Der Beruf des Psychiaters bzw. Facharztes für Psychiatrie und Psychotherapie wird häufig verwechselt mit dem Beruf des Psychotherapeuten oder Psychologen. Was genau ist ein Psychiater? Welche Aufgaben hat er? Wie kann man Psychiater werden? Welches Studium und welche Ausbildung muss absolviert werden? Alles in folgendem Artikel ausführlich erklärt.
Inhaltsverzeichnis
Was ist ein Psychiater?
Ein Psychiater ist ein Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie. Der Beruf steht in enger Verbindung mit dem des Neurologen, des Psychologen und das Psychotherapeuten. Der Alltag eines Psychiaters besteht einerseits aus Gesprächen mit Patienten, bietet jedoch auch viele andere Facetten.
So darf der Psychiater auch Medikamente verschreiben im Gegensatz beispielsweise zum Psychotherapeuten. Der Grund dafür ist, das Psychiater Medizin studiert haben, Ärzte sind und sich mit Funktion und Erkrankungen des menschlichen Körpers beschäftigt haben. Psychologen sind keine Ärzte und dürfen daher auch keine Medikamente verschreiben.
Psychiater werden – Studium
Die Basisvoraussetzung um Psychiater zu werden ist ein Medizinstudium. Anschließend muss er eine mehrjährige Weiterbildung absolvieren, bis sich der Mediziner schließlich Psychiater nennen darf.
Oftmals bestehen Verwirrungen zwischen den Begriffen Psychiater, Psychotherapeut und Psychologe. Eine Psychologe hat an einer Universität Psychologie studiert, dagegen hat der Psychiater Medizin studiert und der Psychotherapeut hat entweder Psychologie oder Medizin studiert und sich anschließend entsprechend weitergebildet.
Das Medizinstudium als Basis für den Beruf des Facharztes für Psychiatrie und Psychotherapie dauert insgesamt 12 Semester und erstreckt sich somit über 6 Jahre. Die ersten 4 Semester werden als Vorklinik bezeichnet, das 5. bis 10. Semester als Klinik und im letzten Jahr das Studiums wird ein Praktikum durchgeführt, das sogenannte praktische Jahr.
Anschließend wird die Approbation als Arzt erteilt und man ist mehrere Jahre als Assistenzarzt tätig in der Weiterbildung zum Facharzt.
Psychiater Ausbildung – die Facharztweiterbildung
Nach dem erfolgreichen Abschluss von Medizinstudium kann der ausgebildete Mediziner als Assistenzarzt Arbeiten und mit der Facharztweiterbildung zum Psychiater beginnen.
Die Weiterbildung dauert mindestens fünf Jahre, wie es auch für die Facharztweiterbildung von anderen Fachrichtungen üblich ist.
Angehende Psychiater müssen zwei Jahre in der psychiatrischen und psychotherapeutischen Versorgung auf einer Station im Krankenhaus und ein Jahr in der Neurologie ableisten. Bis zu zwölf Monate können in der Kinder- und Jugendpsychiatrie sowie der forensischen Psychiatrie angerechnet werden. Außerdem können bis zu zwei Jahre in der ambulanten Patientenversorgung und bis zu sechs Monate in der Inneren Medizin oder der Allgemeinmedizin sowie der Neurochirurgie oder Neuropathologie angerechnet werden.
Zusätzlich müssen Psychiater sich selbst besser kennenlernen, um in der Arbeit mit Patienten die eigenen Gefühle, Bedürfnisse oder Wünsche nicht mit denen des Patienten zu verwechseln. Dazu müssen sowohl interaktionsbezogene Fallarbeit sowie eine Einzel- oder Gruppentherapie abgeleistet werden.
Mehr und ausführliche Information gibt es im Artikel zur Weiterbildung Psychiatrie und Psychotherapie.
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Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie – Krankheitsbilder
Die Arbeit eines Psychiaters beschäftigt sich mit psychischen Erkrankungen und Gesundheitsstörungen des Menschen, die vor allem die Seele und den Geist des Menschen betreffen. Dabei erfolgt auch ein Einbezug von körperlichen Faktoren. Zu den Gesundheitsstörungen, den sich der Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie annimmt, zählen beispielsweise:
- Depressionen
- Burnout
- Manien
- Ängste
- Panikstörungen
- Schizophrenie
- Demenz
- Zwangsstörungen
- Suchtkrankheiten
- Persönlichkeitsstörungen
- Störungen der Sexualität
- Störungen von Gedächtnis und Aufmerksamkeit
Psychiater diagnostizieren und behandeln diese Erkrankungen, kümmern sich jedoch auch gleichzeitig um die Vorbeugung und Rehabilitation.
