Das Element Jod (J) – beziehungsweise sein Ion Jodid – kommt in Pflanzen, Böden und vor allem im Meerwasser vor und ist für die Schilddrüsenfunktion und damit den Metabolismus des Menschen unverzichtbar. Als essenzielles Spurenelement wird es über die Nahrung (heutzutage vor allem durch jodiertes Speisesalz und Jodzugabe in Futtermitteln) aufgenommen und neben der Schilddrüse in Speicheldrüsen, Magenmukosa und der taktierenden Milchdrüse gespeichert. Abweichende Jodwerte können erheblichen Einfluss auf die Stoffwechsel-Situation im Körper nehmen und sind besonders bei der Kindesentwicklung gefährlich.
Inhaltsverzeichnis
Was ist Jod?
Obwohl seine einzige bekannte Funktion die Beteiligung an den Schilddrüsenhormonen (Trijodthyronin – T3 und Tetrajodthyronin – T4) ist, gehört Jod zu den als sicher essenziell geltenden Spurenelementen. Ebenfalls Teil dieser Gruppe sind Eisen, Kupfer, Mangan, Molybdän, Selen und Zink. Durch die direkte Abhängigkeit der Schilddrüsenhormone von Jod nimmt es eine bedeutende Rolle in der Regulation des Grundumsatzes im gesamten Körper ein. Geringe Konzentrationen des Jodids führen unabhängig vom Regulationshormon TSH zu einer gesteigerten Synthese von T3 und T4.
Wann bestimmt man den Jod-Wert?
Die Jodwerte werden in der Praxis eher selten bestimmt – meist misst man im ersten Schritt die Schilddrüsenwerte. Fällt eine Unregelmäßigkeit auf oder weist etwas anderes auf einen Jodmangel hin, lässt sich das Spurenelement aus dem Spontanurin bestimmen. Eine weitere Indikation kann die Überwachung einer Jodsubstitution sein.
Jod – Normwerte
Der Jodstatus ist von der WHO wie folgt definiert:
Jodstatus | Konzentration pro Liter Urin |
Schwerer Jodmangel (Grad III) | 20 µg |
Mäßiger Jodmangel (Grad II) | 20 bis 50 µg |
Leichter Jodmangel (Grad I) | 50 bis 100 µg |
Optimale Versorgung | 100 bis 200 µg |
Überdurchschnittlich gute Jodversorgung | 200 bis 300 µg |
Übermäßige Jodversorgung | 300 µg |
Die Gesamtmenge an Jod im Erwachsenenkörper beträgt zwischen 10 und 20 mg. Im Serum liegt die Normalkonzentration zwischen 43 und 72 µg pro Liter.
Jodwerte zu hoch
Während Jod im Mikrogrammbereich essenziell und eine leichte Erhöhung der Zufuhr meist nicht mit gesundheitlichen Folgen in Verbindung steht, kann eine deutlich übermäßige Jodversorgung langfristig zu Problemen führen. Ein klassisches Beispiel hierfür ist die übermäßige Zufuhr nach vorherigem Jodmangel, die zu Hyperthyreose (Schilddrüsenüberfunktion) führen kann.
Jodwerte zu niedrig
Bei einem Jodmangel kommt es durch die negative Rückkopplung auf TSH zu einer Stimulation der Schilddrüsenfunktion und einer Zellproliferation. Das Resultat ist in vielen Fällen eine Vergrößerung der Schilddrüse – das sogenannte Jodmangel-Struma. Infolgedessen können sich Adenome bilden. In extremen Mangelfällen kann sich eine Schilddrüsenunterfunktion (Hypothyreose) entwickeln. Bei Schwangeren hat die Minderernährung mit Jodid irreversible Auswirkungen auf die Entwicklung von Nerven- und Skelettsystem des ungeborenen Kindes (Jodmangel-Kretinismus).
Was tun bei abweichenden Jod-Werten?
Jod-Werte über der empfohlenen Menge haben ihren Ursprung meist nicht in der Ernährung, sondern in jodhaltigen Medikamenten oder Desinfektionsmitteln. Der Austausch der jeweilig verantwortlichen Produkte kann die abweichenden Werte schon verbessern. Darüber hinaus kann ein Verzicht auf besonders jodreiche Produkte (z.B. Seefisch, Algen, Jodsalz) die Jodzufuhr stark reduzieren.
Ein Jodmangel ist – gerade im Risikogebiet Süddeutschland – um einiges häufiger. Die WHO empfiehlt, auf die korrekte Zufuhr zu achten: 200 µg pro Tag bei einem Mehrbedarf in Schwangerschaft und Stillzeit. Lässt sich der Bedarf nicht durch die Ernährung decken, kann eine ergänzende Jodeinnahme sinnvoll sein. Diese sollte jedoch unter Absprache mit einem/-r zuständigen Arzt/Ärztin stattfinden.
- Horn, Biochemie des Menschen, Stuttgart: Thieme (8. Auflage, 2020)
- Biesalski et al., Taschenatlas Ernährung, Stuttgart: Thieme (8. Auflage, 2020)
- Wehling, Klinische Pharmakologie, Stuttgart: Thieme ( 2. Auflage, 2011)
- Graefe et al., Duale Reihe Pharmakologie und Toxikologie, Stuttgart: Thieme (2. Auflage, 2016)
- Remer, Jodversorgung bei Kindern und Jugendlichen – Maßnahmen, Probleme und Erfolge im Wachstumsalter, Forschungsinstitut für Kinderernährung, Dortmund: Springer (2007)
- Jodversorgung in Deutschland, https://www.bmel.de/... , (Abrufdatum 19.11.2023)