meibomschen Drüsen).
Hornhautverkrümmung (Astigmatismus)
Wie der Name sagt, liegt die Ursache des unscharfen Sehens nicht in der Verformung des Augapfels, sondern in derjenigen der Hornhaut. Beim Astigmatismus wird, aufgrund einer unregelmäßig verformten Hornhaut, das einfallende Licht nicht mehr gleichmäßig gebrochen. Der Augenarzt hat bei der Therapie die Wahl zwischen Brille, Kontaktlinsen oder einem operativen Eingriff, der inzwischen schonend mittels Laser durchgeführt wird.
Alterssichtigkeit (Presbyopie)
Dabei handelt es sich nicht um eine Erkrankung im eigentlichen Sinne, sondern um eine Alterserscheinung. Sie ist Folge einer veränderten Elastizität der Linse. Der Facharzt für Augenheilkunde wendet eine besondere Diagnostik an, um die Brechkraft der Augen und die erforderlichen Therapien und Hilfen individuell zu erkennen und zu bestimmen.
Untersuchungsmethoden und Behandlungsmethoden Augenarzt
Der Facharzt für Augenheilkunde arbeitet meist nach einem festgelegten Schema. Grundlage bildet das Patientengespräch, in dem Betroffene ihr Leiden detailliert schildern, einschätzen und beschreiben. Schließlich wird der Ophthalmologe die Augen von außen begutachten, meist mit Hilfe einer sogenannten Spaltlampe. Erst dann folgen die eingehenden bzw. weitergehenden Untersuchungen der Augen:
1. Sehtest
Bei diesem überprüft der Augenarzt die Sehschärfe beider Augen. Häufig verbindet er diese Untersuchung mit einer Kontrolle des Augeninnendrucks und betrachtet auch den Augenhintergrund (Ophthalmoskopie). Zu diesem Zweck wird ein Augenspiegel verwendet. In manchen Fällen erhält der Patient etwa 20 Minuten vor der Untersuchung Augentropfen, welche die Pupillen vorübergehend erweitern, um so den Blick auf den Augenhintergrund zu vereinfachen.
2. Sehvermögen
Nicht nur Schärfe oder Unschärfe sind für den Facharzt für Augenheilkunde ein wichtiges Kriterium seiner Diagnostik. Auch Farbensehen, Augenbeweglichkeit und Augenstellung gehören zu einer augenärztlichen Untersuchung dazu.
3. Gesichtsfeldprüfung
Wenn wir geradeaus blicken, erkennen wir dennoch Dinge, die sich am Rande befinden. Den Umfang dieses sogenannten Gesichtsfeldes überprüft der Augenarzt mit Hilfe eines Perimeters. Das Gerät sendet bei fixiertem Kopf Lichtreize aus, die sich bewegen und in ihrer Helligkeit variieren. Der Patient bestätigt Veränderungen mittels einer Taste.
4. Fluoreszenz-Angiographie
Im Mittelpunkt der Untersuchung steht die Netzhaut. Der Facharzt für Augenheilkunde spritzt dem Patienten ein sogenanntes Kontrastmittel in die Armvene. Dieses gibt dann Hinweise auf mögliche Gefäßveränderungen im Auge, die der Ophthalmologe mittels einer speziellen Kamera erkennt und beurteilt. Vor der Untersuchung wird eine mögliche Allergie auf die entsprechenden Mittel ausgeschlossen.
5. Optische Kohärenztomographie (OCT)
Der Augenarzt misst hierbei die Dicke der Netzhaut und prüft sie auf eventuelle Flüssigkeitsansammlungen. Verwendet wird ein Laser.
Facharzt für Augenheilkunde – Studium
Voraussetzung für die Tätigkeit als Augenarzt sind ein abgeschlossenes Medizinstudium und eine anschließende Weiterbildung im Bereich der Augenheilkunde.