Um die individuellen Krankheitsbilder zu verstehen, betrachten Psychiater die Erkrankung in Zusammenschau mit psychosozialen und psychosomatischen sowie gegebenenfalls forensischen Aspekten. Dafür bedienen sie sich spezieller psycho- und soziotherapeutischer Verfahren.
Aufgaben des Facharztes für Psychiatrie und Psychotherapie – was macht ein Psychiater?
Je nach dem gesetzten Schwerpunkt des Psychiaters fallen unterschiedliche Aufgaben an. Die Anamnese, die psychiatrische Untersuchung und die Erhebung von Befunden, die Kenntnis und Durchführung einer entsprechenden Arzneimitteltherapie sowie das Drugmonitoring sind jedoch regelmäßig Teil der psychiatrischen Arbeit.
Eine der Hauptaufgaben des Psychiaters ist die psychiatrische Untersuchung. Im Rahmen dieser macht sich der Psychiater ein Bild des Patienten, um später die entsprechenden Behandlungsmethoden festzulegen. Im Gespräch mit dem Patienten erhält der Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie Informationen über:
- Stimmung des Patienten
- Gefühls – und Gemütsleben
- Art und Ablauf des Denkens
- Antrieb und Psychomotorik
- Schlafverhalten
- Vegetative Funktionen wie Appetit
- Geistige Leistung wie Konzentration, Gedächtnis, Aufmerksamkeit
- Sexualität
- Körperliche Beschwerden und Schmerzen
Anhand dieser Informationen legt der Psychiater die weitere Therapie fest und definiert notwendige Untersuchungs- und Behandlungsmethoden.
Auch körperliche Krankheiten wie organische Erkrankungen (z.B. des Gehirns) führen zu psychischen Störungen. Körperliche Beschwerden führen zu Schmerzen, die für Patienten oftmals sehr belastend sind und die Psyche des Patienten negativ beeinflussen. Nur eine ganzheitliche Betrachtung des Patienten aus psychiatrischer Untersuchung und körperlicher Untersuchung führt zu einer korrekten Einschätzung der Beschwerden des Patienten. Gerade deshalb gehört zu den Aufgaben des Facharztes für Psychiatrie und Psychotherapie auch die Zusammenarbeit mit anderen Fachrichtungen.
Behandlungsmethoden des Psychiaters
Im Rahmen der Untersuchung der Patienten sind Patientengespräche ebenso wie Fragebögen wichtig, um Informationen über das Krankheitsbild zu gewinnen. Darüber hinaus gilt es, mittels bildgebender und elektrophysiologischer Diagnostik, (hirn-)organische Ursachen der Beschwerden auszuschließen. In der Arzneimitteltherapie müssen mögliche Nebenwirkungen rechtzeitig erkannt werden, sodass es wichtig ist, dass Psychiater Ahnung von Laborwerten und EKGs haben.
Bei den Behandlungsmethoden wird vor allem zwischen der medikamentösen Therapie und der Psychotherapie unterschieden.
Medikamentöse Therapie
Aufgrund des häufigen Vorkommens von Depressionen sind Antidepressiva gut bekannte Medikamente, die in der psychiatrischen Behandlung Verwendung finden. Andere oft angewendete Substanzgruppen sind Antipsychotika (früher als Neuroleptika bezeichnet) und Benzodiazepine in der Akutsituation als angstlösende und beruhigende Arzneimittel.
Psychotherapie
Psychotherapien können als Einzel- oder Gruppensitzungen stattfinden. Ein Sexualtherapeut vereinbart beispielsweise sowohl Sitzungen mit dem Ehepaar als auch Einzelsitzungen mit den Partnern.
Insgesamt sind fünft Arten der Psychotherapie wissenschaftlich anerkannt:
- Verhaltenstherapie
- analytische Psychotherapie
- tiefenpsychologisch fundierte Psychotherapie
- systematische Therapie
- Psychotherapeutische Gesprächstherapie (Gesprächspsychotherapie, klientenzentrierte Psychotherapie)
Welche Therapieform zum Einsatz kommt, hängt entscheidend vom Krankheitsbild, dem Therapieziel und dem Patienten ab.