Das Medizinstudium dauert insgesamt 6 Jahre und somit 12 Semester. Es setzt sich aus den folgenden drei Abschnitten zusammen:
- Vorklinik
- Klinik
- praktisches Jahr
Die Vorklinik vermittelt die theoretischen Grundlagen der Medizin und dauert insgesamt 2 Jahre.
Im klinischen Teil des Studiums dauert 3 Jahre und es werden klinische Fächer erlernt wie die Chirurgie, Anästhesie und auch die Augenheilkunde.
Im abschließenden praktischen Jahr erlernen die Nachwuchsmediziner in einer Klinik den praktischen Teil des Arztberufes.
Hat man schließlich das Medizinstudium abgeschlossen und die Approbation erhalten, erfolgt die ärztliche Weiterbildungszeit.
Facharzt für Augenheilkunde – Ausbildung und Weiterbildung
Die Ausbildung zum Augenarzt erfolgt im Rahmen Weiterbildungszeit als Assistenzarzt umfasst insgesamt 60 Monate. Von diesen können bis zu 36 Monate im ambulanten Bereich abgeleistet werden. Weitere Möglichkeiten einer Spezialisierung bieten sich für den Augenarzt in sogenannten Fachkunde-Ausbildungen mit einer Dauer von jeweils einem Jahr. Hierzu zählen die Bereiche Laboruntersuchungen in der Augenheilkunde, Laserchirurgie in der Augenheilkunde, oder die Chirurgie der Augenmuskeln.
Folgende Inhalte werden beispielsweise in der Weiterbildung Augenheilkunde vermittelt:
- Gesundheitsberatung und Früherkennung einschließlich Amblyopie, Glaukom- und Makuladegenerationsvorsorge
- Erkennung, konservative und operative Behandlung und Nachsorge von Erkrankungen, Funktionsstörungen, Verletzungen und Komplikationen des Sehorgans, der Sehbahn und der Hirnnerven
- Erhebung optometrischer Befunde und der Bestimmung und Verordnung von Sehhilfen einschließlich Anpassung von Kontaktlinsen und vergrößernden Sehhilfen sowie Indikationsstellung für refraktivchirurgische Verfahren
- Erkennung und Behandlung nicht paretischer und paretischer Stellungs- und Bewegungsstörungen der Augen, der okulären Kopfzwangshaltungen und des Nystagmus
- Rehabilitation von Sehbehinderten
- Ergo-, Sport- und Verkehrsophthalmologie
Die kompletten Weiterbildungsinhalte gibt es unter Weiterbildung Augenheilkunde.
Jobs in der Augenheilkunde
Passende Stellenangebote in der Weiterbildung Augenheilkunde gibt es direkt bei uns unter Assistenzarzt Stellenangebote Augenheilkunde.
Alle Jobs in diesem Fachbereich für Facharzt bis Chefarzt gibt es unter Stellenangebote Augenheilkunde / Augenarzt.
Augenärzte in Deutschland
Von den insgesamt über 416.120 Ärztinnen und Ärzten in Deutschland arbeiteten im Jahre 2022 laut Bundesärztekammer 7.974 als Facharzt für Augenheilkunde. Von diesen waren 6.188 als ambulante Ärzte in eigener Praxis, oder Angestellte in fremder Praxis tätig, 1.026 arbeiteten stationär. Die übrigen Fachärzte für Augenheilkunde übten ihren Beruf bei Behörden, Körperschaften, oder in sonstigen Bereichen aus.
Facharzt für Augenheilkunde – Gehalt
Ein Augenarzt in Deutschland verdient im Jahr zwischen 50.840 und 123.504 Euro, abhängig von der Arbeitsstätte und dem Arbeitsverhältnis, der Erfahrung und der Position (Quelle: gehaltsvergleich.com). Zudem kann das Augenarzt Gehalt von Bundesland zu Bundesland unterschiedlich sein, wenn man nicht in tariflich bezahlter Anstellung ist.
Alle ärztlichen Fachbereiche gibt es in unserer großen Übersicht Facharztrichtungen – Medizin Fachgebiete im Überblick.