Verhaltenstherapie
Eine Verhaltenstherapie kann bei Angst-, Zwangs- und Persönlichkeitsstörungen gute Erfolge bringen. Im Laufe des Lebens baut jeder Mensch bestimmte Verhaltens- und Reaktionsmuster auf. Diese versucht der Psychiater gemeinsam mit dem Patienten im Rahmen der Verhaltenstherapie zu verändern. Leidet ein Mensch zum Beispiel an einer Phobie, soll im Rahmen dieser Therapie erlernt werden, besser damit umzugehen.
Analytische Psychotherapie
Die analytische Psychotherapie geht auf Sigmund Freud zurück und erforscht die (früh-)kindlichen Ursachen, die hinter der Entwicklung einer psychischen Erkrankung stecken können, sowie unbewusste und unterbewusste Bedürfnisse und Wünsche. Der Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie hat hierin als Aufgabe, dem Patienten verdrängte Umstände bewusst zu machen und diese zu verarbeiten. Dabei verlaufen die Gespräche mit dem Patienten offen, der Psychiater nimmt eine passive Rolle ein und der Patient erzählt was ihm gerade einfällt.
Tiefenpsychologisch fundierte Psychotherapie
Die tiefenpsychologisch fundierte Psychotherapie ähnelt der analytischen Psychotherapie, konzentriert sich dabei jedoch vor allem auf aktuelle Probleme im sozialen Miteinander. Im Gespräch mit dem Patienten versucht der Psychiater, nicht gelöste innere Konflikte aktiv aufzudecken und konkrete Problemstellungen im Leben des Patienten zu lösen. Dabei nimmt der Psychiater bei dieser Therapie eine aktive Rolle ein und lenkt das Gespräch aktiv hin auf bestimmte Probleme und Hintergründe. Der Begriff „tiefenpsychologisch“ basiert dabei auf der Tiefe der psychischen Prozesse.
Systemische Psychotherapie
Bei der systemischen Psychotherapie wird neben dem Patienten auch seine Familie, Bezugspersonen und sein restliches Umfeld mit einbezogen. Daher der Begriff „systemisch“. Neben Einzeltherapien kommen auch Paar- und Gruppentherapien zum Einsatz. Die Beschwerden des Patienten werden behandelt unter Einbeziehung der Beziehungsstruktur zu seinem Umfeld. Gemeinsam wird versucht, die Verhaltensweisen des Patienten positiv zu verändern.
Psychotherapeutische Gesprächstherapie
Psychotherapeutische Gesprächstherapien werden sowohl stationär als auch ambulant sowie teilstationär im Rahmen einer Tagesklinik angeboten. Im Rahmen der psychotherapeutischen Gesprächstherapie baut der Psychiater eine enge Beziehung und ein gutes Verhältnis zum Patienten auf und versucht durch regelmäßige Gespräche die Probleme des Patienten zu lösen. Bei dem Verfahren geht man davon aus, dass jeder Mensch die Tendenz zu einer positiven Entwicklung besitzt. Psychiatrischen Gesprächen wird dabei deutlich mehr Zeit zugestanden als anderen Arzt-Patienten-Kontakten. Während ein niedergelassener Allgemeinmediziner durchschnittlich fünf Minuten pro Patient aufwenden kann, umfasst eine psychotherapeutische Sitzung etwa 50 Minuten.
Psychiater Gehalt: was verdient ein Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie?
Ein Facharzt gehört der Entgeltgruppe 2 an, die wiederum in verschiedene Gehaltsstufen eingeteilt ist. Mit der Dauer der Tätigkeit in dieser Entgeltgruppe steigt das Gehalt an. An einem Universitätsklinikum verdienen Psychiater etwas mehr als an kommunalen Häusern. So beträgt das monatliche Bruttoeinkommen als Psychiater in einem Universitätsklinikum zu Beginn etwa 5.500 Euro. Das Einstiegsgehalt an einem kommunalen Haus fällt mit 5.300 Euro brutto im Monat etwas geringer aus. Dazu kommen Zulagen durch Überstunden, Nacht- und Wochenend- sowie Bereitschaftsdienste. Ein Psychiater, der sich als Facharzt für Psychiatrie niedergelassen hat, zählt nicht zu den Top 10 der bestbezahlten Fachrichtungen. Die komplette Übersicht gibt es unter Arzt Gehalt – welcher Arzt verdient am meisten?